von Arwen » 16.02.2019, 22:59
Hallo zusammen,
vielleicht ist es dem/der ein oder anderen ähnlich ergangen wie mir oder kennt eine ähnliche Situation... Früher war ich sehr sportlich, war joggen, hab Gymnastik gemacht, bin geritten und hab Selbstverteidigung trainiert. Je stärker mein Crohn geworden ist, desto mehr hat sich meine sportliche Aktivität eingeschränkt. Seitdem mich die Krankheit so richtig im Griff hat, ist in Sachen Sport schließlich gar nichts mehr gegangen.
Nachdem der Crohn letzten Herbst operativ angegangen wurde und ich mit Entyvio alle 4 Wochen vollgepumpt werde, scheint die Erkrankung derzeit verhältnismäßig ruhig zu sein. In gut einem Monat steht meine Reha an und ich hoffe, dass ich dann auch allmählich wieder in ein "normales" Leben zurückfinden und einem geregelten Alltag nachgehen kann. Ich sehne mich auch danach, wieder sportlich aktiv zu werden, weiß allerdings nicht so recht, inwieweit ich meinen Körper, auch in Bezug auf mein Stoma, belasten kann. Das ist wahrscheinlich auch individuell abhängig. In einem Stoma-Ratgeber habe ich gelesen, dass Schwimmen kein Problem ist, aber man von Kampfsportarten und Trainingseinheiten, die die Bauchdecke stark belasten, Abstand nehmen sollte. Bei solchen Aussagen klingeln meine Alarmglocken und ich mach mir Sorgen, dass ich u.U. der Bauchdecke zu viel zumute...
Derzeit geht sportlich noch nichts. Ich erschrecke selbst darüber, wie schnell ich bei kleinen Anstrengungen erschöpft bin: Eine halbe Stunde spazieren gehen, was kochen oder im Haus ein bisschen aufräumen - und schon bin ich total platt.
Ist es möglich, mit Stoma reiten zu gehen? Von besorgten Verwandten ist mir vom Stallmisten und den teils ganz schön schweren Sätteln abgeraten worden, weil das für meine Bauchdecke zu anstrengend sei.
Meint ihr, die Leute auf der Reha kennen sich in Sachen Sport und Stoma aus?
LG von Arwen
von doro » 16.02.2019, 23:19
Hallo Arwen,
reiten geht mit Stoma ohne Probleme.Ob nun die Sättel alleine bewältigt werdenn müssen,diese Frage stelle ich einmal für die Fachis in den Raum.
Kampfsport muss nicht unbedingt sein.
In der Reha werdet ihr sicher auch Sport betreiben und mit entsprechendem Bauchgurt geht da so einiges.
Du wirst, wenn Du Deine sportlichen Trainingseinheiten langsam steigerst,wieder fitter werden.Es braucht aber ein wenig Zeit.Dabei sind Spaziergänge ein guter Beginn
von sammy » 17.02.2019, 09:34
Hallo Arwen,
vor geraumer Zeit habe ich Pilates für mich endeckt.
Die Übungen tuen mir sehr gut.
Im Fitnesstudio achte ich schon darauf, das ich keine Bauchübungen mit schweren Gewichten mache.
Aber ich denke in der Reha werden dir Patienten, und Fachkräfte sicherlich Tipps geben können.
Und Sport wird in der Reha ja auch angeboten.
Liebe Grüße
Sammy
von Banditensocke » 17.02.2019, 10:53
Arwen,
es ist nicht gut, wenn Du über lange Zeiträume gar nichts machst.
Der einfachste, effizienteste Sport ist: Gehen. Und das kann man auch dann, wenn es einem nicht gut geht. Ich habe es an mir selbst kürzlich ausprobiert - frisch operiert bin ich relativ zügig noch im KH auf 1 - 2 km täglich inklusive Treppen gekommen. Zuhause MUSSTE ich laufen, denn ich habe einen großen Hund. Binnen weniger Tage war ich auf einem Tagespensum von 5 - 6 km, aufgeteilt auf 2 Runden (Wald). Ja, ich war danach fertig wie ein Lachsbrötchen, aber es tat mir auch gut.
Ich laufe im Alltag zwischen 6 und 12 km täglich. Durch den "unruhigen" Untergrund im Wald, wo auch mal Bäume im Weg liegen, Bäche überquert werden müssen und hier zumindest auch Steigung und Gefälle bewältigt, habe ich so ein gutes Training, das als zusätzlichen benefit mitbringt:
- gute Waldluft, voller Terpene --> sehr gut für unser Immunsystem
- die entspannende Erfahrung, über weichen Waldboden zu laufen, um mich herum nur Natur
- Gehen bei Steigung und Gefälle ist ein Workout, das vor allem die Koordninationsfähigkeit trainiert (bergauf) und die Muskulatur fordert (bergab)
Für die "kleine" Muskulatur, die im Sport selten trainiert wird, ist Feldenkrais ideal. Ja, die liegen da ja nur rum und üben sich in kleinen, feinen, langsamen Bewegungen. Denkst Du, bis Du dann Deinen ersten Feldenkrais Muskelkater hattest . Groß, schnell und kraftvoll kann nämlich jeder. Klein und so, dass Du jederzeit innehalten und umkehren kannst, ist dagegen eine Herausforderung, an der viele selbsternannte Sportler schnnell scheitern - sie erfordert Koordnination und eine gute Eigenwahrnehmung. In Seitenlage das angewinkelte Bein anheben, dabei jederzeit innehalten, langsam wieder absenken - huch - sieht so einfach und leicht aus, ist für die meisten aber Schwerstarbeit, weil sie nicht gut im Organismus koordiniert sind und das Bein plötzlich Tonnen zu wiegen scheint . Da guckt der gut bemuskelte Sportler schnell mal sparsam.
Natürlich kannst Du auch auf Yoga oder Pilates, QiGong oder Tai Chi setzen, oder Kombinationen davon.
Mit Qi Gong, Tai Chi und Feldenkrais bist Du gleichzeitig relativ nahe an den Kampfkünsten. Viele Menschen, die Kampfsport betreiben, sind beispielsweise auch im Feldenkrais aktiv - und das hat viele Gründe. Feldenkrais selbst war ein versierter Kampfsportler. Hier ein paar Querverbindungen: https://wingtsunwelt.com/content/wt-und-feldenkrais
Sport muss nicht bedeuten, sich auszupowern. Wichtiger ist viel eher, nicht immer wieder auszusetzen, sondern Wege zu finden, kontinuierlich aktiv zu bleiben, auch im Schub.
von doro » 17.02.2019, 11:36
Da kann ich nur zustimmen,denn nach meinen großen Operationen am laufenden Band, bin ich,beginnend mit Gehwagen, nur durch Spaziergange wieder „auf die Beine“ gekommen.Mühsam,aber was ist schon einfach
von Arwen » 17.02.2019, 11:58
Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für all eure Rückmeldungen, Denkanstöße und Tipps!
Wie durch Zufall hat sich heute der Kontakt zu einer alten Bekannten aufgetan, von der ich schon Jahre nichts mehr gehört hab, mit der ich aber früher viel beim Joggen und beim Pferd war. Sie reitet immer noch und kennt auch einige, sodass ich mal mit raus in den Stall kann.
Gerade jetzt zum fitter Werden klingt Yoga ganz gut. Hab mich mal ein bisschen schlau gemacht und ganz überrascht festgestellt, wie vielfältig die Übungen sind. Da könnte was für mich dabei sein. Danke für den Tipp, bin da selbst noch gar nicht drauf gekommen!
Und natürlich Laufen. Habe mir heute wieder eine kleine Runde vorgenommen, einfach zum Spazierengehen ins Wäldchen nebenan.
Herzlichen Dank nochmal und liebe Grüße!
Arwen
von Melli » 18.02.2019, 22:59
Hallo Arwen,
auch ich reite, wenn auch nur im Urlaub. Ansonsten habe ich viel Bewegung im Job (kann bis zu 20km sein in Treppen), spiele Tennis und Tischtennis und fahre gerne Rad. Kraft- oder Kampfsport muss man mit Vorsicht machen, für mich wäre es von der Thematik nichts. Du stehst ja noch am Anfang, wenn du früher geritten bist, probiere es ganz einfach aus. Mit Sattel und Co kann ja, zumindest am Anfang, jemand helfen.
Viel Bewegung ist auch gut, um Verwachsungen entgegenzuwirken.
Viele Grüße
Melli
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