von einpils » 21.02.2008, 00:02
Na gut ihr habt mich ja so ein bisschen wieder aufgebaut
Habe heute auch mit ner guten Freundin telefoniert weil
ich meinen Mund nicht halten kann ihr auch wieder alles erzählt und oh Wunder sie hat ne Freundin mit MC die auch einen ausgang hat.Daher kennt sie sich ein wenig damit aus
Deshalb hat sie auch keine Angst davor wenn ich zu ihr zum
Kaffee trinken komme. Muss mal schauen ich würde mich gerne mal mit der Freundin unterhalten.
PS Hatte gerade Nasenbluten wollte einen Beutel dranmachen
passte aber nicht
Gruss Einpils
von Melli » 21.02.2008, 01:43
Hallo Einpils, auch von mir noch alles Gute nachträglich zum Geburtstag!
Bei oder nach einer Krankheit schrumpft der Bekannten- und Freundeskreis etwas, das ist leider so. Beim einen mehr, beim anderen weniger, je nachdem.
Kollegen sind leider nicht zum Aussuchen, vielleicht hilft die Flucht nach vorne und du sprichst den besten "Kumpelkollegen" dort offen an, dass du dich gemieden fühlst, und ob es dafür auch rationale gründe als nur Vorurteile gibt.
An dem, was Uwe sagt, ist viel dran, denn oft entstehen dumme Sprüche und Missachtung aus Unwissenheit, Scheu und Unwissenheit. Allerdings könnte man sich so etwas mit etwas Hirn sparen, aber das wissen vielleicht auch nur wir, die wir wissen, wie kostbar Gesundheit ist.
Ich sage das mit dem Stoma nie, weil ich als Kind darunter litt, dass so viele in der Stadt und fast alle in der Schule wussten, dass ich schwer krank war. Das hängt mir bis heute ordentlich nach, zudem ich im LAufe der Zeit auch immer mehr fallen gelassen wurde. Es war sicherlich keine böse Absicht, aber es tut heute noch sehr weh.
Kopf hoch, auch wenn es weniger Freunde werden. Die, die dir bleiben, sind aber wirklich echte und das tut gut!
Im Kollegium rate ich dir wie gesagt die Flucht nach vorne. Oder wie wär's, du sprichst es an und lädst gleichzeit alle auf ein Bier ein?
von Waltraud Mayer » 21.02.2008, 02:51
Hallo Einpils!
Es ist schade das Du so schlechte Erfahrungen machst. Aber man sollte sich halt doch die Leute aussuchen denen man intimitäten mitteilt. Ich geh zwar auch sehr offen damit um, weil mir auch öffter nichts anderes übrig bleibt, weil ich z.B. meinen Kunden, die unangemeldet kommen erklären muß warum ich in der Wohnung zu sehen bin, aber die Haustür nicht öffne(ich arbeite zu Hause)weil ich vielleicht grad am Irrigieren war...oder warum ich fluchtartig eine Gesellschaft verlasse...obwohl ich durch die Gruppenarbeit auch öfter in der Presse stehe, erzähle ich es doch nur, wenn es jemand wissen sollte..zu mir sagte auch schon eine 75 jährige Mitpatientin als sie es nach 10 Tagen erfuhr, das Sie lieber sterben würde als so rumzulaufen... ich sagte nur "dann müssen Sie halt sterben , ich lebe recht gut so..."
es gibt halt immer noch viele unbelerbare, unwissende Menschen...
LG Waltraud
von Webkänguru » 21.02.2008, 08:37
Hallo einpils,
vieles wurde bereits gesagt, dem ich zustimmen kann. Auch ich sage nicht jedem in meinem Bekanntenkereis, dass ich ein Stoma habe. Die Familie weiß es, einige Freunde auch. Aber Arbeitskollegen und Nachbarn z.B. erzähle ich meist erst davon, wenn das Thema irgendwie zufällig hoch kommt. Mir ist wichtig, das sie mich erst einmal so kennen lernen. Meist sind sie dann überrascht, wenn sie erfahren das ich einen künstlichen Darmausgang habe und wundern sich, wie man damit normal leben kann und man gar nichts davon merkt
Ablehnung, den anderen meiden, ausgrenzen, blöde Kommentare ... das kommt auch meiner Erfahrung nach meist aus Unwissenheit, Angst und Verlegenheit. Allerdings habe ich auch Probleme damit, Nicht-Stomaträgern das vorzuwerfen. Das Thema Stoma ist ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Vom Hörensagen denken einige Menschen zu wissen, dass ein Stoma was schreckliches ist, stinkt, dreckig ist. Das war zum Teil auch so wenn man an die "alten" Versorgungssysteme denkt. Aber wer hat schon gewusst, welch moderne und zuverlässige Stomaversorgungen es gibt, bevor er nicht selbst direkt mit dem Stoma konfrontiert wurde?
Ich kann ebenfalls die Erfahrung bestätigen, dass die Reaktion auf das Stoma vom "Niveau" des anderen abhängt, was aber bitte nicht abwertend zu verstehen ist. Es hängt schon von den persönlichen Erfahrungen und dem allgemeinen Wissen und Verständnis der Person ab, wie sie auf das Thema Stoma reagiert. Deshalb versuche ich, dass man mich erst einmal als Mensch und nicht als Stomaträger kennen lernt.
Dir hilft das jetzt vielleicht nicht wirklich weiter, lieber einpils, da deine Kollegen und Freunde bereits von deinem Stoma wissen. Aber man kann die "Aufklärung" über das Thema jederzeit nachholen Vielleicht auf dem Weg "Als mir die Ärzte sagten, dass ich einen künstlichen Ausgang bekomme, dachte ich das gibt eine Katastrophe. Aber ich war total überrascht, als ich die Beutel dann sah, da steckt High-End Technologie drin, die sind völlig dicht, man riecht nichts, die merkt man selber fast gar nicht ..." Auf die Leute zugehen, Verständnis für ihre Reaktion zeigen, sie aufklären, vielleicht ist das der richtige Weg?
Wie du selbst schon erfahren hast gibt es aber durchaus mehr Leute, die mit einem Stoma Erfahrung haben, als man denkt. Man spricht halt nicht drüber, begegnet Stomaträgern gegenüber aber nicht negativ. Man kennt es ja und weiß, das es kein Problem ist.
Alle hier haben direkt oder indirekt mit dem Thema Stoma Erfahrung. Und sind deshalb auch schnell aufgebracht, wenn sie von Ablehnung im Freundes und Bekanntenkreis hören, nur weil man jetzt ein Stoma hat. Ein Stoma ist kein Grund für solch eine Reaktion, das stimmt. Aber ich selbst frage mich oft wie ich auf jemanden reagieren würde, der mir erzählt das er ein Stoma hat, wenn ich nicht selbst vor fast 12 Jahren damit konfrontiert worden wäre. Wenn ich nur so viel darüber wüsste, wie ich vorher tatsächlich darüber wusste
Viele Grüße,
euer Webkänguru
von Waltraud Mayer » 21.02.2008, 12:42
Christian das ist eigentlich bei jeder Krankheit / Behinderung so.Hier ein Beispiel. Wenn jemand einen wackeligen unsicheren Gang hat sagt man schnell der ist betrunken...Ich hatte nach meiner Bandscheiben OP extreme Gehschwierigkeiten trug eine Beinschiene und sollte eigentlich zur eigenen Sicherheit eine Krücke mitnehmen, war auf dem Weg zum Starkbierfest als zwei Jugendliche hinter mir sagten, schau mal wie betrunken die schon ist... das tat mir damals sehr weh, seit dieser Zeit vermute ich immer eine Gehbehinderung wenn jemand wackelt und niemals mehr das der betrunken sei...genauso verhält es sich auch bei den unüberlegten Bemerkungen der unwissenden Leute... tut aber trotzdem immer wieder erstmal weh, nur mit der Zeit kann man sich besser wehren...
LG Waltraud
von Jaeger » 21.02.2008, 19:38
Hallo einpilz,
Hanna hat Recht, strafe sie mit Nichtachtung. Mein Schatz ist gerade frisch operiert und hat diesselben Ängste, was den Kollegenkreis betrifft. Zumal er wegen der Krebsvorgeschichte eine Radio-Chemo supergut vertragen hatte und alle meinten er wäre eh nur Simulant. Wenn er irgendwann wie in den Job zurückkehrt, könnte es ihm also ähnlich gehen. Aber er weiß jetzt ohne diesen medizinischen Fortschritt hätte er null Chancen gehabt und kann nur über die idiotischen Kollegen lächeln. Unsere guten Freunde sind seinem Beutelchen bisher aufgeschlossen begegnet und freuen sich, dass er seine Krankheit überleben kann. Übrigens auch er kann Rückverlegt werden.
Zieh Dich von Deinen guten Freunden nicht zurück und gib Ihnen doch einfach den Tipp mit dieser Internetseite und lass sie ins Forum reinlesen. So offen gesprochen (geschrieben) wie hier, mit einer tollen Aufklärung auf der HP, habe ich keine andere Seite im Internet gefunden. Ich als Angehörige fühle mich hier gut aufgehoben und informiert.
Im übrigen: bei Deinen Kollegen stinkt es garantiert mehr, wenn die auf dem Klo einen "abseilen". Und stört es die, wenn die auf einem öffentlichen Klo mal müssen und vorher jemand so richtig einen hinterlassen hat? Dagegen ist das Beutelchen ja die reinste "Douglas Filiale".
Kopf hoch und alles Gute von der Jaegerin
von doro » 21.02.2008, 20:21
Dagegen ist das Beutelchen ja die reinste "Douglas Filiale".
von Jaeger » 21.02.2008, 20:51
Hallo doro,
meinst Du es ist halt noch alles "klinisch rein", bei meinem Schatz? Na, ich warte die Unfälle mal ab, wir sind ja noch Anfänger. )
von Bibi81 » 21.02.2008, 20:57
Hallöchen einpils!!
Herzlich Willkommen!!
Kann gut verstehen, dass du so reagierst!
Da ich auch manchmal immer noch Angst habe, anderen zu erzählen das ich ein Stoma habe um evtl. blöden Sprüchen
aus dem Weg zu gehen. Das ist glaube ich eine ganz natürliche Reaktion.
Klar soll man dieser Angst nicht nachgeben!
Und ich muss dazu sagen, dass ich zum Glück keine negativen Reaktionen von den Menschen erhalten habe, denen ich es
erzählt habe.
Aber wie die anderen schon gesagt haben, die Menschen (die nur schlecht reden können) sind es gar nicht wert beachtet zu werden!
Gruß Martina
von doro » 21.02.2008, 21:21
meinst Du es ist halt noch alles "klinisch rein", bei meinem Schatz?
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