von Trineline » 12.11.2017, 00:09
So eine Liste hatte meine Reha klinik für Ci.
Der Ablauf haperte trotzdem etwas. Da im Aufnahmegespräch alles noch detaillierter aufgenommen werden musste.
Ich finde beide Listen eine gute Sache.
Und dann habe ich als Abschlussbericht eine so langen Bericht, dass ich mich fragte, ob ich eines Tages aus der Reha mit einem Buch entlassen werde
von Trineline » 12.11.2017, 00:32
Es wurde schon viel geschrieben und weiß nun nicht genau, ob ich etwas wiederhole. Folgende Gedanken hätte ich noch:
1.) In einer Reha, sofern diese viele Betroffene mit Stomata haben, eine Gesprächsgruppe bilden
2.) Information an den Patienten, welche Firmen bieten Stomaartikel an und auch Vorstellung der Stomaartikel
3.) Welche Möglichkeiten hat der Patient im Arbeitsverhältnis? Welche Unterstützung kann er bekommen oder benötigt er?
4.) Welche Unterstützer gibt es zum Schutz eines Arbeitsplatzes, bspw. Integrationsfachdienste?
5.) Pflege, Reinigung des Stomas und des Rektums
6.) Ernährung: was darf man essen? Was kann Patient gegen Durchfall unternehmen? Was ist zu tun bei Blähungen? Welche Nahrungsmittel sind passe´?
7.) Welchen Sport darf man treiben?
8.) Wie lange muss man die Narbe schonen und das Stoma um nicht eine Hernie oder Prolaps zu erleiden?
9.) Wie kann man mit Stoma saunieren oder schwimmen gehen?
10.) Wo beantragt Patient einen Schwerbehindertenausweis?
11.) Hinweise auf Stoma-Forum!! Austausch auch unter Mitbetroffenen vor Ort!!
12.) Was steht Patient seitens der Krankenkasse zu?
13.) Umgang in der Öffentlichkeit, bspw. Besuch Behintertentoilette oder auch welche Kleidung hilfreich
14.) Welche Möglichkeiten bei Hautproblemen?
15.) Wie geht es dem Patienten mit der neuen Situation? Gibt es Berührungsängste mit Stoma?
Gibt es Probleme mit dem Partner/-in ?
16.) Umgang im Alltag mit dem Stoma, bspw. beim Duschen bzw. Baden, häufiger Kontrolle des Beutelchens auch in der Nacht,
17.) Notfallration zu Hause hinterlegen, falls Lieferung nicht rechtzeitig eintrifft
18.) Welche Stomaversorger gibt es? Wechsel möglich? Lieferung rechtzeitig einleiten. Patientenrechte: wieviele Beutel, Platten und Hautschutzringe stehen dem Patienten zu?
19.) Zuzahlungsbefreiung evtl. beantragen
20.) Wieviele Bandagen kann man im Jahr von der KK erhalten? Für wen sind Bandagen beruflich sinnvoll? Wie lange darf man Bandagen tragen?
von Babetwo » 13.11.2017, 00:17
Hallo Christian,
es ist schon so viel Gutes hier aufgezählt worden, was den Umgang mit den Patienten in der Klinik mit ihren Krankheiten angeht. Ich selber habe ja durch die kolektomie ja auch meine Probleme.
Ich finde es gut, dass dich die Klinikleitung eingeladen hat. Und wenn nur ein kleiner Teil von dem was hier zusammengefasst wurde dort geändert wird, hat sich dein Vortrag dort schon gelohnt. Und ich hoffe es sehr dass sich dort was ändert...
Denn auch ich war schon zweimal in der vitalisklinik, gerade weil es angeblich eine spezialisierte Klinik ist... und ich muss sagen, dass ich es nicht so doll fand... aus den Gründen die schon alle hier erwähnt wurden... außer Frau G. ... sie ist wirklich klasse und bleibt in guter Erinnerung.
Ich wünsche dir für deinen Vortrag alles Gute
Lg Babetwo
von Claudia » 13.11.2017, 11:55
Hallo Christian,
auch ich war schon 2x in der Vitalisklinik. Zuletzt im April 2016 und ich hoffe sehr, dass Du dort mit deinem Vortrag einiges bewirken kannst. Das wichtigste ist, dass man frisch operierte Patienten nicht einfach sich selbst überlässt. Kein Mensch kümmert sich darum ob jemand mobil ist oder nicht. Wenn ich nicht so liebe Flurnachbarn gehabt hätte die mir etwas zu essen geholt haben, wäre das keinem Menschen aufgefallen, dass ich nicht in der Lage war überhaupt mein Zimmer zu verlassen. 14 Tage konnte ich gar nicht ohne Rollator gehen. Und das nur, wenn überhaupt, kurz auf dem Flur. In den ersten 1 1/2 Wochen bekam ich keine Therapien da es mir so schlecht ging. Niemand vom Personal ist mal aufs Zimmer gekommen um nach mir zu schauen. Ab der 2 Woche kam eine Therapeutin aufs Zimmer um mit mir Übungen zu machen. Stomaschwestern dort waren sich nie einig. Die meisten Stomapatienten waren mit der Versorgung sehr unzufrieden. Psychotherapeutin war einmalig. Mein Abschlussbericht stimmte nicht. In meinem war angegeben, dass ich alle Vorträge besucht habe. Konnte ich ja gar nicht. Da ich überhaupt nicht sitzen konnte. Nur mit Ring den ich mir dann selbst besorgt habe. Im Bericht waren mehr Therapien angegeben als ich überhaupt gemacht habe. Der Arzt hat im Bericht angegeben,dass ich voll arbeiten kann, obwohl er beim Abschlussgespräch sagte 3- 5 Stunden würde er auf jeden Fall eintragen. Meine Hausärztin hat an den Arzt und an die Klinikleitung geschrieben. Der Arzt blieb bei seiner Entscheidung. Klar. Hatte ja keinen Zeugen mit zum Abschlussgespräch. Zum Glück hat die DRV Bund sich auch sehr über die Berichte gewundert und sich für eine volle Erwerbsminderungsrente entschieden. Für eine teilweise und aufgrund dessen dass ich arbeitslos bin dann für eine volle EMR. Ich werde garantiert nicht noch einmal dorthin gehen und empfehlen werde ich die Klinik auch nicht mehr. Hoffentlich kannst du für andere Patienten eine weitaus bessere Versorgung dort erwirken. Ich drücke dir die Daumen.
Lieben Gruß
Claudia
von Butterfly » 13.11.2017, 19:24
Hallo Christian,
Leider sind Claudias Erlebnisse nicht einmalig. Ich wollte nicht noch mehr kritisieren, als ich eh schon hatte. Aber genau diese Erfahrungen habe ich auch erlebt.
Es sollte also auch dringend in der Vitalis nachgeschaut werden, ob die Leute im Zimmer rumliegen, weil sie noch gar nicht rehafähig sind, aber gehen müssen wg. der Zwei-Wochen-Frist.
Es ist leider kein Einzelfall!
Viele Grüße
Butterfly
von Webkänguru » 14.11.2017, 08:00
Guten Morgen,
ganz lieben dank an alle, ihr seid klasse und gebt mir so viel Input, ich glaube fast die angesetzten zwei Stunden reichen nicht aus .
Eure Erfahrungen zeigen überdeutlich, welche zusätzliche Belastungen die finanziellen Sorgen mit sich bringen. Und das die Angst, durch Krankheit oder Behinderung ins soziale Abseits katapultiert zu werden, berechtigt ist.
Danke auch für die zusätzlichen Meldungen. Je öfter ihr ein Thema ansprecht, desto deutlicher werde ich es in meinem Vortrag einbauen. Auch eure Erfahrungen, die ihr direkt zur Klinik angeführt habt, werden ich aufnehmen und an die verantwortlichen Stellen weiter leiten.
Noch ist ausreichend Zeit zur Vorbereitung, gerne könnt ihr noch weitere Themen aufwerfen oder Punkte unterstützen, die euch besonders wichtig sind. Familie & Partnerschaft sind z.B. auch ein Thema, dass ich ansprechen werde.
Viele Grüße,
Christian
von Webkänguru » 22.11.2017, 23:23
Hallo zusammen,
langsam rückt der Vortragstermin näher und ich habe mal versucht eure vielen, sehr guten Themen zusammen zu fassen und zu ordnen. Hier mal meine Ausbeute (ok, ist nach meinen Gedankengängen sortiert, die nicht unbedingt nachvollziehbar sein müssen ). Wie gesagt, Zuhörer sind die Pflegekräfte der Klinik.
Das Erlernen der selbständige Versorgung unterstützen
- vertraut sein mit der Stomaversorgung, zumindest soweit, das auch Nachts und am Wochende Hilfestellung beim Versorgungswechsel gegeben werden kann
- jeder sollte mal ein paar Tage mit der Stomatherapeutin unterwegs sein
- zum selbständigen Versorgungswechsel motivieren, Patienten eigene Erfahrungen machen lassen
Die Suche nach der individuell passenden Versorgung
- Muster von allen Herstellern, für möglichst breite Auswahl beim Testen
- ernsthafte Auseinandersetzung mit Problemstoma, Optimierung der Stoma-Versorgung
- wenn die Versorgung umgestellt wurde, alle notwendigen Infos über die Veränderung an den Versorger zu Hause übergeben
- Aufklärung über die verfügbaren Stoma-Artikel und die Erstattungs-Situation durch die Krankenkassen
Professionelle Stoma-Betreuung
- Verlaufsdokumentation, Probleme dokumentieren inkl. Empfehlung zur Weiterführung der eingeschlagenen Behandlungsweg für den Homecare-Betreuuer zu Hause
- Genaue Dokumentation der Stoma-Situation und Versorgung, Besprechung mit dem Stomaträger, Mitgabe der Doku zur Weitergabe an den Stomaträger zu Hause
- Nachsorge/Anleitung zur Umgang mit dem Rektumsstumpf, Hartmann-Situation, Pflege der Wunde nach Rektumaputation usw.
- Narbenpflege
- Beckenbodengymnastik
- Aufklärung über mögliche Komplikatione und Vorbeugung
- Hygiene und Pflege (Stoma, Rektum usw.)
Ernährungsberatung
- wie tickt meine Verdauung (Aufgaben der einzelnen Organe, was fehlt mir wenn ein Stück Darm fehlt?)
- Ausscheidungen, Geräusche usw. über Enährunghrung beeinflussen
- Warum stellen sich nach Bauch-OPs Unverträglichkeiten ein?
Alltag mit Stoma
- Beutelentsorgung (zu Hause, auf Reisen)
- Beutelwechsel unterwegs (Euro-WC-Schlüssel, praktische Tipps)
- Stomaträger zusammen bringen, Gruppengespräche, Erfahrungen austauschen, gemeinsame kleine Ausflüge
Die Akzeptanz des Stomas fördern
- falls vorhanden, den eigenen Ekel überwinden, zumindest vor Patienten überspielen
- den Patienten aufmuntern, ihm nie den Eindruck vermitteln, dass er mit dem Beutel am Bauch irgendwie ein Mensch zweiter Klasse, eklig oder sonstwas ist...
- Das Stoma ist für viele ein Lebensretter... und speziell für die gastroenterologische Reha, Fragen sie mal ihren Patienten wie oft er heute schon an die Toilette gedacht hat.
- den Patienten in dem geschützten Raum der Reha mit möglichst vielen Alltagssituationen konfrontieren (schwimmen, Bewegung, Spaziergänge, Cafe-Besuch usw.)
- keine Themen ausklammern, auch Räume schaffen um über Partnerschaft, Sexualität, Attraktivität u.a. Themen sprechen zu können
- dazu motivieren, das Stoma in den Alltag zu integrieren
- Vertrauen in den eigenen Körper zurück gewinnen (Sport, Bewegung, Tanz, Yoga, Meditation, Tai Chi, Atemtherapie)
- Psychologische Betreuung, bei Bedarf deutlich öfter als einmal in der Woche
- Möglichkeit für den Patienten bieten die Themen anzusprechen, die ihn aktuell interessieren
Empathie, die Stomaträger mit ihren Problemen ernst nehmen
- Unterschiedliche Ausgangssituationen: plötzlich lebensbedrohlich Krank vs. lange Krankengeschichte, Stoma als Entlastung
- "Bringen Sie die Bereitschaft mit, sich mit dem Stoma auseinander zu setzen. Ihre Patienten werden es ihnen danken."
- Ehrlich sein, die Situation ist nicht schön und niemand wünscht sich so einen Beutel am Bauch. Aber das Leben bleibt weiter lebenswert.
- Manch einer brauch auch einmal einen Tritt in den Hintern, um in die Gänge zu kommen und sich mit seiner neuen Situation auseinander zu setzen.
- Wertfreier Umgang mit den Patienten
- jeder Patient ist individuell, mit seinen persönlichen Bedürfnissen, aber auch mit seiner individuellen Stomaversorgung
- Selbstversuch: einen Tag Dienst mit einem halbvoll mit Wasser gefüllten Stomabeutel am Bauch...
- Checkliste bei Aufnahme und nochmal bei Halbzeit: welche Themen sind persönlich gerade am wichtigsten
Infos zum sozialer Unterstützung/Ansprüchen
- Existenzängste auffangen, Wegweiser für die finanzielle Absicherung, Grundsicherung
- zurück in den Job, Möglichkeit der Wiedereingliederung, Arbeitsplatzausstattung usw.
- ist die Altersrente/Erwerbsminderungsrente eine Option?
- Antrag auf Schwerbehinderung
- Zuzahlungsbefreiung
Infos weiter geben, wo bekomme ich zu Hause Hilfe?
- Internet, Stoma-Welt, Stoma-Forum usw.
- face2face-Selbtshilfe -> Selbsthilfegruppe vor Ort
Anekdoten und Geschichten aus unserem Alltagssituationen
- Der Superpannenthread
Generell
... mehr Zeit
Ihr habt mich jetzt echt in Schwierigkeiten gebracht... wie gesagt, 2 Stunden hab ich zur Verfügung...
Danke euch allen. Falls noch was fehlt, legt los.
Viele Grüße,
Christian
von Hanna70 » 23.11.2017, 02:29
Hallo Christian,
2 Stunden klingen erst einmal ganz schön lang.
Aber bei dem, was hier alles zusammengetragen wurde, sind sie wohl gerade ausreichend.
Ich hoffe, Du triffst auf wirklich interessierte Zuhörer und nicht auf das Absitzen einer Pflichtveranstaltung.
Toi Toi Toi!!!!
Es wäre nett, wenn Du nach der Veranstaltung berichten würdest, wie die Teilnehmer reagiert haben. Gerade weil einige Schreiber/innen ja in dieser Klinik waren und sie mehr oder weniger kritisch bewertet hatten, wäre die Reaktion interessant.
LG Rosi
von Webkänguru » 23.11.2017, 08:10
Hallo Rosi,
das mach ich gerne
Viele Grüße,
Christian
von Hanna70 » 05.01.2018, 16:11
Hallo Christian,
Feiertage und Auszeit gut überstanden und genossen?
Dann bringe ich mal diesen Thread in Erinnerung und Dein Versprechen, über die Veranstaltung zu berichten.
Ich denke nicht nur mich, auch die anderen Tippgeber/innen interessiert, was da abgelaufen ist und wie Dein Beitrag aufgenommen wurde.
Gerade in einem der letzten Threads wurde wieder festgestellt, WIE wichtig gute Stomaschwestern sind.
Ich weiß ja, ich kann eine tüchtige Nervensäge sein.
LG Rosi
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