von Darkamage » 09.02.2010, 21:58
Hallo,
muss wirklich sagen, es ist toll und ein großer Vorteil des Internets dass es so etwas wie dieses Forum als Treffpunkt gibt.
Man wird hier ja geradezu mit Informationen überschüttet. Da es aber doch recht langwirig ist nach jeder Frage zu suchen erstelle ich dieses Thema.
Mein Vater, 61 Jahre alt hat für warscheinlich noch vier Monate einen Stoma.
Kurz zur Vorgeschichte:
Zwei Wochen vor Weinachten hatte er etwas Blut im Stuhl. Einige Tage später war es dann soviel Blut, dass er umgekippt ist und sich dabei ne Platzwunde zugezogen hat. Dass war der Zeitpunkt wo wir ihn endlich ins Krankenhaus schaffen konnten. Er ist leider ein Typ Mensch der erst zum Arzt bzw. ins Krankenhaus geht wenns wirklich gar nicht mehr zu vermeiden ist.
Wie auch immer, nach zahlreichen Darmspiegelungen hieß es er hätte einen Darmpolyp der operativ entfernt werden muss.
Soweit sogut, wir hatten uns damit abgefunden. Von einem Stoma war noch keine Rede.
Kurz vor der OP nach weiteren Untersuchungen hieß es plötzlich, dass er auf alle Fälle einen Stoma bekommt und wenn er Pech hat sogar für immer, da sich der Polyp (der sich dann als Darmkrebs herausstellte) sehr nahe am Schließmuskel sei. Alles was ich bisjetzt erzählt habe geschah innerhalb weniger Wochen.
Gott sei Dank verlief die OP gut und der Schließmuskel konnte gerettet werden. Die RV ist wie gesagt in ca. 4 Monaten geplant.
Meine Fragen:
1. Wie hält man das psyhisch aus, habt ihr auch solche Probleme gehabt? Ich habe meinen Vater stets als starken Mann erlebt, aber seid der Operation hat er sich so verändert. Er ist still, redet und isst wenig. Es ist ein wirkliches auf und ab. In der Früh ist meist alles super, aber zwischendurch hat er immer wieder Durchhänger.
Neulich hat der Arzt der operiert hat zum Beispiel angerufen. Mein Vater hat die Stimme nur gehört und war sofort wieder am Boden zerstört.
Wir lassen ihn soweit es geht nie allein und reden mit ihm wann immer es geht, aber mehr als "Geht schon" und "JaJa" ist nicht aus ihm rauszukriegen. Wir wissen nicht was wir tun können um ihn aufzumuntern.
2. Wie ist das mit dem Gewicht? Er hat im Krankenhaus drei Kilo abgenommen, was ja verständlich ist.
Dass auch zu Hause das Gewicht eher nach unten gehen würde war klar, aber er hat jetzt in drei Wochen schon weitere sieben Kilo abgenommen.
Liegt mit sicherheit am Essen, aber er isst fasst nichts. Meine Mutter kocht alles was er möchte und er bemüht sich auch immer etwas zu essen. Aber es ist meist nicht viel und wird nur sehr, sehr langsam mehr.
3. Darf er wirklich alles Essen? (ausser blähenden und säurehalteigen Dingen)
4. In letzter Zeit haben wir das Problem das der Beutel sich vor allem Abends bzw. Nachts aufbäht und die "Luft" rausgelassen werden muss. Ist das normal? Kann man irgenwie etwas gegen den Geruch tun?
5. Habt ihr auch Probleme mit dem Schlaf? Mein Vater kann oft kaum oder nur sehr wenig schlafen, was der Heilung natürlich nicht gerade entgegen kommt.
6. Wie geht man bei der Körperpflege, sprich Duschen/Baden vor?
Das wäre erst erstmal, vielen Dank an alle die Antworten
Grüße
Dark
von Holgi66 » 10.02.2010, 11:23
Hallo Dark,
1. Wie hält man das psyhisch aus, habt ihr auch solche Probleme gehabt?
Es ist bestimmt nicht einfach damit umzugehen, aber dein Vater hat doch die Chance das alles einmal wieder ganz normal wird. Gut ist schon mal das er nicht allein gelassen wird und Ihr im zur Seite steht, er muss lernen mit der Situation umzugehen, man ist trotz allem ein vollwertiger Mensch.
2. Wie ist das mit dem Gewicht?
Das man nach so einer OP abnimmt, würde ich als völlig normal sehen, war bei mir auch so. Selbst einige Zeit danach noch etwas.
3. Darf er wirklich alles Essen?
Im prinzip darf man alles essen, man sollte halt bei blähenden Dingen wie Kohl usw. erst mal kleine Portionen probieren. Jeder Mensch verträgt es anders, wichtig ist das er viel trinkt um den Stuhl geschmeidig zu halten. Gut sind so 3 Liter am Tag.
4. In letzter Zeit haben wir das Problem das der Beutel sich vor allem Abends bzw. Nachts aufbäht
Das sich der Beutel aufbläht, ist denke ich mal auch normal.
Bei mir passiert das auch immer wieder, liegt am Essen und ob man beim essen viel Luft zu sich nimmt. Diese entweicht aber doch normal über den Filter im Beutel, auch wenn es länger dauert, deshalb muss man den Beutel nicht öffnen.
5. Habt ihr auch Probleme mit dem Schlaf?
Das war bei mir am Anfang auch so, habe mir deshalb Schlaftabletten verschreiben lassen. Sollte natürlich nicht die Lösung sein aber es gibt ja auch ander Mittelchen.
Sprich mal mit dem Arzt oder frag in der Apotheke.
6. Wie geht man bei der Körperpflege, sprich Duschen/Baden vor?
Dazu kann ich sagen, das man ganz normal mit oder ohne Beutel duscchen oder baden kann. Wenn mit Beutel muss man danach eben einen trockenen anlegen. Ohne Beutel geht auch, man sollte allerdings nicht gerade vorher was gegessen haben sonst schwimmt man nicht mehr allein.
Ich drücke euch alle Daumen und es wird schon, dein Vater soll sich nicht aufgeben. Man kann auch mit Stoma sehr gut leben. Es scheint ja nur kurz zu sein bei Ihm.
Wünsche weiterhin alles Gute und Gesundheit.
LG Holger
von Linie 22 » 10.02.2010, 13:25
Hi Dark,
Holgi 66 hat supi vorgelegt.
Bleibt mir nur noch: Hallo und herzlich willkommen Dark nebst Vater.
Tschüüüss. weiterhin gute Tipps, wünscht Silke (Linie 22)
von Webkänguru » 11.02.2010, 23:17
Hallo Darkamage,
nur kurz noch die eine oder andere Ergänzung:
Dein Vater ist nicht alleine mit seiner Reaktion. Die Diagnose Krebs und dann auch noch ein Stoma, das haut viele so richtig aus der Bahn. Aber er ist nicht alleine damit. Es gibt über 100.000 Stomaträger in Deutschland, davon haben die meisten ihr Stoma aufgrund von Darmkrebs.
Auch die Probleme mit dem Schlafen und der fehlende Appetit ... das habe ich auch, wenn mir etwas wirklich schwer auf der Seele liegt. Gebt ihm Zeit, sagt ihm das ihr für ihn da seid wann immer er darüber reden möchte. Zeigt ihm wie wichtig er euch ist und das ihr für ihn da seid, wann immer er reden will.
Viele Grüße,
euer Webkänguru
von dieter54 » 12.02.2010, 01:39
Hallo Dark,
Es ist eben alles ein harter Brocken was jeder bei dieser Diagnose zu bewältigen hat, das war es bei mir auch ich habe mir nach der Diagnose und den ersten Untersuchungen entschlossen immer ein Ziel vor Augen zu haben das alles mit kleinen Schritten zu schaffen und nach jedem bezwungenen Abschnitt ein kleines innerliches Fest zu feiern ich hatte mir von Anfang an vorgenommen ..immer zu essen damit ich bei Kräften bleibe ich habe bei der Chemo+ Bestralung +OP mit Rektum Amputation mit Endgültiges Kolostoma immer gegessen und nicht ein Pfund abgenommen und Sport und gewandert zur Erhaltung der Fitness, dein Vater braucht Kraft ich mit meinen Kolostoma esse alles was mir schmeckt auch Erbsen+ Bohnen +Linsen Eintöpfe alles eben was blähen könnte, habe mich langsam an alles ran getastet.
Das mit den Beuteln ist ein leidiges Problem ich habe viele Sorten getestet und für mich das richtige gefunden ..EUROTEC.. und ..FOR LIFE…verbauen Stabfilter in den Beuteln die halten was aus, das Problem mit dem Ballons habe ich damit zu 99% gelöst, ich ziehe aber die Platten von EUROTEC vor dabei haben beide Platten eine sehr gute Klebekraft , FOR LIFE bekomme ich nur mit Pflasterlöser wieder runter, die Beutel sind sogar kompatibel , bestelle dir einfach kostenlose Proben von beiden rufe dort einfach an das ist besser wegen der Beratung zum richtigen passenden Produkt..
Mfg, Werner
von SKaris » 12.02.2010, 14:56
Hallo Dark,
wie bereits von den Anderen erwähnt, erscheint es immens wichtig, dass Dein Vater wieder Lebensmut bekommt, dann verlieren die Probleme schnell an Bedeutung. War er nach der OP in AHB oder Kur? Wie sieht es mit einer Selbsthilfegruppe - Stichwort ILCO in Eurer Nähe aus?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es ganz wichtig für den Betroffenen ist, sich mit anderen Betroffenen zu unterhalten und auszutauschen. So wie wir das hier ja auch machen. Viel Erfolg!
Gruss,
Stefan
von Darkamage » 12.02.2010, 16:52
Hallo an alle,
vielen Dank für die Antworten, echt super
Es wird mittlerweile langsam besser, mein Vater hat wieder mehr Appetitt und man merkt einfach das es besser wird.
Wie es mit Reha aussieht weiss ich nicht, aber selbst wenn er könnte würde er nicht auf Reha fahren. Daheim wird man am schnellsten gesund sagt er immer
Für ihn war es halt besonders schwer, da er auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und dadurch so "hart" ist das er in den 61 Jahren sogut wie nie beim Artz und nur extrem selten im Krankenhaus war.
Und dann kommt sowas, wo einem die Ärtze ständig in den Hinern gucken.
Noch dazu kommt dieses ekelhafte Wetter....
Aber es wird wie gesagt jeden Tag besser, ich hätte nicht gedacht das es so viele Menschen mit Stoma gibt.
Gruß
DarK
von Linie 22 » 12.02.2010, 17:23
Hallo Dark,
schön zu lesen, dass sich der Gesundheitszustand Deines Vaters bessert.
Seine persönliche Einstellung zur Reha finde ich keineswegs ablehnend. Ich selbst habe die mir dritte angebotene Reha auch abgesagt. Meine Begründung damals: "Meine Kur ist mein Garten." So war es und ist es Heute noch. Zum einen bereitet mir mein Garten viel Freude und die ruhige, ländliche Lage meines Gartens ist für mich pures Rückzugsgebiet - quasi Erholung vom Stadtleben.
ich hätte nicht gedacht das es so viele Menschen mit Stoma gibt.
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