von Ursula100 » 27.05.2008, 09:52
Hallo zusammen,
habe zwar jetzt länger nichts geschrieben, hoffe trotzdem auf eure Hilfe.
Nur zu eurem Verständnis, erkläre ich kurz die Situation:
Grundsätzlich habe ich kein Problem mit meinem Stoma, und auch damit nicht, andere Leute darüber zu informieren. DH. es wissen sehr viele Menschen Bescheid (auch in der Arbeit)und eigentlich stört mich das nicht.
Trotzdem habe ich mit meinem Freund ausgemacht, dass er es seinen Verwandten nicht erzählt, insbesondere seiner Schwester, mit ihr komme ich nicht recht gut klar, ich sehe sie im Jahr vielleicht 3 mal.
und jetzt geht es den Eltern von meinem Freund sehr schlecht (gesundheitlich) und es geht darum, das Haus der Eltern zu räumen, weil die beiden in ein Heim müssen. Zu diesem Zweck hat sich mein Freund mit seiner Schwester getroffen, und anscheinend hat die Schwester gemeint, dass ich ja schließlich auch helfen könnte, und da hat mein Freund seiner Schwester von meinem Stoma erzählt - und gesagt dass ich nicht so viel helfen kann, weil ich krank bin usw...
Und mir gehts jetzt total schlecht. Ich sehe es als Vertrauensbruch. Es stimmt zwar dass ich die eine oder andere Arbeit (schwer heben etc.) nicht machen kann, doch immerhin schmeiße ich einen 80 m² Haushalt für 2 Personen und berufstätig bin ich auch.
Nun möchte ich euch bitten, mir eure Meinung dazu zu sagen, könnt ihr verstehen dass ich verletzt bin oder reagiere ich zu empfindlich?
Vielen Dank, Ursula
von hope » 27.05.2008, 10:25
Hallo Ursula!
Ja, ich verstehe Dich.
Beim Lesen mußte ich daran denken, wie es mir ergangen ist hier in unserem Teil der Familie, mit denen ich nicht klar komme, und dann mit den "lieben" Mitmenschen aus dem Dorf:
Ich bin 2006 an Darmkrebs erkrankt und das war wie ein Lauffeuer im Dorf rum, kaum daß ich selbst die Diagnose bekam:(. Das Schlimme bei Krebs ist ja aber, daß alle es wissen, aber so tun, als wüßten sie nichts. Für mich war jeder Gang aus dem Haus sehr sehr schwer. Und auf einmal war auch bei mir dieses Gefühl da, das Du beschreibst: Ich wollte nicht mehr, daß bestimmte Menschen etwas über mich wissen. Erklären konnte ich das nicht, bis mir eine liebe Freundin das Stichwort an die Hand gab, mit dem ich verstand, warum es mich so traf, wenn jemand außerhalb meines Kreises über mich Bescheid wußte: Es war einfach eine sehr intime Angelegenheit, die Krankheit. Unsere ganz persönliche schwere Erfahrung. Es war meins. Und deswegen wollte ich auch aussuchen, mit wem ich es teile.
Bei Dir ist es nun so gekommen, daß Dein Freund seiner Schwester gegenüber aus der Situation heraus dann doch von Deinem Stoma gesprochen hat, was er aber sicherlich getan hat, damit die Schwester sich nicht über Dich ausläßt. Er hat ihr sozusagen gleich den Riegel vorgeschoben. Ich denke, er hat es getan, um Dich zu schützen.
Hm, konnte ich Dir nun ein wenig helfen? Ich hoffe es.
von Holzwurm » 27.05.2008, 10:42
Guten Morgen Ursula
Ich finde auch das es ein schmaler Grad ist ob man jemanden schütz oder verteidigt und ob man jemanden verletzt...
weil man ihn verteidigt hat ...
meistens hat man keine Möglichkeit sich abzusprechen...
ich denke du kannst deinen Freund verzeihen....
er hat es ja nicht böse gemeint
lg
Ralf
von Chief » 27.05.2008, 11:05
Hallo Ursula,
einerseits kann ich verstehen das Du sauer auf ihn bist, aber sehe es mal so wie meine Vorredner schon schrieben. Vermutlich war das genau die richtige Reaktion auf die Anspielung seiner Schwester. Damit hat er ihr direkt den Wind aus den Segeln genommen. Damit ist das Tema dann erledigt und um den Rest seiner Familie must Du Dir ja nun auch keinen Kopf mehr machen, das wird dann schon die Runde machen. Verzeihe ihm und lass es gut sein.
Gruß
Uli
von Ursula100 » 27.05.2008, 11:07
Hallo hope,
ja, ich danke dir für deine Antwort, und es trifft genau das zu was du schreibst. Es ist eben immer noch "MEINS" und und trotz allem eine sehr intime Angelenheit. Und ich möchte bestimmen, mit wem ich meine Geschichte teile.Ich verstehe gut was du sagst, dass es wie ein Lauffeuer herumging. Ich bin mit 7 Jahren an CU erkrankt und da bekam ich als Stempel aufgedrückt, das ist das kranke Kind von der Familie soundso. Ich habe jahrelang gekämpft, diesen "Stempel" loszuwerden, weil schließlich besteht ein Mensch, auch wenn er krank ist, noch aus anderen Eigenschaften und Fähigkeiten, als nur die Krankheit.
Vielleicht hast du recht - mit der Vermutung dass mein Freund mich eigentlich schützen wollte.
Ich danke dir für deine Zeilen, schon das Gefühl, nicht allein zu sein, gibt mir sehr viel.
lg. Ursula
von Ursula100 » 27.05.2008, 11:12
Auch an Ralf und Uli,
danke für eure Zeilen, vermutlich habt ihr recht damit, trotz allem bin ich verletzt und ich kann das Gefühl leider nicht von heute auf morgen loswerden.
Dass es jetzt vermutlich die Runde in seiner Verwandtschaft machen wird, ist mir schon klar, noch dazu wo seine Schwester eine Tratschtante ist, und sich gern reden hört. (Deshalb mag ich sie nicht).
Ich danke euch, lg. Ursula
von hmengers » 27.05.2008, 11:18
Hallo Ursula,
ich würde das ganz bestimmt nicht als "Vertrauensbruch" ansehen sondern im Gegenteil als eine vorsorgliche Unterstützung durch Deinen Freund.
Natürlich kann ich gut reden. Einen Teil meines Hndicaps, den Rollstuhl sieht jeder direkt. Ein Stoma, eine Krebserkrankung sieht man zuerst einmal nicht. Aber es gibt auch keinen Grund, sie zu verstecken. Ich bin der Auffassung, dass man mit einer Krankheit/einer Behinderung am besten umgehen kann, wenn man sie offensiv darstellt. Z.B. indem man dbei passender Gelegenheit auch die Fragen beantwortet, die mancher gerne stellen würde, aber sich nicht traut sie zu stellen. Dann wird auch nicht getuschelt.
In diesem Sinne solltest Du einmal mit Dir zusammen überlegen, ob Du Dich verstecken musst oder ob Du dafür gar keinen Grund hast. Du musst Dir ja nicht gerade ein Schild um den Hals hängen...
und dass Du die Frage überhaupt gestellt hast, ist ja auch ein Zeichen dafür, dass Du Dir selbst nicht sicher bist.
Alles Gute und liebe Grüße
Herbert
der Allesbesserwisser
von steffen » 27.05.2008, 11:20
hallo ursula
ich würde auch sagen dein freund will dich nur beschützen.
und hatt es gut gemeint.
alles gute steffen.
von anne14 » 27.05.2008, 11:23
Hallo Ursula,
ich kann verstehen das du gekränkt bist. Ich denke dein Freund wollte sich nur schützend vor dich stellen. Denn sonst hätte seine Schwester wahrscheinlich rum erzählt wie faul du bist und nicht mit hilfst. Dieses gequatsche wollte er sich wohl nicht antun. Wenn dir das dann zu Ohren gekommen wäre,wärst du auch sauer gewesen. Geh der Frau aus dem Weg und was andere reden und denken sollte dir egal sein. Für deinen Freund war das kein Vertrauensbruch, sondern er denkt er hat dir geholfen. Also sei wieder lieb mit ihm.
Vlg Annette
von Mücke » 27.05.2008, 11:50
Hallo Ursula
Ich glaube auch dein Freund wollte dich in Schutz nehmen.Ich weiß aus eigener Erfahrung das wir sehr empfindlich reagieren.Ich selber bin auch ein sehr offener Mensch, alle Verwandte(Meine Seite und meinem Mann seine Seite)wissen von meinem Stoma auch viele Freunde und Bekannte.Aber ich komme aus einem kleinen Dorf und hatte mit 18 MC und auch noch im Dorf gearbeitet,also wußte der ganze Ort die ist krank.So ist das auch heute noch,meine Eltern werden oft gefragt,wie geht es ihr denn?Mich ärgert es oft,denn es sind auch viele Leute dabei die aus Neugierde fragen und nicht aus Mitgefühl.Auserdem möchte man mit manchen Leuten auch gar nicht darüber sprechen.
Ich selber ärgere mich auch öfter über mich selber und komme mir in verschiedenen Situationen schlecht vor,weil ich nicht schwer heben soll und dann auch nicht überall mit helfen kann,das ist für mich ein sehr belastendes Gefühl.
Sei wieder lieb zu deinem Mann.Ich glaube unsere verständnissvolle Männer haben es nicht immer leicht mit uns?Bitte nicht persönlich nehmen,meine Meinung aus meiner Erfahrung.
Viele liebe Grüße Mücke
Ileostoma 2004 nach MC und zahlreichen Fisteln:angry:
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