von Schütze » 11.05.2015, 18:41
Hallo an alle,
meine Mutter wurde im Januar wegen eines im letzten Moment erkannten Darmverschlusses zweimal am Dickdarm notoperiert und hat ein Ileostoma. Nach 5 Monaten Krankenhaus- und Rehaaufenthalt war sie 3 Tage zu Hause, bis wir feststellen mussten, dass sie auf keinen Fall mit einem dauernd auslaufenden Stoma alleine bleiben kann. Jetzt ist sie nur deswegen in einem Altersheim zur Kurzzeitpflege, um die Zeit bis zur Rückverlegung im Juni oder Juli (hoffentlich) zu überbrücken. Durch das viele Liegen nach den OPs hat sie sehr viel Muskeln abgebaut, kann aber inzwischen wieder etwas am Rollator laufen.
Meine Frage: Was macht Ihr gegen Durchfall (sie bekommt 4 Loperamid am Tag) und wunde Haut (sie tut mir so leid...)? Ist ihre Hoffnung, dass nach der Rückverlegung alles besser wird und sie dann mit ambulanter Pflege zu Hause allein sein kann, realistisch? Oder muss ich jetzt schon einen Platz im Pflegeheim suchen? Sie ist tapfer und motiviert und möchte gerne noch mal eine OP auf sich nehmen und danach wieder nach Hause. - Vielen Dank, wenn Ihr Eure Erfahrungen mit mir teilt! Ich kümmere mich seit Januar nur um sie und ihre Belange, aber muss auch meinem Beruf nachgehen... Vielen Dank für etwas Aufmunterung
von Mayaswelt » 11.05.2015, 20:14
Hallo Schütze,
ich kann euch nur Raten das ihr für eure Mutti eine in euren zuständigen Bereich eine Stomatherapeutin/ Wundberater sucht.Darauf wird sie mit guten Material versorgt was auch passt und die Haut trocken bleibt. Die Platte muss gut sitzen, das ist natürlich ganz wichtig um die Haut nicht zu reitzen.
Ich wünsche euch viel Glück.Wird schon werden.
Wenn nicht, einfach im Heim nach so einer Dame fragen
Lieben Gruß
Mayaswelt
von Hanna70 » 11.05.2015, 20:25
Hallo Schütze,
mit über 82 Jahren ein Stoma zu bekommen, ist für Deine Mutter nicht nur eine körperliche sondern auch eine psychische Belastung, vor allem nun auch noch in einer für sie fremden Umgebung im Altenheim.
Ein Ileostoma fördert meist ständig durchfallartig. Was meinst Du mit einem "ständig auslaufenden Stoma"? Läuft der Stuhl unter der Platte durch? Hat sich eine Stomaschwester in dem Heim einmal die Versorgung angesehen? Die müsste vom Heim angefordert werden und die Pflegeschwestern dort sollten dabei sein und von der Stomaschwester gut eingewiesen werden.
Wie ist das Stoma angelegt? Steht es prominent etwas über dem Bauch oder liegt es sehr tief auf Hautniveau? Danach richtet sich die Art der Platten. Vielleicht kannst Du dazu etwas schreiben.
Wenn es irgendwie möglich ist, sollte Deine Mutter versuchen, die Versorgung selbständig machen. Ich weiß selbst, wie schwer das sein kann, auch wenn ich bei meiner Stomalegung erst 67 war. Aber nach 6 Monaten KH hatte ich so abgebaut, dass ich im Rollstuhl gelandet war.
Zur Rückverlegung kann ich nichts sagen. Bei mir ist sie nicht möglich, auch wenn man mir das im KH anders gesagt hatte. Man hatte meine ohnehin depressive Stimmung nicht noch mehr verstärken wollen. War wohl gut gemeint, aber die Ernüchterung nach der Wahrheit war umso schlimmer.
Frag die Ärzte, ob sie selbst an eine gelingende Rückverlegung glauben. Zumindest wärest Du vorbereitet. Eine Rückverlegung KANN auch problematisch sein, vor allem in dem Alter. So wie vorher wird es wahrscheinlich nicht werden.
Statt der Loperamid könntest Du den Arzt noch nach Tinctura OPII fragen. Das verlangsamt die Darmpersitaltik. Damit werden die Ausscheidungen etwas weniger. Ich nehme die seit 4 Jahren und mir haben sie sehr geholfen.
Liebe Grüße
Rosi
PS.: Stellt sich die Ernährung im Altenheim etwas auf die Bedürfnisse Deiner Mutter ein? Kartoffeln, Nudeln, reife Bananen, nicht so viel Suppen. Trockene Kekse und Salzstangen saugen Flüssigkeit auf und dicken den Stuhl etwas ein.
von Schütze » 12.05.2015, 07:14
Vielen Dank auch an mayaswelt und Hanna für Eure ermutigenden und ausführlichen Antworten. Meine Mutter kann ihr Stoma nicht selbst versorgen. Es liegt prominent, aber genau in der Bauchfalte, sodass das kleinste Rinnsal die Klebefläche unterspült und mit der Zeit der Beutel nicht mehr haftet. Verschiedene Stomatherapeuten hatte sie von Anfang an in den Krankenhäusern und in der Reha, jetzt auch im Altersheim. Ich dachte, Loperamid hat dieselbe verlangsamende Wirkung auf den Darm wie Opium, das Ärzte ihr bisher nicht gerne verschreiben. Wir versuchen es jetzt mal zusätzlich mit Bentonit und Flohsamenschalen. Schokolade, Kartoffeln, Bananen etc. isst sie sowieso. Was macht Ihr denn zur Pflege der durch grünen Dünndarm-Gallen-Stuhl verätzten Haut auf dem Bauch? Das darf ja nicht fetten. Ich wünsche Euch allen, dass Ihr mit Eurem Stoma besser klarkommt und eine gute Lebensqualität gefunden habt.
Einen schönen Tag!
von Smile » 12.05.2015, 08:41
Hallo Schütze,
ich nutze bei entzündeter/gereizter Haut coloplast brava barrier cream. Diese gibt es über den Stomaversorger oder auch als Probe, wenn man direkt bei Coloplast nachfragt.
Diese creme sollte nur dünn aufgetragen werden und etwas einziehen. Reste anschließend mit einer Kompresse abnehmen. Die Creme muss komplett eingezogen sein, bevor man die Platte klebt.
Sollten die Stellen bereits nässen, kann man dünn etwas Puder verwenden (diese gibt es von verschiedenen Firmen auch über den Stomaversorger).
Mir helfen die Tücher von Coloplast Derma-Gard (besser als die neuen Brava-Tücher), dass die Platte besser hält. Da könnte man auch mal versuchen, vorab eine Probe zu bekommen. Leider ist nicht alles bei jedem gleich empfehlenswert.
Hilfreich ist es, den Stuhl nach jedem Essen zu beobachten (am besten aufschreiben), damit man mit der Zeit die Dinge rausfiltern kann, die besonders aggressiven und flüssigen Stuhl verursachen. Bei mir wird es von Kartoffeln zum Beispiel sehr flüssig - bei den meisten ist es umgekehrt. Wenn ich weiß, dass ich etwas esse, was flüssigen Stuhl bereitet, esse ich dazu feine Haferflocken oder Schmelzflocken und Toast. Aber auch dafür gibt es leider kein Patentrezept und man muss es beobachten. Wenn ich nur Haferflocken in heißem Wasser eingeweicht esse, wird es z.B. fast schon zu fest. Von Fleisch werden die Ausscheidungen sehr aggressiv. Das sind nur Beispiele, dass es sich lohnt das zu beobachten - bei Deiner Mutter kann das anders sein.
Herzliche Grüße
KatjaW
von doro » 12.05.2015, 08:44
Hallo Schütze,
Ein Ileostoma ist durch Medikamente selten zu bändigen.Eher durch die Nahrung.Bei mir sind es Kartoffeln und Nudeln.Es ist eigentlich auch nicht soo schlimm, das es ständig läuft aber wenn die Platte unterläuft wird es zum Problem.Es gibt von Coloplast eine, ich meine sie heisst Aktiv Creme, die ist fast fetfrei und kann gut um die Haut um das Stoma gegeben werden.Schön einmassieren und die Reste abtupfen.Sonst einen Hautschutzring/Platte auf die Haut und dann die Versorgung darauf kleben.Das wären schon einmal 2 Möglichkeiten die ihr testen solltet.
Ich muss aber meinen Vorschreibern zustimmen,In so hohem Alter ein schlecht zu versorgendes Stoma, ist schwer zu verkraften.Wenn zurück verlegt wird, das muss man auch wissen, muss sich der Darm auch wieder neu einstellen, denn auch die Zeit wird nicht ohne Schwierigkeiten sein. Natürlich tröstet man sich mit dem Gedanken...es wird bald zurück verlegt, nur drängelt nich darauf sondern versucht eher das Stoma noch so in den Griff zu bekommen.
Nachtrag, katja, genau die coloplast brava barrier cream, habe ich gemeint.
von Börgi » 12.05.2015, 12:36
Grüß Dich Schütze,
erstmal ein herzliches Willkommen!!
Mein Respekt für Deine tapfere Mama!!!
So eine Darm-OP ist schon was ganz großes und meistens sind besonders unsere Dünndärme richtige Diven, sie zicken rum und mögen es gar nicht wenn man an ihnen rum schnippelt und rum zerrt! Ich kann da auch ein Lied von singen!!
Meine letzte Op ist jetzt gut 6 Wochen her und egal was ich gegessen oder getrunken habe, die ersten drei Wochen kam nur grünes Wasser, jetzt bin ich 15 Kilo leichter und inzwischen geht mir es wieder einigermaßen gut. Habe keine weichen Knie mehr und das Essen schmeckt allmählich auch wieder!! Ich kann fast alles essen, nur Nüsse, Mandeln und Spargel gehen gar nicht.
Ich bin ja teilrückverlegt, d.h. ich habe ein sogenanntes Entlastungsstoma und an dem rutscht einiges vorbei, es läuft in den Beutel und durch die Originalöffnung. Große Vorlagen und Windeln, Melkfett und Penatencreme sind nun angesagt!Nach 5 Jahren muß sich mein Schließmuskel erst wieder ans arbeiten gewöhnen, aber es klappt immer besser!!
Mit dem Essen muß Deine Mama sich durch die Menükarte probieren, wat dem enim sin Uhl, ist dem anderem sin Nachtigall!! Immer gut sind Salzstangen, Salzbrezel und Zwieback und für den Kreislauf hat mir Cola geholfen!! Wie gesagt probieren geht über studieren!!
Ich wünsch Deiner Mama GUTE BESSERUNG!!!
Liebe Grüße von Börgi!!!
von Börgi » 12.05.2015, 12:41
Kleiner Nachtrag, hab ich fast vergessen;
Wenn die Haut unter der Stomaplatte gereizt und entzündet ist, habe ich Advantanlösung(brennt im ersten Moment höllisch, aber hilft) und Hautschutzspray +Hautschutzfolien(Coloplast).
LG von Börgi!!!
von Hanna70 » 12.05.2015, 13:16
Hallo Schütze,
ja, Loperamid wirkt ähnlich wie OPII, hatte aber bei mir absolut keinen Effekt. Mit den Tropfen konnte ich meine Beutelleerungen von 30 x/Tag auf ca. 15 x/Tag reduzieren. (Mein Colostoma fördert wie ein Ileo )
Bei mir löst sich die Platte häufig wegen Fettstuhl, zur Sicherheit klebe ich deshalb zusätzlich mit Fixomull ab.
LG Rosi
Hallo Schütze,
meine bettlägerige Mutter hatte ein Colostoma, sie war die letzten 8 Monate im Pflegeheim untergebracht.
Meine Erfahrungen mit diesem Pflegeheim waren nicht besonders erfreulich, auch gerade in Bezug auf Ernährung und mangelnder Flüssigkeitszufuhr:
sie litt deswegen unter sehr festem Stuhlgang, hatte zudem Schmerzen, in Folge kam ein Prolaps und danach Durchfall. Wir vermuteten einen eingeklemmten Darm in einem alten Bruch, der sich direkt unterhalb des Stomas bis zur Kinderballgröße aufbäumte.
Sie wurde endlich von ihrem Leiden erlöst und durfte einschlafen.
Ich kann Dir anraten, mit dem Pflegeheim in der Kurzzeitpflege guten und regelmäßigen Kontakt zu halten, vor allem die Pflegedienstleitung, das Personal und auch die Wohnbereichsleitung ausdrücklich darum zu bitten, häufiger nach dem Stoma Deiner Mutter nachzusehen, um einen notwendigen Beutelwechsel oder gar Plattenwechsel schnellstmöglich und fachgerecht auszuführen, damit die betroffene Haut nicht noch mehr darunter zu leiden hat!
Nicht alle geben sich Mühe und auch nicht die erforderliche Zeit... mal beim Plattenwechsel dabei sein und beobachten, falls es Probleme gibt, unbedingt die Stomatherapeutin kommen lassen.
Ich hoffe für Deine Mutter, daß sie dort gut versorgt wird, daß sie das Essen und Trinken erhält, was die Konsistenz des Stuhlgangs positiv beeinflussen kann.
Gekochte Karotten oder Karottensaft können vielleicht helfen.
Was ihr eventuell auch helfen kann ist ein Darmflora-Aufbau mit "Darmflora Restore" Pulver von Sanatura, aber das solltest Du mit ihrem Hausarzt besprechen und Dir als Verordnung geben lassen, sonst verweigert das Pflegeheim die Verabreichung!
Alles Gute für Deine Mutter!
LG
Cocopina
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