von Diana78 » 21.04.2008, 21:23
Hallo,
ich heiße Diana, bin 29 Jahre alt und neu hier. Ich habe seit noch nicht all zu langer zeit einen Stoma aufgrund eines sehr aggressiven Crohns und komme nicht all zu gut damit zurecht. Ich bin 7 Wochen nach der OP wieder Vollzeit arbeiten gegangen und ich denke, dass es einfach zu früh war.
Nun leide ich darunter, weil ich mich nicht wirklich mit meiner gesundheitlichen Situation auseinandergesetzt habe und seit kurzem weiß ich, dass mein Arbeitsgeber mich in seinem Unternehmen nicht mehr haben möchte. Ich denke es liegt an meiner ständigen Traurigkeit - die ich aber natürlich nicht der Kundschaft zeige, und daran das ich jederzeit wieder krank werden könnte, was er aber wusste, bevor er mich einstellte. Mein Arbeitsgeber versucht mich zu einer Kündigung zu drängen.
Ich versuche wieder Freude an meinem Leben zu finden, aber es fällt mir sehr schwer, da sich auch meine Freunde von mir abgewandt haben und nicht mehr wissen, wie sie mit mir umgehen sollen. Das alles ist ein Kreislauf und ich habe Angst nicht mehr herauszufinden.
Ich wäre über jeden Ratschlag - auch wenn noch so klein ist - sehr dankbar.
von Jutta B » 22.04.2008, 04:01
Hallo Diana,
Du hattest ja gedacht, dass sich nach der Stomaanlage schnell alles verändern wird und bist deshalb so früh wieder arbeiten gegangen . Und nun sitzt du in einem kleinen schwarzen Loch, aus dem nur du dich selbst befreien kannst. Das ist nicht leicht, aber machbar.
Deinen Freunden gegenüber solltest du ganz offen sein, wie es dir z.Zt. seelisch geht, und du noch viel zu verarbeiten hast, und du dir wünscht, dass sie dir dabei behilflich sind. Wer das nicht versteht, war in meinen Augen eh nur ein Bekannte(r).
Arbeitgeber nehmen gerne gesundheitliche Gegebenheiten zum Anlass der Kündigung...., leider.
Stelle einen REHA-Antrag bei deiner Krankenkasse, sage deinem Hausarzt auch klar, dass du mit dem Stoma noch ziemliche Probleme hast. In der Reha wirst du vllt. schneller lernen dich mental dazu zu bekennen und dich mit anderen Stomaträgern gleichzeitig auszutauschen.
LG
Jutta B
von hexe69 » 22.04.2008, 05:56
hallo diana,herzlich willkommen in unserer netten runde.
ich schließe mich meiner vorrednerin an,versuche ersteinmal eine reha zu bekommen,damit du dich besser erholen kannst. da hast du dir und deinem körprt wohl ein bischen zu viel zugemutet.
solch sogenannten freunde findest du leider überall,aber versuche sie aufzuklären über deine krankheit,viell. sind sie ein bischen übervordert.
aber nicht den kopf hängen lassen,ich denke das wird schon wieder.:troest::troest::troest::troest:
lg anja
von wukasisumo » 22.04.2008, 06:30
hallo diana,
sei herzlich willkommen.
ich schließe mich meinen vorrednerinnen auch an. sicherlich wird dir eine reha guttun und es ist dazu noch nicht zu spät.
ich weiß aus eigener erfahrung, daß man sich manchmal etwas überschätzt und denkt, ach es geht schon wieder ich kann arbeiten gehen, aber manchmal ist es einfach zu früh.
daß dein arbeitgeber dich los sein will, ist nicht schön, aber so einfach geht das auch wieder nicht. hast du einen schwerbehindertenausweis? dann hast du kündigungsschutz, wenn du ihn angegeben hast. in diesen fragen kennen sich hier im forum aber andere besser aus als ich. die werden sich sicher auch noch zu wort melden.
ich wünsche dir erst mal alles gute und kopf hoch, es wird schon wieder.
lg sabine
von Sabine049 » 22.04.2008, 06:30
als dritte im Bunde schliesse ich mich meinen Vorrednerinnen Jutta und Anja an.
Bitte, lass dich nicht bedrängen; und gehe resigniert auf die Forderungen deines AG´s ein.
Wende dich an einen Arzt deines Vertrauens und an deine Krankenkasse, erkläre und erörtere deine gegenwärtige Situation am Arbeitsplatz, mit der Bitte, um eine Rehamaßnahme.
Dein Chef kann dich nicht ohne Weiteres herauskomplementieren, allenfalls mächtig einschüchtern, was er ja wohl scheinbar schon mit allen Mitteln tut, um die Kündigung von seiner Seite voranzutreiben :(.
Hälst du den Druck (Mobbing) nicht aus, soll dich dein HA unnverzüglich erneut "krankschreiben".
Bzgl. Bekannten- u. Freundeskreis wieder aufbauen, ruf deine ehemaligen Freunde an und erkläre ihnen unmissverständlich und offen deine "missliche" sowohl physische als auch psychische Lage.
Sollten sie mit völligen Unverständnis o. gar Desinteresse reagieren, waren es die falschen Freunde.
Schliess dich doch einer Gruppe an, bspw. entweder einer Selbsthilfegruppe oder einem Verein, es gibt viele Möglichkeiten, um neue Kontakte zu knüpfen und aufzubauen.
Lass dich nicht unterkriegen, sondern packs an .
Liebe Grüße und viel Glück Sabine
von Hatti » 22.04.2008, 08:20
Hallo Diana,
ich habe bisher hier noch nicht geschrieben, aber wenn sich so junge Menschen wie Du hier zu Wort melden, berührt mich das sehr. Mein Sohn ist fast in Deinem Alter. Eure Krankheitsbilder sind verschieden - die Konsequenz die gleiche. Du hast MC und ein Stoma, mein Sohn hat FAP (Familiäre adenomatöse Polyposis) und jetzt ein Ileostoma. Er hatte im Pouch Karzinome, vor 14 Tagen wurde der Pouch komplett entfernt und das Stoma angelegt. Vor 9 Jahren hatte er wegen seiner vielen schon teils entarteten Polypen die komplette Dickdarmentfernung, da war er erst 19 mit einem befristet angelegtem doppell. Ileostoma, das dann wieder rückverlegt wurde.
Er ist schon wieder zu Hause, kommt prima mit dem Stoma zurecht und freut sich, dass er wieder Dinge essen und vertragen kann, die er seit 9 Jahren entbehren mußte. Und er weiß, dass das Stoma ihm das Leben rettet. Die Strahlentherapie hat er noch vor sich, ist aber guter Dinge, weil die Prognose super gut ist.
Liebe Diana, ich glaube, es ist in Deiner Situation ganz ganz wichtig, Dich nicht zu isolieren und schon gar nicht von Deinem AG drangsalieren zu lassen. Du brauchst Deine ganze Kraft jetzt erst einmal für Dich. Eine Reha wäre super, nimmt Dir die Zeit, die Du brauchst, um mit Deiner neuen Situation zurechtzukommen und diese für Dich anzunehmen. Das braucht sicher seine Zeit. Ansonsten schließe ich mich den Voräußerungen an. Überprüfe Deinen Freundeskreis, in solchen Situationen erfährt man immer, wer einem wirklich zur Seite steht. Du bist noch so jung und wirst Menschen finden, die Dir die Achtung und den Respekt entgegenbringen, der Dir zusteht und den jeder Mensch verdient.
Glg Hatti
von Chief » 22.04.2008, 09:05
Hallo Diana,
auch von meiner Seite ein herzliches HALLO hier im Stoma-Forum. Den Aussagen meiner Vorredner kann ich mich nur voll und ganz anschliessen. Falls noch nicht geschehen, sehe zu das Du schnell einen Schwerbehindertenausweis beantragst und nach Erhalt diesen auch in Deiner Firma als Kopie einreichst. Das wird Deinem Chef das Tema "Kündigung" dann doch wesentlich erschweren (falls Du das möchtest).
Gruß
Uli
von anne14 » 22.04.2008, 10:01
Hallo Diana,
ich denke auch du solltest noch eine Reha beantragen damit du besser mit der Situation klar kommst. Ganz wichtig ist der Schwerbehindertenausweis. Versuch dich nicht von deinem Chef unterkriegen zu lassen, und kündige wenn möglich nicht selbst (gibt dann erstmal kein Arbeitslosengeld). Geh wieder auf deine Freunde zu und rede mit ihnen wie es dir geht und was du fühlst. Die sind vielleicht ja mit der Situation auch überfordert.
Vlg Annette
von Frank38 » 22.04.2008, 12:00
Hallo Diana,
Erstmal herzlich willkommen im Forum. Kann mich auch nur anschliessen was die Vorredner so geschrieben haben. Falls du wirklich noch keinen Schwerbehinderten Ausweis beantragt hast, dann tu das schnellstens, bevor dein Arbeitgeber dir zuvor kommt mit einer Kündigung. Weil ein Antrag nach Kündigung keinen schutz mehr bietet. Hier mal ein Link dazu:
http://www.schwerbehinderung-aktuell.de/include.php?path=content/articles.php&contentid=146
Die Reha würde ich dir dringenst empfehlen, damit du besser klar kommst mit dir selbst und mit deinem Stoma. Freunde die sich in so einer Zeit abwenden, kann ich nur sagen das es nie welche gewesen sind, hab auch ein paar verloren ebend die besseren Bekannten, aber was solls die immer da waren sind auch heute noch da. Und verstehen das mit meinem Stoma und sind froh das es sowas heutzutage gibt. Viele von ihnen nach meiner Krankheit sind sogar selbst zur Darmspieglung gegangen, sogar meine ganze Family. Und es gibt genug Gruppen wo man sich anschliessen kann und austauschen, mal einfach was neues aufbauen.
Gruss Frank
von Melli » 23.04.2008, 21:27
Willkommen hier, Diana!
Ich habe mein zweites Ileostoma (nachdem ich knapp 10 JAhre rückverlegt war) im gleichen Alter bekommen, ich war 28 Jahre alt. Mein Crohn hat mich vorher über Jahre derart fertig gemacht und zermürbt, dass mir dabei Job, Freunde, Selbstachtung und Lebensfreude verloren gegangen sind.
Daher hatte ich keine Probleme mit der Akzeptanz der neuen Lage, weil der Vergleich zu dem, was ich vorher hatte, mir direkt klar war: da ist nur Gewinn.
Der Preis ist der Beutel, aber ich finde ihn nicht so hoch, denn meine Lebensqualität war nie besser. Es gibt Dolleres als den Beutel und rein optisch finde ich ihn auch nicht gerade anziehend. Ich fand Fisteln und 20 Toilettengänge aber übler, auch für mein Umfeld.
Eines hatte ich aber aus vielen Jahren Crohn von kleinauf (ich war bei Erstdiagnose in der ersten Klasse) gelernt: ich erzähle sehr selten etwas über meinen Gesundheitszustand. Vom Stoma wusste bei der OP nur mein damals bester Freund, der aber auch MC hatte. Viel mehr war im Umfeld eh nicht übrig.
Ich habe dann in einer neuen Stadt neu angefangen mit einer Freundin, die ich im Internet kennengelernt habe. Sie ist bis heute (ich bin jetzt 34) die einzige, die vom Stoma weiß. Alle anderen wissen vom MC, das reicht mir aber.
Dass man durch Krankheiten, vor allem chronische, einige Schwierigkeiten mit Freunden, Beruf und Familie hat, ist ja leider so. Freunde sind dünner gesäht, aber wenn, dann hat man die echten, finde ich.
Das Problem bei dir ist, dass deine Lage von dir selber nicht akzeptiert ist. Im Grunde kann dir dein Umfeld, sei es der AG und auch deine Freunde, sehr schwer etwas entgegenbringen oder auch erwidern. Wenn du selbst deine Lage nicht akzeptierst oder noch nicht verarbeitet hast, wie sollen es dann die anderen tun? Das ist ein ganz schöner Anspruch, der nicht erfüllt werden kann, denke ich.
Der Tipp mit der Reha ist für dich richtig, da schließe ich mich an. Komm dort zur Ruhe, nimm auch vor allem psychische Hilfe in Anspruch, lerne deinen Körper neu kennen.
Und wie gesagt, meine eigene Erfahrung: nicht nur mit dem Beutelchen hadern, sondern die Vorteile sehen, die er dir gebracht hat. Zurückblicken. Vergleichen. Ich weiß, ist schwer, aber es ist wirklich Einstellungssache.
Nach der Reha gehst du auf die Freunde zu, die dir etwas bedeuten. Triff dich einfach, verabrede dich, lade ein, sie werden merken, ein Beutel macht keinen anderen Menschen aus dir - deine aktuelle Traurigkeit jedoch schon!
Andere müssen bei _dir_ sehen, dass _du_ dich damit gut fühlst und man damit ganz normal lebt. Nur so können sie die Scheu ablegen, es akzeptieren und für normal nehmen.
Alles Gute!
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