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Menschen unter 25 Jahren mit Stoma – Seite 2

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
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74 Beiträge • Seite 2 von 81, 2, 3, 4, 5 ... 8

Menschen unter 25 Jahren mit Stoma

Beitrag von Frank38 » 22.11.2007, 00:01

Huhu Racer,

Eigentlich nicht haben mich im KH besucht und sogar in meiner AHB, kommt auch immer drauf an wie man sich verhält ob man sich zurück zieht und Kontakt vermeidet, sich verkriecht u.s.w. Hab immer Kontakt zu meinen Bekanntenkreis und Freunden aufrecht gehalten in der Zeit, hat ja auch gut getan man wurde abgelenkt und kam nicht zum grübeln so soll es ja auch bei Freunden sein. Hmmm Negatives verhalten eigentlich nicht, bin immer noch der gleiche mir fehlt doch nur ein Stück Darm:abgedreht:. Das einzige was mir an mir aufgefallen ist, man wird sensibler, aber das ist ja nichts Negatives. Und in die S*****e hab ich mich vorher auch schon öfters geritten:rolleyes:.

Gruss Frank

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Frank38

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Menschen unter 25 Jahren mit Stoma

Beitrag von Racer » 22.11.2007, 00:20

Hy Frank,

wann hast du das Stoma bekommen? Das Alter spielt natürlich in diesem Fall eine große Rolle ich bin ja damit aufgewachsen, Kinder sind leider wie wir nunmal wissen unbarmherzig. Und dann kann man recht schon zum Gehänselten werden.

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Racer

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Menschen unter 25 Jahren mit Stoma

Beitrag von Frank38 » 22.11.2007, 23:30

Huhu Racer,

Habs seit Februar das spuckerle, hast recht das alter spielt eine grosse rolle. Kinder können sehr unbarmherzig sein zu anderen Kindern da geb ich dir recht. Denke auch mal wenn ich es von klein auf gehabt hätte, wär vieleicht auch vieles anders gelaufen mit Kindergarten und Schule u.s.w. meine das
gehänselt werden, heute ist es schon so schlimm wenn du die falschen Klammoten trägst biste ausgeschlossen.



Gruss Frank

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Frank38

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Menschen unter 25 Jahren mit Stoma

Beitrag von Racer » 23.11.2007, 14:13

Genau da wären wir wieder beim Thema. Leute die mit Stoma aufwachsen haben es viel schwieriger sich sozial zu intigrieren und mit Menschen umgehen zu lernen. Richtig schwierig wirds dann wenn man den ersten Freund oder Freundin bekommt. Man hat Angst abgelehnt werden. Bei mir war das ein riesen chaos ich hätte es nie über meine lippen gebracht wenn es meiner ersten freundin dann nicht ein Kumpel von mir gesagt hätte. Wie war das bei euch?

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Racer

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Menschen unter 25 Jahren mit Stoma

Beitrag von Webkänguru » 25.11.2007, 11:38

Hallo,

der Sohn meiner Lebensgefährtin hatte von seinem 8. bis zum 14. Lebensjahr ein Urostoma. Probleme in der Schule und mit Freunden gab es in dieser Zeit nie. Es war für die Kids völlig normal, dass Lukas den Beutel am Bauch hat. Auch beim Schwimmunterricht oder so.

Ich gebe aber zu, so richtig mit Pupertät und Mädchen war in der Zeit noch nix ;)

Viele Grüße,
euer Webkänguru

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Webkänguru

Moderator

Menschen unter 25 Jahren mit Stoma

Beitrag von wukasisumo » 25.11.2007, 20:07

hallo racer,
bin mittlerweile auch schon über die 25 hinaus:haarezuberge:
aber was dich interessiert, habe ich auch durchgemacht! habe mein urostoma mit 10 gekriegt. das wußten keine freunde und nur die allernähesten verwandten. ich glaube, meine stiefmutter hat sich auch dafür geschämt - jedenfalls wurde mein stoma todgeschwiegen.als ich mich für jungs zu interessieren begann, war das echt schlimm, psychisch gesehen.:heul:
ich wollte auch einen freund, aber sobald es bei mir an die hose ging, zog ich mich zurück und ich brachte es nicht fertig, darüber zu sprechen:abgedreht::abgedreht::abgedreht:


ich erinnere mich noch gut daran, nachdem ich mit 18 das erste mal mit einem jungen doch darüber gesprochen habe, (war sehr befreiend), hat der das weitererzählt. daraufhin wurde ich dann angesprochen.:shock:
ich war schockiert und wie in trance fand ich mich auf einer brücke wieder, wo ich beinahe gesprungen wäre. gott sei dank habe ich das dann doch nicht gemacht


heute habe ich zwar immer noch eine gewisse scheu, das einer guten freundin zu erzählen, aber ab und zu kann ich mich überwinden.:D:D

lg wukasisumo

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wukasisumo

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Menschen unter 25 Jahren mit Stoma

Beitrag von Sabine049 » 26.11.2007, 18:52

Hallo racer,

ich gehöre mittlerweile zu den älteren Semestern undzwar bin ich Jahrgang 1961.

In den 60-zigern wurden Themen wie Inkontinenz, Stoma + Co. tabuisiert. Von meiner Stuhl- u. Harninkontinenz wußte niemand. Die Anlage eines sog. anus praeters/Stomas lehnten meine Eltern vehement ab.

Die Ärzte bezeichneten mich durch die Bank weg als "gesellschaftsunfähig" :shock:.

Integrationsklassen, wie sie in den 80-zigern aufkamen, gabs zu meiner Kind- und Jugendzeit nicht.

Die Schulzeit war für mich ein derartiger Spießrutenlauf, ein Horrorszenario, so dass ich sehr oft Suizidgedanken hatte. Selbst am Gymnasium wurde meine nicht-sichtbare Behinderung verschwiegen, unter den Teppich gekehrt quasi ich hatte mich in prekären Situationen zurückzuhalten.

Kein Vertrauenslehrer ... selbst in den Abiturprüfungen war keine/r der Lehrerschaft involviert.

Ich ließ die unbarmherzigen und teils bitterbösen Spötteleien und Hänseleien über mich ergehen; ein Ventil fand ich damals in Autoaggressionen. Ich fühlte mich stigmatisiert/gebrandmarkt und sozial vollkommen isoliert.

Paradoxerweise nahm ich wie meine "normalen" Mitschüler/Innen am Sportunterricht teil, wo ich überdurchschnittliche Leistungen erbrachte - bspw. im Turnen und Schwimmen.

Selbstverständlich blieb niemanden meine eingekoteten und -genäßten Hosen verborgen :abgedreht:, wurde ich wg. des penetranten Geruchs/Gestanks und den braunen Flecken in meinen Klamotten angesprochen, erfand ich in der Oberstufe immerzu "Märchen", in dem Sinne: "Habe auf einer nassen Bank gesessen", "den Flecken könnte ich mir selbst nicht erklären". Ich verkroch mich zusehens, mein Selbstwertgefühl und -bewußtsein nahmen mit Eintritt in die Pubertät drastisch ab. Ich war während des Unterrichtes primär auf meine Behinderung fixiert, so dass ich leider oftmals kaum dem Unterricht angemessen folgen konnte. Die Behinderung lenkte mein Leben und nicht umgekehrt.

Deshalb sind meine Ersatzteilchen (Neoblase + Stoma) die Ultima-ratio, leider kam die Erkenntnis von den Doktoren relativ spät; stattdessen wurde an mir herumexperimentiert ... Schließmuskelersatzplastiken etc..:shock:

Damals beneidete ich all die jenigen, die eine salonfähige Behinderung/Krankheit vorweisen konnten. Ich persönlich wäre mit einer "vorzeitigen" endständigen Kolostomie definitiv besser bedient gewesen. Meine Ü-Stomatazeiten waren für mich wahre Auszeiten.

Partnerschaft, Sexualität etc.... waren für mich Fremdwörter und absolut indiskutabel/illusorisch.

Viele meiner "schlimmsten Peiniger" sind heutzutage als Mediziner tätig :shock::haarezuberge:.

Ich bin der Meinung, dass behinderte Kinder nicht generell ausgegrenzt und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. sondern dass sie gehindert werden sich wie alle anderen Kinder zu entfalten und ihre sozialen Kompetenzen etc. auszuleben aufgrund verzerrter Klischeevorstellungen, Tabuisierung, der bestehenden leistungsorientierten Gesellschaftsstruktur und selbstverständlich zuguterletzt das unmittelbar persönliche Umfeld. Ich könnte die Liste beliebig fortführen, aber ich belasse es dabei ;).

Deshalb empfehle ich, möglichst offensiv mit dem Stoma umzugehen.

Klaro, jedem X-beliebigen binde ich meine Ersatzteile auch nicht auf die Nase, explixit mein Rolli :D.

Aber jedem Mitmenschen, zu dem ich engeren Kontakt hege, berichte ich je nach Typ/Intellekt häppchenweise peu á peu von meinen personifizierten Ersatzteilchen. Ersatzteilchen, weil ich mich durch diese in keinster Weise defizitär/gehandicapt fühle, allenfalls - umgekehrt - werde ich gehindert :D:).

Je unbefangener Mann/Frau mit einem "Schönheitsfehler"/Defizit/Behinderung umgeht, desto leichter fällt dem jeweiligen sozialen Umfeld der Umgang mit dem Jenigen, der betroffen ist. Was ist normal!

Deshalb hat die Öffentlichkeitsarbeit Priorität und sollte von der Vereinigung der Stomaträger vorangetrieben werden.

Je mehr die Öffentlichkeit - ergo die Gesellschaft - für derartige Thematiken sensibilisiert wird, desto stärker wird die Akeptanzbereitschaft unwissender Mitmenschen sein.

Liebe Grüße Sabine

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Sabine049

Mitglied

Menschen unter 25 Jahren mit Stoma

Beitrag von Monsti » 26.11.2007, 19:45

Stimmt, Sabine, das Stoma ist nach wie vor ein Tabu. Auch ich bin sehr an vernünftiger Öffentlichkeitsarbeit interessiert.

Am Wochenende war ich beim Törggelen, einem südtiroler Brauch am Ende der jährlichen Weinernte, der auch bei uns in Nordtirol gepflegt wird. Es wird dann ordentlich geschlemmt und auch ordentlich getrunken. Ich musste die fröhliche Gesellschaft abrupt verlassen, weil meine neu aufgebrachte Platte der Maroni-Schlemmerei (hach, ich liebe die Maronis doch so!!!) nicht standhalten wollte. Unmöglich konnte ich in dieser Situation sagen, dass meine Platte undicht ist, obwohl viele der Anwesenden wussten, dass ich ein Stoma habe. Ich sagte, mir sei urplötzlich schlecht, was dann auch problemlos akzeptiert wurde.

Aber das war jetzt ein bisserl OT, sorry ...

Liebe Grüße
Angie

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Monsti

Mitglied

Menschen unter 25 Jahren mit Stoma

Beitrag von Melli » 27.11.2007, 01:07

jedem X-beliebigen binde ich meine Ersatzteile auch nicht auf die Nase, explixit mein Rolli


was, du hattest nen Rolli dabei? Das sagst du jetzt erst? :D

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Melli

Moderatorin

Menschen unter 25 Jahren mit Stoma

Beitrag von Webkänguru » 27.11.2007, 09:24

Hallo Racer,

bei dem Sohn meiner Lebensgefährtin habe ich den Eindruck, dass er die Zeit mit Stoma vor allem deshalb so gut und selbstbewusst durchlebt hat, weil er innerhalb der eigenen Familie als ganz normaler Junge behandelt wurde. Ich habe nie erlebt, dass er einen Sonderstatus hatte (es sei denn, er war tatsächlich krank oder stand gerade wieder eine OP an). Er wurde nie als behindert bezeichnet, auch nicht von seinen Geschwistern, und der engere Familienkreis gab ihm immer das Gefühl, das ein Stoma was ganz normales ist und einfach zu ihm gehört.

Mit diesem Rückhalt in der eigenen Familie ging er auch nach außen ganz ohne Vorbehalte mit seinem Stoma um. Es gehörte zu ihm und das war gut so :) Probleme sich zu integrieren hatte er nie.

Aber wie gesagt, mit Mädchen war in dieser Zeit noch nichts.

Viele Grüße,
euer Webkänguru

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Webkänguru

Moderator

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