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Urostoma oder Neoblase? Wer kann mir helfen? – Seite 1

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
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5 Beiträge • Seite 1 von 1

Urostoma oder Neoblase? Wer kann mir helfen?

Beitrag von Morelo » 19.12.2014, 21:50

Hi ,mein Name ist Morelo männlich und ich bin 46 Jahre alt.
Vor drei Wochen wurde bei mir Blasenkrebs festgestellt und jetzt muss diese raus.
Die Arzte sagen das bei mir beides möglich ist. Urostoma oder Neoblase.
Ich muss sagen das ich total überfordert bin mit der Antwort.
Vielleicht könnt ihr mir ja helfen eine Antwort zu finden.
Vielen Dank

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Morelo

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Urostoma oder Neoblase? Wer kann mir helfen?

Beitrag von Dieliehei » 21.12.2014, 19:54

Hallo Morelo!
Bei mir gab es diese Alternative nicht - Urostoma war nur möglich.
Wenn deine Entscheidung nicht von heut auf morgen erfolgen muß, lass dich von den Ärzten gaaaanz genau aufklären was wie und warum gemacht werden kann/soll/muß.
Egal was, beides rettet dein Leben! Nimm es so an, dann ist dir schon viel geholfen. :gut:
Alles Gute für dich!!!
Dieliehei

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Dieliehei

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Urostoma oder Neoblase? Wer kann mir helfen?

Beitrag von Sabine049 » 27.12.2014, 18:29

Hallo Morelo,

wie Dieliehei empfehle ich dir, dich genauestens über beide Op-varianten insbesondere die der Neoblase aufklären zu lassen und notfalls eine Zweitmeinung einzuholen.

Die Entfernung der Harnblase (Zystektomie) ist schon ein großer Eingriff. Die Neoblase hat auf den ersten Blick den Vorteil, dass ein kontinenter quasi "trockener" Harnblasenersatz i.A. aus Dünndarm und hier aus dem terminalen Ileum geschaffen wird. Du wärst "dicht" und würdest die Entleerung durch den sog. intermittierenden Selbstkatherismus eigenständig "steuern" - entweder über den Bauchnabel (Mainz-Pouch II) oder ggfs. über die eigene Harnröhre. Da betünde sogar die Möglichkeit, den Pouch mittels Triggern und "Klopfen" zum Wasserlassen zu stimulieren. Aber das vermag ich nicht beurteilen zu können, weil ich deine Vorgeschichte zu wenig kenne.

Mir wurde damalig im vergangenen Jahrhundert 8-) eine Ersatzblase wg. einer *low-compliance-bladder* (zu deutsch = Schrumpfblase od. eine Blasen-Schliessmuskel-Fehlfunktion nervaler Natur/neurogene Dyssynergie angelegt. Weil der Schliessmuskel spastisch gelähmt ist, konnte der Schliessmuskel erhalten bleiben, so dass ich mich seit mehr als ein Vierteljahrhundert intermittierend über die Harnröhre abkatheterisiere.

Also: Neoblase impliziert u.U. den sog. ISK - intermittierenden Selbstkatheterismus sowohl bei Erhalt der Harnröhre als auch bei der Mainzer-Variante mit Ausleitung wiederum eines Stück Dünndarms über den Bauchnabel,

das Procedere des Eingriffs ist wesentlich größer und belastender als die klassische Urostomie sprich Anlage eines Ileum-Conduits (inkontinenter Harnblasenersatz), der das kontinuierliche Tragen eines "Beutels" beinhaltet.

Für Op.variante Neoblase werden etwa 1 halber Meter Dünndarm u.U. mehr benötigt, bei der klassischen etwa zw. 15 - 20 cm.

Die Op.dauer beträgt zw. acht - zehn Stunden, die der klassischen Urostomie - Ileumconduit je nach Verlauf roundabout drei/vier Std..

Die infektionsrate ist bei einer Neoblase häufig höher als bei dem inkontinenten Ersatz, schon u.a. wg. des etwaigen intermittierenden Selbstkatheterismuses. Anfangs treten wg. des Kathetersetzens gleich hohe Kontaminierungsgefahr/-einschleusung relativ häufig Harnwegsinfektionen auf, die i.d.R. antibiotisch austherapiert werden müssen.

Desweiteren müssen die Blutgase regelmässig kontrolliert werden, weil wg. Dünndarm - hoher Anteil - giftige Stoffe in den Organismus eindringen können ("Resorption / Absorptionsproblematik, weil der Dünndarmdarmanteil weiterhin am Bauchfellgekröse - Peritoneum verbleibt, somit durchblutet und "genährt" wird), deshalb wird der Urin anfangs mögl. alkalisch gehalten, weil bei Übersäuerung eine solche des Blutes erfolgen kann. Umgekehrt wg. alkalischen Milieu die Infektionsrate der Harnwege rapide steigt.

Ferner können sich in der Neoblase Steine, Divertikel bishin zu Karzinosen bilden.

Die Gefahr ist bei dem klassischen Urostoma (Ileum-Conduit) wg. der kleineren verwandten "Fläche" an Dünndarm erheblich geringer.

Heutzutage läßt sich das Conduit bestens versorgen, sodass fast alle Aktivitäten möglich sind; Schwimmen, Saunieren usw.. Gravierender Unterschied, du kannst das Urinieren weitestgehend nicht beeinflussen, allenfalls durch Umstellung der Trinkgewohnheiten.

Vor zweieinhalb Jahren "drohte" mir wg. eines faustgroßen interventionsbedürftigen Divertikels ein Ileum-Conduit schlimmstenfalls die Ausleitung der Harnleiter über eine Nierenhautfistelung.

Es gelang meinen Pouch zu erhalten - aufwändige, große Operation. Nochmals, wäre ich in einer vergleichbaren prekären Situation wie 2012, stimmte ich definitiv einer Urostomie im Sinne eines klassischen Ileum-Conduits trotz extremen Platzmangels - uneingeschränkt - zu.

Selbstverständlich ist ein Leben mit einem kontinenten Ersatz angenehmer, aber nicht zwangsläufig einfacher und bequemer. Denn seit dem Eingriff muss ich mich bis zu 14xmal/die. (in 24 h) abkatheterisieren, weil der "Ersatz" wg. einer fulminanten Dilation - insbesondere dorsal - infolge des Divertikels zusätzlich verkleinert werden musste. Generell darf ein *POUCH* nicht "zum Überlaufen voll" wg. Deformierung ("Ausleiherung") werden.

Gern beantworte ich dir deine Fragen, aber erkundige dich vorab sehr gut über Vor- und Nachteile.

Ich gehe davon aus, dass explizit deine Blase vom Krebs befallen ist!!

Denn leider sind die oberen Harnwege sprich Harnleiter/Nierenbecken/Nieren mit dem gleichen Epithel ausgestattet, ergo gut diagnostisch abschliessen lassen, dass der *Krebs* in die oberen Harnwege streut!

Ich drücke dir ganz fest die Daumen, du kannst jederzeit posten oder mich auch persönlich per "Pn" kontaktieren, allerdings die Entscheidung trägst letztendlich du ganz allein :troesten: und :super: daumendrückend! Vielleicht holst du dir zunächst weitere Meinungen ein; u.a. im hiesigen Unterforum: Urostoma - ganz fest die Däumchen drückend!

Liebe Grüße Sabine

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Sabine049

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Urostoma oder Neoblase? Wer kann mir helfen?

Beitrag von Sabine049 » 28.12.2014, 10:14

Denn leider sind die oberen Harnwege sprich Harnleiter/Nierenbecken/Nieren mit dem gleichen Epithel ausgestattet, ergo gut diagnostisch abschliessen lassen, dass der *Krebs* in die oberen Harnwege streut!


... sorry, soll selbstverständlich heißen: Ausschlussdiagnostik bezüglich Streuung in die oberen Harnwegsorgane, weil Niere u.a. mit dem gleichen Epithel wie die der "Blase" ausgestattet ist.

Ohne dich in deiner Enstscheidung zu beeinflussen bzw. dir in dieser vorzugreifen (ich kann _nur_ von mir ausgehen) wenn du soweit gesundheitlich stabil bist und das "Untertier" noch nicht gestreut hat, ist die Variante "Neoblase" durchaus eine gute Alternative zum inkontinenten Ersatz quasi einem Ileum-Conduit, der das kontinuierliche Tragen eines Beutels erfordert! ABER umgekehrt sollte bei aller Komfortabilität der Neoblase das Procedere des Eingriffs, anfangs das u.a. Erlernen ggfs. des Einmalkatheterismus und die beträchtliche Infektionsanfälligkeit - just in den ersten Monaten postoperativ - keinesfalls unterschätzt werden!

LG Sabine

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Sabine049

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Urostoma oder Neoblase? Wer kann mir helfen?

Beitrag von Sabine049 » 07.01.2015, 18:59

Hallo Morelo,

ich möchte nicht indiskret sein, sah allerdings, dass du gestern "online" warst!

Wollte _nur_ kurz einmal anfragen, ob du in deiner Entscheidungsfindung bereits weiter gekommen bist :troesten: !?

Ansonsten empföhle ich dir ferner das Forumsmitglied "rammi" (kompetent und sehr hilfsbereit :roseSchenken: - ist bestens mit der Materie aufgrund täglicher beruflicher Konfrontation ;) - Krh.pfleger 1A :gut: vertraut) zusätzlich zu kontaktieren.

LG Sabine

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Sabine049

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