von fredy2206 » 29.08.2014, 21:59
Hallo,
meine 83jährige Mutter hat Mitte Juli einen künstlichen Darm- sowie auch einen Harnausgang bekommen. Der Krebs war in Blase und Darm infiltriert und leider war es nicht anders möglich. Nun hat sie seit einiger Zeit nachts immer Schmerzen und das Gefühl, als wenn der Kot immer noch durch den alten Ausgang raus will. Sie hat einen sehr schmerzhaften Druck und wacht jede Nacht davon aus und benötigt starke Schmerzmittel. Die Stomatherapeutin haben wir darauf angesprochen und die meinte, sie hat das schon von vielen Patienten gehört. Ist das wirklich normal? Ich mache mir natürlich große Sorgen.
Vielen Dank für Eure Tipps und Ratschläge.
von Carstilein » 29.08.2014, 23:11
Hallo fredy,
das war bei mir am Anfang genau so, nur gottseidank nicht ganz so schlimm...
Da spielen sowohl die Nerven in dem betroffenen Bereich als auch das Gehirn noch nicht ganz mit.
Der menschliche Körper benötigt einige Zeit, bis er verstanden hat, dass von nun an alles anders funktionieren muss. Daher drücke ich deiner Mutter die Daumen, dass diese Zeit bald vorbei ist.
Allerdings möchte ich auch noch erwähnen, dass wenn die Schmerzen so stark sind, dass sie nur mit entsprechenden Mitteln zurechtkommt, vielleicht doch mal ein Experte zu Rate gezogen werden sollte. Du solltest in dieser Hinsicht vorsichtig sein, aber nicht verängstigt.
An alle anderen hier: nach langer Abstinenz bin ich wieder online unterwegs.
Ich hoffe, dass es euch allen gut oder zumindest einigermaßen gut geht!
Schön wieder hier zu sein.
von doro » 30.08.2014, 09:00
Der stillgelegte Anus wurde frühzeitig in Den Ruhestand geschickt.... Und wie das bei eigentlich noch aktiven Geschichten ist,er will sich mit "Ruhestand" nicht abfinden und produziert schleimige Dinge die irgendwann einmal auf natürlichem Weg abgelassen werden wollen.
Deshalb kann Deine Ma wie bei einem normalem Toilettengang, vorsichtig Drücken ,um den Schleim, manchmal auch mit Blut durchsetzt los zu kriegen.
Bei einigen hilft ein manuelles ausräumen
von fredy2206 » 31.08.2014, 08:22
vielen lieben Dank für Eure Antworten, die mich doch sehr beruhigen. Es ist nur so, dass meine Mutter durch diese Schmerzen auch noch Angstattacken bekommt und denkt, sie muss sterben. Im Alter ist leider vieles anders. Ich werde es ihr aber so sagen wie Ihr geschrieben habt und hoffe, es hilft ihr. Nun hat sie neben ihrem Bett immer eine Schmelztablette (gegen Schmerzen) liegen, die sie bei den ersten Anzeichen einnimmt und dann geht es einigermaßen.
Ich denke, es ist schon mit einem Stoma nicht einfach, aber dann gleich zwei und das in diesem hohen Alter. Meine Mutter war bis vor 1/2 Jahr total selbständig, hat ihren Haushalt und Garten gemacht, ist Fahrrad gefahren und hat sich noch um andere gekümmert.
von doro » 31.08.2014, 09:56
Hallo fredy,
nein, einfach ist es nicht plötzlich einen Beutel am Bauch zu haben und sicher tröstet es auch nur mit Einschränkungen wenn einem bewusst wird, ohne Beutel wäre das Leben wahrscheinlich zu Ende.
Fang sie ein wenig. auf, indem Du ihr sagst, wie froh Du/Ihr bist, sie noch zu haben.
Sie soll dich ruhig trauen, ob sie den Kloss los bekommt.Aber mit Gefühl.
von Carstilein » 31.08.2014, 16:42
Halo fredy,
tut mir echt Leid für deine Mutter...
Wenn ich an meine Anfangszeit zurückdenke. Da dachte ich, dass mein Leben jetzt vorbei ist.
Zum Glück fand ich diese Seite im Internet. Ich wurde hier so nett empfangen und seelisch aufgebaut, dass ich schnell die Angst vorm Leben vergaß.
Ja und was soll ich sagen? Habe mein Stoma jetzt schon seit 3 1/2 Jahren und bin seit über 2 Jahren wieder voll berufstätig mit (40+) Stunden. Der liebe Gott hat es mit mir gut gemeint, weil mein Ausgang nach der Hartmann-Methode angelegt wurde.
Das heißt, er ist zwar endständig, allerdings ist ein Wiederanschluss an die restlichen 12 cm des Enddarms möglich. Ich lasse mir aber Zeit, weil es mir trotz des Stomas sehr gut geht! Man kann damit wirklich ein "fast" normales Leben führen.
Und jetzt der Witz: neulich sprach ich mit einer jüngeren Kollegin (23 Jahre jung) über meinen Blubber und über den Wiederanschluss. Ihre Antwort: "kann man das nicht einfach so lassen?"
Ich war total platt nach ihrer Aussage...
von Trudi » 31.08.2014, 19:21
Hallo,
Uije, Fredy, das hört sich nicht so nett an, ist aber wohl normal. Deine Mam wird sich daran gewöhnen un auch die Angst wird nachlassen.
Am Anfang fand ich es komisch: Ich musste hinten und es kam vorne. Dieses merkwürdige Gefühl ließ aber nach einigen Wochen nach!
Jetzt hab ich entschieden, dass mein Freundti erst nach meiner Avastintherapie in Rente gehen darf. Mir ist das Risiko von nochmaligen Wundheilungsstörungen und Darmperforationen an den Nahtstelen viel zu hoch. Ich kann mit Freundti leben, auch wenn er manchmal merkwürdige Dinge macht!
Daran gewöhnt man sich durchaus. Deine Mam hatin dir eine tolle Hilfe, aber du solltest dich nicht so sehr ängstigen. Ein bissi Angst ist ja normal, aber sie sollte nicht euer Leben beherrschen. Sperrt eure Angst in einen Tresor und lasst sie nur heraus, wenn ihr Zeit und Muße habt, euch mit der Angst zu befassen!
Machts gut und viiiiiiiiel Kraft!
von fredy2206 » 31.08.2014, 21:46
Ganz lieben Dank für die vielen Tipps und tröstenden Worte. Leider ist es so, dass meine Mutter nicht mehr lange leben wird. Sie wird zur Zeit palliativ betreut und eine weiter OP ist ihr nicht mehr zuzumuten. Sie wurde im März an Unterleibskrebs operiert (Totalausräumung), wurde danach 3 Wochen in einer Geriatrie super aufgebaut, hatte nach 7 Wochen zu Hause wieder einen faustgroßen Tumor, der an Darm und Blase eingewachsen war. Im Juli dann erneute OP mit dem Ergebnis, dass sie 2 Ausgänge bekommen hat, danach wieder Geriatrie und innerhalb von 3 Wochen hat der Krebs die Leber befallen.....
Mit diesem Wissen möchte ich ihr die restliche Zeit so schmerzfrei und schön wie möglich gestalten und ihr helfen, wie und wo es nur geht.
von Addie » 01.09.2014, 13:40
Hallo Fredy!
Auch ich kenne dieses komische Gefühl, dass ich aufs Klo muss. Im Spital konnten sie mir nicht gross weiterhelfen, sondern haben meinen Kommentar eher belächelt. In einer Broschüre über Stomas habe ich dann gelesen, dass dies ganz normal ist. Als Lösung wurde dort vorgeschlagen einfach aufs Klo zu sitzen und zu warten bis das Gefühl vorbei ist . Ich habe das dann gemacht, lange hats nicht hingehalten . In meinem Kopf hatte es sich eingenistet, "da kommt jetzt nix mehr raus also verklemm dir das" und der Schmerz wurde immer grösser. Im Forum habe ich dann zum Glück einen Artikel gefunden wo genau dieses Thema diskutiert wurde . Also hab ich mich wieder aufs Klo gesetzt und gewartet, bis alles draussen war. Ich kann Dir sagen - es ging mir nachher 100% besser! Vielleicht kann Deine Mama es auch versuchen. Man muss ein bisschen Geduld haben. Ich hab mir ein Buch aufs Klo mitgenommen . (und keine Angst - es fühlt sich etwas seltsam an - ist ganz normal)
Mit der Diagnose, die Du beschreibst habt Ihr eine schwierige Zeit vor Euch! Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und wünsche Euch dass Deine Mama eine möglichst schmerzfreie Zeit vor sich hat.
Lieben Gruss Addie
von Hanna70 » 01.09.2014, 14:30
Hallo fredy,
dieses Druckgefühl, als ob man "muss", kennen wohl die meisten von uns. Aber so schlimm, wie Du die nächtlichen Schmerzen Deiner Ma beschrieben hattest, das hatte mich schon etwas verwundert und ratlos gemacht.
Nach Deinem letzten Post vermute ich eher, dass diese Schmerzen mit ihrer schlimmen Diagnose zusammenhängen. Wenn sie schon palliativ betreut wird, könnte ihr vielleicht eine stärkere Schmerzmedikation helfen. Sprecht mit dem behandelnden Arzt darüber.
fredy2206 hat geschrieben:Mit diesem Wissen möchte ich ihr die restliche Zeit so schmerzfrei und schön wie möglich gestalten und ihr helfen, wie und wo es nur geht.
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