von Banditensocke » 17.01.2010, 10:38
Hallo,
ich bekomme seit 2004 eine volle Erwerbsminderungs-Rente. Seit der letzten Überprüfung im Sommer 2009 ist sie unbefristet.
Obwohl ich ja nun schon einige Jahre mit dieser Situation lebe, tue ich mich schwer damit. Ich habe gern gearbeitet, und finde es deprimierend, seit Mitte 30 quasi "ausgemustert" zu sein, aber ich merke auf der anderen Seite eben auch, dass meine Belastbarkeit extrem eingeschränkt ist, ich schnell erschöpft bin, und, wenn ich das ganz realistisch betrachte, einem normalen Arbeitsalltag körperlich gar nicht mehr gewachsen wäre.
Das Problem ist die Diskrepanz zwischen meinem Körper, der mir sehr deutliche Grenzen aufzeigt, und meinem Geist, der klar, leistungsfähig und hungrig ist. Mein Selbstverständnis ist einfach ein anderes, manchmal schäme ich mich regelrecht dafür, eine Rente zu beziehen, obwohl ich weiss, dass die Legitimation dafür objektiv absolut gegeben ist.
Ich denke mal, hier gibt es vielleicht den einen oder die andere in ähnlicher Situation - wie kommt Ihr damit zurecht?
Über einen Erfahrungsaustausch würde ich mich sehr freuen!
LG
von der Banditensocke
von Linie 22 » 17.01.2010, 12:47
Hallo Banditensocke,
Ich denke mal, hier gibt es vielleicht den einen oder die andere in ähnlicher Situation - wie kommt Ihr damit zurecht?
Das Problem ist die Diskrepanz zwischen meinem Körper, der mir sehr deutliche Grenzen aufzeigt, und meinem Geist, der klar, leistungsfähig und hungrig ist.
manchmal schäme ich mich regelrecht dafür, eine Rente zu beziehen,
von Fiona » 17.01.2010, 13:04
Liebe Banditensocke,
das verstehe ich total gut!! Ich bin 39, habe bis zu meiner Erkrankung auch sehr gern und ziemlich viel gearbeitet, und bin nun seit 1. Oktober unbefristet in Rente. Ich konnte das erst gar nicht glauben, dass ich beim ersten Antrag sofort einen unbefristeten Bescheid bekommen habe. Aber dann habe ich mir gesagt, diese Renten-"Heinis" kennen mich überhaupt nicht und haben nur nach Aktenlage entschieden! Ich selbst mustere mich deshalb noch lange nicht aus! Zur Zeit kann ich sicherlich nicht arbeiten, aber wenn ich mal wieder fitter werden sollte, kann ich mir zumindest eine Teilzeitstelle gut vorstellen. Dann muss man mit der Rentenversicherung vorher klären, welche Hinzuverdienstgrenzen es gibt, und kann den Status von 100% auch wieder ändern. Und wenn nicht, dann habe ich wenigstens diese Absicherung, so dass ich mir zumindest nur wenig Gedanken um die Finanzen machen muss. Dann bin ich doch froh, dass wir in einem Land leben, in dem es eine solche Rente überhaupt gibt (auch wenn es nicht wahnsinnig viel ist).
Die blöden Sprüche mit den faulen Rentnern habe ich vereinzelt auch schon zu hören gekriegt - in dem Fall frage ich die Leute, ob sie gerne mit mir tauschen würden und sich den Bauch ein paar Mal aufschneiden lassen möchten, dann ist das Thema meistens gaaanz schnell erledigt!
Liebe Grüße,
Fiona
von steffen » 17.01.2010, 16:34
hallo banditensocke
das ist wirklich ein heikler Punkt (wie kommt ihr damit klar?)
ich hatte damals auch echt zu kämpfen mit der Tatsache das es eben nicht mehr geht, ich hatte damals 27 kg am Stück abgenommen da war ich nur noch ein Strich.
als ich dann EU Rentner wurde wusste ich es wird nie wieder so wies mal war, habe mir dann ein Hobby gesucht habe viel mit meinen Enkeln unternommen. alles Dinge für die vorher keine zeit war.
heute sehe ich alles gelassen, aber damals war's schon echt schwierig für mich.
alles gute st.
von Natascha1 » 17.01.2010, 18:48
Hallo liebe Banditensocke
Ich kann dich sehr gut verstehen mir geht es genauso im sommer werden es 3 jahre wo ich nun zuhause bin 1 1/2 krank geschrieben u jetzt 1 Jahr Emr u leider wird das sich auch so schnell nicht endern.
Am anfang hat es mir nichts ausgemacht weil ich mich echt nicht in der lage fühlte arbeiten zu gehen. Doch mittlerweile fällt mir die decke auf den Kopf u ich würde nix lieber tun als wieder arbeiten auch wenn meine Ärzte felsenfest der meinung sind das ich dazu noch nicht in der lage sei u das das auch noch eine weile dauern wird aber ich bin ja so sonst auch immer arbeiten gegangen mit dem unterschied das ich da noch kein stoma hatte u auch noch keine ops aber die narben verheilen u mit dem stoma muß es auch irgendwann gehen,
LG
von Banditensocke » 17.01.2010, 20:46
Ihr Lieben,
auch wenn es ein blöder Anlass ist, tut es gut zu sehen, dass ich nicht die Einzige bin, die sich mit der Situation schwer tut. Ich würde gern in Ruhe auf die einzelnen Beiträge eingehen, und werde das morgen tun - für heute sage ich einfach mal ganz lieb
DANKE!!!
Eure
Banditensocke
von Banditensocke » 18.01.2010, 16:57
Linie 22 hat geschrieben:Dafür Schämen? Nein.
Seit meinem Schulabschluss ( 10. Klasse POS ) habe ich bis zum letzten Arbeitstag immer Vollzeit gearbeitet, u. a. um mir einen liquiden Altersruhestand genehmigen zu können. Das diese Situation nun schon ein paar Jahre eher eingetreten ist, habe ich mir nicht freiwillig ausgesucht.
Dafür muss ich mich nicht schämen!!!
von Banditensocke » 18.01.2010, 17:10
Fiona hat geschrieben:Liebe Banditensocke,
das verstehe ich total gut!! Ich bin 39, habe bis zu meiner Erkrankung auch sehr gern und ziemlich viel gearbeitet, und bin nun seit 1. Oktober unbefristet in Rente. Ich konnte das erst gar nicht glauben, dass ich beim ersten Antrag sofort einen unbefristeten Bescheid bekommen habe.
Aber dann habe ich mir gesagt, diese Renten-"Heinis" kennen mich überhaupt nicht und haben nur nach Aktenlage entschieden! Ich selbst mustere mich deshalb noch lange nicht aus!
Zur Zeit kann ich sicherlich nicht arbeiten, aber wenn ich mal wieder fitter werden sollte, kann ich mir zumindest eine Teilzeitstelle gut vorstellen.
Dann muss man mit der Rentenversicherung vorher klären, welche Hinzuverdienstgrenzen es gibt, und kann den Status von 100% auch wieder ändern. Und wenn nicht, dann habe ich wenigstens diese Absicherung, so dass ich mir zumindest nur wenig Gedanken um die Finanzen machen muss. Dann bin ich doch froh, dass wir in einem Land leben, in dem es eine solche Rente überhaupt gibt (auch wenn es nicht wahnsinnig viel ist).
Die blöden Sprüche mit den faulen Rentnern habe ich vereinzelt auch schon zu hören gekriegt - in dem Fall frage ich die Leute, ob sie gerne mit mir tauschen würden und sich den Bauch ein paar Mal aufschneiden lassen möchten, dann ist das Thema meistens gaaanz schnell erledigt!
von Banditensocke » 18.01.2010, 17:11
steffen hat geschrieben:hallo banditensocke
das ist wirklich ein heikler Punkt (wie kommt ihr damit klar?)
ich hatte damals auch echt zu kämpfen mit der Tatsache das es eben nicht mehr geht, ich hatte damals 27 kg am Stück abgenommen da war ich nur noch ein Strich.
als ich dann EU Rentner wurde wusste ich es wird nie wieder so wies mal war, habe mir dann ein Hobby gesucht habe viel mit meinen Enkeln unternommen. alles Dinge für die vorher keine zeit war.
heute sehe ich alles gelassen, aber damals war's schon echt schwierig für mich.
alles gute st.
von Skyfire » 18.01.2010, 17:22
Hallo Banditensocke,
auch ich stelle mir immer wieder die Frage, was wird sein wenn dieses oder jenes nicht so eintrifft wie ich das gerne hätte.
Ich habe für mich beschlossen, sollte mein Körper nicht mehr so mitspielen wie ich das möchte und ich finde keinen Arbeitgeber der mich einstellt mit meiner Situation, werde ich mich ehrenamtlich irgendwo beschäftigen, in irgendeiner Hilfsorganisation meiner Wahl. So komme ich mir nicht nutzlos vor, ich tue was für andere Menschen die meine Hilfe gebrauchen können und ich bin beschäftigt, es ist mir dann auch egal ob ich dafür dann entlohnt werde oder nicht. Mir gehts dabei nur rein um das Gefühl gebraucht zu werden und geholfen zu haben. Und eines weiß ich dabei jetzt schon, es wird einem gedankt, das man nicht tatenlos zusieht!!
Ich wünsche Dir auf alle Fälle das du deinen Weg gehst und schämen brauchst dich bestimmt nicht dafür das du krank bist und Rente beziehst.
Liebe Grüße
Claudia
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