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Stoma und Familienplanung – Seite 4

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
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40 Beiträge • Seite 4 von 41, 2, 3, 4

Stoma und Familienplanung

Beitrag von Banditensocke » 20.08.2010, 13:42

So viel zu dem Thema, dass es alles allein seine Entscheidung ist. Das sehe ich ganz anders. Wir haben eine gegenseitige Verantwortung – auch ohne Kind! In guten und in schlechten Zeiten, oder? – GEMEINSAM!


Ja, aber dieses "GEMEiNSAM" kann man missverstehen, und Du tust es meines Erachtens gründlich, weshalb es kein Wunder ist, dass Du das Gefühl, unter der Last der Dinge fast zusammen zu brechen, hast.

GEMEINSAM entscheiden und tragen kann man die SCHNITTMENGE einer Paarbeziehung: Die Organisation des gemeinsamen Lebens, gemeinsame Zeit, Hobbies, Verantwortlichkeiten wie Haus, Garten, Kinder.

Dennoch bleibt aber jeder Individuum, und dieses Individuum muss seine Grenzen kennen, achten, und auch die des Partners respektieren.

Eine Grenze ist das Thema Krankheit. Man kann Anteil nehmen, man kann hier und da entlasten, einspringen - man kann aber als Partner nicht die Verantwortung des Betroffenen übernehmen.

Und genau das versuchst Du meines Erachtens. Das geht früher oder später schief.

Ich muss und werde für meinen Mann da sein, wie ich es bisher immer war. Die Frage ist aber doch nur, wie lange man das kann, bevor man selber zusammenbricht. Der Druck und die Sorgen, die man sich als Angehöriger macht, sollten auf keinen Fall unterschätzt werden. Wenn ich meinen Mann nicht lieben würde, würde ich mir das Ganze sicherlich nicht antun und wäre längst weg…
Ich danke euch trotzdem für eure Offenheit und wünsche euch alles Gute.
VG


Genau so soll es eben nicht laufen, was Du beschreibst ist ungesund und schädlich für Euch beide.

Dein Partner muss lernen, mit seiner Erkrankung einen guten Umgang zu finden. Das ist möglich, die Menschen, die hier schreiben, sind jeder für sich Beispiel dafür, DASS es geht.

Ich bin sicher schwer krank, dennoch belaste ich meinen Partner damit kaum. Ich kümmere mich um meine Belange, und finde Lösungen für Probleme - ich übernehme Verantwortung für mich und meine Erkrankung. Unser Leben dreht sich NICHT um die Erkrankung, sondern im viele andere, und häufig sehr schöne Dinge. Wir haben Aufgaben und Pflichten so verteilt, dass jeder gemäss seiner Möglichkeiten belastet ist.

Weder bin ich ein bemitleidenswertes Hascherl, um das man sich ständig sorgen oder kümmern muss, noch ist mein Mann mein privater Krankenpfleger. Ich würde mir schwer verbitten, mischte er sich zu sehr in meinen Umgang mit meiner Krankheit.

Als die Entscheidung für oder gegen Stoma anstand, haben wir das miteinander diskutiert, klar, aber die Entscheidung selbst lag allein bei mir. Es ist mein Körper, und ich muss mit ihm umgehen.

Mein Partner empfindet mich trotz meiner schweren Erkrankung nicht als Belastung, sondern als Bereicherung, und als ENTlastung. Ich bin nämlich trotz meiner Erkrankung ein Mensch mit vielen Stärken und Talenten, die mein Partner gern für sich nutzt.

Solange Du alles momentan auf die Erkrankung Deines Partners kaprizierst, wirst Du weder ihm, geschweige denn Dir gerecht.

Aber vielleicht ist das ein Lernprozess, den Du erst noch durchlaufen musst.

Es grüsst
die Banditensocke

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Banditensocke

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Stoma und Familienplanung

Beitrag von Sammy79 » 20.08.2010, 14:10

Hallo Banditensocke,

schon lese ich deine Beiträge ganz anders und fühle mich nicht mehr gleich angegriffen, danke dafür.

Ich schätze mein größtes Problem ist meine Verlustangst, denn Verluste habe ich in meinen 32 Jahren wirklich schon genug gehabt. Meinen Mann oder meine Geschwister zu verlieren wäre das Schlimmste was ich mir vorstellen kann.

Somit komme ich zu der Erkenntnis, dass ich mir wohlmöglich selbst im Weg stehe und mir selbst schade. Es ist nur so, dass ich das Gefühl habe, dass mein Mann einfach viel zu wenig für sich selbst tut. Sowohl seine Ernährung als auch generell sein Achtung gegenüber seinem Körper lässt eben zu wünschen übrig. Da braucht er mich defintif als Animateur. Die Verantwortung die DU gegenüber deiner Familie aufgrund deiner Erkrankung übernommen hast ist beachtenswert. Leider ist mein Mann noch nicht so weit, dass er den Ernst der Lage erkannt hat. Auch wenn er über ein Stoma nachdenkt. Das was ich jetzt schreibe bitte nicht missverstehen:

Er weiß einfach, dass ein Stoma "all seine Sorgen" verschwinden lassen würde. Nicht weil es ihn "gesund" machen würde, sondern weil die Krankheit dann einfach nicht mehr nervt. Das hört sich jetzt hart an, aber genauso hat er es mir gesagt.

Ein Gespräch mit seinem Gastroenterolgen gestern Abend hat bestätigt, dass ein Stoma bei ihm zur Zeit defintiv nicht notwendig wäre. Was nicht heißt, dass ich ihm in seiner Entscheidung nicht unterstützen würde. Du hast schon recht, es ist sein Körper und er muss wissen, was er tut. Trotzdem muss ich ihn mal wieder dazu animieren, sich darüber Gedanken zu machen, ob er es wirklich will. Wenn es so ist, dann soll es so sein.

Jetzt wo er sich gerade in einem, wenn ich das beurteilen darf, heftigen Schub befindet redet er davon, dass er alles ändern will. Bessere Ernährung, mehr Bewegung und und und. Was davon übrig bleibt, wenn es ihm wieder besser geht wird sich zeigen...

LG

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Sammy79

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Stoma und Familienplanung

Beitrag von Melli » 20.08.2010, 14:53

Wäre schön, Sammy, du meldest dich irgendwann noch einmal hier - alles Gute euch! :)

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Melli

Moderatorin

Stoma und Familienplanung

Beitrag von Banditensocke » 20.08.2010, 16:28

Sammy79 hat geschrieben:Hallo Banditensocke,

schon lese ich deine Beiträge ganz anders und fühle mich nicht mehr gleich angegriffen, danke dafür.


Hallo Sammy,

ich freue mich, dass Du meine Beiträge nun mit anderen Augen sehen kannst. Sie sollen keineswegs angreifen, sondern einfach nur andere Blickwinkel eröffnen. Man selbst sieht häufig durch eine ganz bestimmte Brille, und erkennt gar nicht, dass es auch andere Betrachtungsmöglichkeiten gibt, die neue Handlungsoptionen eröffnen.

Ich schätze mein größtes Problem ist meine Verlustangst, denn Verluste habe ich in meinen 32 Jahren wirklich schon genug gehabt. Meinen Mann oder meine Geschwister zu verlieren wäre das Schlimmste was ich mir vorstellen kann.


Das glaube ich Dir gern. Und ich kann das Gefühl auch gut nachvollziehen, denn auch ich habe, wie vermutlich jeder Mensch, der liebt, Angst davor, meine Lieben zu verlieren.

Dennoch weiss ich, dass das Teil des Lebens sein kann. Es gibt nichts, das mich davor beschützen kann - ich kann nur die Zeit, die wir miteinander haben, so gut nutzen, wie es geht, und muss ansonsten lernen loszulassen.

Angst ist ein schlechter Ratgeber, und das ist in vieler (nicht in jeder!) Hinsicht richtig. Angst lehrt uns häufig, uns einer Zukunft zuzuwenden, die noch gar nicht existiert, statt das zu geniessen und zu gestalten, was JETZT passiert. Deshalb habe ich mir angewöhnt, Ängste und Grübeleien, die sich um Themen drehen, an denen ich JETZT nichts ändern kann, rigoros zu beenden. Mein Leben ist dadurch entspannter geworden.

Vielleicht wäre das ja auch für Dich hilfreich?

Somit komme ich zu der Erkenntnis, dass ich mir wohlmöglich selbst im Weg stehe und mir selbst schade. Es ist nur so, dass ich das Gefühl habe, dass mein Mann einfach viel zu wenig für sich selbst tut. Sowohl seine Ernährung als auch generell sein Achtung gegenüber seinem Körper lässt eben zu wünschen übrig. Da braucht er mich defintif als Animateur.


Ich denke, wichtig ist hier eine gute Balance zu finden. Jemanden zu animieren ist okay. Aber wenn sich das Leben in weiten Teilen darum, und damit auch um KONTROLLE dreht, ist das nicht mehr in Ordnung. Dein Mann ist ein erwachsener Mensch - wenn er meint, nicht gut mit sich umgehen zu müssen, ist das seine Entscheidung, deren Konsequenzen er tragen muss. Das ist manchmal sehr schwer zu ertragen, aber auf der anderen Seite auch der einzige Weg, wie jemand lernen kann, für sich gut zu sorgen. Nehmen andere ihm diese Verantwortung immer wieder ab, muss er selbst den Hintern doch gar nicht hoch kriegen.

Die Verantwortung die DU gegenüber deiner Familie aufgrund deiner Erkrankung übernommen hast ist beachtenswert. Leider ist mein Mann noch nicht so weit, dass er den Ernst der Lage erkannt hat. Auch wenn er über ein Stoma nachdenkt.


Du kannst nichts tun, damit er "so weit" kommt. Du kannst aber Weichen stellen, die helfen, dass Verantwortlichkeiten von demjenigen übernommen werden, den sie betreffen: Indem Du aufhörst, da Fürsorge zu übernehmen und in die Bresche zu springen, wo es eigentlich gar nicht Dein Thema ist.

Ich weiss, wie schwer das ist, gerade wenn man jemanden sehr lieb hat.

Aber vielleicht hilft es Dir, es einmal so zu sehen: Jemandem viel abzunehmen bedeutet AUCH, ihm letztlich mitzuteilen: Du kannst das sowieso nicht allein, also lass mich mal ran.

Darin steckt also auch eine Menge Abwertung. Hilfe klingt immer so positiv, sie kann aber auch in Abhängigkeiten führen, begünstigt Kontrolle, und das ist ungut.

Deine Ängste passen da gut ins Bild - wenn Du Dich nützlich machst, kannst Du Deine Verlustängste über die Kontrolle, die Du ausübst, und darüber, dass Du Dich unentbehrlich machst, in Schach halten.

Damit sorgst Du aber gleichzeitig dafür, dass Ihr keine Beziehung auf Augenhöhe führen könnt, und Deinem Partner Entwicklungsraum verwehrt bleibt.

Verstehst Du, wie das eine mit dem anderen zusammen hängen kann?

D
as was ich jetzt schreibe bitte nicht missverstehen:

Er weiß einfach, dass ein Stoma "all seine Sorgen" verschwinden lassen würde. Nicht weil es ihn "gesund" machen würde, sondern weil die Krankheit dann einfach nicht mehr nervt. Das hört sich jetzt hart an, aber genauso hat er es mir gesagt.


Was ist denn so schlimm daran sich für eine Massnahme zu entscheiden, die vielleicht nicht zwingend notwendig ist, aber das Leben erheblich erleichtert?

Viele von uns haben sich aus diesem Grund für ihr Stoma entschieden.

Ich hätte mir keines legen lassen MÜSSEN. Geplant war, das Stoma für ein halbes Jahr zu legen, um meine Fisteln zu entlasten. Danach war Rückverlegung seitens der Ärzte angedacht. Ich erlebte aber durch das Stoma ein so grosse Entlastung im Alltag, dass ich beschloss: Das bleibt jetzt. Bei mir gab es also auch keine zwingende Notwendigkeit. Aber dadurch, dass ICH mich entlastet fühlte, war auch mein Leben, und damit sekundär meine Partnerschaft entlastet.

E
in Gespräch mit seinem Gastroenterolgen gestern Abend hat bestätigt, dass ein Stoma bei ihm zur Zeit defintiv nicht notwendig wäre. Was nicht heißt, dass ich ihm in seiner Entscheidung nicht unterstützen würde. Du hast schon recht, es ist sein Körper und er muss wissen, was er tut. Trotzdem muss ich ihn mal wieder dazu animieren, sich darüber Gedanken zu machen, ob er es wirklich will. Wenn es so ist, dann soll es so sein.


Genau das ist der Weg: sich aktiv mit allen Argumenten, die dafür und dagegen sprechen, auseinander zu setzen und dann eine Entscheidung zu treffen.

Jetzt wo er sich gerade in einem, wenn ich das beurteilen darf, heftigen Schub befindet redet er davon, dass er alles ändern will. Bessere Ernährung, mehr Bewegung und und und. Was davon übrig bleibt, wenn es ihm wieder besser geht wird sich zeigen...


Ja, so ein Schub ist ein harter Lehrmeister. Es ist für uns alle nicht leicht, einen Ausgleich zu finden zwischen dem, was wir gern tun möchten, und dem was wir tun SOLLTEN. Viele ungesunde Sachen machen eben Spass ;)

Aber mit etwas gutem Willen kriegt man das schon hin. Und Willen hast Du ja offensichtlich eine Menge!

Liebe Grüsse
von der Banditensocke

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Banditensocke

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Stoma und Familienplanung

Beitrag von Sabine049 » 20.08.2010, 18:23

Hallo Banditensocke,

:super: auf den Punkt gebracht, und in vielen Aussagen finde ich mich in der ehelichen *Rollenverteilung* wieder :danke: !

Im Gegensatz zu Dir habe ich nicht ansatzweise soviel Selbstbewußtsein wie Du - topp!

Entweder an Dir ist eine gute Psychologin verloren gegangen oder Du bist eine ;) !

Liebe Grüße Sabine

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Sabine049

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Stoma und Familienplanung

Beitrag von Waltraud Mayer » 21.08.2010, 15:02

Hilfe klingt immer so positiv, sie kann aber auch in Abhängigkeiten führen, begünstigt Kontrolle, und das ist ungut.

@ banditensocke: der Satz gefällt mir sehr gut,das ist genau das was ich bei Gesprächen mit neuen Stomaträgern erkläre...bei der Stomaversorgung sowenig Hilfe wie möglich anzunehmen,weil nur wer sich selber versorgen kann ist unabhängig und frei und kann an dem Leben teilnehmen das ihm Spaß macht...
LG Waltraud

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Waltraud Mayer

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Stoma und Familienplanung

Beitrag von Häslein » 21.08.2010, 16:31

Ich schreibe hier einfach mal meinen Eindruck, obwohl ich neu bin...

für mich habt Ihr keine ebenbürtige Paarbeziehung, sondern ein Verhältnis wie Eltern und Kind...Du übernimmst die Rolle der Mutter, er des Sohnes...vielleicht fühlt Ihr Euch sogar wohl damit :confused:

So kann eine Beziehung aber NIE funktionieren, es wird immer irgentwann auseinandergehen, und wenn nur innerlich.

Du fühlst Dich stärker als Dein Mann...vielleicht ist es umgekehrt...

Hättest Du Dich in diesen Mann verliebt, wäre er mittellos und hätte schon ein Stoma? Ich glaube nicht, es paßt nicht in Dein Bild von einem Partner.. :confused:

Bitte beachten: ich WEISS NICHT das dies so ist.. so wirkt es auf mich...es sind nur meine Empfindungen...irgenwo müssen die ja auch herkommen, oder... :confused:

Hoffe inständig, Du liest dies und antwortest mir :musik:

noch was: unter Aza kann er laufend Infekte bekommen und es kann ihm deswegen oft schlecht gehen, diese Pillen sind keine Bonbons...nicht nur, was das Erbgut betrifft; Nebenwirkungen sind häufig, mal mehr, mal weniger hefig.

Glaubst Du, Dein Mann traut sich, Dir immer EHRLICH zu sagen, wie er sich fühlt?
Du wirkst sehr stark, der Dominante in der Beziehung, ich glaube nicht, dass er immer ehrlich ist...er hat auch Angst, vielleicht, Dich auch zu verlieren...an einen Gesunden.. :confused: .was gesund auch immer ist :D

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Häslein

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Stoma und Familienplanung

Beitrag von doro » 21.08.2010, 16:39

Toll,das ist ein ganz neuer Gesichtspunk :winke:
Am Besten aber

was gesund auch immer ist

Dieses und Napoléon möbeln meine Depri-Phase richtig gut auf :lesen: :D

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doro

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Stoma und Familienplanung

Beitrag von Hasi » 21.08.2010, 19:35

@Häslein

man darf sich hier auch gerne als Neuling äußern und nicht erst ab 100 Beiträgen :D

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Hasi

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Stoma und Familienplanung

Beitrag von Häslein » 21.08.2010, 20:50

@ Hasi, :winke:

dann warte mal, bis ich warmgelaufen bin---Hasenpower pur :feiern: :musik: :musik: :D

man will ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen... :rose:

Es grüßt Häslein

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Häslein

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