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Ich will ein Stoma – Seite 2

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
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28 Beiträge • Seite 2 von 31, 2, 3

Ich will ein Stoma

Beitrag von Biggi0001 » 18.01.2007, 11:14

Hi Mario,

entgegen der Vorschreiber(innen) kann ich dazu anmerken, daß es mit dem "Recht auf eine Stoma-Anlage" nicht so doll aussieht.

Die RECHTLICHEN Regelungen sagen schlicht und einfach aus, daß ein Arzt dich nicht VORSÄTZLICH bzw. "auf Verlangen" verstümmeln oder "behindert machen" darf - so ist's nun mal.

Ebenso gibt es "Ausschlussregelungen" für vorsätzliche Herbeiführung einer Behinderung.

Mit einer "Stoma-Anlage" wärest du tatsächlich im rechtlichen Sinne das SGB IX wie auch im übertragenen Sinne behindert, keine Frage - und somit KÖNNTE es Probleme geben, da o.g. Leitsatz dem widerspricht (bevor wieder alle aufheulen - könnte, nicht muss!!)

Ich glaube zwar jetzt nicht, daß man dir einen Strick drehen würde - aber trotz und alledem ist es gut, das zu wissen. In so fern würde ich sagen: "verlangen(!!) kannst du gar nix" - dennoch, Reden mit den Docs hilft oft extrem ;)


---------------

Weiterhin:

Kann ich entlassen werden? oder muß mir der Arbeitgeber eine andere Stelle anbieten?

Das hat primär mit einem Stoma nichts zu tun, sondern mit dem Grad der Behinderung, den du hast. Beantrage die Zuerkennung der Schwerbehinderteneigenschaft - einen Versuch ist's allemal wert.

So sie dir denn zugesprochen wird, hättest du einen erweiterten Kündigungsschutz, d.h. du könntest nur unter erschwerten Bedingungen entlassen werden - dies jetzt detailliert auszuführen, würde zu weit führen und ist auch nicht sinnvoll, da die Schwb-Eigenschaft ja offenbar noch nicht vorliegt.

Bei Schwerbehinderten ist der AG grundsätzlich gehalten, eine Alternative zur Kündigung zu finden - aber nur in so fern als das realistisch, zumutbar und machbar ist...Kündigung SOLLTE immer das letze Mittel sein. Grau ist alle Theorie.

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Biggi0001

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Ich will ein Stoma

Beitrag von Webkänguru » 18.01.2007, 11:43

Hallo Mario,

ich habe den Eindruck, dass für viele Ärzte ein Leben mit Stoma für sie selbst nicht vorstellbar ist. Sie unterschätzen meiner Ansicht nach den Gewinn an Lebensqualität, die ein Stoma bei schwerer oder chronischer Erkrankung bringt.

Ich selbst hatte auch für drei Monate ein vorübergehendes Stoma. Nach der Rückverlegung stellte sich wieder chronische Probleme mit Durchfall und nächtlicher Inkontinenz ein. Auf meinen Wunsch hin wurde dann ein endgültiges Stoma angelegt, diese Entscheidung habe ich nie bereut. Lebe jetzt seit mehr als 10 Jahren mit meinem Stoma und bin seitdem kerngesund.

Viele Grüße,
euer Webkänguru

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Webkänguru

Moderator

Ich will ein Stoma

Beitrag von Biggi0001 » 18.01.2007, 12:14

Mit meinem obigen Beitrag beziehe ich mich ausschließlich auf den Fall, daß KEIN Stoma liegt und ohne für den Arzt ersichtliche medizinische(!!) Notwendigkeit eines angelegt werden soll - falls bereits ein temporäres vorhanden ist, dann ist es natürlich leichter, sich gegen eine Rückverlegung zu wehren.

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Biggi0001

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Ich will ein Stoma

Beitrag von Gast » 18.01.2007, 18:32

Hi alle
erstmal danke für eure Antworten ich bin beeindruckt.

Bis jetzt habe ich immer alle Gespräche abgelehnt, da ich dachte ich will nicht das Selbstmitleid anderer hören. Aber Ihr macht einem wirklich Mut. DANKE :kiss:

Ich werde einen Arzttermin vereinbaren und die Sache angehen.

Grüße Mario


Ich will ein Stoma

Beitrag von Melli » 18.01.2007, 18:41

Ich denke, vor allem bei den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen mit teils ellenlanger Vorgeschichte, wird sich kein Arzt den Argumenten entziehen (können), die ein Patient "pro Stoma" vorbringt. Da CEDler in der Regel beim Spezialisten in Behandlung sind, wissen da sehr viele Ärzte, wie da Lebensqualität herauszuziehen ist. Da braucht man keinen Arzt zu "zwingen", ein normales "pro und contra"-Gespräch wird da m.E. mit diesem Verlauf wie bei Mario einfach sein. Im Falle einer schweren CED behindert oder verstümmelt man die Patienten eher nicht, denn es tritt in der Regel nur Besserung zum meist desolaten Zustand vorher auf.


Natürlich hat mein Internist, ein bekannter CED Spezialist, etwas traurig gguckt, dass mir keine andere Möglichkeit mehr blieb mit nicht mal 30 Jahren, aber er sah es als einzige und gute Lösung - und ich bei mir auch (und die war es!)


Btw würde Mario auch schon mit seinem MC einen Schwerbehindertenausweis bekommen. Sobald schon eine OP statt fand, ist die Erschwernis "kann ich viel Heben, schwere Arbeit verrichten" allemal schon da, nicht erst nach einer Stomanlage, denke ich

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Melli

Moderatorin

Ich will ein Stoma

Beitrag von chrispe » 18.01.2007, 19:41

Moin,

das ein Stoma bei einem CED die Lebensqualität stark verbessern kann steht außer Frage.

Ich kann mir auch vorstellen meins zu behalten. Aber wie ich schon sagte, was sagt dann unter anderem die Krankenkasse dazu ?

Arbeiten im altem Job ist damit nicht drin.

LG

Christian

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chrispe

Mitglied

Ich will ein Stoma

Beitrag von Monsti » 18.01.2007, 20:31

Mh, ich denke, es kommt immer auf den Einzelfall an. Ich z.B. bin in regelmäßiger Betreuung eines Chirurgen, mit dem ich über alles reden kann. Er kennt meine Vorgeschichte und alle Risiken bzgl. künftiger Baucheingriffe.

Stünde bei mir die Alternative einer Stomaanlage an, könnte ich mit diesem Arzt darüber reden. Wir würden gemeinsam das Für und Wider abwägen. Irgendwann bekäme ich eine Empfehlung, doch eine Entscheidung würde er stets mir überlassen.

Hätte ich eine aggressive, vielleicht therapieresistente und mich im Alltag schon lange stark beeinträchtigende CED, würde ich mir auf jeden Fall eine solche Vertrauensperson sichern.

Natürlich könnte ich als gesunder Mensch nicht bei meinem Doc reinschneien und sagen: "Grüß Gott, mein Name ist Soundso, bitte legen Sie mir ein Stoma." Aber darum geht's hier ja nicht, sondern um eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität mittels eines Stomas.

Liebe Grüße von
Angie

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Monsti

Mitglied

Ich will ein Stoma

Beitrag von Frau Lachmann » 19.01.2007, 13:56

Hallo,

ich habe auch einen absoluten "Arzt des Vertrauens"! Sein Gebiet ist zwar die Urologie, aber der Professor ist in meinen Augen ein "Heiliger", bitte nicht lachen.;)
Als ich damals nicht weiter wußte, bin ich zu ihm und wir hatten ein langes Gespräch und ich wußte, wenn er meint, daß es in meinem Fall keine andere Möglichkeit als ein Stoma gibt, dann gibt es auch keine andere Möglichkeit. Er hat dann auch für mich alle Hebel in Bewegung gesetzt und ich bin ihm so dankbar, daß er mich so toll beraten hat und würde mein Stoma für nichts auf der Welt hergeben.

Mario, Du konntest Dir sicher vorher auch nicht vorstellen, wie gut es sich mit einem Stoma leben läßt und ich denke, in Deinem Fall mit dem schlimmen Verlauf der CED wird sich kein Arzt weigern, Dir ein Stoma anzulegen.

Viel Glück!

LG Lachi

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Frau Lachmann

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Ich will ein Stoma

Beitrag von celtsey » 23.01.2007, 10:36

In gewisser Weise kann man schon ein Stoma verlangen wenn es einem schlecht geht. Denn wie die anderen schon gesagt haben gehen die Ärzte meistens davon aus, dass man auf keinen Fall eins haben will. Ich habe im Krankenhaus auch irgendwann gesagt, dass ich jetzt die Versuche satt habe, es mir besch... geht und ich nach reiflicher Überlegung und Information ein Stoma möchte. Die Ärzte waren total perplex. Sie waren auch der Meinung ein Stoma sei gut, aber wollten es mir ersparen, weil sie davon ausgingen ich wäre dagegen. Da habe ich mich natürlich gefragt, warum sie nicht mit mir geredet haben, sondern einfach für mich entscheiden wollten was ich will und was nicht....naja Götter in Weiß :abgedreht:

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celtsey

Mitglied

Ich will ein Stoma

Beitrag von Monsti » 23.01.2007, 11:06

Ja, anscheinend ist für nicht wenige Ärzte die Notwendigkeit einer Stomaanlage sowas wie ein chirurgischer Offenbarungseid ... :rolleyes:

Bei mir stand in einem KH-Bericht für das AKH Wien schon mal, man sollte nach Möglichkeiten einer Rückverlegung suchen, "da Frau O. unter ihrem Stoma sehr leidet." :shock: Ich wüsste nicht, wann ich sowas jemals behauptet hätte, ganz im Gegenteil: Ich sage stets, dass ich mit meinem Stoma keinerlei Probleme habe. Wie kommt ein Doc also darauf, so einen Nonsens zu schreiben? :confused:

Liebe Grüße von
Angie

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Monsti

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