von Monsti » 14.09.2008, 19:18
Hallo Sabine,
in meinem Freundes- und Bekanntenkreis sind etliche, die HIV-positiv bzw. schon definitiv an Aids erkrankt sind. Den "nur" Postiven sieht man rein gar nichts an. Unter den noch lebenden Aidskranken meiner Freunde/Bekannten kenne ich momentan nur einen einzigen (57jähriger Mann), dem die Erkrankung mittlerweile deutlich anzusehen ist (ausgeprägtes Karposi-Sarkom, Ekzeme überall, extreme Abmagerung, ständige Lungenentzündungen und andere schwere Infektionen mit damit einhergehender Schwäche). Er ist im Endstadium der Erkrankung und befindet sich außerhalb der zahllosen KH-Aufenthalte bettlägerig in häuslicher Pflege in Kufstein. Längst ist dieser Mann nicht mehr in der Lage, am öffentlichen Leben teilzunehmen.
Allen anderen merkt man aber absolut nichts an, und sie leben auch einen vollkommen normalen Alltag. Wir hatten auch schon zwei liebe alte Freunde aus Berlin in unserer Ferienwohnung, die beide schon seit 'zig Jahren HIV-positiv sind. Für Unbekannte sind es gesunde und leistungsfähige Leute. Niemand von diesen redet aber mit Fremden darüber, aus Angst, von unwissenden Außenstehenden sofort stimatisiert und aufgrund allerlei Vorurteile gemieden zu werden.
Insofern sind HIV und Aids durchaus mit dem Stoma vergleichbar. Der Umgang innerhalb der Gesellschaft ist fast identisch: totschweigen und verstecken ... tabuisiert halt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass ein Stoma bekanntermaßen nicht ansteckend ist. Dafür gibt es aber so nette Vorurteile, dass Stomaträger nicht gesellschaftsfähig seien, weil sie ja angeblich stinken.
Nicht mehr und nicht weniger wollte ich mit meiner obigen Bemerkung ausdrücken. Beides zusammen zu haben, ist ganz sicher nicht leicht. Aber hier im Forum ist sicher ein guter Ort, sich mit anderen ohne Scheu austauschen zu können, weil man eben nicht gleich in eine Außenseiterschublade gestopft wird. Ich denke, Kai hat das auch so verstanden.
Liebe Grüße
Angie
von Sabine049 » 14.09.2008, 22:05
Im Großen und Ganzen schliesse ich mich deinen Ausführungen an; letztlich wollte ich aber auf etwas ganz anderes hinaus.
Wie erklärst du dir bspw. die doch mehr oder minder einseitige (geschlechtsspezifisch betrachtet)!? Resonanz auf Kai´s Thread . Um Himmelswillen ich möchte jetzt jedoch keineswegs für "Irrungen und Wirrungen" sorgen, die letztlich u.U. zu Irritationen und schlimmstenfalls zu verbalen Ausuferungen führen - schon Kai zuliebe, der momentan sicherlich andere Sorgen hat.
Mh, Angie, ne ... das zweifel ich jetzt an:
Dafür gibt es aber so nette Vorurteile, dass Stomaträger nicht gesellschaftsfähig seien, weil sie ja angeblich stinken.
von Monsti » 14.09.2008, 22:14
Hihi Sabine,
Dank der heutigen innovativen integrierten Filter kann - ausser bei Unterwanderungen etc. - ein Stoma definitiv bei sachgerechter Versorgung nicht stinken.
von Udde » 15.09.2008, 09:58
Hallo Kai,
ich wünsche Dir für Deine OP alles, alles Gute.
Du hast soviel geschafft, diese Hürde schaffst Du auch noch!
Ich schicke Dir ein großes Kraftpaket und drücke Dir ganz doll die Daumen.
Liebe Grüße von Ute
von Chief » 15.09.2008, 10:46
Hallo Kai,
auch von mir alles, alles Gute für die antehende OP.
Ich hoffe das Du alles gut überstehst und neu Kraft findest.
Gruß
Uli
von Kai 40 H » 15.09.2008, 14:30
Hallo Monsti und Sabine,
nun komme ich erstmal dazu, auf eure anregende Diskussion zu reagieren, da ich mich am Wochenende noch schonen musste.
Zunächst geht es mir erstmal besser und ich merke, dass der Infekt am abklingen ist.
Zur eurer Diskussion:
Aus meiner Sicht als betroffener aidskranker Mensch und Stomaträger kann ich nur sagen, dass man beides nicht umbedingt gleichsetzen kann.
Ich denke nicht, dass Stomaträger Aussenseiter sind und stinken! Ich zumindest nicht !
Richtig ist natürlich, dass man HIV-positiven Menschen die Infektion nicht gleich ansieht und es heutzutage auch viele Jahre so bleibt, aber noch sterben alle irgendwann an Aids! Wo Aids schon ausgebrochen ist,wie bei mir, sieht man natürlich den körperlichen Zerfall. Bei mir ist seit 1997 Aids ausgebrochen und es gibt immer wieder Zeiten, wo ich abgemagert bin, bis auf die Knochen und man mir die Krankehit leider auch ansieht!
Ich glaube aber dennoch, dass es Stomaträger leichter in der Gesellschaft haben, als Aidskranke.
Mit meinem Stoma habe ich in den letzten 4 Jahren in der Gesellschaft keine Probleme gehabt und ich verheimliche es ja auch nicht. Das heißt jetzt nicht, dass ich es jeden Menschen gleich erzähle.
Im Bezug auf meiner Aidserkrankung ist das völlig anders. Ich habe da gute und schlechte Erfahrungen gemacht.
Menschen, die sich mit dem Thema Aids auseinander gesetzt haben, können ganz normal mit mir umgehen, andere Menschen, haben erstmal Angst aus Unwissenheit über die Ansteckung. Wenn ich denen dann aber ausführlich alles erkläre, dann gibt sich das auch meistens!
Sicherlich ist es in der Gesellschaft immer noch weit verbreitet, das Aids nur Schwule und Drogensüchtige haben, nur da liegen sie wirklich im Irrtum. Das war vor 20 Jahren so. Heute gibt es fast so viele heterosexuelle Menschen, die HIV positiv sind, wie Homosexuelle. Da ist kaum noch ein Unterschied.
Dass die Resounanz auf meinem Thread überwiegend von Frauen beantwortet werden, ist mir natürlich auch aufgefallen. Nur das ist nichts Neues für mich.
Es ist nach wie vor so, das noch immer viele heterosexuelle Männer Schwierigkeiten haben mit homosexuellen Männern. Das finde ich aber auch nicht schlimm. Denn wir, mein Mann und ich, haben einige heterosexuelle Paare in unserem Freundeskreis, wo die Männer überhaupt kein Problem damit haben, dass wir als Paar zusammen leben.
Im Gegenteil, wir haben nur gute und nette Reaktionen feststellen können.
Ich denke, das beides, egal ob nun Aids oder Stoma, unterschiedlich von Menschen in der Gesellschaft akzeptiert wird.
Wichig für mich ist nur, dass ich mich weder als Aidskranker noch als Stomaträger verstecken muss, das will ich nicht und habe es auch nie gemacht!
Das konnte ich nicht gleich von Anfang an und musste es erst in den Jahren lernen. Doch heute werde ich von meinem Umfeld so akzeptiert, wie ich bin. Ich werde als Kai angesehen, der Mensch, der aber Aids und ein Stoma hat, was nicht böse gemeint ist.
Ich hoffe, dass Ihr mir jetzt folgen konntet?
Ich habe euch aber total verstanden und mich auch nicht angegriffen gefühlt.
Allen anderen danke ich natürlich auch für die vielen guten Wünsche zur meiner Operation am Freitag.
Lieben Gruss,
Kai
von trixi » 15.09.2008, 16:22
Ach Kai,
mach Dir keinen Kopf. Ich selbst habe durch meine Tochter
(27) ein 'Schwulenpärchen' kennen gelernt. Ich muss gestehen, es sind mitterweile meine liebsten Gäste.
Gerade eure 'gezierte Haltung' macht euch so liebenswert.
Wer schaut schon auf meine neue 'Deko....meinen blank gewinerten Parkettboden?...Und mit oder ohne Aids - ich würde da keinen Abstrich machen...
Dir, lieber Kai, wünsche ich für die bevorstehende OP alles, alle Gute....Hoffe, Deine Frau steht an Deinem Bett wenn Du aufwachst...
Trixi
von Kai 40 H » 15.09.2008, 17:27
Hallo Trixi,
danke für deine Wünsche!
Ich mache mir doch gar keinen Kopf, ich lebe so ganz gut mit meiner Homosexualität.
Und mein Mann (nicht meine Frau), wird sicherlich bei mir am Bett stehen, wenn ich wieder von der Narkose und OP aufwachen werde!
Gruss Kai
von Monsti » 15.09.2008, 20:21
Hallo Kai,
zuerst möchte ich Dir ein ganz großes Lob aussprechen: Ich finde es super, wie offen Du hier schreibst. Weiter so!
Um Himmels willen, natürlich möchte ich die schreckliche Erkrankung Aids nicht mit dem vergleichsweise harmlosen Stoma vergleichen. Es ging mir wirklich nur um die Gemeinsamkeit als mehr oder weniger extremes Tabu, weswegen Du hier keine Probleme hast, auf vorurteilslose Ohren zu stoßen. Wir hatten hier mal eine sehr ausgiebige Diskussion darüber. Ich glaube, der Thread hieß sogar so: "Tabuthema Stoma" oder ähnlich. Mom, ich suche ihn mal, vielleicht interessiert es Dich ja ...
Hier isser: http://www.stoma-forum.de/topic.php?id= ... ight=Tabu&
Nun aber erst mal heftiges Daumendrücken für die nächste Hürde.
Liebe Grüße aus dem eiskalten Tirol (Schnee bis 1300 m runter *schlodder*)
Angie
von Sabine049 » 15.09.2008, 20:33
Lieber Kai,
topp, dass die Infektion langsam aber sicher abgeklungen ist.
Kai, du sprachst mir aus der Seele, genauso wie du die Situation schilderst, sehe ich es.
In jedem Punkt stimme ich dir zu; ich wollte dich jedoch gegenwärtig mit dem Umstand und der bitteren Realität nicht unnötig konfrontieren und eine Lawine lostreten und ins Rollen bringen.
Da bei mir Ende der 80-ziger kurzzeitig der V. einer HIV-Infektion im Rahmen zuvor infundierten - etwaig kontaminierten - Blutkonserven bestand, ist mir seitdem spätestens bekannt, dass durchaus selbst "Heteros" an AIDS erkranken können.
Ich habe mich viel mit der Thematik auseinandergesetzt, und habe keinerlei Berühungsängste. Aber das gros der heutigen Gesellschaft sieht das leider anders.
Weiteres Beispiel: Stomawitze kenne ich keine, Witze über Spastiker einige, hingegen Witze über Homosexualität und AIDS-Erkrankungen - leider - zuhauf.
Ich drücke dir weiterhin ganz fest die Daumen .
Viele, liebe Grüße Sabine
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