von Dugo » 18.02.2007, 23:33
Ich persönlich habe zwar in absehbarer Zeit NICHT vor ins Gefängnis zu gehen, hatte aber neulich ein Gespräch mit einem ehemaligen Insassen einer Männer JVA. Er meinte, dass "Behinderte" ansich ziemlich schikaniert werden im Knast, am schlimmsten erginge es allerdings Stomaträgern.
Er meinte..ich zitiere jetzt wörtlich..." am schlimmsten sind die mit dem Scheißesack dran, die taugen nicht mal für die Homos" oder "...die mussten dann Ihren Scheißebeutel über dem Kopf auslehren.." usw.
Hat mich ziemlich geschockt diese Unterhaltung.
Ich habe mir ehrlich gesagt bis dato keine Gedanken über einen Gefängnisaufenthalt gemacht, frage mich aber trotzdem wie denn mit Straftätern und Ihrem jeweiligen Handicap im Vollzug umgegegangen wird?:confused:
von neewo » 19.02.2007, 01:04
Komische Frage. Aber genau darüber hab ich auch schon mal nachgedacht. Neulich war ein Film aufm TV, weiß jetzt nimmer wie der hieß. Die haben bei 'nem Typen nach ner Schwachstelle gesucht, wo sie ihn richtig fertig machen konnten. Und da hab ich so nachgedacht ...
Wo bei uns die Schwachstelle ist, ist ja klar. Ich mag mir gar nicht ausmalen was so ein Knastkönig mit einer Kombizange alles anrichten kann wenn er einen von uns auf dem Kicker hat. Oder kurz im vorbei gehen mal kräftig dran ziehen. Oder ... da fallen mir 1000 Sachen ein.
Also lieber schön anständig bleiben.
von Hugo » 19.02.2007, 11:49
Ich kenne eine Frau die in einem Gefängnis mit Männern als Schliesserin arbeitet. Und da muss ich sagen was man da zu hören bekommt ist unglaublich. Und deshalb muss ich euch recht geben.
Bleibt lieber sauber und draussen als drinnen!
von Dugo » 24.02.2007, 00:51
natürlich gibts da sicher allerhand Gruselgeschichten über das "Leben" im Gefängnis in TV Dokus,Zeitschriften oder in Filmen (Midnight Express zb).Mich würde trotzdem interessiern wie zb. im deutschen Strafvollzug ansich mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen umgegangen wird?
Das Gespräch mit der im Start des Themas erwähnten Person gibt mir immer noch zu denken.Im Endeffekt ist es ja egal für was man ins Gefängnis muss, aber....
Muss ein Rollstulhfahrer überhaupt ins Gefängnis?
Bekommt ein MC Kranker mit ständigen Schüben eine Einzelzelle und hat ständig Konatkt zu einem Artz? usw usw
oder
Wer entscheidet darüber wie ein (wie auch immer) " körperlich(!!) behinderter" Täter zu bestrafen ist?:haarezuberge:
von Sabine049 » 24.02.2007, 11:57
Hi Dugo,
dein Thread ist total spannend und interessant; ich werde mich mal bei den Advokaten meiner Family/Mischpacha erkundigen .
Ich denke schon, dass ein Rollifahrer, der bsplw. jemand kaltblütig um die Ecke gebracht hat, genauso bestraft wird wie ein "Fussgänger" und in den Bau abwandert; Sonderkonditionen im Knast für Rolliknackis ... bis auf nen behindertengerechtes WC? ... gibt´s evtl. ... i don´t know?
Hingegen bei geistigbehinderten Menschen richtet sich voraussichtlich das Strafmass nach der a.) Schuld- und b.) Zurechnungsfähigkeit, zwecksdessen existieren ja mittlerweile die Forensischen Einrichtungen.
Winke, winke und lG Sabine
von Meta » 24.02.2007, 14:38
wobei, wenn man sich die Zwischenfälle in der JVA Siegburg vom letzten Jahr ansieht,ist gewalt im Knast ja kein Behinderten- (oder anderweitig gehandicapter) spezifisches Problem, sondern eher ein generelles Problem!
LG Marion
von Hugo » 25.02.2007, 11:53
Ich werd mal die person die ich kenne und in der JVA als Wärter arbeitet fragen!
von Monsti » 25.02.2007, 21:05
Auch ich glaube, dass sich in Gefängnissen Gewalt und Diskriminierung nicht auf Körperbehinderte beschränken. Jeder, dessen Selbstbewusstsein nicht auf der Höhe ist, dürfte betroffen sein. Vermutlich hat ein Rollifahrer mit stabilem Selbstbewusstsein und herrlicher Schlagfertigkeit wesentlich bessere Karten als ein schüchterner, verklemmter, aber körperlich gesunder Mensch.
Was Stoma- oder auch Nicht-Stoma-Träger betrifft, so sehe ich es genauso. Mich persönlich würde es nicht die Bohne stören, würde mich jemand "Tütenexpress", "Bauchkackerin" oder ähnlich benennen (alles schon passiert - außerhalb des Knasts). Ich denke, die persönliche Stabilität und Stärke ist entscheidend, nicht eine bestimmte Behinderung.
Liebe Grüße von
Angie
von Dugo » 26.02.2007, 10:14
Sicher sicher,man sollte am besten die Klippen der Kriminalität tunlichst komplett umschiffen.
Immer noch nicht geklärt ist allerdings meine direkte Frage vom 24.2.
Inwieweit müssen(?)sich Vollzugsanstalten auf körperliche Gebrechen Ihrer Insassen einstellen.
Habe mittlerweile einen befreundeten Anwalt mit der Frage gelöchert. Auch er konnte auch keine direkte Antwort geben, macht sich jetzt aber schlau. Bin gespannt.Seine Gegenfrage fand ich allerdings auch witzig. "Planst Du wohl ein "größeres Ding" und hoffst, wenn es schiefgeht, nicht sitzen zu müssen?"
LOL, Anwälte....zzzz
@ Angie:..also wenn mich jemand (einfach so?) als TÜTENEXPRESS bezeichnen würde müsste ich erstmal kräftig lachen...kommt aber natürlich immer darauf an wie es gemeint ist...
von Dugo » 28.02.2007, 10:39
und der Anwalt hat sich schlau gemacht. Also, eigentlich MUSS auch im Gefängnis eine vernünftige medizinische Versorgung gewährleistet sein. Passiert aber NICHT. Man kann (und will) sich meistens gar nicht richtig um "Gebrechen" kümmern. Noch dazu kommt, dass die meisten Anstaltsdoktoren mir Ihrem Job nicht zufrieden sind und diesen oft(ZITAT ANWALT)wiederwillig machen, da sie selbst nicht gerne Arzt im Vollzug sind. Sollte es mal ganz schlimm werden kommt man natürlich ins Krankehaus, aber da muss man schon vor Schmerzen schreien und toben. Chronisch körperlich(!) kranke Insassen werden eventuell dann ganz in die medizinische Abteilung einer geschlossenen Psychatrie gesteckt. Als Fazit kam der Anwalt zu dem Schluß, dass hier defakto Drittklassenmedizin angewendet wird, weil es eigentlich so wirklich KEINEN interresiert. Das Thema ist bekannt, man redet aber, auch in Anwaltskreisen, nicht gerne darüber.
Erschreckend!:haarezuberge:
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