von anna spät » 06.05.2007, 16:09
Hallo! Ich wende mich schon wieder mit einer Frage an Euch:
Mein Stoma habe ich seit zwei Wochen. Seit einer Woche mache ich die Versorgung selbständig.
Noch kostet mich jeder Wechsel große Überwindung. Ich habe eine große Scheu bzw. Berührungsängste und bin deswegen froh, den Beutel nur zweimal tägl. wechseln zu müssen.
Wer kann mir sagen, wann so etwas wie Routine eintritt, bzw. man sich an den Beutel und den Ausgang gewöhnt hat?
Die Antworten zu meinem letzten Beitrag haben mir sehr geholfen. Noch mal vielen Dank, Eure Anna Spät
von Monsti » 06.05.2007, 16:35
Hallo Anna,
das kann man kaum pauschal beantworten. Bei mir ging's recht schnell. Allerdings war ich nach der Stomaanlage noch fast 6 Wochen stationär, wo mir bis zum Schluss eine Stomatherapeutin zur Seite stand. Die Versorgung hatte ich aber schon längst selbst gewechselt (Die Stomatherapeutin stand daneben).
Nach der Entlassung war ich dann vollkommen auf mich allein gestellt. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich nach dem allerersten Plattenwechsel zu Hause vor Aufregung und Konzentration schweißgebadet war , was vor allem daran lag, dass ich damals auch noch einen offenen Bauch hatte und ich beim Wechsel stets mit dem fetten Verband kämpfte, der ca. 3 cm neben dem Stoma endete. Ich musste den Rand der Platte also zunächst so zuschneiden, dass sie neben dem Verband Platz hat, aber trotzdem hält. Außerdem hatte ich auch Angst, dass beim Wechsel der Verband beschmutzt wird, zumal mein Spuckerle nie wirklich Ruhe gibt.
Als der Bauch endlich dicht war und ich somit keinen Verband mehr brauchte, war der Plattenwechsel kein Akt mehr.
An das Stoma selbst hatte ich mich eigentlich sehr schnell gewöhnt. Auch hatte ich nie Berührungsängste. Mein Stoma das erste Mal angefasst hatte ich bereits während der ersten Versorgung durch die Stomatherapeutin und war ganz erstaunt, dass es total gefühllos ist.
Liebe Grüße
Angie
von Cordu » 06.05.2007, 16:45
Hallo Anna,
ich kann dir nicht wirklich helfen, aber ich wollte dir gerne mitteilen, dass ich in derselben Situation bin wie du: mein Stoma habe ich jetzt seit 16 Tagen. Seit 6 Tagen bin ich zuhause und die Vorbehalte, Berührungsängste und das alles habe ich auch, von Routine kann KEINE Rede sein. Aber ich merke, wie ich mich immer besser damit arrangiere, ich kriege die Versorgung gut hin (auch wenn der Anblick mich gruselt und ich es nicht gerne berühre).
Zum Mutmachen: ich habe endlich ein Sommerkleid in meinem Schrank gefunden, das ich anziehen kann und so bin ich gerade mit der ganezn family Eis essen gegangen! Das erste Mal seit 4 Wochen wieder unter Menschen! Ich war sehr aufgeregt, aber es war herrlich!
Also, lass dich nicht unterkriegen, wir schaffen das beide!:troest:
Viele Grüße,
Cordu
von Lupus » 06.05.2007, 18:05
Hoi Anna,
kann dir nur sagen wies meinem Göga ging: Nach der OP wachte er auf, schaute unter die Bettdecke und weigerte sich eine Woche wieder darunter zu sehen, er weigerte sich auch, die Sackwechsel selbst vorzunehmen. Ich habe ihm dann mal den Rost runtergeholt:angry: und ihm gesagt, er solle sich zusamenreissen, ich würde auch nicht so ein Geschiss machen, wenn ich die Kinderpopos saubergemacht habe, die Behinderten gewickelt, meinen Tampon gewechselt habe. Sieh es einfach so: Du musst es nicht lieben, ev. auch nicht akzeptieren - aber du musst deine Hygiene selbst betreiben- Berührungsängste hin oder her:kiss:.
Good luck oder Glückauf, wie auch immer: Du schaffst das, aber zwinge dich wirklich nicht dazu, diesen verfluchten Sack zu lieben, vielleicht geht es dann einfacher
Maria
von Monsti » 06.05.2007, 18:29
Hallo Anna und Cordu,
das eine ist die technische Routine, das andere die innere Einstellung zum Stoma. Beides beeinflusst sich natürlich gegenseitig. Wer sein Stoma absolut ablehnt, wird bei der Versorgung desselben nur sehr langsam Routine bekommen.
Cordu, ich bin ja total begeistert, dass Du Dir einen Freigang genehmigt hast!!! Du wirst sehen, je mehr Du so etwas machst, desto sicherer wirst Du. Weiter so!
Liebe Grüße
Angie
von Sabine049 » 06.05.2007, 19:52
Hallo,
@ Cordu :kiss: supi ... der Anfang ist gemacht:feiern:
@ Anna und Cordu,
der anfängliche Ekel, die Berührungsängste legen sich mit der Zeit; und je eher ihr euch mit der gegenwärtigen Situation arrangiert, desto besser. Ferner besteht ja bei euch beiden eine etwaige Rückverlegung zur Disposition.
Selbst alte Hasen wie ich hatte anfänglich Berührungsängste, mittlerweile ist mein Stomi ein Teil von mir, welches ich sogar liebevoll personifiziert habe wie meine übrigen Ersatzteilchen ;). Okay, meine Ausgangssituation war die, dass die Anlage die Ultima-Ratio war, nachdem alle vorherigen konsvervativen oder invasiven Maßnahmen keineswegs mehr griffen bzw. im Vorfeld kläglich gescheitert waren.
Lupa :kiss: brachte schon gute vergleichbare Beispiele an, ein weiteres ... möchte ich noch beisteuern:
Zunächst einmal Sch****e ist Sch****e. Mir persönlich wische ich die Exkremente lieber vom Bauch ab, als das gesamte Areal rund um den Popo nach einer exzessiven Entladung zu säubern sprich Einkotung bis zum Bauchnabel oder wenn der Stuhl bereits die Hosenbeine entlang Richtung Füsse rann. Zudem der umwerfende - Semantik des Wortes beachten - Duft :abgedreht::p:angry:.
So saß ich während meiner Schulzeit oftmals bis obenhin eingeschmutzt und eingenäßt im Unterricht :abgedreht:, niemand selbst die Lehrerschaft war in keiner Weise involviert, für meine Eltern war die nicht-sichtbare Behinderung - Inkontinenzen - Stigmata, die sie partout nicht akzeptieren wollten. Bis zum Abi quälte ich mich durch den Schulalltag und durchlitt Horrorszenarien ohne Gleichen, denn meine Mitschüler/Innen kamen selbstverständlich sehr schnell dahinter entweder visuell oder geruchsbedingt, dass ich nicht >normal< bin. Dementsprechend beschissen - Doppelsinn - durchlebte ich die Schulzeit.
Nun will ich nicht hier und jetzt als Märtyrerin auftreten, aber vielleicht betrachtet ihr es mal von der Seite.
Jou ... oftmals heutzutage hängt mir der Behindertenbonus nach, nach dem Motto: "Na ja bei ner Rollifahrer/in ist das ja völlig legitim und annehmbar". Eine klare Verneinung m.E. gehen wir teilweise inpunkto Hygiene etc. bewußter und akribisch bedacht, gepflegt und attraktiv zu wirken mit uns selbst um.
Ein blödes Zitat, steckt aber wiel Wahrheit hinter, lautet:
"Der Mensch ist ein Gewöhnungstier und ein Anpassungskünstler"
Liebe Grüße Sabine
von Webkänguru » 07.05.2007, 08:34
Hallo Anna,
eine Routine bie der Versorgung hat man meistens schon nach wenigen Wochen. Das heißt die einzelnen Handgriffe sitzen schnell.
Etwas anders steht es mit den Berührungsängsten. Wie schnell du diese überwindest hängt davon ab, wie schnell du dein Stoma zu akzeptieren lernst. Und das ist bei jedem anders. Manche Betroffene akzeptieren ihr Stoma vom ersten Tag an, oft weil sie vor dem Stoma schwer krank waren und es ihnen vom ersten Tag mit Stoma besser geht. Bei anderen wiederum, die z.B. durch einen Unfall plötzlich und unerwartet ein Stoma bekommen, dauert es manchmal Monate oder Jahre.
Also musst du dir wegen deiner Ängste im Moment keine Sorgen machen. Deine OP liegt ja erst 14 Tage zurück. Wichtig ist, dass du dich mit deinem Stoma und deiner neuen Situation auseinander setzt. Und das tust du ja schon.
Viele Grüße,
euer Webkänguru
von doro » 07.05.2007, 12:07
Hallo Anna,
nach bald 3 Jahren habe ich so an mein Stummelchen gewöhnt:
Als wär`s ein Stück von mir. :D
von Linie 22 » 07.05.2007, 15:25
Hallo anna spät,
hattest du vor Deiner Stomaanlage beim Hintern abwischen auch Berührungsängste?
Das Reinigen des Stoma ist doch auch nichts anderes, oder?
Nur das man zur Reinigung kein Toilettenpapier, sondern eben Kompressen benützt und der Ausgang frontal liegt.
Welcher Art Berührungsängste sind das denn? :confused:
Berechtigte Berührungsängste sind dahingehend die Schleimhaut zu verletzen, nicht aber wegen der Hygiene.
Was tätigst Du als Weiblein unmittelbar nach dem Wasser lassen?
Naaaaaaaaaaaaaa??????????? Nasses "Gestrüpp" abtrocknen?Ist das nicht auch routinemäßige Hygiene? Hast Du dabei Berührungsängste?
Für mich ist die frontale Genitalreinigung, spreche jetzt nur für Weiblein, unmittelbar nach dem Wasser lassen manchmal ekliger als die Stomahygiene, vorallem während der Periode.
Soooooooo liebe anna spät, für heute genug Tacheles gequatscht. Das nächst Mal wird`s wieder angenehmer.
Es grüßt dich ganz, ganz lieb Linie 22
von Renate » 07.05.2007, 16:15
Hallo anna spät,
bei mir war es auch so am Anfang. Wenn es zum Plattenwechsel kam, kriegte ich kalte Hände und Schweißausbrüche, auch manchmal weil es weh tat, die Platte vom frisch operierten Stoma zu lösen. Ekel habe ich dabei keinen empfunden, weder vorne noch hinten (um es mit den Worten von linie22 auszudrücken). Also nur Mut, es wird dann wirklich Routine. Lg Renate
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