von bernd1 » 03.08.2008, 00:32
Hallo Ihr Lieben,
ich habe lange ueberlegt, ob ich dazu etwas schreiben soll oder nicht. Ich brauche heute gottseidank nur noch ganz selten Schmerzmittel, und noch viel seltener auch ein Opioid. Aber ich habe als frueherer Rettungssani eine eigene Meinung zu dem Thema, zumal ich meine klinische Ausbildung im Bereich Anaesthesie und Intensivmedizin absolviert habe, also dort, wo Betaeubungsmittel einfach gebraucht werden.
Es ist sehr einfach, Opiumtinktur einfach mal so als Droge darzustellen. Natuerlich, sie unterliegt der Betaeubungsmittelverschreibungsverordnung und kann, wie jedes Opioid, auch abhaengig machen. Aber wir reden hier eben nicht ueber eine Droge, sondern ueber ein Medikament, dessen Hauptwirksubstanz eine Droge ist, naemlich das Opium. Es ist als Tinktur nur noch zugelassen, um bei "sonst nicht mehr kontrollierbarem Durchfall" eingesetzt zu werden. Dazu kommt dass der Einsatz dieser Mittel von den Aerzten in der Regel (es gibt auch hier leider Ausnahmen) sehr genau ueberwacht wird, da auch die Aerzte ihrerseits ueberwacht werden, was die Verschreibung von BTM-Mitteln angeht.
Sabine hat es eindrucksvoll beschrieben: was wuerden Schmerzpatienten ohne Opioide machen? Herkoemmliche Schmerzmittel wie Metamizol, Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen, und wie sie alle heissen moegen, sind zwar gut, aber sie gehen in der Wirkung einfach nicht weit genug, bzw., sie greifen teilweise den Verdauungstrakt an (Ibuprofen und CED vertragen sich ueberhaupt nicht und auch Diclofenac kann zu erheblichen Problemen fuehren...). Allein deshalb ist es geraten, Opioide einzusetzen. Und was die Sucht angeht, so haben viele Studien immer wieder gezeigt, dass die Suchtgefahr nicht so hoch wie gedacht ist wenn der Patient Schmerzen hat (wir reden hier NUR ueber den bestimmungsgemaessen Gebrauch).
Operationen und Intensivtherapie waeren ohne Opioide heute auch nicht das selbe. Die heutigen, sehr starken Mittel (das staerkste ist ca. 1000 mal staerker als Morphin, wirkt aber nur sehr kurz) lassen sehr geringe Dosen zu, viel geringer, als frueher ueblich. Dies senkt damit auch das Behandlungsrisiko erheblich. Viele Opioide koenne ueber Pumpen gegeben werden, damit laesst sich eine kontinuierliche Steuerung der Dosierung besser darstellen als bei der herkoemmlichen Injektion.
In der Notfallmedizin (Rettungsmedizin) gehen Aerzte sowohl im Notfalleinsatz wie auch in der Klinik (Schockraum!!!) mehr und mehr dazu ueber, Opioide aufgrund ihrer Wirkung und Dosierbarkeit bei Akutschmerzen einzusetzen.
Wieviele Patienten wuerden unnoetig Schmerzen leiden (akut und chronisch) wenn diese tollen Mittel nicht zur Verfuegung stuenden. Ich persoenlich habe die Wirkung auch nach meinen Operationen kennengelernt und war froh darueber. Schmerzen sind zwar sehr wichtige Symptome, aber sie koennen auch Heilungsprozesse empfindlich stoeren, wie ich mir habe sagen lassen.
Natuerlich, die Nebenwirkungen... aber mal ganz ehrlich: fragen wir eigentlich nach den Nebenwirkungen wenn wir wegen Kopfschmerzen einfach mal so irgendwas unkontrolliert einwerfen? Nein, aber wir fragen danach, wenn Opioide aerztlich gezielt, kontrolliert und sinnvoll eingesetzt werden, um Patienten ein schmerz- und damit qualfreies Leben zu geben.
Umgekehrt waere Kritik aus meiner Sicht eher angebracht.
In diesem Sinne einen schoenen und vor allem schmerzfreien Sonntag....
Bernd
von Branwen » 03.08.2008, 00:45
hi bernd1,
ich stimme dir zu, wir sind gott seis gejodelt und gepfiffen nich mehr im mittelalter. bin auch ks und ehrenamtlicher rs,
ohne opiate wären wir meistens richtig aufgeschmissen, wobei dies natürlich wie du schon sagtest, immer vom arzt begleitet werden sollte.
nur noch ma so, tinktur opii, wird(soviel weiß ich) nich als schmerzmittel eingesetzt.
von bernd1 » 03.08.2008, 00:58
Hi Branwen,
ich habe es extra vorhin schon geprueft:
Es ist als Tinktur nur noch zugelassen, um bei "sonst nicht mehr kontrollierbarem Durchfall" eingesetzt zu werden.
von Branwen » 03.08.2008, 01:14
hi, sorry, das hab ich überlesen..
ich glaub die meisten haben zuviel "from hell" gesehen...
und die vorurteile hat ja jeder im kopf, man sollte sie jedoch ab und an überprüfen.
oh gott, jetzt kling ich wie meine mutter... die haben halt doch manchmal recht :p
irland? will auch
von bernd1 » 03.08.2008, 01:17
Hi Branwen,
komm doch einfach rueber, in Dublin und auf der Insel ist noch Platz....
Bernd
von Branwen » 03.08.2008, 01:21
juhu, bringe dann mein hümmelchen mit... und morgen früh essen wir dann austern und trinken ein guinnes
von onevoice » 03.08.2008, 06:28
Durchfall und Schmerzpatienten ohne Opiate
Ja das ist einfach undenkbar.
Jeder der ein Schmerzmittel oder sonstiges nimmt ,wird das nicht ohne einen Grund nehmen .
Jch habe auch Opiumttinktur jahrelang genommen.
Es verzögert die Durchfall Passagen ,aber der dünne Stuhl bleibt.
Seit ich mein I_Stoma habe ist der Stuhl sowieso immer fast dünn.Das ist halt so.
Habe die Opium_T. abgesetzt
Bringt eh nix mehr
Ich nehme das nicht mehr.
Denn alles was raus muß ,kommt dann auch.
Habe ich ne Ruhepause wo das Stoma mal nicht fördert,kommt auch sicher der Moment wo es wieder herrlich sprudelt
Aber so ist das halt.
Noch'Wort zur abhängikeit.
Ja ,:krank:
Ja das war echt heftig.
Habe Tage durch gemacht die echt schlimm waren.
Lasst die Finger davon.
Opium verschleiert die Symthome,aber wirklich helfen tut es nicht.
LG one
von onevoice » 03.08.2008, 06:42
komm doch einfach rueber, in Dublin und auf der Insel ist noch Platz....
Bernd
Ich hätte auch sehr gerne eine eigene Insel in "Dublin"
Haste da connections?
LG one
von bernd1 » 03.08.2008, 09:23
Hi One,
Platz ist hier noch genug, die Insel hat noch genuegend Reserve fuer eine weitere Million Leute....
Und Dublin waechst unaufhoerlich weiter, also einfach in einen Flieger steigen und zwei Stunden spaeter hier aussteigen...
Alles Liebe...
Bernd
von Morwen » 03.08.2008, 09:40
Ich entschuldige mich hiermit in aller Form bei allen Schmerzpatienten und auch allen Anderen, denen ich mit meinem unqualifizierten Beitrag auf die Zehen getreten bin. In Zukunft werde ich hier im Forum nur noch mitlesen und mich nicht mehr äußern, da ich offensichtlich auch nach 28 Jahren Stoma immernoch keine Ahnung habe, was da in und mit meinem Körper geschehen ist. Vielleicht bin ich ja noch lernfähig genug, um's irgendwann zu begreifen.
Morwen
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