von Dugo » 02.08.2005, 11:41
Wie war das eigentlich früher mit dem Stoma?
In den letzten Kriegen gab es doch sicher viele Bauchverwundéte? Oder wie wars im vorletzten Jahrhundert? Meist ein Todesurteil,oder?
Gibts da Literatur oder Seiten im Netz?:confused:
von Filinchen » 03.08.2005, 10:20
Hallo Dugo,
meines Wissens nach hat Mitte des 19. Jahrhunderts ein Kinderarzt die ersten Stomaanlagen gemacht.
Als ihm Neugeborene mit Analatresien gestorben sind und er nur hilflos zusehen konnte, hat er sich wohl überlegt ob man nicht einen kleinen Umweg schaffen könnte und ist dabei auf die Idee gekommen eine Ableitung über die Bauchdecke zu machen.
Das ist jedenfalls das was ich mal irgendwo mitbekommen habe.
Liebe Grüße - Fili:ballon:
von Webkänguru » 03.08.2005, 21:45
Hallo,
ich hatte mal irgendwo einen Artikel über die Geschichte des Stomas ... mal so aus dem Kopf was hängen geblieben ist:
Die erste nachweisebare Stomaanlage wurde im 17. Jahrhundert gemacht und ist auf einem Kupferstich verewigt. Die gute Frau überlebte die Stomaanlage aber nur um zwei Wochen.
Die Stomaanlage war bis nach dem 2. Weltkrieg keine wirkliche Lösung für die Ärzte, da es keine brauchbare Versorgungen gab. Daher wurde die OP nur als Notfallmassnahme in Kriegszeiten angewandt, wie du schon richtig vermutet hast. Aber ich glaube die Betroffenen damals waren über diese Lösungen wenig begeistert.
Im 20. Jahrhundert gab es Anfangs Metallkübel, die man sich um den Bauch schnallen konnte. Die waren zwar gut zu reinigen, das war aber auch schon alles. Später gab es Säckchen mit einem Gummiring, die man sich ebenfalls mit einem Gürtel um den Bauch schnallte. Ebenfalls wiederverwendbar.
Die Stomaversorgung wie wir sie heute kennen wurde meines Wissens in den 60'er Jahren von einer Krankenschwester in Zusammenarbeit mit einem Arzt entwickelt. Die Krankenschwester suchte nach einer funktionierenden Versorgung für ihre Patienten. Ein Plastikbeutel wurde dabei mit einem Karaya-Ring verbunden, der rundherum mit einem Pflasterstreifen versehen war. Die bekannten Hersteller haben dann nach dieser Idee ihre Patente entwickelt und die Produkte immer weiter voran gebracht. So haben wir heute eine Versorgung der wir trotz Stoma eine hohe Lebensqualität verdanken.
Falls ich was falsch in Erinnerung hatte korrigiert mich bitte. Vielleicht finde ich den Artikel auch noch ...
Viele Grüße,
euer Webkänguru
von Monsti » 03.08.2005, 22:28
Hi Chris,
das wäre toll, wenn Du darüber etwas finden könntest. Übrigens meine ich, dass sowas auch eine interessante Sache für die Hauptseite sein könnte "Geschichte der Stomaversorgung". Für Menschen, die ein Stoma bekommen bzw. ganz frisch bekommen haben, wäre so ein Rückblick angesichts der frühren und im Vergleich dazu der heutigen Versorgungsmöglichkeiten sicher ein großer Mutmacher - entstammen doch viele Vorurteile aus jenen früheren Zeiten. Meinst nicht auch?
Hatte in der Vergangenheit auch schon gegoogelt, aber tatsächlich absolut nichts gefunden. Ich suche weiter, und falls ich mal fündig werde, stell' ich's hier rein, okay?
Liebe Grüße von
Angie
von Waltraud Mayer » 03.08.2005, 23:56
Vor 99 Jahren wurde die dänische Krankenpflegerin Elise Sörensen geboren. Durch ein persönliches Erlebnis wurde sie zur Erfinderin eines wichtigen Pflegehilfsmittels.
1954 erkrankte ihre jüngere Schwester an Darmkrebs und musste sich einer Kolostomie-OP unterziehen. Zu jener Zeit wurden die körperlichen Beeinträchtigungen von Stomapatienten durch die angebotenen Hilfsmittel keineswegs erleichtert, denn diese waren unbequem, unhygienisch und teuer. Schlimmer noch, sie boten keinen verlässlichen Schutz gegen Geruchsbildung und Leckage - ein Umstand, der viele Stomaträger in eine gesellschaftliche Außenseiterrolle drängte.
Veranlasst durch die Situation ihrer Schwester, entwickelte Elise Sörensen ein Hilfsmittel, das die Nachteile der marktüblichen Vorrichtungen überwinden sollte: einen Plastikbeutel mit Klebestreifen für die direkte Anbringung auf der Haut, der nach seiner Verwendung entsorgt werden konnte. Diese Erfindung wurde zum Vorläufer aller modernen Stomabeutel-Versorgungssysteme.
Nachdem ihre Idee zuvor von zahlreichen Herstellern abgelehnt worden war, wandte sie sich an die Firma Dansk Plastik Emballage, ein kleines, aber erfolgreiches Unternehmen für die Herstellung von Plastiktüten, welches dem Ingenieur Aage Louis-Hansen gehörte. Diese hatte schon früh Erfolge in der Entwicklung neuer Schweißmethoden erzielt, mit denen sich absolut undurchlässige Beutel herstellen ließen.
Nach anfänglicher Skepsis ließ sich der Unternehmer vom Potenzial des neuen Beutels überzeugen. Die Verteilung von Handmustern an Krankenhäuser, begleitet von einer Produktvorstellung in einem führenden Fachmagazin, führte umgehend zu einer Flut von Aufträgen.
Im Jahr 1957 wurde schließlich die Firma Coloplast gegründet, die bald schon für den internationalen Markt produzierte und deren Name heute für eine breite Palette von Stma-Artikeln sowie für zahlreiche Produkte zur Inkontinenz- und Wundversorgung steht.
Das Mitgefühl, welches Elise Sörensen ihren Patienten entgegenbrachte, ist auch heute noch ein wesentlicher Grundsatz für die mittlerweile über 5.000 Mitarbeiter der Firma Coloplast. Ganz im Sinne Elise Sörensens wurde in der Mission des Unternehmens der Grundsatz fest verankert, weltweit zuverlässige Produkte zu liefern, die Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung eine bessere Lebensqualität ermöglichen.
Sorry, ist ein bißchen lang geworden, aber ich denke es ist ganz interessant, wie es zur Entstehung der Beutelchen kam.
Ich hab das mal wo gelesen und hab mir das kopiert, kann aber nicht sagen woher ich es habe....
LG Waltraud
von Dugo » 04.08.2005, 06:38
Danke für neue Infos...spannend. Im Netz ist wirklich fast nichts.
Mein Stomaberater hat ein Buch mit einigen Abbildungen.Ich fragte Ihn schon mal, dann haben wirs beide vergessen.
Tu ich gleich nochmal...
tzzz..man wird vergesslich
von Dugo » 04.08.2005, 08:43
Liebe Waltraud...1000 dank:kiss:
...ich glaube, nicht nur ich, habe hier grosses Interesse. Kann also gar nicht lange genug sein.
Danke für Deine Nachforschungen...
von doro » 04.08.2005, 09:17
Nun habe ich auch noch etwas gefunden:
http://64.233.183.104/search?q=cache:8d76dzepFbgJ:www.oegkv.at/download/2004/04/putz_mund.pdf+Elise+S%C3%B6rensen&hl=de
:p wie schön, dass wir im Jahre 2005 leben.
LG doro
von Filinchen » 04.08.2005, 10:05
Moin Doro,
bin beeindruckt. :shock:
Wo hast Du das den gefunden?
Ich hab auch im Netz gesucht, aber selbst bei Google nach Vorgabe von verschiedenen Stichworten nichts gefunden.
Heissen Dank für den Link und liebe Grüße - Fili:ballon:
von doro » 04.08.2005, 10:54
Hy Fili ,
= Elise Sörensen,Seiten auf Deutsch,Geschichte Rückblick,HTML-Version. :feiern:
Lieben von Gruß doro
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