von steinschweiger » 27.03.2009, 13:56
Hallo,
bei mir wurde im August 2008 ein Rektumkarzinom entfernt. In der Reha habe ich gut zugenommen und konnte darum ganz gut sitzen . Nach der Reha und einem „go“ von meinem Arzt habe ich langsam wieder mit Sport angefangen. Im Augenblick gehe ich 2- bis 3-mal die Woche je 40 Minuten joggen. Einerseits fühle ich mich langsam wieder Fit, anderseits wird mein Po immer dünner, muskulöser. Ich kann seit dem schlechter sitzen und habe jetzt seit letzter Woche immer wieder Phantomschmerzen im Rektumsbereich und manchmal ein ziehen in der Lendenwirbelsäule. (Die letzte Kontrolluntersuchung war im Februar und alles war in Ordnung)
Meine Fragen nun:
- Hat jemand nach Sport auch ab und zu Phantomschmerzen (Ich habe das Gefühl aufs Klo gehen zu müssen und ein Ziehen im Schritt)?
- Ist abnehmen schlecht fürs sitzen?
- Bin ich einfach zu ungeduldig / unsicher und sollte das normal einstufen?
Vielen Dank für eure Antworten!
von La Tigram » 27.03.2009, 14:16
Hallo Steinschweiger,
ad1) spüre auch noch nach 3 1/2 Jahren diesen Phantomschmerz beim Nordic Walken, Radfahren und auch beim Wetterumschwung. Mal sehen, wie´s bei den anderen ist ...
ad2) kann ich nix dazu sagen
ad3)solltest dich nicht überfordern. Gib dir a bissal Zeit!
von Monsti » 27.03.2009, 14:18
Hallo Steinschweiger,
erst einmal:
Sei herzlich willkommen! |
von steinschweiger » 27.03.2009, 14:27
Vielen Danke für die schnellen antworten!
Ja ich hatte im Anschluss an die OP eine 6 Wöchige Bestrahlung. Vor der OP hatte ich bereits eine Chemo-/Radio- Therapie. Bei der OP wurde wegen des Sicherheitsabstandes auch das Steißbein entfernt. (War aber alles in Ordnung)
Im Augenblick ist es eher selten ein Stechen, sondern als ob ich immer wieder meinen Po auseinander ziehen würde.
von Chief » 27.03.2009, 14:31
Hallo steinschweiger,
erst mal auch von mir ein herzliches willkommen hier in unserer Runde.
Nach meiner Rektumamputtion im April 2007 hatte ich auch ein ganze Zeit des öfteren Phantomschmerzen und das Gefühl auf die Toilette zu müssen.
Es hat zwischenzeitlich aber stark nachgelassen und kommt nur noch sehr selten vor.
Im letzten Jahr habe ich wegen Sport und wohl primär wegen einer Schilddrüsenüberfunktion 24 kg abgenommen und wusste zum Schluss gar nicht mehr wie ich mich hinsetzten sollte.
Mein Hintern war so knochig das es beim sitzen weh tat. Mittlerweile habe ich nach bekanntwerden der Schilddrüsenüberfunktion und entsprechenden Medikamenten wieder 8 kg zugenommen und keine Probleme mehr beim sitzen.
Zu dem ziehen in der Lendengegend kann ich Dir nichts sagen aber wenn Du jetzt wieder regelmäßig mit Sport beginnst kann das ja durchaus normal sein. Ich an Deiner Stelle würde das weiter beobachten und mir im Moment kein wirklichen Sorgen machen.
Gruß
Uli
von Linie 22 » 27.03.2009, 15:00
Herzlich willkommen steinschweiger .
Phantomschmerzen würde ich für mich nicht sagen wollen, eher verspüre ich hauptsächlich ein Phantomgefühl bei Toilettengängen. Was man, glaube ich jedenfalls, ewig mit sich herumträgt. Genau wie Menschen mit Gliedmaßenamputationen zeitlebens glauben ihre nicht mehr vorhanden Körperglieder zu spüren.
Phantomgefühle sind fehlgeleitete Hirnfunktionen, welche man nicht beeinflussen kann. Am Stumpf befinden sich Nervenenden. Diese werden vom Hirn immer wieder auf`s Neue, als die einst genetisch angeborene Gliedmaße, erkannt bzw. gedeutet. Trotz des nicht mehr Vorhandenseins.
Körperglieder oder Organe können bzw. müssen, auf Grund div. Krankheitsbilder, amputiert werden, der dafür verantwortliche Hirnteil bleibt allerdings bestehen. Daher rührt diese immer wiederkehrende Fehlfunktion des ZNS und führt mehr oder weniger auffällig zum sogenannten Phantomgefühl.
Mit längerem Sitzen stehe ich auch auf Kriegsfuß, obwohl ich doch ziemlich leicht bin und knackig gebaute Pobäckchen besitze.
Tschüüüss, grüßt, aufweiteredeinerbeiträgegespannt, Linie 22
von Linie 22 » 27.03.2009, 15:34
Hier noch ein Nachschlag:
In der Zeit nach der Operation besteht nach Amputationen häufig das Risiko von Wundheilungsstörungen und auch Infektionen. Deshalb ist eine tägliche Wundkontrolle sehr wichtig. Auf Rötungen des Stumpfes und Schmerzen muss sofort reagiert werden. Auch ist es sehr wichtig, den Stumpf mit einer gewissen Kompression zu bandagieren. Physikalische Therapie, Krankengymnastik und Ergotherapie sollten möglichst gleich im Anschluss an die Operation beginnen.
Da der Körper nach einer Amputation plötzlich nicht mehr vollständig ist, wird beim Patienten auch eine innere Umstellung erforderlich. In vielen Fällen hilft das vertrauensvolle Gespräch zwischen Arzt und Patient, manchmal ist es auch sinnvoll, einen Psychologen hinzuzuziehen.
Der Arzt unterscheidet zwischen dem Phantomschmerz und dem Phantomgefühl. Unter Phantomschmerzen versteht man kurz einschießende Schmerzen im Bereich des nicht mehr vorhandenen Extremitätenteils. Es kann auch ein Schmerz auftreten, wie er bei einer starken
Quetschung oder einem Abriss beim Unfall vorhanden war. Die Phantomfinger können dann z. B. krallen, brennen oder jucken. Der Phantomschmerz kann anfallsweise oder auch andauernd auftreten.
Das Phantomgefühl dagegen ist als ganz normal anzusehen. Bei einem Phantomgefühl werden beispielsweise noch die Finger der amputierten Hand gespürt. Sie lassen sich auch vermeintlich bewegen. Bei geschlossenen Augen können die Patienten auch sagen, wie sie diese Hand gerade halten.
Nur wenige Patienten leiden auf Dauer unter Phantomschmerzen. Kommt es zu solchen Schmerzen, so gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Sehr häufig findet man bei traumatisch amputierten Patienten zu lange Nervenenden, die dann gewissermaßen auf dem Knochen „reiten“. Solche Probleme können häufig durch eine operative Stumpfkorrektur durch Kürzung der Nerven und Gefäße behoben werden.
Andere Möglichkeiten – gerade nach einer Operation – sind lokale Schmerzblockaden sowie eine medikamentöse Behandlung mit Calzitonin-Infusionen. Des Weiteren bringt auch ein korrektes Wickeln des Stumpfes mit mildem Druck einen deutlichen Rückgang der Phantomschmerzen.
Durch spezielle Krankengymnastik und ergotherapeutische Maßnahmen lässt sich der Phantomschmerz meistens gut behandeln. Auch physikalische Therapien zeigen gute Wirkungen. Schließlich kann auch das Tragen einer Prothese zur Linderung beitragen.
Besonders das intensive Nutzen von myoelektrischen Prothesen unterstützt das Gehirn, sich an die veränderte Situation anzupassen.
Dr. med Hartmut Stinus, Orthopäde, Northeim
von Beutelmaus » 27.03.2009, 17:01
Hallo Steinschweiger, (ein FC Bayern Fan )
willkommen zwischen den sportlichen Kängurus.
Phantomschmerzen sind ganz normal nach einer Amputation. Wetterfühligkeit und bei einer falschen Bewegung ein Zwicken oder Ziehen ist in unserem Fall normal.
Wenn Du Po-Muskeln aufgebaut hast, müsste das Sitzen gut klappen. Damit langes Sitzen besser klappt, hat man mir Beckenbodengymnastik, Schwimmen und Turnen und eine gute Portion Geduld aufbringen müssen´, empfohlen.
Wenn man sich auf die Arbeit konzentrieren muss, vergisst man schnell das Ziehen, Zwicken und Brennen .
Und daran denken: es kann nur besser werden .
Gruß
Monika
von steinschweiger » 27.03.2009, 17:42
Danke für die Antworten. Ich bin kein Bayern-Fan, sondern ein Fan von der Süddeutschen Zeitung und deren Memory. (Steinschweiger <-> Steinschweiger | Riffkunde <-> Kiffrunde uvm.). Aber gut erraten, Resepkt
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