von Melle » 03.05.2007, 21:55
Hallo liebe Leute,
meist kommt man ja erst auf diese Seiten, wenn man irgendwie betroffene Person ist.
So bin ich also heute neu hier.
Ich bin 32 Jahre alt und letztes Jahr wurde Darmkrebs diagnostiziert. Mir wurden 20cm Dickdarm entnommen, was mich fast das Leben kostete, da mein Körper seine Funktionen nach der OP nicht mehr aufnahm. Nun sagte mein Arzt, der gesamte Dickdarm muss raus, damit der Krebs komplett entfernt werden kann.
Selbst in dieser Situation habe ich Angst vor der OP, da ich Sorge habe nicht mehr aufzuwachen. Außerdem ekel ich mich vor einem Stoma. Ich habe viele Bericht hier gelesen und sehe, dass viele sehr zufrieden sind.Ich habe aber keinerlei Probleme oder Schmerzen, welche mir bisher das Leben schwer gemacht haben. Somit verschlechtert sich meine Lebensqualität auf alle Fälle. Die meisten von Euch hatten aber keine Zeit darüber nachzudenken, weil Ihr das Stoma während einer Not-OP erhalten habt.
Ich suche Leute, wie mich, welche sich vorher damit auseinandersetzen mussten.
Wie habt Ihr euch informiert und versucht damit abzufinden?
Ich versuche es zu akzeptieren und habe bis August Zeit, dann komme ich unters Messer.
Ich sage jetzt schon mal Danke für Eure Beiträge.
Gruß,Melle:confused:
von Monsti » 03.05.2007, 22:02
Hallo Melle,
sei herzlich willkommen bei uns Kängurus!
Leider kann ich Dir nichts zu einem geplanten Stoma schreiben, da auch ich mein Stoma im Rahmen einer Not-OP erhielt. Es gibt hier allerdings sehr viele, die sich auf ihr Stoma vorbereiten konnten. Von diesen wirst Du sicher auch noch Antworten bekommen.
Gute Nacht und liebe Grüße von
Angie
von Webkänguru » 04.05.2007, 07:03
Melle hat geschrieben:Ich habe aber keinerlei Probleme oder Schmerzen, welche mir bisher das Leben schwer gemacht haben. Somit verschlechtert sich meine Lebensqualität auf alle Fälle. Die meisten von Euch hatten aber keine Zeit darüber nachzudenken, weil Ihr das Stoma während einer Not-OP erhalten habt.
von Jutta B » 04.05.2007, 07:05
Willkommen Melle,
ich hatte ewig Zeit mich mit dem Gedanken eines Stomas anzufreunden, als junge Frau hatte ich es vehement abgelehnt. Aber damals nur aus einem Grund, dass die damalige Versorgung eine Katastrophe war. Lieber trug ich Berge von Camelia's und wurde Zauberkünstlerin der Verpackung, bis immer mehr Darm entfernt werden mußte.
Du hast nun Zeit dir ein paar Fragen zu stellen, und sie ehrlich zu beantworten.
Wie z.B.:
Was ist mir wichtig? Mein Leben oder keines mehr?
Möchtest du bis ans Ende deiner Tage mit Inkontinenz und Windeltragen verbringen oder nicht? Hier spielen die Ärzte nicht mit.
Klar ist es ein Schock, und durch die vielen "Gerüchte" die so über ein Stoma im Umlauf sind, kann sich niemand vorstellen, dass 95% der Stomaträger nachdem sie ihr Handwerk der Versorgung erlernt haben, ein supergutes Leben leben. Dass sie nach kurzer Zeit nur noch bei der Versorgung an ihr Stoma denken, den restlichen Tag überhaupt nicht mehr. Gerade bei Darmkrebs ist das Stoma ein Lebensretter. Denke an einen Herzfehler, da würdest du auch gleich einem neuen Herz zustimmen, wenn es nötig wäre, oder?
In Berlin gibt es die ILCO, gehe dort hin, unterhalte dich vor Ort mit den Stomaträgern.
Frage hier, was immer dir zum Stoma an Fragen einfällt, du wirst garantiert viele Antworten bekommen.
Aber zuerst solltest du deine ganze Kraft und deine Gedanken auf die bevorstehende lebensrettende Behandlung des Krebses denken. Dann hast du auch ein Plätzchen frei dich mit dem Stomagedanken anzufreunden.
LG
Jutta B
von doro » 04.05.2007, 09:12
Dass sie nach kurzer Zeit nur noch bei der Versorgung an ihr Stoma denken, den restlichen Tag überhaupt nicht mehr.
von Sabine049 » 04.05.2007, 09:15
Hallo Melle,
herzlich Willkommen ... Jutta hat´s auf den Punkt gebracht, dem kann man nix mehr hinzufügen.
Bei mir wurde das Stoma als die "letzte Weisheit" = Ultima-Ratio geschaffen.
Wie Jutta kenne ich die damalige Versorgungstechniken, die teils echt katastrophal waren .
Falsche Klischeevorstellungen und irrige Gerüchte kursieren noch heute in den Köpfen vieler Mitmenschen, leider, dass diese Thematik zudem erschwerend tabuisiert wird, sinngemäss: "Nen Stoma hat nur ne Oma" .
Melle, sicherlich ist es verdammt schwer, sich mit der jetzigen Situation zu arrangieren. Insbesondere wenn mann/frau zuvor völlig gesund, praktisch von heute auf morgen von der Straße weg mit der Diagnose und der Indikation: Stoma konfrontiert wird, infolgedessen völlig aus dem seelischen Gleichgewicht geworfen wird.
Löcher uns mit Fragen, schliesse dich ggf. der regionalen SHG an und ... überzeuge dich, dass das Leben mit einem Stoma durchaus lebenswert sein kann!
Liebe Grüße und Sabine
von Frau Lachmann » 04.05.2007, 10:29
Melle hat geschrieben:Außerdem ekel ich mich vor einem Stoma.
von Ernu » 04.05.2007, 17:32
Hallo Melle,
ich hatte vor meiner Darm-OP Zeit, mich auf ein Stoma vorzubereiten. Für mich war es erst eine furchtbare Idee, stinkend und tropfend mit so einer Plastiktüte durch mein Leben und die Gegend laufen zu müssen. Ich würde nur noch nachts das Haus verlassen, meine Freunde verlieren und nie wieder lachen können... *g* Naja, so ungefähr jedenfalls. Viele Ängste waren da und viel Unbekanntes. Aber ich kam an dem Sack nicht vorbei, wenn ich weiterhin leben wollte.
Als ich meinen AP im Krankenhaus das erste Mal sah dachte ich, dass ich den nie berühren könnte. Gut, dass das die Schwestern machten. Doch irgendwann musste ich schließlich auch "ran", wenn ich entlassen werden wollte. Sie haben mich wirklich viel Überwindung gekostet, die ersten Selbstversorgungen. Aber schon nach zwei Wochen wurden sie langsam "alltäglich". Das Stoma wurde kleiner und ich fitter im Umgang mit den Beuteln. Und ich merkte auch, wie sehr ich an Lebensqualität zurückgewann, weil ich keine Schmerzen mehr hatte.
Ich muss allerdings auch sagen, dass mir dieses Forum dabei sehr geholfen hat - dabei nicht unbedingt nur mit Rat, sondern mehr noch durch die Beispiele, die ich hier erfuhr. Jedenfalls empfand ich mich schnell gar nicht mehr als tragische Gestalt.
Ich habe mittlerweile gerade meine zweite Stoma-OP hinter mir. Das Coleostoma wurde zurückgelegt und der Darm durch ein Ileostoma entlastet. Die Coleo-OP lief bei mir ganz konventionell ab. Für die zweite, die Ileo-OP, bekam ich eine schonende Rückenmarkspunktion statt fetter Schmerztröpfe. Das hat mir geholfen, besser und schneller wieder auf die Beine zu kommen.
Ich wünsch' dir ganz viel Kraft, Melle.
von hope » 04.05.2007, 18:13
Hi Melle!
Auch ich habe nach Rektum-Ca-OP im August 06 ein Stoma, vorläufig zunächst.
Ich habe mir in den 3 Monaten vor der OP (wurde zuerst bestrahlt und mit Chemo behandelt:abgedreht:), nicht viele Gedanken um das Stoma gemacht. Ich hatte keine Vorstellung, was da auf mich zukommen würde.
Nach der OP war es dann eben so. Es war zuerst echt komisch und ich erinnere mich auch an bittere Tränen, die ich auf dem KH-Klo geweint habe. Aber was nützte es? Alles war ja nun anders, mein ganzes Leben, da "paßte" auch diese Veränderung, weil ich neu sortieren mußte und teilweise muß.
Ich bin 39 Jahre alt, also auch noch in einem Alter, wo man nicht daran denkt, Darmkrebs zu bekommen und dann auch noch die volle Ladung. Aber so ist es nun mal passiert und ich habe mich damit arrangiert. Klar, manchmal bin auch ich echt traurig, mein Bauch ist wirklich nicht mehr sehr hübsch, aber er hat viel mitgemacht.
Die Versorgung klappt gut. Das lernt man ja schnell.
Für mich ist das Stoma ein Hilfsmittel wie für andere Menschen die Brille oder das Hörgerät oder eben der Herzschrittmacher!
Gut, daß Du Dich schon informierst!
Alles Gute,
hope
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