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Vergleichsweise jung EM-Rente - wie kommt Ihr damit klar? – Seite 1

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
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48 Beiträge • Seite 1 von 51, 2, 3, 4, 5

Vergleichsweise jung EM-Rente - wie kommt Ihr damit klar?

Beitrag von Banditensocke » 17.01.2010, 10:38

Hallo,

ich bekomme seit 2004 eine volle Erwerbsminderungs-Rente. Seit der letzten Überprüfung im Sommer 2009 ist sie unbefristet.

Obwohl ich ja nun schon einige Jahre mit dieser Situation lebe, tue ich mich schwer damit. Ich habe gern gearbeitet, und finde es deprimierend, seit Mitte 30 quasi "ausgemustert" zu sein, aber ich merke auf der anderen Seite eben auch, dass meine Belastbarkeit extrem eingeschränkt ist, ich schnell erschöpft bin, und, wenn ich das ganz realistisch betrachte, einem normalen Arbeitsalltag körperlich gar nicht mehr gewachsen wäre.

Das Problem ist die Diskrepanz zwischen meinem Körper, der mir sehr deutliche Grenzen aufzeigt, und meinem Geist, der klar, leistungsfähig und hungrig ist. Mein Selbstverständnis ist einfach ein anderes, manchmal schäme ich mich regelrecht dafür, eine Rente zu beziehen, obwohl ich weiss, dass die Legitimation dafür objektiv absolut gegeben ist.

Ich denke mal, hier gibt es vielleicht den einen oder die andere in ähnlicher Situation - wie kommt Ihr damit zurecht?

Über einen Erfahrungsaustausch würde ich mich sehr freuen!

LG
von der Banditensocke

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Banditensocke

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Vergleichsweise jung EM-Rente - wie kommt Ihr damit klar?

Beitrag von Linie 22 » 17.01.2010, 12:47

Hallo Banditensocke,

Ich denke mal, hier gibt es vielleicht den einen oder die andere in ähnlicher Situation - wie kommt Ihr damit zurecht?


Ja - und ich bin zum Bsp.: so eine objektiv legitimierte Ausmusterung.

Das Problem ist die Diskrepanz zwischen meinem Körper, der mir sehr deutliche Grenzen aufzeigt, und meinem Geist, der klar, leistungsfähig und hungrig ist.

DITO.

manchmal schäme ich mich regelrecht dafür, eine Rente zu beziehen,

Dafür Schämen? Nein.
Seit meinem Schulabschluss ( 10. Klasse POS ) habe ich bis zum letzten Arbeitstag immer Vollzeit gearbeitet, u. a. um mir einen liquiden Altersruhestand genehmigen zu können. Das diese Situation nun schon ein paar Jahre eher eingetreten ist, habe ich mir nicht freiwillig ausgesucht.
Dafür muss ich mich nicht schämen!!!

Was mich auf die Palme bringt sind div. unbedachte Allgemeinäußerungen von Erwerbsfähigen bzw. im Berufsleben stehenden Menschen über ein typisch langweiliges Rentnerdasein. :teufel:
Dann fühle ich mich und wurde dahingehend (aber eher unbewusst von Einigen , darunter auch ein mir nahestehendes FM) verletzt. :heul:
:schimpfen: Ich bin kein Lange Weile Rentner!!! :schimpfen:


Tschüüüss. winterlich, grüßt Silke (Linie 22) :winke: :winke: :winke:

P.s. Ergänzend dazu - wir haben, ich und das mir nahestehende Forummitglied, diese Verletzung bereinigt :kiss: , quasi alles verheilt. ;)

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Linie 22

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Vergleichsweise jung EM-Rente - wie kommt Ihr damit klar?

Beitrag von Fiona » 17.01.2010, 13:04

Liebe Banditensocke,

das verstehe ich total gut!! Ich bin 39, habe bis zu meiner Erkrankung auch sehr gern und ziemlich viel gearbeitet, und bin nun seit 1. Oktober unbefristet in Rente. Ich konnte das erst gar nicht glauben, dass ich beim ersten Antrag sofort einen unbefristeten Bescheid bekommen habe. Aber dann habe ich mir gesagt, diese Renten-"Heinis" kennen mich überhaupt nicht und haben nur nach Aktenlage entschieden! Ich selbst mustere mich deshalb noch lange nicht aus! Zur Zeit kann ich sicherlich nicht arbeiten, aber wenn ich mal wieder fitter werden sollte, kann ich mir zumindest eine Teilzeitstelle gut vorstellen. Dann muss man mit der Rentenversicherung vorher klären, welche Hinzuverdienstgrenzen es gibt, und kann den Status von 100% auch wieder ändern. Und wenn nicht, dann habe ich wenigstens diese Absicherung, so dass ich mir zumindest nur wenig Gedanken um die Finanzen machen muss. Dann bin ich doch froh, dass wir in einem Land leben, in dem es eine solche Rente überhaupt gibt (auch wenn es nicht wahnsinnig viel ist).

Die blöden Sprüche mit den faulen Rentnern habe ich vereinzelt auch schon zu hören gekriegt - in dem Fall frage ich die Leute, ob sie gerne mit mir tauschen würden und sich den Bauch ein paar Mal aufschneiden lassen möchten, dann ist das Thema meistens gaaanz schnell erledigt!

Liebe Grüße,
Fiona

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Fiona

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Vergleichsweise jung EM-Rente - wie kommt Ihr damit klar?

Beitrag von steffen » 17.01.2010, 16:34

hallo banditensocke
das ist wirklich ein heikler Punkt (wie kommt ihr damit klar?)
ich hatte damals auch echt zu kämpfen mit der Tatsache das es eben nicht mehr geht, ich hatte damals 27 kg am Stück abgenommen da war ich nur noch ein Strich.
als ich dann EU Rentner wurde wusste ich es wird nie wieder so wies mal war, habe mir dann ein Hobby gesucht habe viel mit meinen Enkeln unternommen. alles Dinge für die vorher keine zeit war.
heute sehe ich alles gelassen, aber damals war's schon echt schwierig für mich.
alles gute st.

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steffen

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Vergleichsweise jung EM-Rente - wie kommt Ihr damit klar?

Beitrag von Natascha1 » 17.01.2010, 18:48

Hallo liebe Banditensocke

Ich kann dich sehr gut verstehen mir geht es genauso im sommer werden es 3 jahre wo ich nun zuhause bin 1 1/2 krank geschrieben u jetzt 1 Jahr Emr u leider wird das sich auch so schnell nicht endern.
Am anfang hat es mir nichts ausgemacht weil ich mich echt nicht in der lage fühlte arbeiten zu gehen. Doch mittlerweile fällt mir die decke auf den Kopf u ich würde nix lieber tun als wieder arbeiten auch wenn meine Ärzte felsenfest der meinung sind das ich dazu noch nicht in der lage sei u das das auch noch eine weile dauern wird aber ich bin ja so sonst auch immer arbeiten gegangen mit dem unterschied das ich da noch kein stoma hatte u auch noch keine ops aber die narben verheilen u mit dem stoma muß es auch irgendwann gehen,

LG

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Natascha1

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Vergleichsweise jung EM-Rente - wie kommt Ihr damit klar?

Beitrag von Banditensocke » 17.01.2010, 20:46

Ihr Lieben,

auch wenn es ein blöder Anlass ist, tut es gut zu sehen, dass ich nicht die Einzige bin, die sich mit der Situation schwer tut. Ich würde gern in Ruhe auf die einzelnen Beiträge eingehen, und werde das morgen tun - für heute sage ich einfach mal ganz lieb

DANKE!!!

Eure
Banditensocke

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Banditensocke

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Vergleichsweise jung EM-Rente - wie kommt Ihr damit klar?

Beitrag von Banditensocke » 18.01.2010, 16:57

Linie 22 hat geschrieben:Dafür Schämen? Nein.
Seit meinem Schulabschluss ( 10. Klasse POS ) habe ich bis zum letzten Arbeitstag immer Vollzeit gearbeitet, u. a. um mir einen liquiden Altersruhestand genehmigen zu können. Das diese Situation nun schon ein paar Jahre eher eingetreten ist, habe ich mir nicht freiwillig ausgesucht.
Dafür muss ich mich nicht schämen!!!


Hallo Silke,

das sehe ich rein faktisch genau so. Ich habe als Führungskraft mit sehr gutem Gehalt ordentlich in die Sozialkassen einbezahlt, und damit gemäss unseres Systems ein Anrecht auf diese Rente. Dass ich sie früher in Anspruch nehmen muss, als ich das möchte, ist nicht mein Verschulden.

Das ändert jedoch nichts daran, dass es mich beschämt, in meinem Alter nicht mehr leistungsfähig zu sein. Arbeit ist ein wichtiger Teil unserer Identität, und diesen Teil muss ich, muss jeder Betroffene anderweitig ersetzen.

Und das ist eben nicht so einfach.

Liebe Grüsse
von der Banditensocke

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Banditensocke

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Vergleichsweise jung EM-Rente - wie kommt Ihr damit klar?

Beitrag von Banditensocke » 18.01.2010, 17:10

Fiona hat geschrieben:Liebe Banditensocke,

das verstehe ich total gut!! Ich bin 39, habe bis zu meiner Erkrankung auch sehr gern und ziemlich viel gearbeitet, und bin nun seit 1. Oktober unbefristet in Rente. Ich konnte das erst gar nicht glauben, dass ich beim ersten Antrag sofort einen unbefristeten Bescheid bekommen habe.


Hallo Fiona,

ganz genau so erging es mir auch. Als mein Partner mir vorschlug, ich solle den Antrag stellen, dachte ich: Ja nee, iss klar - Du kriegst sowieso einen ablehnenden Bescheid.

Ich habe ziemlich sparsam geschaut, als ich kurz nach Antragstellung und Besuch beim Gutachter den Bescheid bekam, dass man mir eine volle Erwerbsminderungsrente zuerkennt.

Aber dann habe ich mir gesagt, diese Renten-"Heinis" kennen mich überhaupt nicht und haben nur nach Aktenlage entschieden! Ich selbst mustere mich deshalb noch lange nicht aus!


Ganz so sehe ich es nicht. Natürlich wird nach Aktenlage entschieden, aber diese Aktenlage beinhaltet, dass diverse Menschen - Gutachter, behandelnde Ärzte - Deine Situation einschätzen. Ich habe über viele Jahre weit über meine Belastungsgrenze hinaus gearbeitet. Heute fehlt mir dazu die Kraft. Letztlich muss ich also einräumen, dass die begutachtenden Parteien meinen Zustand weitaus realistischer einschätzten, als ich selbst das tat.

Ich denke heute, dass ich mir dadurch auch einiges kaputt gemacht habe. Hätte ich eher auf meinen Körper "gehört", hätten sich die Dinge vielleicht anders entwickelt.

So muss ich einräumen: Ja, physisch bin ich "durch". Und das wird sich vermutlich auch nicht mehr ändern, es sei denn, der medizinische Fortschritt ermöglicht es, Organe neu anzulegen.

Zur Zeit kann ich sicherlich nicht arbeiten, aber wenn ich mal wieder fitter werden sollte, kann ich mir zumindest eine Teilzeitstelle gut vorstellen.


Das ist der Punkt: Ich habe in Sachen Optimierung des Krankheitsverlaufs alles ausgereizt, was derzeit möglich ist, ich werde älter - es ist also eher unwahrscheinlich, dass ich nochmal "fitter" werde. Ich bin so fit, wie man mit Stoma und nach ca. 30 Jahren MC eben sein kann, da mache ich mir nichts vor.

Dann muss man mit der Rentenversicherung vorher klären, welche Hinzuverdienstgrenzen es gibt, und kann den Status von 100% auch wieder ändern. Und wenn nicht, dann habe ich wenigstens diese Absicherung, so dass ich mir zumindest nur wenig Gedanken um die Finanzen machen muss. Dann bin ich doch froh, dass wir in einem Land leben, in dem es eine solche Rente überhaupt gibt (auch wenn es nicht wahnsinnig viel ist).


Ich bin auch dankbar dafür, dass unser System mir diese Rente ermöglicht. Und sollte es irgendwann einen medizinischen Quantensprung geben, und mir ein neuer Darm implantiert werden können, werde ich gern wieder arbeiten. Diese Hoffnung betrachte ich momentan aber als eher wenig realistisch. Und damit auch meine Chance, wieder in den Arbeitsprozess einzutreten, gar irgendwo festangestellt zu arbeiten.

Die blöden Sprüche mit den faulen Rentnern habe ich vereinzelt auch schon zu hören gekriegt - in dem Fall frage ich die Leute, ob sie gerne mit mir tauschen würden und sich den Bauch ein paar Mal aufschneiden lassen möchten, dann ist das Thema meistens gaaanz schnell erledigt!


Ich muss ehrlich sagen, dass sich niemand entblödet hat, mir gegenüber so etwas zu äussern. Das würde ich auch niemandem empfehlen. Es geht mir in erster Linie um meine EIGENE Sichtweise, und damit, mit der Realisierung: Das wird sich vermutlich nicht mehr stark verändern! zurecht zu kommen.

Liebe Grüsse
von der Banditensocke

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Beitrag von Banditensocke » 18.01.2010, 17:11

steffen hat geschrieben:hallo banditensocke
das ist wirklich ein heikler Punkt (wie kommt ihr damit klar?)
ich hatte damals auch echt zu kämpfen mit der Tatsache das es eben nicht mehr geht, ich hatte damals 27 kg am Stück abgenommen da war ich nur noch ein Strich.
als ich dann EU Rentner wurde wusste ich es wird nie wieder so wies mal war, habe mir dann ein Hobby gesucht habe viel mit meinen Enkeln unternommen. alles Dinge für die vorher keine zeit war.
heute sehe ich alles gelassen, aber damals war's schon echt schwierig für mich.
alles gute st.


Hallo steffen,

lieben Dank für Deine Rückmeldung. Du hast es geschafft, Dich zu arrangieren und die Situation zu akzeptieren. Ich hoffe, dass ich das auch noch packe!

Liebe Grüsse!

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Vergleichsweise jung EM-Rente - wie kommt Ihr damit klar?

Beitrag von Skyfire » 18.01.2010, 17:22

Hallo Banditensocke,

auch ich stelle mir immer wieder die Frage, was wird sein wenn dieses oder jenes nicht so eintrifft wie ich das gerne hätte.

Ich habe für mich beschlossen, sollte mein Körper nicht mehr so mitspielen wie ich das möchte und ich finde keinen Arbeitgeber der mich einstellt mit meiner Situation, werde ich mich ehrenamtlich irgendwo beschäftigen, in irgendeiner Hilfsorganisation meiner Wahl. So komme ich mir nicht nutzlos vor, ich tue was für andere Menschen die meine Hilfe gebrauchen können und ich bin beschäftigt, es ist mir dann auch egal ob ich dafür dann entlohnt werde oder nicht. Mir gehts dabei nur rein um das Gefühl gebraucht zu werden und geholfen zu haben. Und eines weiß ich dabei jetzt schon, es wird einem gedankt, das man nicht tatenlos zusieht!!

Ich wünsche Dir auf alle Fälle das du deinen Weg gehst und schämen brauchst dich bestimmt nicht dafür das du krank bist und Rente beziehst.

Liebe Grüße

Claudia

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Skyfire

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