von Merlina » 18.07.2016, 21:04
Hallo Stephan,
ich kenne mich mit den Umständen um eine Querschnittslähmung nicht aus und kann hier daher z.T. nur Vermutungen anstellen:
wenn Dein Dickdarm keine wirkliche Beweglichkeit hat, wirst Du vermutlich um die Irrigation beim Colostoma nicht herum kommen, denn der Dickdarm (Colon) transportiert ja den entwässerten Stuhl durch starke Bewegungen weiter. Sollte die unwillkürliche Beweglichkeit bei Dir noch erhalten sein, Und Du nicht zu Verstopfungen neigen, kann ich mir vorstellen, dass Du auch ohne Spülungen auskommen kannst. (Vermutung!)
Diejenigen von uns, die ein Ileostoma haben, haben ja meist keinen Dickdarm mehr, weshalb der Stuhl breiig, weil nicht entwässert ist. Diese "Masse" transportiert sich leichter von allein.
Was die Seite angeht, ist das vermutlich von der Stelle abhängig, an der eine Ausleitung innerhalb der Darmstrecke auf den Bauch anatomisch bzw. individuell möglich ist, und davon, ob es ein Colostoma oder ein Ileostoma ist. Da man bei Dir ja sicher nicht den Dickdarm entfernen wird, wird es ein Colostoma sein, dass meist eher im Unterbauch angelegt wird. Ich würde an Deiner Stelle diese Themen mit einem darauf spezialisierten Chirurgen besprechen.
Was den Schleim angeht, kann ich Dir sicher sagen: wenn Dein Wunsch endgültig ist, dann kannst Du Dir auch das letzte Stück oberhalb des Anus entfernen lassen, auf deutsch: unten endgültig zunähen. Dann verbleibt aus optischen Gründen nur noch die Rosette und es gibt keinerlei Schleimhaut mehr, die noch Schleim produzieren könnte.
Dann spielt sich alles nur noch auf dem Bauch ab und ist vermutlich entspannt kontrollierbar. Und wenn Du Deine Arme bewegen kannst, kannst Du Dich ja evtl. voll allein versorgen. Hier ist Doros Rat sehr wichtig, die Lage des Stomas genau mit einer kompetenten Stomaschwester und dem Chirurgen zu besprechen, weil bei dir vermutlich die Druckverhältnisse, die auf die Platte wirken, besonders sind und weil Du Dich evtl. auf eine besondere Weise bewegst.
Und, wie Sabine schreibt, unbedingt Chirurgen wählen, die sich mit dem Thema Darm und Querschnitt auskennen.
Ich kann Dich sehr gut verstehen, auch wenn ich laufen kann, die Angst vor "entgleisten Situationen" kenne ich nur zu gut!
Insofern kann ein Stoma für Dich ein großer Gewinn an Lebensqualität sein!
Viel Glück!
Merlina
von Webkänguru » 20.07.2016, 06:35
Hallo Stephan,
hier ein Erfahrungsbericht, der dir vielleicht einige weitere Fragen beantwortet:
Ich will ein Stoma haben
Viele Grüße,
Christian
von Sabine049 » 20.07.2016, 17:40
Hallo Stephan,
auch für mich war das Stoma ein "Segen" od. wie ein "6-ser im Lotto"; und trotz gel. "unappetlichen" Schleimabgängen und Spülungen = Irrigation "forever" und "rezeptiert" möchte ich mein Stoma nimmer hergeben.
Diese Schleimabgänge sind völlig normal und wichtig für die weitere "ordnungsgemässe" "innere" Versorgung des sog. Hartmannstumpfes u.a. an Nährstoffen über das Mesenterium. Würden sich die "Abfallprodukte" = Sekretion (Schleim) nicht mehr über die Anusöffnung entleeren, könnte dies schlimme Folgen haben wie bspw. eine sog. Diversionscolitis od. gar "Absterben" des inaktiven aber "lebenden" Darmabschnitts (Mastdarm), welches schlimmstenfalls zu einer Blutvergiftung führen könnte.
Nochmals zum Spülen quasi irrigation ... villt. kommst du drumherum. Das können allerdings rein allein deine Chirurgen bzw. dein behandelnder Arzt beurteilen.
Mir wurde gleich im ersten Gespräch mitgeteilt, dass ich zeitlebens spülen müsste, weil durch eine Colostomie die Innervationsstörungen keineswegs behoben wären, allenfalls der Transfer des Stuhls kürzer sei.
Wenn alles läuft, bin ich nach einer guten halben Std. mit der Irrigation fertig. Wenn ich nicht irrigierte, hätte ich einen Stuhlverhalt über Tage hinweg, ergo habe ich keine Alternative. Aber die tägl. Spülung über das Stoma ist für mich persönlich zigmal angenehmer schon aufgrund einer ebenfalls bestehenden Mobilitätseinschränkung als früher über den Anus. Danach bin ich für den Rest des Tages nicht nur ausscheidungs- sondern zudem schmerzfreier, d.h. i.A. kein schmerzhafter Windverhalt o.ä..
Meine Situation ist nicht unbedingt mit deiner vergleichbar, weil ich von Geburt an ein Defäkationsproblem hatte/habe.
Deshalb riete ich dir dringend, das od. einem Spezialzentrum für "QS" zu kontaktieren. "Das" s.h., falls du in einem derartigen bereits betreut wurdest od. wirst!?
Wie schaut es denn bei dir mit der Blasenentleerung aus!? Denn häufig haben viele von uns diesbzgl. dito erhebl. Beeinträchtigungen.
Bevor ich konfusen Mist poste, sprich zunächst einen Arzt deines Vertrauens an; ich denke einmal das komplette "Bowelmanagment" bzw. konservative Therapiemaßnahmen hast du bereits durch!?
Eine Überlegung meinerseits wäre ggfs. der Einsatz eines sog. Malonestomas, welches rein allein zu Spülzwecken dient. Für den Fall dass die Doktoren einen Eingriff ablehnen sollten. Je besser du im Vorfeld informiert bist, umso leichter kannst du den Ärzten deinen Wunsch nachvollziehbar und plausibel überbringen. Ferner gezielt Fragen stellen. Zwecksdessen alle etwaigen Fragen notieren und "Spickzettel" nicht vergessen. Zuguterletzt nicht den erstbesten coloproktol. Chirurgen bedingslos vertrauen, ggfs. 1 - 2 weitere Meinung einholen unter der Prämisse: "Ich möchte ein Stoma". Ob nach Hartmann operiert od. nur ein "Doppellauf" (im Sprachgebrauch: temporäres od. Übergangs/stoma) angelegt wird, wird u.U. erst intraoperativ entschieden.
Sehr hilfreich sind aus meiner Sicht, sowohl Christians als auch Mellis "Suchergebnisse". Der von Christian eingestellte Erfahrungsbericht könnte in geweise Weise meine Situation wiederspiegeln. Definitiv wurde meine Lebensqualität in dem Punkt wesentlich gesteigert!
Liebe Grüße
Sabine
von ChristianeM » 21.07.2016, 17:10
Hallo Stephan,
ich hatte aufgrund einer Krebserkrankung gar keine Wahl und lebe seit 6 Wochen mit meinem Colostoma sehr gut. Bei mir ist es letztendlich so, wie du es dir wünschst. Ich verwende Einteiler von Coloplast und habe keinerlei Hautirritationen.
Wenn ich Stuhlgang habe füllt sich der Beutel und dann klebe ich einen neuen drauf. Inzwischen brauche ich nicht länger wie 5 Minuten dafür. Da ich allerdings am Allerwertesten komplett zugenäht bin, habe ich keine Schleimabsonderung...
Dir alles Liebe und ich kann für mich nur sagen, dass mein Stoma in der ganzen Sch... die ich durchmachen muss/musste, mein Kleinstes Problem ist.
Christiane
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