von kochmax » 10.06.2015, 20:23
Ja Sabine
... Narzist
da hast du schon ein wenig Recht, aber schön wäre es trotzdem..............................
Man(n) muss aus der Lage halt das Beste machen
sonst macht das ganze keinen Spaß
Grüßle
max
von Banditensocke » 11.06.2015, 11:46
Huhu liebe Namensschwester,
ja, ganz genau, Banditensocke = Sabine . Ich hatte noch überlegt, ob man meinen Beitrag vielleicht in den "falschen Hals" bekommen kann, aber ich freue mich zu lesen, dass dem nicht so ist. Jeder von uns weiss doch, wie sehr einen der ganz normale Wahnsinn unserer Erkrankungen an manchen Tagen wirklich rundum entmutigen kann, aber diese Mutlosigkeit, das Gegrummel, Geschimpfe, die Traurigkeit, so berechtigt sie auch manchmal sein mögen, sollten meines Erachtens NICHT das Leben insgesamt bestimmen dürfen, denn es gibt immer, selbst im größten Schlamassel, etwas Schönes zu entdecken, und sei es auch nur eine leckere Tasse Tee und ein wohltuender Sonnenstrahl auf dem Gesicht.
In diesem Sinne allen einen fröhlichen Tag!
die Banditensocke
von stauseesegler » 10.07.2015, 14:31
Hallo zusammen,
ich bin über dieses Diskussion zum Forum gestoßen.
Zunächst einmal: Ich finde die Kampagne "Körperstolz" toll. Denn wir haben absolut keinen Grund, uns für unseren Körper zu schämen. Im Gegenteil.
Ich habe im Mai 2011 nach 25 Jahren Colitis ulcerosa ein Illeostoma bekommen. Ich habe mich sehr bewusst für ein endständiges Stoma entschieden. Ich hatte nach 25 Jahren, in denen ich mich immer nach einer erreichbaren Toilette richten musste (und oft genug nicht rechtzeitig eine erreicht habe) keinen Bock mehr, dass dies so weiter geht oder neue Probleme auftauchen. Die Diagnose bei der Darmspiegelung: Ein "Polypenrasen", der nicht wirklich mehr zu kontrollieren war.
Und so wachte ich nach der OP auf und begrüßte meine Stoma als von nun an zu mir gehörend.
Zugegeben: Die Entscheidung ist schon früher gefallen. Und ich habe mir sehr intensiv Gedanken gemacht für den Zeitpunkt, der dann 2011 eintrat. Das ist mein Vorteil gegenüber einem "Gesunden", der plötzlich die Diagnose Darmkrebs bekommt. Aber warum soll man mit einer chronischen Krankeit keine Vorteile haben? Man muss sie nur nutzen. In meinem Fall: Rechtzeitig Gedanken machen.
So hatte ich zu keiner Zeit ein Akzeptanzproblem mit meinem Stoma. Kollegen und Freunde wissen Bescheid. Und es geht mir gut. Das Kino-Beispiel von Banditensocke trifft genau meinen Nerv. Das ist es, was für mich das Stoma ausmacht: Lebensqualität. Na ja, vielleicht würde ich ohne Stoma auch schon nicht mehr leben....
Im Segelverein ist es nun so, dass es dort nur Gemeinschaftsduschen für Männlein und Weiblein gemeinsam gibt. Ok, wir Jollensegler sehen das nicht so eng. Und da es eh jeder wusste, hatte ich auch dort nie ein wirkliches Problem mit meinem Beutel.
Aber ein Problem gab es dann doch, wo mir am Anfang der Körperstolz fehlte. Der Strand. Wie man dem Nick schon entnehemen kann, war ich dem Wasser schon immer sehr verbunden. So habe ich auch oft und viel gebadet. Nach der OP gab es viele Tipps und Hinweise: Mit T-Shirt baden, Neopren-Stomabinde usw. Aber Badehose habe ich beim Baden schon immer nur getragen, wenn es sich denn nicht vermeiden ließ. Und nun noch ein T-Shirt? Nein, das kam nicht in Frage. Dann lieber gar nicht baden.
Und so dauerte es dann bis 2013, bis ich das erste Mal überhaupt wieder gebadet habe. Und dann gleich an einem FKK-Strand an der Ostsee. Ich habe mir eine ruhige Stelle gesucht. Natürlich kamen Leute vorbei. Und natürlich haben sie auf meinen Bauch geschaut. Das hätte ich sicher auch getan. Aber dann haben sie sich in der Nähe ausgebreitet, und keinen hats mehr interessiert.
Heute, 2 weitere Jahre später, gehe ich beinah täglich, oft 2 Mal am Tag, am öffentlichen See baden. Es ist eine Form des Frühsports für mich, morgens zu schwimmen. Und oft gehe ich am Abend noch an einen FKK-See. Und da sind bei schönem Wetter auch Leute. Und es ist meist wie beim ersten Mal: Wer mich nicht kennt, der schaut einmal. Und dann ist gut. Und mein Körper ist wahrlich keine Schönheit. Entgegen meinen Träumen gibt es doch ein Problem. Das heißt "Narbenbruch". Und so habe ich unter dem Beutel auch eine kräftige Beule.
Aber wieder die Frage: Ist das ein Grund, sich für seinen Körper zu schämen? Nein. Es gibt extrem übergewichtige Menschen, die am FKK baden. Es gibt amputierte, die ihre Stümpfe zeigen. Und kein Mensch hat einen Grund, sich dafür zu schämen. Unser Körper sagt nichts über unseren Charakter aus.
Was will ich Euch damit sagen: Auch wenn ich von Beginn an eine postive Einstellung zu meinem Stoma habe, hat es doch eine Weile gedauert, bis ich es am Strand offen gezeigt habe. Aber es gab keinen Grund dafür. Auch wir dürfen stolz auf unsere Körper sein, gerade weil sie schon so viel mitgemacht haben.
von Banditensocke » 13.07.2015, 15:44
stauseesegler -
super Beitrag, den ich absolut nachvollziehen kann. Ich finde es toll, dass Du Dich inzwischen traust, weiterhin das zu tun, was Dir Freude macht: nackt baden!
Ich habe das zum ersten Mal 2010 gewagt, 9 Jahre nach Stoma-Anlage, und fand es herrlich !
von Webkänguru » 14.07.2015, 21:19
Hallo Stauseegler,
danke für deine Beitrag Nein, verstecken müssen wir uns wirklich nicht
Viele Grüße,
Christian
von Pippa » 15.07.2015, 12:07
toll, diese Kampagne
Ich kenn auch nur ein Buch zum Thema: "Notausgang". Über alles Mögliche wird geschrieben, aber Stoma ist wohl was ganz eigenes
Stauseesegler, gefällt mir, was Du geschrieben hast. Ich seh das auch so......was man machen kann und was Spass macht, sollte man tun.
Zum "Grummeln": ich denke, jeder von uns kennt Zeiten, in denen man einfach verzweifelt ist und das Licht am Ende des Tunnels einfach nicht sieht. Klar nützt es nichts, alles schwarz zu sehen. Aber ehrlich, obwohl ich 12 Jahre gut zurecht komme, gibt es immer wieder mal Momente, da bekomme ich auch einen Rappel, wenn meine Versorgung nicht hält und das über mehrere Tage. Ich hab dann sowas wie ein Déja-vu und das erinnert mich an meine Colitiszeiten mit 10minüten Klogängen Tag und Nacht.
Ich sehe auch sehr das Positive an meiner Situation und möchte um nichts in Welt tauschen, ich lebe gut so. Ich hab aber auch Verständnis, wenn jemand auch mal jammert. Wichtig ist halt, da wieder rauszukommen - und wenn es sein muss mit professioneller Hilfe.
Ach, ich hab nach "Körperstolz" gegoogelt und kam auf eine Amazon-Seite: "Körperstolz-Bedienungsanleitung zum Traumkörper" , aber brauch ich nicht wirklich - ich will so bleiben, wie ich bin........mit Stoma, Speck und Fältchen......
von Terrorkruemel » 19.07.2015, 23:33
Nicht zu vergessen -
http://www.bvmed.de/de/versorgung/patie ... r-helfrich
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