von dschaja » 10.01.2010, 12:07
Hallo @ alle! Danke für die Antworten! Lg Sandra
von Waltraud Mayer » 10.01.2010, 13:53
Ich gehöre ja eigentlich immer schon zu den Menschen die alles erst mal mit sich selber abmachen und wenn ich dann mit mir im Reinen bin kann ich auch mit anderen darüber reden...
bei meiner Krebserkrankung war das aber anders, ich hab schon im KH einen Erstickungsanfall bekommen, weil ich einfach nicht damit klar kam das auch jetzt alle die mich besuchten immer sagten "Du schaffst das schon, Du bist ja stark" Ich konnte es einfach nichtmehr hören obwohl das ja meine bisherige Lebensphilosofie war...
in der Reha wo ich mich von Anfang an gut betreut und Zuhause fühlte, bin ich mehr aus Neugier in eine Gruppensitzung des Psychologen gegangen und siehe da er verstand mich ohne große Erklärungen, beantwortete meine Fragen verständlich ohne großes Fachgeschwafel, so bin ich die ganze Reha in die Gruppensitzungen gegangen und es hat mir richtig gutgetan...
Der Psychologe verstand auch das es keine Ablehnung gegen meine Schwiegermutter ist wenn ich nicht an Ihrem 90 Geb. teilnehmen wollte, er half mir das ich die Reha um eine Woche verlängern konnte und so war mein Problem gelöst, das eigentlich kein wirkliches Problem war.Ich wollte nur nicht mit meine damals 53 Jahren neben meiner sehr agilen, sportlichen 90 jährigen Schwiegermutter wie ein Wrack wirken, wollte Sie aber auch nicht kränken und einfach absagen, denn das hätte Sie nicht verstanden, ich wollte auch nicht die Fragen der Verwandschaft beantworten, das hätte einfach den Rahmen gesprenkt und so hab ich mich mit Hilfe des Psychologen geschickt aus dem Dilema gezogen...
Ich fragte Ihn auch warum mich manche Leute in meinem Umfeld plötzlich als agressiv bezeichnen, nur weil ich öfter mal nein sage... er meinte das steht mir zu, ich bin gekränkt worden (durch den Krebs) und habe auch das Recht gekränkt zu sein und solle keineswegs so weitermachen wie bisher, es ist mein gutes Recht nein zu sagen, hat auch nichts mit Agressivität zu tun...
Also mir hat das alles und die kreativen Beschäftigungen sehr geholfen...
Hatte aber in der zweiten Reha genau das Gegenteil, eine Psychologin die Ängste gesät hat, hab da die Gruppensitzung abgebrochen und bin da nie mehr hin...
Es gibt halt solche und solche, wichtig ist aber immer das man sich aussprechen kann und das ein anderer die Ängste und Sorgen des Betroffenen versteht und zuhören kann...
LG Waltraud
von Sabine049 » 10.01.2010, 18:39
sehr ansprechend und zutreffend und dick unterstreichend tue ich den Beitrag von Bantitensocke, wo ich mich in fast allen "Punkten" wieder erkenne und finde.
Nun will ich keineswegs meine sicherlich schon allseits bekannte Litanei neuerdings herunterbeten, aber ohne psychologischen Beistand verweilte ich schon längst in der Klapse, weil ich - dito - über Jahrzehnte hinweg (anerzogen und eingetrichtert) all die Negativerlebnisse, die mich teils traumatisiert haben, verdrängt quasi verschwiegen habe.
Mein damaliges Umfeld erwartete diesbzgl. eine absolute "Diskretion" :mad: von mir; denn Tabuthemen wie Inkontinenz etc. wurden früher generell stigmatisiert und ausgegrenzt, sinngemäss: "Ein Kind/ein Jugendlicher/ein Erwachsener kann Stuhl und Urin halten und willentlich steuern." An eine Integration war keinesfalls zu denken.
Desweiteren pflichte ich der Mini-Petra bei, denn nicht JEDER findet den erforderlichen innerfamiliären Rückhalt und dessen mentale Unterstützung.
Bei aller begleitenden psychologischen Unterstützung professioneller Natur oder gegeben durch Family, Freunde etc. , muss man/frau sich generell ganz allein am Schopfe fassen, seine Lebenseinstellungen überdenken und etwaige Denkstrukturen und Sichtweisen ändern! Das kann und wird uns leider nicht abgenommen .
Fazit: Sandra, nimm´ das Angebot an, denn erst nach der dritten Sitzung musst Du Dich festlegen, ob Du eine weitere Psychotherapie in Anspruch nehmen möchtest. Achte unbedingt darauf, ob die Chemie zwischen Dir und dem Therapeuten stimmt, denn ansonsten ist die Behandlung von vornherein zum Scheitern verurteilt und für die gesetzliche Krankenkasse herausgeworfenes Geld.
Vergaß ich glattweg, danach kann auch der Therapeut beurteilen, ob ein Interventionsbedarf vorliegt oder nicht!
Liebe Grüße Sabine
von Zumsel » 11.01.2010, 02:19
Was meine Befindlichkeiten rund ums Stoma und insbesondere die hässlicheren Phasen betrifft, so hatte ich da nie einen Bedarf an Therapie. Allerdings habe ich da auch ein ganz gutes familiäres Umfeld. Diese Art von Rückhalt ist schon sehr wertvoll.
Damit will ich aber keineswegs etwas gegen eine Therapie gesagt haben. Wer meint, dass er vielleicht therapeutische Hilfe benötigt, sollte diese in Anspruch nehmen. Ich selber habe ebenfalls mal eine Therapie gemacht - allerdings wegen was völlig anderem und nichts, was irgendwie mit dem Stoma im Zusammenhang stehen würde - und mir hat sie sehr geholfen.
Therapie zu machen, hat übrigens nichts damit zu tun, dass man ein Jammerlappen oder nicht mehr ganz richtig im Kopf sei. Es bedeutet eigentlich einfach nur, dass man ein psychisches Problem hat, das man - aus welchen Gründen auch immer - alleine nicht mehr vernünftig auf die Reihe kriegt und sowas kann unter Umständen jedem ganz schnell passieren.
Therapie hat auch nichts damit zu tun, dass man zum Psychologen läuft und der ein paar Stellschrauben im Kopf neu justiert und damit ist das Problem gelöst. So einfach geht es nicht. Im Grunde kann jeder seine Probleme nur selber lösen. Der Therapeut kann einen lediglich dabei unterstützen. Das macht er, indem er dir sozusagen den richtigen Weg aus der Sackgasse zeigt. Beschreiten aber musst du diesen Weg - wie gesagt - selber und das kann durchaus eine harte Arbeit an sich selber sein; bei mir war es jedenfalls so. Das nimmt dir keiner ab - auch nicht der Therapeut.
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