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Tinktur opii – Seite 4

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
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71 Beiträge • Seite 4 von 81, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8

Tinktur opii

Beitrag von bernd1 » 03.08.2008, 20:33

Danke fuer diesen Hinweis Doro,

es ist leider wahr, Opioide werden sofort mit Sucht, mit Abhaengigkeit und solchen Attributen in Verbindung gebracht.

Es gibt leider, auch Sabine hat schon darauf hingewiesen, eine Gruppe von Medikamenten, bei denen sich keiner aufregt, wenn sie einfach so wahllos verschrieben werden: die Beruhigungs- und Schlafmittel. Ich moechte zwei davon herausgreifen, von denen ich weiss, dass sie nach wie vor von Hausaerzten einfach so verschrieben werden:

1) Rohypnol (Flunitrazepam), ein sehr starkes Schlafmittel mit einer Halbwertszeit von bis zu 12 Stunden und mehr udn einem Wirkungseintritt nach bereits 15 bis 20 Minuten. Es ist auf der halben Welt verboten, weil es ein Abhaengigkeitspotential aufweist wie kaum etwas anderes. Und noch viel schlimmer: in Verbindung mit Alkohol fuehrt es zu Erinnnerungsausfaellen, weswegen es auch als KO-Tropfen benutzt wird.

2) Tavor (Lorazepam), ein sehr starker Angstloeser, der auch als Schlafmittel und auch zur Kramppfloesung bei Epilepsie verwendet wird. Dieses Mittel fuehrt nach Aussagen von Neurologen und Psychiatern bei unsachgemaesser Anwendung innerhalb von einer Woche zur Abhaegigkeit.

Die gleichen Hausaerzte, die ohne einen Funken von Verstand diese Mittel verschreiben und diese Risiken und Gefahren einfach unter den Tisch fallen lassen (und damit in Kauf nehmen dass ihre Patienten abhaengig werden) verweigern ihren Patienten erforderliche Opioide wie Tramal als Schmerzmittel oder Opiumtinktur bei schwersten Durchfaellen mit dem Hinweis auf die Suchtgefahren.

Diese Thematik ist aus meiner Sicht die viel groessere Problematik, aber Tod durch Heroin ist halt mal eine Zeitungsmeldung, aber Abhaengigkeit von Schlaf- und Beruhigungsmittel durch fahrlaessige Falschverordnung wird leider totgeschwiegen. Daher vielleicht auch die Fehleinschaetzung Opiumtinktur = Droge fuer mehr Lebensqualitaet. Das Opium kann die Durchfaelle bremsen, das verschafft die Lebensqualitaet, nicht das Opium selbst.

Starke Opioide wie Fentanyl, Temgesic, Oxicodon und andere nehmen Schmerzen, die sonst nicht mehr zu behandeln sind, die Schmerzlinderung ist die Lebensqualitaet, nicht das Opioid.

Aber dies gilt nur fuer den bestimmungsgemaessen und kotrollierten Gebrauch. Als reine Suchtmittel fuehren diese Mittel zu mehr Problemen als zu Lebensqualitaet, da hat Morwen voellig recht.

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bernd1

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Beitrag von Monsti » 03.08.2008, 20:47

Hallo Bo,

sicher bin ich in einer anderen Situation wie Du, denn ich bin schon seit 1999 nicht mehr regelmäßig berufstätig. Ich kann Dir nur sagen, dass bei mir in 4,5 Jahren Ileostoma-Zeit schon eine kleine Adaption stattgefunden hat, d.h. ich kann meine Darmtätigkeit mittlerweile etwas besser einschätzen. Erfahrungsgemäß herrscht bei mir vom Frühstück (ca. 7.00-7.30 Uhr) an über längere Zeit tote Hose, d.h. das Stoma liefert nur wenig bis gar nichts. Das liegt primär an meinem Verwachsungsbauch und ist meist mit sich steigernder Übelkeit verbunden. Am Nachmittag geht es dann sehr turbulent zu, denn das Angestaute vom Vormittag will nun raus. Da renne ich dann oft im Viertelstundentakt, um das Sackerl zu entleeren. Selbst wenn ich berufstätig wäre (wobei es natürlich auf die Tätigkeit ankommt), wäre das kein besonderes Problem, da das Auslassen der wässrigen Brühe und die Säuberung des Beutelauslasses jeweils nicht mehr als 1 min. beansprucht.

Ich nehme absolut nichts zum Eindicken, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass das Ausstreifen bei dickerem Stuhl nur anstrengender ist. Ich mach' meinen Beutel auf. Es macht "platsch", saubermachen und gut isses. Natürlich trinke ich sehr viel. Mein Blutbild inkl. Elektrolythaushalt wird alle 6-7 Wochen überprüft, es war bei den letzten Untersuchungen immer perfekt.

Warum sollte ich dann Opiumtinktur, Immodium oder anderes Zeugs zwecks Regulierung nehmen? Ich bin um jedes Medikament froh, das ich nicht unbedingt nehmen muss. Leflunomid und Cortison genügen mir derzeit vollkommen.

Liebe Grüße
Angie

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Monsti

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Beitrag von bernd1 » 03.08.2008, 20:51

Hi Bo,

ich habe deinen Beitrag eben erst gelesen. Ich selbst nehme bei Bedarf Loperamid (ist im Handel als Imodium, Lopedium und unter anderen Namen). Es daempft auch die Darmtaetigkeit und ist urspruenglich gegen Akutdurchfall auf den Markt gebracht worden.

Ich nehme hin und wieder 1 Kapsel oder 1 Sublingualtablette abends vor dem schlafen, dann ist mein Darm samt Ileostoma ruhiger ueber die Nacht. Oder vor Fluegen, damit ich im Flugzeug nicht auf die Toilette muss. Ich habe diesen Tip von meinem frueheren Gastroenterologen bekommen.

Aber Bo, bitte sprich mit deinem Arzt darueber, bevor du etwas selber tust.

Leider kann ich dir ueber andere Moeglichkeiten nichts sagen, da ich bis heute nichts anderes gebraucht habe.

Good luck

Bernd

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Beitrag von doro » 03.08.2008, 20:58

Ich wollte nicht " vorlaut" sein,aber eigentlich habe ich mir auch die gleiche Frage gestellt :cool: : Warum als Ileo den Darm stillegen?Nun mag es bei einem Kurzdarmsyndrom noch eine andere Gegebenheit sein,aber mit meinem 1/3 Magen und dann auch noch nach Billroth zusammengeschustert,habe ich seit 30 Jahren mit gewissen Verkürzungen zu kämpfen :D und kann,je nach Flüssigkeitsverteilung (Bo sprach es bereits in einem anderen Beitrag an )und,wichtig Nahrungsaufnahme,Beutelgröße nicht zu vergessen, auch x Mal meinen Beutel entleeren.
Wer meine Umstände nicht kennt hält es übrigens für Blasenschwäche :feiern:

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Beitrag von bernd1 » 03.08.2008, 21:06

Hi Doro,

ich sehe es nicht als vorlaut an. Die Frage ist legitim, warum sollte jemand den Duenndarm bremsen? Und die Antwort darauf ist relativ einfach:

Ich habe zeitweilig Phasen, in denen mein Darm wie bloed arbeitet und ich nachts manches mal zu oft wach werde oder zu spaet wach werde. Und genau fuer diese Faelle gab mir mein damaliger Arzt den Tip, doch mal eine Tablette Imodium abends zu nehmen, um den Darm zu verlangsamen (nicht stoppen!!!).

Auch vor Fluegen ist das ganz hilfreich, da ich nicht gerne in den viel zu kleinen Flugzeugtoiletten rumhantieren moechte (ich bin etwas runder geworden :D ).

Das alleine sind bei mir die Gruende, warum ich hin und wieder mal zu Imodium greife.

Bis dann...

Bernd

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Beitrag von doro » 03.08.2008, 21:20

Für "im Flieger" werde ich mir Imodium merken.Man gönnt sich ja sonst nix.Bordverkauf und Essensausgabe und keiner kommt durch :shock:

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doro

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Beitrag von Monsti » 03.08.2008, 21:22

Hallo Bernd,

eben, Du greifst auf solche Mittel im Bedarfsfall zurück, und das ist auch sehr verständlich und in meinen Augen auch in Ordnung. Als dauerhafte Lösung halte ich derlei Mittel aber für fragwürdig, egal, ob Opiumtinktur, Immodium oder anderes. Aber das ist nur meine höchstpersönliche Meinung.

Liebe Grüße aus Tirol zur Insel
Angie

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Beitrag von Monsti » 03.08.2008, 21:29

Hi Doro,

meine Erfahrung im Flieger ist, dass das Stoma überraschend artig ist. Keine Ahnung, woran es liegt, vielleicht am verringerten Luftdruck? Im Flugzeug brauche ich ganz sicher NIX - außer (sicherheitshalber) einen Platz am Gang.

Grüßle von
Angie

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Beitrag von Björn Lehmann » 03.08.2008, 21:58

Meine Problematik ist, dass ich mit Kurzdarmsyndrom (1,5 m DD) zurecht kommen muss.

Bei mir ist es ähnlich wie bei Monsti, dass morgens der Darm bei mir sehr ruhig ist. Das ist auch die ideale Zeit zum Plattenwechsel bei mir.

Wenn ich morgens meine Tropfen genommen habe, bin ich froh, dass ich erst um ca. 11:00 Uhr das erste mal leeren muss bei 1 Liter Flüssigkeit dazu.

Nach dem Mittag gegen 13:00 Uhr habe ich dank Tropfen dann ca.2 Std Ruhe. Gegen 17:00 Uhr nehme ich noch einmal Tropfen um den Weg nach Hause zu schaffen (1 Std 15 Min). Wenn ich dann zu Hause bin laufe ich auch sehr häufig zum leeren.

Das Merkwürdige ist in meinen Augen ja folgendes:

- Trinke ich viel am Tag (2,5 bis 3,5 Liter) muss ich viel leeren, dass ist gut für meinen Körper und meinem Nierenwert, da nur eine vorhanden ist.

- Trinke ich weniger (1 bis 2 Liter), weil ich es nicht schaffe, muss ich auch weniger leeren, aber es ist schlechter für meine Niere.

So ist es schwierig das gesunde Mittelmaß zu finden. Ich bin irgendwie immer noch auf der Erforschung, was am besten für mich ist und wie ich es auch am besten vertrage. Insofern sind die Tropfen schon nicht schlecht für meine Situation. Ich bin aber auch offen gegenüber neuen Dingen, die helfen könnten.

Es ist halt schwierig, aber ich versuche das beste wie jeder aus der Situation zu machen.

Ich gebe jedenfalls nicht auf, den richtigen Weg zu finden. :ballon:

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Björn Lehmann

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Beitrag von doro » 03.08.2008, 22:07

Wenn ich wenig Flüssigkeit zu mir nehme,knallen meine Nierenwerde in den schlechten Level.

Also Bo, viiel trinken:trink:

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doro

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