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Mein Kampf gegen den Darmkrebs – Seite 1

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
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Mein Kampf gegen den Darmkrebs

Beitrag von stomaistklasse » 29.02.2016, 13:17

Ich begrüße die Gemeinde der Leidtragenden. Ich bin selber seit Kurzem euer Bruder und möchte meine Geschichte hier ausführlich, aber auch so kurz wie möglich niederschreiben. Jemand wird sich hier wiedererkennen, einige ihre Bekannten, aber für Einige wäre es eine Vorwarnung und noch für Einige eine Aufmunterung. Selbstverständlich ist es bei vielen wesentlich schlimmer(gewesen). Aber ich habe meinerzeit keine ähnlich Beiträge gefunden und musste alles auf eigenen Leib erforschen und erfahren.
Es geht um Darmkrebs, Kolostoma und alles was im ersten Jahr dazugehört.
Vor einiger Zeit, ich kann nicht genau sagen wann, hatte ich bei mir ein anderes Stuhlgangverhalten gemerkt. Es tat nicht weh, es spritzte nicht das Blut, aber es ist öfter geworden, mit wenig Ergebnis und ab und zu blutige Erzeugnisse. Da muss ich irgendwann zum Arzt, dachte ich. Aber wie schon so oft, man verschiebt dieses Vorhaben und nimmt alles auf die leichte Schulter. Es wird schon irgendwie. Zudem ich in meinen 45 Jahren nicht unbedingt auf Ärzte angewiesen war, genau genommen noch nie in einem Krankenhaus übernachtet. Bis es soweit war. 13. März 2015, was sich als Durchfall anfüllte, war reines Blut. So ging es mir fünf Stunden lang alle 30-40 Minuten. Dabei füllte ich mich hervorragend, keine Schmerzen, gar nichts. Ich habe mich zwar in dem Moment entschieden, einen Arzt aufzusuchen, aber erst Morgen, in der Hoffnung, dass es gleich vorbei ist. Es war aber nicht vorbei. Das habe ich aber erst spät festgestellt, als ich mich plötzlich gar nicht mehr bewegen konnte. Ich war im Büro, das war am Spätabend und keine weiteren Kollegen waren da. Ich bin in Ohnmacht gefallen. Nach ca. 10 Minuten bin ich aufgewacht, aber konnte mich kaum bewegen. Ich war in einer Blutpfütze. Aus letzter Kraft habe ich meine Frau angerufen und gerade mal geschafft zu sagen - Unterwäsche, Shorts, Hausschuhe. In 10 Minuten bin ich ins Krankenhaus transportiert worden. Der Moment war eine Offenbarung, alles wofür ich die ganze Zeit Hemmungen hatte, war plötzlich egal. Und zwar, wer hatte um die Zeit Dienst? Genau, eine junge Ärztin und eine noch jüngere Helferin. Und was haben die als erstes gemacht? Genau, Ihre Finger mir in den Ar... gesteckt. Sie bleiben hier, war der Urteil. Als wäre es mir schon vorher nicht klar gewesen. Mit der Kurzfassung klappt es nicht so. Nach sieben Tagen Krankenhausaufenthalt, endlosen Blutproben, CT, MRT und was weiss ich noch was, stand die Diagnose fest. Rectum Carzinom, fast im T3 Stadium ohne Metastasen. Bevorstanden Chemo, Bestrahlung und OP. Später hat sich herausgestellt, aufgrund der Nähe zum Schließmuskel wird das wohl ein lebenslängliches Stoma geben. Nach noch einer Woche wurde mir ein Port implantiert, in einer Woche die Pumpe angeschlossen, die Wöchentlich gewechselt wurde und ich bin mit einem kleinen Täschchen rumgelaufen. Und das 6 Wochen. Parallel die Bestrahlung, jeden Tag. Bisher keine Schmerzen, kein physisches Leid. In der Zeit konnte ich reisen, überwiegend geschäftlich. Hatte mich sehr gut gefüllt, bis auf paar Tage in der fünften Woche der Bestrahlung. Es war ein Gefühl, als hätte jemand mir in den Anus ein dickes durchgerostetes Rohr geschoben. Ausser handelsüblichen Schmerzmittel haben die Ärzte nichts besseres anzubieten. Für jemanden sehr wichtiges Thema - Sex. Es lief fast ohne Unterbrechungen weiter, nur an die Pumpe musste man sich gewöhnen und die zurecht legen. Entweder bei Seite oder in der Tasche auf den Rücken und einen T-Shirt anziehen. So ging es 3-4 mal im Monat weiter. Was für das Alter, die Krankheit und die gleichaltrige Partnerin gar nicht so schlecht war. Nach ca. 10 Wochen kam es zur OP. Schon eine Woche vorher hat sich die Annahme bestätigt, ja das wird ein lebenslängliches Stoma sein. Die OP fand Anfang August statt. 9 Stunden war ich unter Narkose. Wahrscheinlich die Warteschleife gedreht. Immer noch keine Schmerzen. Nirgendwo. Nur nicht gut nach der Narkose geschlafen. Dann war es mir sehr schlecht. Unverträglichkeit an das Schmerzmittel und der Katheter im Penis. Das sind zwei Ursachen dafür. Nachdem die beseitigt wurden ging es mir rasant besser. Als die letzten Dränagen nach 3,5 Tagen gezogen wurden konnte ich gleich langsam die Treppe steigen, und zwar in die vierte Etage. Der Physiotherapeut hat fast seine Gehhilfe verschluckt. Nach sechs Tagen nach der OP wurde ich entlassen und mit eigenem Auto nach Hause gefahren. Das Pobereich hat schon geschmerzt. Es war aber erträglich. Drei Wochen ging es mir schlecht. Aber immer noch keine Schmerzen. Bereits nach zwei Wochen erster Sex, und wie. Drei Tage nacheinander. Nach drei Wochen ist der ursprünglicher Zustand zurückgekehrt. Ich konnte wieder alles machen. Und dann das Urteil der Ärzte - drei Monate Chemo. Um sicher zu gehen, dass keine sich verlaufenden Krebszählen wieder einen Circus machen. 21 Lymphknoten im herausgeschnittenen Teil waren nicht befallen. Das war bestimmt gut. Nach Chemo und Bestrahlung hat sich übrigens der Tumor von 5x6 cm auf 2x2 cm zurückgebildet und auch angetrocknet. Die nachfolgende Chemoterapie verlief im Grunde gut, bis auf das Hand-Fuss-Syndrom in der siebten Woche, wo man eine Pause einlegen musste. Ziemlich scheußliche Angelegenheit. Anfang Dezember war es vorbei, anschließenden Untersuchungen haben keine weiteren Nachrichten geliefert. Mir wurde Irrigation erlaubt, womit ich jetzt ganz gut lebe. Ich verstehe sogar nicht, wie die normalen Menschen so leben. Immer der Drang nach einer Toilette, besonders zu den unpassendsten Zeiten. Andererseits ich, abends in die Toilette, den Klistier rein, fünf Minuten Wasser einlaufen lassen, halbe Stunde warten mit der Zeitung oder Computer, die kleine Kappe rauf und zack, ein clearer Man. Ein Jahr ist fast vorbei, ich fühle mich anders, nicht besser, nicht schlechter, einfach anders. Also zwar mit blauen Auge davon gekommen, aber würde allen raten, habt keine Angst, wir leben weiter. Die Versorgung ist gut. Also Kopf hoch. Ein relativ kleines Problemchen habe ich doch, über den aber in einem anderen Beitrag.

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stomaistklasse

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Mein Kampf gegen den Darmkrebs

Beitrag von doro » 29.02.2016, 18:21

Hallo Stomaistklassw :winke:
Donnerwetter, das klingt ja positiv.Willkommen im Forum und mach es Dir hier gemütlich :gut:
Uuuund beim nächsten Post, füge gern ein paar Absätze mit ein, es lest sich leichter ;)
Danke im Voraus :nerd:

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doro

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