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Stoma und Partnerschaft – Seite 1

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
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66 Beiträge • Seite 1 von 71, 2, 3, 4, 5 ... 7

Stoma und Partnerschaft

Beitrag von sandy » 21.09.2005, 18:25

Meine Geschichte habe ich bereits gestern vorgestellt. Nun möchte ich euch gezielt auf eure Erfahrungen mit dem Stoma und der Partnerschaft ansprechen.

Mein Problem ist es, mit meiner Erkrankung bzw. mit meinem Stoma auf einen neuen Partner zuzugehen. D. h. es fällt mir immer wieder sehr schwer, einem Mann, den ich gerade kennen gelernt habe, darüber zu berichten.

Ich weiß, dass ich bereits 33 Jahre alt bin und ich habe auch schon Beziehungen gehabt. Nachdem meine große Liebe mich nach 6 Jahren im Jahr 2003 verlassen hat, habe ich große Probleme damit. Ich habe mein Selbstvertrauen irgendwie verloren und denke immer, dass mich ein Mann so nicht lieben kann.

Ich weiß nicht, wie ich auf einen neuen Partner zugehen soll, wie lange ich damit warten soll, was und wie ich es sagen soll. Ich habe eher das Gefühl, dass ich mich kindisch verhalte auch euch gegenüber. Ich bin allerdings nicht so, habe nur sehr große Angst verletzt zu werden.

Ich würde gerne von euch wissen, wie ihr damit umgeht, wie eure Beziehungen funktionieren ohne euch dabei aushorchen zu wollen. Was mache ich falsch? :confused:

Ich danke euch bereits jetzt für eure Meinungen.

Liebe Grüße

Sandy :)

Seit 1981 MC, seit 1991 Ileostomie endständig

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sandy

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Stoma und Partnerschaft

Beitrag von Monsti » 21.09.2005, 19:10

Hallo Sandy,

herzlich willkommen bei den aktiven Kängurus!!! :rose:

Das Hauptproblem bei Dir ist sicher, dass Du Dich selbst mit dem Stoma nicht akzeptierst und deshalb davon ausgehst, dass es ein potentieller Partner erst recht nicht kann.

Als ich vor gut 1,5 Jahren im Zuge einer Not-OP zum Känguru wurde, war einer meiner ersten Gedanken natürlich auch, wie wohl mein Partner (Ehemann seit 19 Jahren) damit umgehen würde. Darauf angesprochen, sagte er: "Wenn Du mit dem Stoma gut klarkommst, werde ich es ebenfalls können." Wir hatten wegen des Stomas tatsächlich noch nie Probleme.

Ich sage Dir, dass Dein Stoma nebensächlich sein wird, wenn Dir der passende Mann begegnet. Wenn erst Vertrauen da ist, wirst Du auch keinen Gedanken mehr daran verschwenden, wann der "richtige Augenblick" da ist, ihm von Deinem Stoma zu erzählen. Das ergibt sich.

Ich denke, Du hast schon mal einen wichtigen Schritt getan, indem Du jetzt aktiv hier mitmischst und Dich auch fragst, was Du selbst evtl. falsch machst bzw. ändern solltest.

Ich denke, Du solltest zu allererst an Deinem Selbstwertgefühl ansetzen. Es ist nicht das Stoma, dass Dir primär Angst macht, es ist vor allem die Befürchtung, Du könntest erneut enttäuscht werden. Dass Du Dich als Känguru nicht magst, kommt jetzt nur erschwerend hinzu.

Liebe Grüße von
Angie

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Monsti

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Stoma und Partnerschaft

Beitrag von Melli » 21.09.2005, 20:36

Das Hauptproblem bei Dir ist sicher, dass Du Dich selbst mit dem Stoma nicht akzeptierst und deshalb davon ausgehst, dass es ein potentieller Partner erst recht nicht kann.


Sehe ich ganz anders als Monsti. Ich akzeptiere mein Stoma und liebe mein Leben damit - aber ich habe dennoch Probleme, zu erzählen, dass ich eines habe. Da ich überzeugter Single bin, bin ich seit den fast 3 Jahren nun mit Stoma noch nicht in die Verlegenheit gekommen, mir den Punkt überlegen zu müssen, wann ich es einem Mann sage.

Da ich es sonst auch keinem erzähle, kann ich von mir sagen: wenn ich das absolute Vertrauen in jemanden habe, dann kann ich es plötzlich auch erzählen. Und drum weiß es meine liebste Freundin, der ich vertraue, sonst aber niemand.
Und ich denke mir, wenn ich einen Mann kennenlerne, dann werde ich beim gleichen Zeitpunkt des Vertrauens offen sein und es sagen.
Da ich sowieso äußerst schüchtern bin, dauert bei mir die Sache des Vertrauens sowieso eine Weile. Bin da, nicht zuletzt durch die vielen Erfahrungen, seit ich krank war, sehr Verhalten und warte erst einmal ab.


Einen riiiiiiiiiesigen Unterschied sehe ich auch in der Sache, ob man vor der OP schon einen Partner hatte, der das Stoma nach der OP akzeptieren lernt wie man selbst, oder ob man jemanden neu kennenlernt - zumal, wo in der heutigen Geslesschaft so (zu!) viel Wert auf Makelosigkeit gelegt wird.

Ich würde mir Zeit lassen und auf den Bauch hören, wann/wem du es sagst, in welcher Minute. Wenn es der Richtige ist, wie man so schön sagt, wirst du es an seiner Reaktion merken. Dass diese im ersten Moment verhalten sein wird, davon muss man einfach ausgehen

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Melli

Moderatorin

Stoma und Partnerschaft

Beitrag von Melli » 21.09.2005, 20:51

Ok, habe gerade die Geschichte gelesen (danke, Sandy, mich hat sie interessiert - und wie ich mir dachte der meinen sehr ähnlich) und schränke ein: bei mir liegt es nicht dran, aber bei Sandy evtl schon, dass das Stoma noch nicht akzeptiert ist.

Ich sage deshalb "evtl", weil wir CED Leute ja dafür bekannt sind, dass wir sowieso, nicht zuletzt auch durch die meist lange miese Zeit, schüchterne, etwas verklemmte Leute sind - ich darf das sagen, bin ja selber so *fröhlichgrins*

Schade, Sandy, du bist eher in meiner alten Heimatregion - aber dort gibt´s auf jeden Fall auch Kangoroos.

Tipp geben? Von mir selber ausgehend: seit fast 3 Jahren mache ich nicht viel mehr, als mich jeden Tag wegzuschmeissen vor Begeisterung, wie gut es mir mit Stoma geht. Toll ist es nicht, eines zu haben, schon gar mit 30, aber es ist bei mir der Preis für eine endlich gewonnen Kraft, Stärke ...und Ruhe. Dafür nehme ich es gerne in Kauf.
Zudem habe ich gemerkt, dass es mich in nichts hindert - als ich letztens mal wieder sponatn eine weite Fahrt machte, war ich nur mal wieder begeistert - mit MC war es nie möglich, tausend Toilettengänge, Medis etc.

Und das sehe ich jeden Tag, sage es mir jeden Tag, geniesse es jeden Tag - und drum mag und akzeptiere ich mein Stoma (auch wenn ich es niiie jemandem sage, dass ich eines habe ;o))

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Melli

Moderatorin

Stoma und Partnerschaft

Beitrag von Monsti » 21.09.2005, 21:20

Hi Meli,

bei meiner Antwort hatte ich vor allem darauf Bezug genommen (im Hinterkopf auch noch das, was ich in der Krankengeschichte gelesen hatte):

Nachdem meine große Liebe mich nach 6 Jahren im Jahr 2003 verlassen hat, habe ich große Probleme damit. Ich habe mein Selbstvertrauen irgendwie verloren und denke immer, dass mich ein Mann so nicht lieben kann.


DU akzeptierst Dich selbst als Känguru, Sandy hat aber große Probleme damit. Das sind völlig unterschiedliche Ausgangspunkte.

Ich drücke das, was meiner Ansicht nach mehr oder weniger tief im Inneren bei Sandy passiert, mal plakativ aus:
Ich mag mein Stoma nicht.
Ich finde mich unattraktiv.
Ich finde mich nicht begehrenswert.
Wahrscheinlich hatte mich meine große Liebe auch nur wegen des Stomas verlassen.
Sicher wird auch ein neuer Mann Probleme damit haben.
Ich habe Angst vor einer neuerlichen Enttäuschung.


Ob es wirklich ein so ein großer Unterschied ist, ob man das Stoma vor oder während einer Partnerschaft bekommt, weiß ich nicht. Ich denke, das hängt sehr davon ab, wie stabil man selbst ist und (bei einer bestehenden Partnerschaft) wie gut die Beziehung ist.

Dazu ein Horrorfall während meines Aufenthalts in der Innsbrucker Klinik: Einer Anfang 30-jährigen Frau musste wegen Krebs eine Brust abgenommen werden. Ihr Gatte (seit 10 Jahren, dazu 3 Kinder) tauchte kurz danach im Zimmer auf und sagte laut hörbar für alle im Zimmer: "Mit einer Frau ohne Busen kann ich nichts mehr anfangen." Sprach's und zog von dannen. Eine Schwestern erzählte mir später, vor der Tür habe seine Freundin, ein junges Ding Anfang 20, auf ihn gewartet. Später kriegten wir langsam mit, dass es in jener Ehe schon seit längerem heftig gekriselt hatte. Unser gemeinsames Fazit: Die Brust-OP war für den Typen nur eine willkommene und extrem unfair rübergebrachte Ausrede, aber nicht der eigentliche Grund, die Ehe war eh längst im Eimer. Der Psychoterapeut, der von nun an täglich bei der Frau war, versuchte ihr genau das zu vermitteln.

Wenigstens sowas kann einem bei bestehendem Handicap und einem neuen Partner kaum passieren.

Liebe Grüße von
Angie

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Monsti

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Stoma und Partnerschaft

Beitrag von Biggi0001 » 21.09.2005, 21:30

Obwohl ich bekanntlich gerade mit der Stoma-Sache nicht nur mit der Tür, sondern gleich mit der gesamten Wand ins Haus falle, würde ich vermutlich, wenn ich Interesse an einem Typen hätte, auch nicht unbedingt anfangen mit:"Hallo, ich heiße Biggi und habe ein Stoma" :p

Dennoch, man kann (meistens) Gelegenheiten wahrnehmen - z.B. wenn sich das Teil eh grade lautstark zu Wort meldet (und das tut´s bei mir mit tödlicher Sicherheit, sobald sich ein geiler Typ in Sicht bringt :D ). Da die Geräusche schlecht zu überhören sind, es sei denn ich wäre in einer Disco, bietet es sich dann an, das Teil zu erwähnen - schon deshalb, damit er nicht denkt, ich wäre ein Ferkel :feiern:

Wenn aber "keine Gelegenheit" ist, würde ich auch nichts sagen - man lernt viele Männer kennen, aber nur bei ganz, ganz wenigen ist die Chance da, daß was draus wird....warum also sich (evtl. unnötigerweise) dem Gedanken(!!) aussetzen, daß es am Stoma gelegen hätte? Die meisten keimenden Beziehungen gehen eh den Bach runter, sei es weil ER nicht ist, was Du brauchst oder DU nicht bist was er braucht - des hat dann aber nix mit dem Stoma zu tun.

Ich habe mal gelesen, daß (statistisch gesehen) nur jedes dritte oder 4te befruchtete Ei sich überhaupt einnistet....und dann gehen noch etliche davon den Bach runter, bevor es zu einer Schwangerschaft kommt. Ich vermute, daß wenn wir dieses Beispiel auf den Versuch, einen Partner zu finden, übertragen würden, dann wäre die Quote (auch statistisch gesehen) von "Beginn" (Toll finden) und "glückliches Ende (=Beziehung, in diesem Beispiel) noch weitaus mieser, weil mehr mit reinspielt als "funktioniert der Körper".

Also nur Mut - jede Chance, die Du nicht ergreifst heißt das Spiel von vorneherein verloren zu geben.:troest:

Es grüßt herzlich,
Biggi0001

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Biggi0001

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Stoma und Partnerschaft

Beitrag von doro » 21.09.2005, 21:46

nun geht nix mehr, wollte gerade Sandy unter die Arme greifen,kloppe in die Tasten will mir alles in der Vorschau ansehen...sehe Bericht Biggi0001 :cool:

öhem, ich laß es :D nicht zu übertreffen..
Die Quotenregelung:der Hammer:feiern:
fröhlich grinsend :zzz: gute Nacht

und liebes Grüßchen doro

Oh, Gottchen das mit dem Ferkel habe ich nun erst verinnerlicht,:D :D

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Stoma und Partnerschaft

Beitrag von Monsti » 21.09.2005, 22:03

Hallo Biggi,

"Hallo, ich heiße Biggi und habe ein Stoma"


Herrlich, hab mich weggeschmissen vor Lachen!

Klar, so macht's sicher keiner - nicht mal ich, öhm. :feiern:

Dein Posting ist klasse, dem kann man kaum etwas hinzufügen.

Liebes Grüßle von
Angie

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Monsti

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Stoma und Partnerschaft

Beitrag von isi » 22.09.2005, 00:20

Kann ich mal was sagen.
Ich bin 21.Hab seit 1 jahr keine freundin mehr.Ich traue mich auch nicht auf andere leute zuzugehen.Es ist auch so das ich nicht auf die richtige warte.Ich bin grad 21,ich möchte mein spass haben.Aber mit dem Stoma geht das sehr schlecht.Ich sag auch immer das ding stört mich nicht.Trotzdem wenn ich jemanden anschpreche habe ich nicht nur eine sache im Kopf.Nicht nur ob sie mich gut findet,auch noch das ich ihr das klarmachen muss das ich ein Stoma habe.Das macht mich immer fertig.In meinen alter wollen die meisten Frauen sowieso das man perfekt aussieht.Ist das erste wo man drauf achtet.
Langsam komme ich echt nicht mehr mit dem ding klar.Möchte so schnell wie möglich mich zurück operieren lassen.:heul:

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isi

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Stoma und Partnerschaft

Beitrag von RuedigerM » 22.09.2005, 07:13

Vielleicht ist meine Einstellung wegen meines Alters (62, männlich) nicht übertragbar.
Ich habe keine Probleme mit den zwischnmemschlichen Beziehungen. Mit meiner Frau sowieso nicht. Meinen Stoma habe ich seit 4 Monaten. Freunde, Bekannte und vor allem Kollegen wissen, daß ich lange krank war und wegen der Bestrahlung und Chemo auch noch bin. Auf Fragen, wie gehts gebe ich klare Antworten. Auch, daß es kein Problem darstellt mit dem Stoma zu leben. Probleme bereitet mir, dass ich nicht mehr heben darf. Als Reaktion hört man immer:" Wie Du damit umgehst ist bewundernswert" Ablehnung in irgendeiner Form habe ich bisher nicht erfahren. Für mich ist der Stoma die selbstverständlichste Sache der Welt. Interessant von der "technischen Seite" auch.
Ich glaube, daß bewußte verstecken, bereitet mehr Probleme. Ein lieber Kollege, erzählte mir darauf hin, daß er vor vielen Jahren mit 20 eine Hodenoperation hinter sich bringen mußte. Ich denke auch, daß es viiiiel mehr Menschen gibt, die Verständniss dafür haben. Blöde Frage: Wie sollen die Leute mit Rollstuhl/Krücken ihren Rollstuhl verheimlichen? Nur weil wir unsere Krücke unterm Hemd verstecken können muß man es doch nicht verheimlichen. Übrigens, seit ca. dem 14 Lebensjahr habe ich eine Schuppenflechte, allerdings ging die nach der OP zurück. Hoffentlich bleibt es so.Ich denke, bei der ersten Gelegenheit sollte man darüber reden. Das klärt, ob es sich "lohnt" weitere Gefühle zu investieren.

Rüdiger, der glaubt mit 20 die gleiche Einstellung gehabt zu haben.

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RuedigerM

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