von Häslein » 27.12.2011, 17:38
Hallo Joe,
ich nochmals:
Vielleicht ist es möglich, dass Ihr Euch zu sehr auf eine Rückverlegung festlegt und das Stoma als eine Art Zwischenlösung anseht, die bald wieder verschwindet?
Das wäre m. E. nach derzeit nicht gut, weil man so das Stoma nicht so gut annehmen kann. Dann ist auch der körperliche Heilungsverlauf nicht so gut, wie er sein könnte.
Wenn Deine Tochter das Stoma annehmen kann, dann muss sie sich auch keine Gedanken und Sorgen, die für eine RV sehr wohl in diesem Fall berechtigt sind, machen und kann ihre Energie auf die Gegenwart richten.
Für mich war das die beste Lösung.
LG, Häslein
von Joe333 » 28.12.2011, 14:29
Hallo Häslein!
Derzeit ist es so, dass immer jemand in der Nähe von Sonja sein sollte. Aufgrund dessen, dass sie noch das "Loch" im Bauch hat und dabei die Möglichkeit besteht, dass, wenn sich das Säckchen löst, Stuhl in das Loch gelangen kann. Da muss das Loch sofort steril (sterile Handschuhe, sterile Pinsette, steriles Verbandsmaterial, usw.) gereinigt werden. Wir haben dafür von der Krankenkasse das notwendige Material bekommen. Sie macht zwar diese Reinigung fast zu Gänze selbst, aber sie braucht dazu derzeit noch einen Zweiten, weil sie selbst in das Loch nicht ganz hineinsieht.
Das Loch wird nur mit div. Verbandmateril abgedeckt und mit einem Bauchmieder festgehalten - dabei wird auch das Stoma "eingezwengt". Das hat natürlich einen gewissen Nachteil, aber es geht so einigermaßen.
Den Wechsel des Beutels vom Stoma (er hat von Sonja den Namen "Poidl" = Leopold bekommen) macht sie ebenfalls fast zu Gänze selbst. Es ist momentan nur jemand als Assistent anwesend. Sie hat es auch schon mal selbst gemacht- zur Übung. Da sie den Beutelwechsel im Liegen machen muss - der Verband über dem Bauchloch würde wegrutschen, da das Mieder weggenommen werden muss - besteht eine gewisse Gefahr, dass Schmutz in die Wunde kommt. D.h, wenn dass Bauchloch mal zu ist, wird Sonja den Beutelwechsel in Zukunft so wechseln, dass wir es wahrscheinlich gar nicht mehr merken werden.
Sonja hat während der Zeit im KH eine psychologische Betreuung bekommen. Wir haben auch für die Zeit danach darüber gesprochen. Sonja meint, die können ihr nicht helfen, die hören nur zu. Sie hat viele Freunde, mit denen sie über alles sprechen kann. Ich denke, der Kontakt zu diesen Freunden hilft ihr sehr viel.
Dadurch, dass Sonja nur noch eine Prüfung zur Diplomkrankenschwester gefehlt hat - bevor dies alles geschah - hat sie nach dem Jahreswechsel Zeit für diese letzte Prüfung zu lernen. Und sie ist guter Dinge, dies zu schaffen. Die Prüfung ist am 29.2.2012. Dann will sie in diesem Krankenhaus, in dem sie gelegen hat, als Krankenschwester arbeiten. Ich kann sagen, die Zeichen stehen sehr gut für sie, dass sie diesen Job auch bekommen wird.
Unser Primar sagt zwar, dass eine Rückverlegung geplant ist, aber dass bis dahin ein steiniger Weg sei. Sie muss jetzt Kraft sammeln und kräfig genug sein, damit eine Rückverlegung überhaupt möglich ist. Natürlich muss auch der restliche Dickdarm mitspielen. Das weis Sonja.
Sie benutzt transparente Beutel. Warum?
Ich denke Sonja will wissen, was der "Poidl" macht. Sie drückt auch immer den Stuhl weg, weil er manchmal immer zwischen dem Poidl und dem Mieder stecken bleibt.
Einen Hautschutzring hat sie im Krankenhaus benutzt. Dieses aber wieder verworfen, weil der Ring beim Wechsel nicht leicht zu entfernen war. Vielleicht jetzt eine Möglichkeit?
Sonja bekommt VitB12 nicht gespritzt. Was ist das und wäre das gut für sie?
Ich bin mir sicher, dass es unsere Sonja schaffen wird, mit Poidl oder ohne Poidl. Sie hat einen lieben Freund, der verständnisvoll ist, hat Freundinnen, die kein Mitleid zeigen und sie am Leben teilhaben lassen. Sie selbst hat der ganzen Familie zu Weihnachten ein 4-gäniges Menü gezaubert. Sie ist eigentlich zu Hause die Alte, als wenn nichts wäre. Man merkt es nur, wenn der Poidl wieder schlimm ist, und sie ihm zeigen muss, wer der Boss ist.
Wie es unser Primar gesagt hat - eines nach dem anderen.
1. Erholung, Erholung, Erholung
2. Prüfung machen, wenn Sonja das gut tut - das tut es
3. Krankenschwester werden
4. Arbeiten versuchen, wenn es geht
4. dann sehen wir, was wir weiter machen
Schöne Grüße
Joe
von Hanna70 » 28.12.2011, 19:25
Hallo Joe,
ich habe gerade noch einmal verfolgt, wie lange Zeit Ihr so viel Leid und Sorgen durchmachen musstet. Auch bei mir waren das damals gut 4 Monate. Die Zeit scheint endlos.
Heute habe ich mich sehr für Euch gefreut. Dass Eure Tochter nun Weihnachten zu Hause verbringen konnte und sogar schon für Euch gekocht hat, Mensch das ist soooo toll! Sie wird auch den Rest noch schaffen. Ganz bestimmt!
Ob es so nach dem selbst gesteckten Zeitplan laufen wird, kann man wohl nicht voraussehen. Vielleicht braucht sie noch etwas mehr Geduld. Auf keinen Fall darf sie sich selbst zu sehr unter Druck setzen, auch wenn es nur allzu verständlich ist, dass sie bald in ihr normales Leben zurückkehren möchte.
Es war richtig schön, nach all Deiner Verzweiflung nun diesen Bericht zu lesen.
Auch weiterhin alles Gute für Euch und ein richtig gutes Neues Jahr 2012!
Liebe Grüße von
Rosi
PS.: Ich nutze auch transparente Beutel, um zu sehen, was ER wann von sich gibt.
Noch ein PS.: Dir noch einen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.
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