von Playitagainsam » 04.08.2014, 13:28
Hallo zusammen,
ich hatte im Sep. 2012 eine schwere OP, bei der mir innerhalb von 10h Dick- und Enddarm, Blase und diverse Lymphknoten im Unterbauch entfernt wurden. Damit verbunden war eine Rektumexstirpation. Direkt nach der OP kam erstmal noch eine adjuvante Chemo, um auf Nummer Sicher zu gehen, so dass die Wundbehandlung erst im Feb. 2013 so richtig losgehen konnte.
Die Wundbetreuung erfolgte über die chirurgische Poliklinik in dem KH, in dem ich auch operiert worden war. Leider wechseln sich die Ärzte dort regelmäßig ab, nicht nur, was die Wahrnehmung der Sprechstunden angeht, sondern turnusmäßig tauschen die alle 6 Monate die Stationsärzte und die aus der ambulanten Behandlung. Und wie es halt so ist - 2 Ärzte, 2 Meinungen.
Hier ein kurzer Abriss über die div. Therapiemethoden, mit denen man versucht hat, meine Wundhöhle zu schließen:
- umtägiges Spülen der Wunde, Auslegen mit Promogran zum Gewebeaufbau und Cutimed Sorbact zur Aufnahme der Wundflüssigkeit, Verbinden mit normaler Kompresse
- als das nichts brachte, sondern der Austritt von Wundflüssigkeit eher noch stärker wurde, CT-gestützte Punktierung der Wunde mit Ableitung des Sekrets über einen Beutel (das war dann Nummer 3 ...)
- da ich dann auch wieder arbeiten gegangen bin (Bürojob), habe ich mir den Schlauch durch das Herumrutschen auf dem Bürostuhl irgendwann selbst gezogen
- daraufhin zwischenzeitlich wieder das erste Verfahren
- dann die schlaue Idee, auf die Wundöffnung einen Drainagebeutel zu kleben, um das Sekret aufzufangen
- zum Schluss tägliches (!) Spülen und Auslegen der Wundhöhle mit Cutimed Sorbact-Streifen (mit dem Ergebnis, dass zwischenzeitlich drei oder vier dieser Streifen verschwunden waren und erst bei der Wundreinigung ein paar Wochen später wieder zum Vorschein kamen), Verbinden mit supersaugfähigen Vliwasorb-Kompressen
All das waren eigentlich nur Maßnahmen, um den schon sehr heftigen Abfluss von Wundflüssigkeit aufzufangen; an der Wundtiefe (10-12 cm) hat sich die ganze Zeit nur wenig getan. Schließlich hat man mir eine VAC-Therapie ans Herz gelegt, die ich spontan erstmal abgelehnt habe, weil ich nur die stationäre Variante kannte und nicht vorhatte, mich wieder wochenlang in ein fremdes Bett zu legen. Man hat mich dann aufgeklärt, dass es auch eine ambulante Möglichkeit gibt, die in meinem Fall (da ich wieder voll berufstätig bin) durchaus angezeigt wäre.
Also haben die alles in die Wege geleitet, und nachdem die KK ihr okay gegeben hatte, bin ich am 4. Jul. mit der tragbaren Pumpe im KH angetreten, voller Hoffnung, dass sich nun etwas tun würde. Leider war dieses Mal wieder ein anderer Arzt in der Sprechstunde, der mir als Erstes eröffnet hat, er fände diese Therapie sinnlos, da in meinem Fall von einem Fistelgang auszugehen sei, der sich auch durch diese VAC-Therapie nicht verschließen würde, sondern durch eine OP "ausgeschabt" werden müsste, um ordentlich zu verheilen. Da ist mir das Herz kurz in die Hose gerutscht, aber ich habe darauf bestanden, den VAC-Verband anzulegen und zeitnah vielleicht mal mit einem bildgebenden Verfahren zu schauen, was da innendrin tatsächlich los ist (die letzte CT war vom Nov. 2013). Wohlgemerkt, das musste ich anregen, sonst wär da wahrscheinlich nix passiert.
Am 18. Jul. wurde dann eine MRT gemacht und am 24. mit mir ausgewertet. Interessanterweise hat das der OA selbst mit mir gemacht; von dem anderen Arzt, der quasi schon das Skalpell gewetzt hatte, war weit und breit nix zu sehen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ... Ergebnis war jedenfalls, dass die Wundhöhle schon wesentlich kleiner geworden ist und auch sauber vom angrenzenden Gewebe abgegrenzt ist; von einem Fistelgang war nichts zu erkennen.
Seit ich diesen VAC-Verband dran habe (ca. 8 Wochen), ist die Wundhöhle von 12 auf 3,5cm zurückgegangen! Ich bin einfach nur happy, da jetzt endlich ein Ende dieser Geschichte abzusehen ist. Ich kann daher überhaupt nicht verstehen, dass einige KK diese Therapie rundweg ablehnen. Klar ist das teuer (ich habe ja die Beträge auf der Kostenübernahme-Bestätigung gesehen), aber ein stationärer Aufenthalt, bei dem der Verbandswechsel alle 3 Tage stattfindet (unter Vollnarkose, damit es als OP abgerechnet werden kann ...), kommt letztendlich noch teurer und belastet den Patienten doch viel mehr!
Sorry, ist bisschen lang geworden, aber ich musste mir das nach 1½ Jahren Leidenszeit einfach mal von der Seele schreiben. Kurzfassung: Es ist ein Licht am Ende des Tunnels
von Hanna70 » 04.08.2014, 13:53
Hallo Playitagainsam,
ich hatte mich schon gewundert, wo Du abgeblieben bist.
Aber bei dem Schlamassel, den Du hinter Dir hast - hoffentlich bald endgültig!!! - und dann noch vollberufstätig, wundere ich mich nun nicht mehr. Super, wie Du Dich da durchgekämpft hast.
Und es zeigt sich wieder mal, dass man bei der Übernahme der Kosten durch die KK nie auf Logik setzen sollte.
Licht am Ende des Tunnels! Ich wünsche Dir, dass Du bald endgültig durch bist. Alles Gute weiterhin.
Liebe Grüße
Rosi
von PeterBoe » 06.08.2014, 10:23
Hallo, Playitagainsam,
ich hatte auch so eine Rektum-Amputation. Meine war im November 2012 und die Wundhöhle war etwas kleiner als Deine.
Nach der OP meinten die Ärzte, dass ich "auf jeden Fall bis Weihnachten 2013 noch damit zu tun" habe würde. Seitdem habe ich täglich häusliche Krankenpflege mit Verbandswechsel. Anfangs mit Ausspülen und Tamponade (Aquacell mit Silber) und seit einem knappen halben Jahr, seit die Höhle zu klein für die Tamponbade ist, nur noch Ausspülen.
Alles in Allem bis jetzt also 1 Jahr und 9 Monate; die Prognose der Ärzte war also richtig und gleichzeitig noch sehr vorsichtig; das Loch ist immer noch nicht ganz zu.
Zum Glück hatte ich aber keine weiteren Komplikationen dabei und so war das Alles erträglich.
Ich schreib das hier, damit auch andere Betroffene wissen, dass das ziemlich lange dauern kann und dass sie wissen, dass sie Geduld haben müssen.
Alles Gute
LG
Peter
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