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Stoma vor Kindern verheimlichen? – Seite 2

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
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19 Beiträge • Seite 2 von 21, 2

Stoma vor Kindern verheimlichen?

Beitrag von doro » 29.08.2015, 08:41

Natürlich hat jeder seine eigene Ansicht zu diesem Thema,nur mir wäre es viel zu aufwendig meine Versorgung so zu deponieren, das mein Kind nicht fragt,wozu ich das benötige.Ich möchte es im Bad in meinem Reservelager :DD dicht bei mir haben.Oder wie erkläre ich meine zahlreichen Pannen während meiner Beginner Zeit? Ich muss meinem Kind meinen künstlichen Darmausgang nicht zeigen ( hat sie bis heute auch nicht gesehen) ich muss es niemanden auf die Nase binden,das ich einen anderen Ausgang wie viele Menschen habe aber ich glaube ganz einfach das es sich über kurz oder lang nicht verheimlichen lässt.
Ach so, ich trage Hosengröße 42, und damit für eine 69 jährige wohl ganz passabel :DD :ichKannsNichtGlauben:

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doro

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Stoma vor Kindern verheimlichen?

Beitrag von GilmoreGirl » 29.08.2015, 09:00

Als ich mein Urostoma bekommen habe, hatte ich gerade ein paar Monate zuvor ein neues Studium begonnen. Ich war in eine andere Stadt in eine WG gezogen und hatte viele neue Leute kennengelernt. Wir sind ein kleiner Studiengang, mit nur knapp über 50 Leuten, und es herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre. Folglich fällt es den Mitstudierenden sofort auf, wenn jemand für längere Zeit fehlt.

Ich war nicht scharf darauf, Leuten, die ich zwar mag, aber erst seit wenigen Wochen kenne, von meiner Krankengeschichte und der bevorstehenden Operation zu erzählen. Schliesslich habe ich es aber doch getan und es nicht bereut. Natürlich wissen nicht alle davon, aber die Leute in meiner WG und diejenigen im Studium, mit denen ich die meiste Zeit verbringe.

Theoretisch hätte ich auch etwas erfinden können, das Stoma fällt von aussen niemandem auf (ausser vielleicht, dass ich immer mit einer kleinen Tasche zur Toilette gehe) aber es hat mich damals wie heute stark beschäftigt und ich wollte mich nicht verstecken. Die Leute haben Anteil genommen, aber ich bin für sie die gleiche geblieben und das gab mir, besonders in der Anfangszeit, ein gutes Gefühl.

Sie wissen auch jetzt, dass mein Stoma Probleme macht und ich kann jederzeit auf ihre Unterstützung zählen, wenn es darum geht, dass sie für mich mitschreiben wenn ich zu einem meiner vielen Arzttermine muss oder ähnliches.

Meine Familie und meine engen Freunde wissen alle von dem Stoma. Die einen ein bisschen mehr, die anderen ein bisschen weniger. Ich denke, viele können sich gar nichts konkretes darunter vorstellen und für sie hat sich im Bezug auf mich auch überhaupt nichts geändert, sodass es nicht relevant ist. Wenn jemand Fragen stellt, dann beantworte ich sie gerne, aber ich binde es niemandem auf die Nase.

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GilmoreGirl

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Stoma vor Kindern verheimlichen?

Beitrag von Sabine049 » 29.08.2015, 09:27

Hallo Chrissie,

sei dir gewiss, du stehst mit einer derartigen Einstellung Verwandter 1. Grades nicht allein dar.

Ich würde deinerseits deiner Schwester nebst ihrer Familie gegenüber keinerlei Anstrengungen, Erklärungsbemühungen geschweige denn Gedanken und Gefühle zukünftig investieren; stattdessen den Kontakt auf das Notwendigste beschränken, nach dem Motto: "Wer nicht will, der hat schon".

Denn du wirst sie nicht ändern, sondern schadest dir explizit selbst - niemanden anders. Wenn du sonst im Kreise deiner Lieben und deinem sozialen Umfeld keine Probleme diesbzgl. hast, dann hake es schlichtweg ab. Bekannterweise ist "Blut dicker als Wasser", aber es lohnt sich nicht auf Biegen und Brechen die Schwester od. wen auch immer, vom Gegenteil überzeugen zu wollen.

OT: Schau und lies dir einmal die "Desiderata" durch!!!!

Abgesehen von meinem sichtbaren Handicaps halte ich mich bedeckt, Stoma + Co. vergesse ich zuweilen, und spreche darüber _nur_ im Bedarfsfall bzw. bei Redebedarf.

Umgekehrt verhehle ich u.a. mein Stoma keineswegs, vermutlich, weil es ein Teil von mir ist, hat es mittlerweile einen weniger hohen Stellenwert. Bei Malheuren de la Kack o.ä. ginge ich (schon lange nicht mehr vorgekommen) umgehend in die Offensive.

Medikamente, die ich benötige, nehme ich dezent da ein, wo ich just bin - notfalls kurze Erklärung aber keinen ausufernden Roman.

Fazit: Mach dir nicht zu viele Gedanken, denn es sind allein deine Gedanken und Gefühle, die letztendlich _nur_ dich allein bewegen und dir emotional zusetzen.

Liebe Grüße

Sabine

PS. Absolutes "NO GO" im Warte- od. Pat.zimmer, wo sich Mitpat. gegenseitig krankheitsmässig übertrumpfen wollen :aah: .

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Sabine049

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Stoma vor Kindern verheimlichen?

Beitrag von chrissi37 » 29.08.2015, 10:14

Hallo Sabine,

zu denen gehöre ich bestimmt auch nicht.....(die sich im Wartezimmer nur über ihre Krankheiten auslassen...kann ich auch nicht hören. ;)

LG Chrissi

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chrissi37

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Stoma vor Kindern verheimlichen?

Beitrag von Hanna70 » 29.08.2015, 18:29

Hallo chrissi,

besucht Dich Deine Schwester mit ihren Kindern auch ab und zu bei Dir zu Hause? Sollst Du dann alles verstecken, was Du fürs Stoma brauchst, ebenso wie Medikamente und Diabetikerzubehör?

Ich möchte meine benötigten Materialien auch immer dort haben, wo ich sie brauche - also im Bad bzw. die Medis in der Küche dort, wo ich sie immer sehe. Ich würde die Einnahme ansonsten glatt sehr oft vergessen. ;)

Wie hier schon einmal gesagt wurde, finde ich es auch seitens Deiner Schwester sehr respektlos Dir gegenüber. Die hier erzählten kleinen Anekdoten, wie Kinder mit dem Stoma bei von ihnen geliebten Menschen umgehen, zeigen sehr schön, wieviel Normalität man gewinnen kann, wenn man offen damit umgeht.

Gesehen haben meine "Kinder" (beide um die 50!) mein Stoma auch noch nie. Es zeigt ja auch keiner sein Poloch. Es hat überhaupt nur einmal eine Pflegeschülerin gesehen, weil sie nett fragte und eben mal ein Stoma in natura sehen wollte.

Aber ich wüsste ansonsten keinen Grund das Stoma zu verheimlichen. Irgendetwas musste ich ja auch sagen, weshalb ich 9 Monate weg vom Fenster war und weshalb ich auf einmal so viel abgenommen hatte (28 kg). Da irgendwelche Ausreden zu erfinden und mir zu merken, was ich wem erzählt habe, wäre mir viel zu anstrengend gewesen. ;)

Wir haben hier immer einmal wieder die Diskussion, das Stoma aus der Tabuzone zu holen. Da finde ich es schon etwas abwegig, wenn Stomaträger selbst aus dem Stoma ein Tabu machen. :? Natürlich ist es jedem selbst überlassen, WIE er/sie damit umgeht. Und es zu zeigen oder darüber zu sprechen, ist auch ein Unterschied. Aber letztendlich ist ein Stoma ja nichts, dessen man sich schämen müsste. Ausgesucht haben wir es uns alle nicht.

Einmal krank zu werden, gehört normalerweise einfach auch zum Leben. Kinder davon fern zu halten, heißt somit auch, sie vom wirklichen Leben fern zu halten. Angst macht immer nur, was man nicht kennt. Dann kommt (gerade bei Kindern!) die Phantasie zum Zuge. Und das kann dann ganz schlimm werden. Das kenne ich leider aus meiner eigenen Kindheit. Zu dieser Zeit spukte ja noch viel der Gedanke vom "unwerten Leben" in den Köpfen. :cry:

chrissi, ich würde noch einmal mit meiner Schwester sprechen, ganz offen und mit allem Für und Wider. Familie kann man sich nicht aussuchen - Freunde schon. Auch wenn man sagt, Blut sei dicker als Wasser, verbiegen musst Du Dich deshalb nicht! Es ist DEIN Leben und das ist schwer genug. Du musst es Dir nicht noch schwerer machen lassen. :roseSchenken:

Liebe Grüße
Rosi

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Hanna70

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Stoma vor Kindern verheimlichen?

Beitrag von doro » 29.08.2015, 19:31

Was mir nun noch dazu einfällt ist etwas OT, aber dieses Thema

erinnert mich an die Zeiten, in denen ich, als junges Mädchen, verschämt mit meiner Camelia vom Kaufman kam und diese blöde Packung zusammengeboxt habe, damit sie ihre typische Form verliert.
Von wegen: Camelia gibt allen Frauen Sicherheit und Selbstvertrauen.... :DD Aber wenn ich meiner Mama nicht erzählt habe, das die Packung leer ist, musste ich selber los und mir den blauen Karton kaufen.Dazu die doofe Bewerkung von unserer Inhaberin des "Tante Emma Ladens,ach, ist es wieder soweit.. :oops: So ähnlich würde es mir wahrscheinlich ergehen, wenn ich meine Versorgung so verpacke,das sie nicht zufällig jemanden unter die Finger kommt, um damit ins Bad zu schleichen..
Während mir die Schiete am Bein herunter läuft :-P

Ich möchte niemanden auf den Schlips treten, denn es ist eben so wie es ist und mancher mag noch stolz darauf sein, das es niemand weiss, das ich den Hintern auf dem Bauch habe.Man mag aber auch bedenken, das man vielleicht nur glaubt,niemand weiss es :nerd: Wen sich die Schwester dagegen wehrt, das die Kinder vom Stoma nix wissen sollen, wird man es akzeptieren müssen und es hilft auch nicht weiter, ob wir es nun gut oder weniger gut finden

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Stoma vor Kindern verheimlichen?

Beitrag von Addie » 04.09.2015, 17:38

Hallo zusammen
Diese Diskussion erinnert mich an "Wie und wann sag ich's meinem Kinde".
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, wo alles tabu war was in den Schlafzimmern geschah und niemand dem andern ins Badezimmer treten durfte oder sich jemand vor dem andern ausgezogen hätte :stimmtNicht: . Ich glaubte immer, es wäre einfach diese Generation, aber mittlerweile weiss ich, dass es auch in der heutigen Zeit Menschen gibt, die gewisse Dinge einfach nicht so locker sehen können. Ob es deshalb ist, weil man Fragen beantworten muss, auf die man vielleicht selber keine gute Antwort weiss. Ich weiss es nicht. Ich bin einfach froh, dass ich hier eher einen lockeren Umgang habe.
Ich bekam im KH nach der OP so viel Besuch von Freunden und Bekannten, dass ich mein Stoma nie hätte verheimlichen können :DD und deshalb fand ich es für mich wichtig, dass ich damit offen umgehe. Ich habe mein Stoma nur auf Wunsch gezeigt, aber alle haben gewusst dass ich eins habe und sie mich auch darauf ansprechen durften. Überrascht war ich allerdings als mein sonst sooo "altmodischer" Papa im Spital zu mir sagte: "Stoma? - wenn Du das gut versorgst ist das sicher kein Problem" - :? . Ich war einen Moment ziemlich verdutzt, woher wollte er das bloss wissen :D , aber damit war das Thema in unserer Familie abgehakt.
Ich bin aber der Meinung, dass man niemanden zu diesem lockeren Umgang zwingen darf. Wenn mir jemand zu verstehen gibt, dass er nichts über meine OP/Krankheit wissen will, dann dränge ich ihm das auch nicht auf.

Und Kinder? Die finden vieles ganz alleine raus und wenn es die Erwachsenen verheimlichen wollen - dann sowieso (Geheimnisse sind cool und unbedingt aufzudecken)! :gut: :D

Liebe Grüsse Addie :winke:

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Addie

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Stoma vor Kindern verheimlichen?

Beitrag von franken-kanguru » 13.09.2015, 20:56

Hallo chrissi,

als ich erkrankte waren unsere Kinder 6, 7 und 9 Jahre alt.
Nach der Diagnose haben mein Mann und ich uns erst beraten und dann den Kindern alles in kindgerechter Art und Weise und in homöopathischen Dosen erklärt (incl. Stoma).
Auch mit den Lehrern in der Schule, den Eltern der engsten Freunde unserer Kinder (das sind auch unsere eigenen Freunde), der Kinderärztin sowie den Trainerinnen und Trainern unserer Kinder im Sport haben wir offen gesprochen. Diese waren zuerst alle sehr betroffen und haben uns dann allerdings sehr unterstützt. Sie haben alle sehr auf die Kinder geschaut, auf eventuelle Verhaltensänderungen geachtet, die Kinder zu Sportveranstaltungen mitgenommen und immer für Fragen seitens der Kinder zur Verfügung gestanden. Wir haben bei allen "Nicht-Kinder-Gesprächen" natürlich nicht von vorne herein das Stoma an sich, wohl aber das Thema Darmkrebs angesprochen. All diese positive Resonanz hat meinem Mann und mir sehr geholfen und uns in unserem Weg gestärkt.
Zwei unserer drei Kinder wollten das Stoma sehen und waren dann über das eher unspektaküläre Aussehen eher überrascht. Die Kinder tauften mein Stoma auf den Namen "Spucki" und gut ist es.

Mittlerweile wissen sehr viele Menschen von "Spucki" und das ist vollkommen ok!

Mein Fazit: Wenn man Kindern auf ihre Fragen in kindgerechter Art und in verträglicher Dosis antwortet, dann können diese mit vielen Dingen besser umgehen, als wir Erwachsenen. Und wenn sie etwas nicht verstehen, dann fragen sie - möglicherweise auch erst später.

Mittlerweile ist leider auch eine sehr gute Freundin an Brustkrebs erkrankt. Sie und ihr Mann haben uns nach Ihrer Diagnose erklärt, dass sie uns für unsere offene Art den Kindern gegenüber bewundert hätten und da sich unsere Vorgehensweise so gut bewährt hatte würden sie jetzt mit ihren Kindern genauso vorgehen.

Vielleicht braucht Deine Schwester selbst Hilfe, um mit der Situation umgehen zu können
und vielleicht ergibt sich für Euch beide ja mal eine Situation, in der ihr mal ungestört reden könnt.

Kommt Zeit kommt Rat - und wie einige Vorschreiberinnen schon bemerkten bekommen Kinder sehr viel mehr mit, als wir denken; möglicherweise kommen die Kinder selbst mal auf Dich zu.

Viele Grüße
das franken-kanguru

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franken-kanguru

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Stoma vor Kindern verheimlichen?

Beitrag von Nordlicht1 » 21.11.2015, 10:45

Hallo
ich habe mehrere Enkelkinder im Vorschulalter. Beim rumtoben verrutschte mein T-Shirt. Prost kam die Frage: "Opa, was hast du da?"
Ich habe es ihnen erklärt, dass der Arzt mich da operierte, damit es mir wieder gut geht. Die Kinder waren damit zufrieden. Ihre Eltern waren erst erschrocken, wollten sie ihr Kind doch auch vor allem in der Welt beschützen. Aber Kinder sind da viel offener und bekommen sicher keinen Schock. Sie wissen, so geht es Opa besser. Das ist doch für Kinder viel wichtiger. Kommen sie später mit anderen gesundheitlichen Problemen in Berührung und erfahren sie dann davon, dann sind sie vielmehr verunsichert.
Inzwischen wissen die Kinder vollständig Bescheid und für sie ist es einfach normal, den Opa so zu sehen, z.B. am Strand mit Badehose. Es gibt weder Berührungsängste noch sonst was.
Wie will man Kinder zu Toleranz erziehen, wenn man schon in der Familie in solche Sachen verheimlicht?
Ich mache aus meinem Stoma kein Geheimnis und habe damit noch fast nirgends Ablehnung erfahren.
Nur eine "Dame", die mich am Strand in Badehose gesehen hat, weigerte sich beim Rückflug aus dem Urlaub im Flugzeug in meiner Nähe zu sitzen. Lieber saß sie dann von ihrem Mann 12 Stunden getrennt im Flugzeug. Das war meine einzigste negative Erfahrung.
In einer Hotelanlage "erwischte" ich ein kleines Kind (geschätzt 7-8 Jahre) auf der Toilette, wie es seinen Stomabeutel kontrollierte und total erschrocken war. Ich war seiner Sprache nicht mächtig, so habe ich einfach meinen Beutel gezeigt und ein strahlendes Kinderlächeln geerntet.
Als das Kind mich dann am Strand mit Badehose und Stomakappe sah, wurde es selbst immer mutiger und zu Urlaubende ging der kleine Junge mit Badehose und sichtbaren Beutel erstmals in der Hotelanlage an den Strand. Die anderen Kinder der Anlage spielten ohne jeden Scheu oder Vorurteilen mit dem Jungen. Keiner der Eltern störte sich daran.
Mein persönliches Fazit: Offenheit sollte immer besser sein, als Geheimnisse.
Das ist nur ein Gedankenanstoss aus eigener Erfahrung

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Nordlicht1

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