von jay » 08.11.2020, 20:13
Hallo,
ich habe jetzt seit ca. einem Jahr ein Colostoma.
Ursprünglich sollte eine Fistel im Enddarm "trockengelegt" werden und danach der
Ausgang zurückverlegt werden.
Nach meiner letzten Darmspiegelung riet mir der Internist von einer
Rückverlegung ab, da mein Schließmuskel durch die OPs, die ich in den letzten 20
Jahren über mich ergehen lassen musste (Morbus Crohn seit 1999, >20 Fistel-OPs
seitdem), so stark beschädigt ist, dass ich mittelfristig mit einer
Stuhlinkontinenz rechnen müßte, würde ich die Rückverlegung vornehmen lassen.
Da sich meine Lebensqualität mit dem Stoma sehr verbessert hat, finde ich das
nicht unbedingt schlimm und habe mich eigentlich schon damit abgefunden, das
Stoma zu behalten.
Was mich allerding stört und im Alltag behindert, ist die Beschränkung auf 5kg
Gewicht, das ich nur heben soll. Mit der Aussicht auf Rückverlegung wollte ich
das Problem eigentlich aussitzen; das geht jetzt natürlich nicht mehr.
Ich habe in den letzten Tagen mal gegooglet und hier im Forum gestöbert, was
mich allerdings mehr verwirrt als Klarheit gebracht hat. Einerseits gibt es
Youtuber, die mit einem Ileostoma Kraftsport betreiben, ich bin sogar auf einen
Bodybuilder und einen Personal Trainer gestoßen, andererseits wird von einer
Belastung der Bauchmuskulatur abgeraten und eher zu Ausdauersport geraten. Dann
habe ich im Forum gelesen, dass hier anscheinend einige Yoga und Pilates
betreiben, die ich immer mit einer starken Körperspannung assoziiert habe, die
ja eigentlich kontraproduktiv sein müßte.
Daher meine Fragen: Was geht außer Radfahren und Laufen? Gibt es hier Leute, die
mit Gewichten trainieren? Gibt es die Möglichkeit, Physiotherapie von der
Krankenkasse zu bekommen, um sich von einem Experten an den Start bringen zu lassen?
Ich habe keine Leistungssport Ambitionen (ich werden nächstes Jahr 50), würde
aber schon gerne von dem Maximum 5kg wegkommen und wenn möglich, auch gezielt
Muskelmasse aufbauen.
von URO » 09.11.2020, 15:40
Hallo jay,
deinem Beitrag entnehme ich, daß Du wahrscheinlich ein Anhänger des
gezielten Muskelaufbautrainings bist. Wenn Du dafür das notwendige
Interesse und auch die Motivation besitzt, kannst Du - nach vorheriger
Beratung mit einem Fitness/Personaltrainer und deinem behandelnden Arzt -
bedenkenlos damit beginnen, langsam die Bauchdeckenmuskulatur wieder
aufzubauen. Die Betonung liegt dabei auf l a n g s a m!
Ich selbst feiere auch bald mein einjähriges Urostoma. 2 Monate nach der OP
habe ich wieder mit Radfahren begonnen, ein Sport, den ich auch schon vorher
betrieben habe. 3 - 4 mal in der Woche drehe ich Runden zwischen 40 und 90 km.
Mir macht die Bewegung an frischer Luft Spaß und jetzt im Herbst durch den
bunten Wald zu fahren bringt oft unvergessliche Eindrücke.
Die berühmte 5 Kg-Grenze, auf die ich anfangs ebenfalls geachtet habe, spielt
bei mir schon lange keine Rolle mehr. Bierkästen, große Blumentöpfe im Garten -
alles kein Problem. Neulich habe ich sogar einen 40 kg Betonsack aus dem Auto
entladen.
Ach ja, wenn Du gerne eine Anleitung brauchst: Manche Krankenkassen honorieren
die Teilnahme an Sport/Gymnastikgruppen. Einfach mal deine KK konsultieren.
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Training!
Gruß, Peter
von jay » 12.11.2020, 08:03
Hallo Peter,
vielen Dank für deine Antwort.
Das klingt ja alles vielversprechend! Daran, mich direkt an die Krankenkasse zu wenden hatte ich bisher nocht nicht gedacht. Ich werde das in den nächsten Tagen mal angehen.
Ja, gezielter Muskelaufbau wäre ideal, ich war - bis auf ein kleines Intermezzo in den 90ern - nie ein Freund von Ausdauersport. Mal sehen, was da so möglich ist.
Gruß
Jochen
von Bernie29 » 12.11.2020, 11:28
Ich kann ferner empfehlen, nach "Reha-Sport" nachzufragen.
Bei mir und meinem Ileostoma hat das wirklich was gebracht weil hier im Training
neben Ausdauertraining auch gezielt die Bauchmuskulatur und der Rücken gestärkt werden.
Das gibt einem auch direkt ein besseres und sicheres Gefühl!
VG Bernie
von jay » 12.11.2020, 15:14
Danke für das Stichwort "Reha-Sport", Bernie! Werde ich nach fragen.
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