von boda » 12.08.2010, 18:54
Hallo zusammen,
mein Vater leidet an Morbus Crohn/Colitis Ulcerosa und wird höchstwahrscheinlich ein Stoma erhalten. Noch ist die letzte Entscheidung nicht gefallen, aber eine eventuelle OP kann schnell kommen.
Natürlich ist das ein heftiger Einschnitt. Bei meinem Vater kommt noch hinzu, dass er sich sehr große Sorgen um die häusliche Situation macht: Wie pflegt er seinen Darmausgang zuhause? - Besonders: welche sanitären Einrichtungen sind nötig? Bisher war er immer ein "Selbermacher" - er hat das ganze Haus selbst gebaut. Es macht ihn fertig, dass dies jetzt nicht mehr möglich sein wird. Er liegt im Krankenhaus und denkt sich: ich komm nach Hause - und ich kann dort mein Stoma nicht richtig versorgen! Dabei würde ich doch alles gern so umbauen, dass alles sauber, steril - alle Becken und alles Nötige in der richtigen Höhe ist.
Dabei frage ich mich natürlich: Wir haben ein ganz normales, sauberes Badezimmer - mit Waschbecken, Dusche, Toilette. Meine Fragen: braucht man ein spezielles Becken? In einer bestimmten Höhe? Muss man sein Bad zwangsläufig umbauen?
Er selbst wird es nicht können - kann man das machen lassen? Muss man das selbst zahlen (was schwierig wäre...).
Ich weiß- das sind längst nicht die wichtigsten Fragen -es ist alles schon schwer genug. Aber psychisch ist die Belastung groß, wenn man im Krankenhaus liegt und denkt: Verdammt, ich müsste zuhause noch so viel vorbereiten - wie soll das nur alles werden?
Ich freue mich über Antworten... und ich hoffe, dass das alles nicht zu blöde Fragen sind...- Danke - boda
von Webkänguru » 12.08.2010, 19:13
Hallo Boda,
zunächst möchte ich dich und vor allem deinen Vater mal beruhigen, dein Vater wird weiter eine Selbermacher bleiben
Grundsätzlich, um das Stoma zu versorgen benötigt es weder ein steriles Umfeld noch sonst irgendwelche sterilen Hilfsmittel. Betrachtet es einmal so: das Stoma ist ein "Kunstafter", für unseren "normalen" After benötigen wir auch keiner sterile Umgebung. Das geht alles in unserem Bad zu Hause.
Deinem Vater wird bereits in der Klinik gezeigt, wie er sich vollständig selbst versorgt. Das passiert durch speziell ausgebildetes Pflegepersonal in der sogenannten Stomatherapie. Ziel der Therapie ist es, deinen Vater bis zur Entlassung aus dem Krankenkhaus in allen Fertigkeiten der Stomaversorgung fit zu machen.
Also keine Bange, dein Vater wird sich selbst versorgen können und zu Hause sind keine Umbauten nötig.
Und bevor ich es vergesse ... herzlich Willkommen in unserer Runde Wenn ihr weitere Fragen habt, dann sind wir gerne da
Viele Grüße,
euer Webkänguru
von boda » 12.08.2010, 19:24
Danke für die Antwort! Es ist gut, dass es das Forum gibt, ihr macht das ganz wunderbar. Ich werde weiter durchstöbern und lesen, lesen, lesen.
Er macht sich halt Sorgen... Außerdem meinte er - deshalb das Thema "Selbermacher" - dass er in Zukunft nur noch 5kg heben kann. Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Ist das wirklich so? Oder nur am Anfang?
von Momo2202 » 12.08.2010, 21:16
Hi boda,
also ich habe seit 22 Jahren ein Stoma, und auch ein ganz normales Bad.Ich hebe auch nix, das mehr als 5 Kilo hat. Ich achte sehr darauf. Da mir mein Bauch sehr wichtig ist. Es kann immer die Gefahr sein, wenn man schwer hebt, das man einen Bruch bekommt. Mit einem Stoma, ist das natürlich schwieriger.
Lg Anita
von doro » 12.08.2010, 21:29
Hallo Boda, auch mein Stoma hat mich mit seiner Ankunft " kalt erwischt" - Aber um die häusliche Versorgung muss Dein Pa sich keine grauen Haare wachsen lassen, wie Christian sagt, der Poschi brauchte auch nicht steriles.Das Stoma auch nicht.Eine ordentliche Versorgung ist das A und O bei uns Stomis,der Rest wird von einer hoffentlich kompetenten Stoma gezeigt und das war es auch schon.Nimm Deinen Pa die Scheu,Stoma ist wie Hintern nur Vorne
von boda » 12.08.2010, 21:32
Danke euch für die Antwort. Ich weiß, dass man das so spontan nicht sagen kann - aber wie lange nach der OP muss man etwa mit starken Schmerzen rechnen? Mein Vater ist einiges gewohnt und im Moment versucht er es so zu sehen, dass ein neues Kapitel beginnt und dass es ihm besser geht / er weniger Schmerzen hat als vorher. Aber wie schnell wird sich das wirklich für ihn einlösen? So dass er auch über die erste Frustration rasch hinweg kommt...?!
Schöne Grüße - boda
von doro » 12.08.2010, 21:37
Nach der OP kann er eine Schmerz Pumpe oder ähnliches bekommen - heute müssen nach großen OP´s keine Schmerzen meht ertragen werden.Es wird ihm, wenn er wieder zu Hause ist,u.U. mit Stoma besser gehen als mit MC/CU.Nach der OP 1-2 Tage intensiv, dann normal und das Leben geht weiter. Wie Alt ist Dein Pa?
von boda » 12.08.2010, 21:42
Er ist gerade 61 Jahre alt. Gerade in Rente - dadurch muss er nicht arbeiten und ist diese Belastung schon mal los.
von Monsti » 12.08.2010, 22:15
Deinem Vater wird es nach der postoperativen Erholung sicherlich viel besser als vorher gehen. An das Stoma gewöhnt man sich. Direkt nach der OP ist alles natürlich nicht sooo prickelnd, doch bei weitem nicht so schlimm, wie sich das Otto-Normalmensch vorstellt. Diese Zeit geht aber vorüber.
Unser Bad musste nach meiner OP natürlich auch nicht umgebaut werden. Ich gehe ganz normal auf's WC und erledige den Plattenwechsel am Waschbecken, das ich dafür mit einer 25-l-Mülltüte auslege. Dies deshalb, weil mein Ileostoma ein besonders fleissiges Spuckerle ist, das während des Plattenwechsels gerne mal im hohen Bogen liefert.
Deinem Vater alles Gute!
Liebe Grüße
Angie
von boda » 12.08.2010, 22:42
Wie macht ihr es, wenn ihr unterwegs seid? Meine Eltern campen gern - das ist ihr Leben. Sind dann auch gern im Ausland unterwegs. Kommt ihr gut zurecht auf "fremden" Toiletten bzw. etwas saubereren Behinderten-WCs?
(er hat einen Schlüssel und benutzt sie heute schon lieber, wenn sie vorhanden sind?)
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