von doro » 07.11.2018, 20:37
Hallo Banditensocke,
weiter gute Genesung. und Danke für Deinen ausführlichen Bericht.
Die Flüssigkeitsversorgung vor der Operation habe ich fest im Hinterkopf verankert.Danke für den Hinweis.
Ich habe meinen Hartmann noch und er soll bitte weiter brav bleiben,denn ich habe beim Lesen der einzelnen Stationen Deiner OP meine Operationen hautnah durchlebt.
von Banditensocke » 08.11.2018, 12:23
Danke für Eure guten Wünsche und Ermutigungen! Das tut, wie Ihr selbst sicher aus reichhaltiger Erfahrung wisst, immer soooo gut, weil es von Menschen kommt, die selbst nur allzu genau wissen, wie sich diese ganzen Geschichten anfühlen und mit welchen Unsicherheiten sie verbunden sein können.
Heute, 08.11.2018, fanden die Abschlussuntersuchungen statt. Die Laborwerte sehen gut aus, der CRP ist nochmals gesunken und liegt jetzt bei 7, also fast im Normbereich.
Sono zeigte wiederum ein normales Bild ohne freie Flüssigkeit.
Die letzte Drainage wurde gezogen. Nun heisst es noch, einige Tage ein gutes Wundmanagement zu betreiben - und zu hoffen, dass sich innerhalb der nächsten Wochen KEIN Abszess bildet.
Ich werde mich jetzt darauf konzentrieren, im Rahmen meiner Möglichkeiten zu heilen. Das bedeutet momentan: Bewegung moderat, gutes, aber leicht verdauliches Essen auch etwas über den reduzierten Appetit hinaus, damit ich die verlorene Substanz wieder wettmachen kann, Darmpflege. Ich denke an Symbioflor und Symbiolact pur, Iberogast bei Bedarf, gutes Stress - Management im Sinne einer Salutogenese und ansonsten Ruhe und Entspannung wann immer ich das Bedürfnis danach habe.
Von Beginn der Hartmann-Probleme vor zwei Jahren über die vielen Eindämmungs-Versuche über Zäpfchen und Klysmen bis zur Auseinandersetzung mit der Rektumresektion und ihrer Umsetzung jetzt war es eine lange Reise, und Reisen können, so viele wertvolle Eindrücke und Lernerfahrungen sie auch hinterlassen, anstrengend sein. Wir sollten achtsam mit diesen Erfahrungen umgehen und uns und unserem System Gelegenheit zur Verarbeitung geben.
Ich werde dazu hier deshalb sicher noch das eine oder andere schreiben, denn: der Weg entsteht, während wir ihn gehen!
In diesem Sinne: Seid gut zu Euch!!
P.S.:
An dieser Stelle nochmals ein Hinweis für alle, die eine Rektumresektion hatten und nun glauben, damit wäre ein Wiederanschluss, also eine RV KEINE Option mehr: Das muss nicht so sein! Sofern der Schliessmuskel erhalten ist und funktioniert, können versierte Chirurgen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, auch nach Entfernung des Hartmann-Stumpfes wieder anschliessen!
Ich finde es ermutigend, diese Option zu haben.
von Hanna70 » 08.11.2018, 19:35
Hallo, liebes Söckchen,
und Danke für Deinen ausführlichen Bericht.
Wie doro, fühlte auch ich mich sehr deutlich an die Zeit(en) im KH erinnert, an die Hilflosigkeit und das Gefühl des Ausgeliefertseins...
Ich habe meinen Hartmannstumpf noch. Nachdem er 7 Jahre recht brav war, machte er vor 2 Jahren massive Probleme mit starken Schmerzen, ständigen Blutungen und Abgang von granuliertem Schleim über die Fistel und von da über die Scheide. Mittels MRT und CT wurde eine Hartmannstumpf-Insuffizienz festgestellt. Der Prof., zu dem mich mein Gastro schickte, riet zur Entfernung des Hartmannstumpfes und Rektumamputation. Aber er kannte mich ja nur aus diesem einen Gespräch.
Bei dem Auswertungsgespräch mit meinem Gastro und meinem HA rieten mir jedoch beide unisono bei meiner Vorgeschichte, meiner anderen Erkrankungen und auch wegen meiner inzwischen 77 Lenze von so einer großen OP ab. Das kam auch meinem eigenen Bauchgefühl entgegen.
Ich bin mir nahezu sicher, dass ich mich von so einer OP nicht mehr so erholen könnte, dass es mir wirklich eine Besserung bringen würde.
Ich freue mich für Dich, dass Du es bis hierher geschafft hast und wünsche Dir weiterhin viel Kraft, dass es nur noch aufwärts geht.
LG Rosi
von Melli » 10.11.2018, 02:33
Hallo Söckchen,
lieben Dank für den ausführlichen Bericht.
Wie viel Hartmann ist nun übrig, nichts mehr? Und der Schließmuskel?
Ich war in der Zwischenzeit zum Gespräch und mir wurde eine Entfernung des Hartmanns inkl Schließmuskel nahegelegt. Laut Doc ist es aber eine "kleine OP" und er guckte mich verwirrt an, als ich fragte, wie viele Wochen ich ausfalle und wie lange ich nicht sitzen könne.
Ich bin zum Kontrastmittelröntgen einbestellt und zaudere vor dem Termin, ohne Propofol mache ich "unten" eigentlich gar nichts, der Hartmann ist eine riesen Mimose. Neulich habe ich mal wieder versucht, von unten Cortison Schaum einzuführen, und bin fast abgekratzt. Menno.
Viele Grüße
Melli
von Merlina » 10.11.2018, 09:25
Hallo Socke, hallo Alle,
Sabine, danke für Deinen tollen und hilfreichen Bericht auch nochmal öffentlich und über die PN hinaus!
Ich kann den differenzierten Bericht und den Ablauf bestätigen, bei mir verlief es sehr ähnlich!
Mein Hartmann wurde bis auf den Analkanal herunter entfernt.
Damit ist die für CED-Prozesse empfindliche Schleimhaut entfernt. Auch das Krebsrisiko ist dadurch wohl ausgehebelt.
Die Entfernung des Schließmuskels wurde mir auch beim Einholen der Erstmeinung empfohlen.
Der Chirurg, der mich dann aber operiert hat sagte, das mache man heute nicht mehr und es sei auch üblicherweise nicht erforderlich den Schliessmuskel zu entfernen! Diese Aussage bezieht sich auf CED, bei Tumoren gilt etwas anderes!
Hallo Melli,
auch wenn Du bisher mit Deinem Chirurgen sehr zufrieden bist: JETZT klingt aus Deinen Berichten heraus, dass Du irritiert bist!
Diese OP ist keine so große OP wie die Kolektomie, sie aber als „kleine“ OP zu bezeichnen ...hmmm ..... das ist eine sehr eingreifende OP und ein Chirurg sollte das auch im Patientengespräch berücksichtigen, er sollte achtsam mit Dir und Deinen Ängsten umgehen.
Am wichtigsten aber ist:
Er sollte möglichst schonend operieren!
Den Schliessmuskel zu entfernen ist eine radikale Herangehenweise, und ich würde mir an Deiner Stelle dringend eine Zweitmeinung einholen!
Bei mir wurde ein MRT mit Kontrastmittel gemacht und zu Beginn der Op können Sie noch eine Endosono machen. Das reicht für einen Spezialisten aus, um sich zu orientieren.
Ich hatte weiter oben in diesem Beitrag bereits dies geschrieben:
Meine Fistel wurde gleichzeitig gespalten und ist nun Geschichte
Meine Schliessmuckis habe ich behalten, was ich als sehr vorteilhaft empfinde.
Nicht nur, dass sie noch funktionieren, die Wunde ist dadurch auch extrem viel kleiner gewesen und von außen sieht man nichts!
Mir wurde in die entstehende Lücke mein eigenes Bauchnetz verpflanzt, wodurch diese geschlossen bzw. gefüllt wurde, und die Wundheilung unterstützt werden sollte.
Hat auch gut funktioniert.
Diese Methode sollte ausserdem den Fistelverschluss unterstützen.
von Banditensocke » 10.11.2018, 13:26
Melli hat geschrieben:Hallo Söckchen,
lieben Dank für den ausführlichen Bericht.
Wie viel Hartmann ist nun übrig, nichts mehr? Und der Schließmuskel?
Ich war in der Zwischenzeit zum Gespräch und mir wurde eine Entfernung des Hartmanns inkl Schließmuskel nahegelegt.
Laut Doc ist es aber eine "kleine OP" und er guckte mich verwirrt an, als ich fragte, wie viele Wochen ich ausfalle und wie lange ich nicht sitzen könne.
von Monsti » 10.11.2018, 21:50
Hallo Melli,
nun ist es also auch bei Dir so weit, dass der Stumpf Theater macht.
Bei mir - zumal ich an einer Rückverlegung/Pouch-OP nicht interessiert war - wurde Ende 2007 alles, d.h. auch der Schließmuskel entfernt. Damit habe ich sehr viel Lebensqualität zurückbekommen. Bei mir lief alles verhältnismäßig komplikationslos ab, doch ist die komplette Rektumamputation anscheinend ein recht schwieriger und risikoreicher Eingriff, zumal in diesem Bereich viele wichtige Nervenbahnen verlaufen.
Einzige nervige Nachwirkung bei mir ist eine ausgeprägte Blasenentleerungsstörung, die aber einigermaßen zufriedenstellend medikamentös behandelt wird. Während meiner Chemo und nach Narkosen war sie aber so heftig, dass ohne Dauerkatheder gar nix ging. Ansonsten habe ich keinerlei Einschränkungen und den Eingriff nie bereut.
Liebe Grüße
Angie
von Banditensocke » 19.11.2018, 00:19
Ich schreibe in diesem Strang auch weiterhin ein bisschen was über den weiteren, post-operativen Verlauf, denn für mich waren und sind es genau diese Erfahrungen, nach denen ich beispielsweise gesucht habe oder suche, wenn sich die eine oder andere Unsicherheit zeigt.
Heute ist der 24. Tag nach OP.
1. Schmerzen:
Die Gelenk und Muskelschmerzen, die ich schon vor der OP hatte, sind auch weiterhin meine treuen Begleiter. Eine Erklärung gibt es bislang nicht, die Rheuma-Werte sind alle im Normbereich, es steht noch der HLA B27 aus.
Im OP-Gebiet gibt es ein munteres Konglomerat an Schmerzerscheinungen, alle sind aber von der Intensität her erträglich und auch nicht permanent.
--> Peristaltik kann schmerzhaft sein. Ich scheine sie viel intensiver zu spüren als vor OP.
--> Schmerzen in der rechten Leistengegend (wundes Gefühl), spürbar bei bestimmten Bewegungen - Beugen, Strecken, Bein anwinkeln
--> Druckgefühl im nicht mehr vorhandenen Rektum
--> gelegentlich Stiche im Unterleib - mal in der Blase, mal eher im Bereich der Ovarien
2. Verdauung:
Ich habe das Gefühl, dass die nicht so locker und entspannt läuft wie vor der OP, da herrscht noch kein Normalbetrieb. Ich bin sehr vorsichtig in Bezug auf Ballaststoffe, da ich Angst vor einer Blockade habe. Vieles, was ich vor der OP ganz selbstverständlich essen konnte, verkneife ich mir derzeit. Ich hoffe, dass sich das wieder normalisiert.
Etwas irritierend ist für mich das deutliche "Verschiebungsgefühl", wenn Peristaltik stattfindet. Das hatte ich vor der OP in dieser Form nicht. Möglicherweise ist das einfach dem Umstand geschuldet, dass sich in mir alles neu ordnet durch die Lücke, die der Hartmann hinterlassen hat, und dass einfach immer noch einiges gereizt ist.
Heilung braucht vermutlich länger als ich glaubte.
3. Schlaf
Ich schlafe schlecht, muss nachts oft raus, weil die Blase drückt, habe andererseits aber auch viel Durst, also kein Wunder, dass ich dann die Keramikabteilung häufiger besuchen muss.
Ich schlafe tagsüber und abends oft kurz regelrecht komatös ein, zack, aus, weg. In der Nacht aber kann es sein, dass ich mich wälze und manchmal auch wegen der Peristaltik-Schmerzen unruhig werde.
4. AZ
Ich fühle mich erschöpft und frage mich, wann es diesbezüglich endlich mal wieder aufwärts geht.
5. Psyche
Was mir wirklich auf den Wecker geht: Ich mache mir wegen allem und jedem momentan Sorgen. Meine Güte - momentan entwickle ich mich echt zum Bedenkenträger, das nervt, denn dieses angstmotivierte Kopfkino kann sehr hartnäckig sein. Ich habe ständig die Befürchtung, dass irgendwas schwerwiegend nicht in Ordnung sein könnte und beobachte mich akribisch. Hier wünsche ich mir deutlich mehr Entspanntheit.
Das Ganze ist aber sicher auch meiner Situation geschuldet. Ich bin halt immer noch relativ "frisch" operiert, muss aber momentan allein klar kommen - und nicht nur für mich, sondern auch für meinen großen Hund sorgen, der ja auch Bedürfnisse hat. Ich stelle fest, dass es gar nicht gut ist, so kurz nach einer OP ganz allein zu sein und niemandem in der Nähe zu haben, der mich einfach mal betuttelt, mir über den Kopf streicht oder auf den ich schlicht zurück greifen könnte, wenn Not an der frau wäre. Aber mein Mann kommt erst am Di aus USA zurück und wird danach auch beruflich wieder viel unterwegs sein, das heisst: da muss ich durch.
Ich wünsche mir, dass Gelassenheit bald wieder mehr Raum einnimmt und ich mir selbst und meinem Organismus wieder mehr vertraue.
Soweit also der Stand drei Wochen nach OP.
von Monsti » 19.11.2018, 22:31
Hallo Sabine,
auch wenn schließmuskelerhaltend operiert wurde, war es ein großer Eingriff, der natürlich auch wieder dauerhafte Nachwirkungen hat. Ein großer Teil Deiner Beschwerden wird aber in den nächsten 2-3 Monaten verschwinden. Dein Körper braucht einfach Zeit. Dass während der Rekonvaleszenz die Psyche nicht stabil ist, halte ich für sehr normal. Ich denke, kaum jemand von uns steckt gröbere Eingriffe vollkommen lässig weg. Zudem bist Du gerade alleine mit Hund, was die Situation zusätzlich verschärft. Doch ist Dein Partner morgen ja wieder da.
Was letzteres betrifft, so geht es mir gerade ähnlich wie Dir. Mein Mann ist schon seit 1,5 Wochen in Berlin. Ich habe eine Magenausgangsstenose und Mühe, bei 165 cm Größe wenigstens knapp 42 kg Körpergewicht zu halten. Auch das zerrt an den Nerven, ganz besonders, wenn der Partner nicht da ist.
Halt' die Ohren steif und sei optimistisch (jaja, ich weiß, das ist leichter dahergesagt als umgesetzt)!
Liebe Grüße
Angie
von Banditensocke » 20.11.2018, 09:51
Guten Morgen Angie,
ich kann gut nachvollziehen, wie Du gerade um jedes Pfund kämpfst - das kenne ich zur Genüge. Meine Gewichtssituation hat sich sehr entspannt, als ich vor vier Jahren zur ketogenen Ernährung wechselte - ich hatte während der letzten drei Jahre stabil um die 60 kg, das war für mich (1,74) ein tolles Gewicht und da möchte ich natürlich auch wieder hin.
Ich hoffe und wünsche Dir sehr, dass Du Wege findest, wie Du Dein Gewicht stabilisieren kannst. Viele Menschen, die mit "Zuviel" kämpfen, wissen gar nicht, dass das andere Ende des Spektrums genauso problematisch ist.
Was die Abwesenheit der Partner angeht: Da schimpfe ich innerlich gern mal mit mir. Ich habe einen lieben Partner - wieviele Menschen aber müssen sich ohne den Rückhalt einer Familie oder eines Partners relativ allein auf weiter Flur organisieren und schaffen das auch?
Ich bin daran gewöhnt, dass mein Mann mehrere Tage am Stück unterwegs ist, aber dann ist er in Berlin, Bremen oder München - wenn es hart auf hart kommt, kann er binnen weniger Stunden zuhause sein, das entlastet mich gedanklich, weil ich weiss, dass dann beispielsweise für meinen Hund gesorgt ist, auch wenn ich plötzlich wegen einer Komplikation ins KH müsste. "Wieder da" ist also relativ - die nächsten drei Tage ist er berufsbedingt schon wieder unterwegs , nur eben nicht auf einem anderen Kontinent.
auch wenn schließmuskelerhaltend operiert wurde, war es ein großer Eingriff, der natürlich auch wieder dauerhafte Nachwirkungen hat. Ein großer Teil Deiner Beschwerden wird aber in den nächsten 2-3 Monaten verschwinden.
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