von Webkänguru » 31.10.2017, 12:32
Hallo zusammen,
heute möchte ich euch um Hilfe bitten. Ich bin eingeladen worden um in der Vitalisklinik in Bad Hersfeld vor dem gesamten Pflegeteam über das Leben mit einem Stoma zu sprechen. Die Rehaklinik kennen sicherlich einige von euch.
Bei der Themenauswahl konzentriert man sich selbst schnell auf die eigenen Erfahrungen. Und deshalb zeigen meine Vorträge oft auch ein sehr positives Bild, da ich selbst in 22 Jahren mit Stoma fast nur positive Erfahrungen gemacht habe. Aber ich habe zwei Stunden Zeit und kann dieses mal in den Vortrag viel mehr hinein packen als sonst. Hier im Stoma-Forum finde ich natürlich ganz viel Stoff, aber...
Meine Frage an euch: wenn ihr an meiner Stelle den Vortrag halten müsstet, was wären für euch die wichtigsten Themen, die ihr dem Personal einer Reha-Klinik mit auf den Weg geben würdet?
Ich bin gespannt auf eure Antworten
Viele Grüße,
Christian
von Trudi » 31.10.2017, 12:48
Hej!
* Dass sie sich nicht immer nur auf einen Hersteller konzentrieren. Sondern Testmaterial von ALLEN Herstellern bunkern und auch hergeben!
* Dass sie sich mal ernsthaft auch mit Problemstomasen befassen und nicht gleich feststellen: "Oooooooh, da gibt es nix"
* Dass sie ihren Ekel überwinden, wir müssen das ja auch, denn wir haben den lieben Kleinen oft für immer an der Backe.
* Dass sich das "normale" Personal zumindest einen Einblick in die Versorgung eines Stomas verschafft. Sonst heißt es an den Wochenenden ja oft: "Ich weiß nicht, wie das geht!" Und das ist im wahrsten Sinne des Wortes Scheixxxxxe, wenn der Patient ne Panne hat!
* Dass sie den Patienten aufmuntern. Unter dem Motto: "Lieben Sie Ihr ArLo, es ist Ihr wichtigstes Organ! Ohne täten Sie platzen!"
Ich hatte solch wunderbare Exemplare sowohl in der Charité nach der OP als auch in der Reha in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Und auch meine jetzige Stomafee ist eine viel-wissende, sich bemühende, eben eine Fee und keine "Tante".
Ja, tolles Thema, dazu könnte man viel schreiben. Wie schon erwähnt, müssen die Schwestern einfach auch wirklich den Ekel überwinden - entweder sie sind für diese Tätigkeit da oder sollen es lassen. Viele schleichen sich so auch aus dem ungeliebten Schichtdienst heraus. Eine Stomatherapeutin müsste - ich sage bewusst MÜSSTE ganz viele Eigenschaften mitbringen, denn man kann sich mit Sicherheit schwer in unsere Situation hineinversetzen. Außerdem wäre mir wichtig (gerade aktuell erlebt) die Versorgung zu Hause nach einer größeren OP, bei der außerdem eine neue Versorgung ansteht, weil die alte nicht mehr passt. Da wird lapidar eine ganze Monatslieferung "neue" Beutel geordert, ohne zu wissen, ob der Pat. damit klar kommt. Wenns nicht klappt kommt die nächste Lieferung - Kassen zahlens anscheinend und das ist Verschwendung. Warum haben die Schwestern zum Hausbesuch keine Proben, Kataloge etc. dabei? Desinteresse? Intensivere Versorgung bei Pat., die sich nicht mehr wehren können - dies ist auch halbwegs gesunden mittlerweile fast unmöglich - auch Stomatherapeuten sollten von einem übergeordneten Mitarbeiter kontrolliert werden und es dürfen natürlich nicht alle unter "einer Decke stecken". Ja alles in allem ist es eine gute Sache, wenns denn so läuft wie gedacht, aber wo hat man das schon. Keiner ohne Stoma kann sich vorstellen, wie es ist, mit einer schlechten Stomaversorgung rumlaufen zu müssen, ständig diese Angst vor "Unfällen". Abschließend lieber Christian möchte ich noch folgendes sagen: Du bereitest dich sicher akribisch auf den Vortrag vor und siehst es als Chance für alle - aber es ist leider so - ändern wird sich trotz unermüdlichen Einsatz vieler wieder leider nichts. Das ist in der Politik so und eben auch in unserem speziellen Fall. Es ist traurig, aber ich habe die Hoffnung auf Besserung aufgegeben, lasse mich aber gern eines besseren belehren. Gruß Ambrosia
von freddy_46 » 31.10.2017, 13:35
Ich sehe auch das Problem, dass die normalen Krankenpfleger/schwestern sich
zu wenig mit der praktischen Versorgung befassen. Sie sollten für ein paar Tage
mit einem ausgebildeten Stomapfleger unterwegs sein, um ein wenig mehr Praxis
zu bekommen - speziell bei Problem-Stomata. (unter Hautniveau)
Meine Erfahrungen sind hier nicht die besten.
von Renni » 31.10.2017, 14:00
Hallo Christian,
das Leben mit der Versorgung und den positiven und negativen Änderungen geht weiter. Ich denke, dass die allgemeine Lebensveränderung angesprochen sollte. Ich denke an die Möglichkeiten die das Sozialsystem bietet? Wo kann ich Anträge stellen?
Wie ist eine Wiedereingliederung möglich?
Wie und wo beantrage ich einen Behindertengrad?
Wo bekomme ich psychische Unterstützung?
Wie bekomme ich finanzielle Hilfe bei Grundsicherung?
Liebe Grüße Renate
von Peter51 » 31.10.2017, 15:39
Hallo Webkänkuru alias Christian oder so,lach
Überlege mal selbst, ob du von ein Betroffenen der ein
Dünndarmausgang
Dünndarmausgang
Blasenausgang
oder sonstigen künstlichen Ausgang hat (ich liebe die klare deutsche Ausdrucksform als Betroffenen),
bei Bereitschaft eine Vidiobotschaft dir senden läst, die du in deinen Fachvortrag einarbeiten, oder sogar örtlich bei deiner Wertschätzung vor Ort zeigst???
Du siehst viele Fragezeichen für meine Randbemerkung, aber ganz sicher werde ich dir auch paar persönliche Erfahrungen noch mitteilen, natürlich hier offen im Forum.
LG aus Berlin der Peter 51 der heute nicht so gut drauf ist, mein Beitrag kommt noch lach
von Peter51 » 31.10.2017, 15:49
Man der Dickdarmausgang fehlt noch, na ja war nicht tragisch mein Mangel an Konzentration, Hauptsache gewisse Foris hatten was zu lachen.
Peter51
von Trudi » 31.10.2017, 17:32
Auch wichtig, dass der Betreuer (egal ob Stomafee oder "Normalschwester" positiv rüberkommt, denn wie soll ein Neu-Stomaträger das Stoma akzeptueren lernen, wenn der Betreuer voll Ekel die Augen aufreißt oder sich entsetzt abwendet?
Hatte ich schon, ich weiß, wollte es aber nochmal extrig verdeutlichen.
Peter, bei mir steht "Kunstafter" im Schwebi-Bescheid, Franzi und ich fanden das seeeeeehr lustig!
von doro » 31.10.2017, 18:46
freddy_46 hat geschrieben:Ich sehe auch das Problem, dass die normalen Krankenpfleger/schwestern sich
zu wenig mit der praktischen Versorgung befassen. Sie sollten für ein paar Tage
mit einem ausgebildeten Stomapfleger unterwegs sein, um ein wenig mehr Praxis
zu bekommen - speziell bei Problem-Stomata. (unter Hautniveau)
Meine Erfahrungen sind hier nicht die besten.
Ich hänge mich an die Meinung von Doro an, dass speziell in Krankenhäusern die Patienten im eigenen Saft liegen und eine Schwester die nächste vorbeischicken will, weil es immer noch augenscheinlich eine miese Arbeit ist einen Stomabeutel zu wechseln. Früher mussten die Schwestern noch die Schüsseln umhertragen, aber das waren früher auch noch "gestandene" Schwestern, die ihren Beruf aus "Berufung" ausübten. Ebenso möchte keiner den Katheterbeutel entleeren und wenn man die verzerrten Gesichter der Schwestern dabei sieht ...., das beobachtet man aber speziell bei der jüngeren Generation. Es wird ja auch kein Pat. mehr gewaschen, ja vielleicht auf der ITS, aber Normalstation nicht. Man weiß ja auch gar nicht, was heute bei den Ausbildungen verlangt wird, viel kann es pflegetechnisch nicht sein.
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