von
hmengers
» 16.06.2009, 13:48
Hallo,
warum frage ich das? Weil ich einen Betroffenen beraten soll, der weiß, dass ich auch ein Stoma habe. Er hat auch eine QL. Ihm wurde jetzt wegen extremer Durchblutungsstörungen sein zweites Bein amputiert und er leert seine Blase durch ISK. Mit seinen regelmäßigen Druckstellen (das arme Schw***) sieht er, dass ich durch das Stoma Lebensqualität gewonnen habe, z. B. dafür nicht mehr auf einen Duschstuhl/eine Toilette umsetzen und stundenlang drauf rumhocken muss. (erhöhtes Dekubitusrisiko)
Aaaber: Eigentlich stand ich einem Stoma auch bei ihm positiv gegenüber, bis mir der Gedanke kam, dass Anus und Schn*****l schon weiter auseinander liegen als ein Stoma ÜBER demselben. Was passiert, wenn ein Unglück passiert und die Suppe nach unten läuft? ISK 5-6 x täglich geht ohne Harnwegsinfekte nur mit absoluter Hygiene.
Würde er vom Teufel zum Beelzebub kommen?
Bitte nur... (siehe die Überschrift). Denn theoretisch kann ich mir auch alleine meine Gedanken machen.
Herbert
von
MiniBonsai
» 16.06.2009, 14:00
Auch wenn ich keine eigenen Erfahrungen habe, so habe ich doch eigene berufliche Erfahrungen
Ich hatte einen Patienten mit BlasenCA und daraus folgendem Urostoma. Nach der OP musste er auch noch ein Ileostoma bekommen, weil der Darm nicht mehr wollte wie er sollte.
Bei diesem Patienten war die Hygiene kein Problem... der eine Beutel hing rechts und der andere links.
Wie es bei deinem Bekannten aussieht, da sollte er sich alle Fragen aufschreiben und direkt mit dem Arzt seines Vertrauens darüber beratschlagen.
Ich hofffe, du kannst mir verzeihen, dass ich ohne eigene Erfahrungen nun geantwortet habe.
von
hmengers
» 16.06.2009, 15:23
Hallo,
dass es immer wieder die Kombination von Urostoma und Colo-/Ileostoma gibt, weiß ich. Das Problem sehe ich beim katheterisieren und im Gegensatz zur Anlage eines Colostomas wäre die Anlage eines Urostomas nicht nur nicht sinnvoll, sondern eine Verschlechterung der Lebensqualität.
... und was den "Arzt des Vertrauens" angeht: Der hat keine eigenen Erfahrungen und gehört auch zu denjenigen, die mich um Rat gebeten haben.
Herbert
von
mini62
» 16.06.2009, 15:32
Hallo Herbert,
meine Situation ist zwar ein klein wenig anders, aber ich hoffe, doch ein bischen helfen zu können.
vor fast genau 2 Wo hatte ich genau darüber ein Gespräch mit meinem Uro. Mein "Bauchredner" liegt so knapp neben meinem Nabel dass ich sogar den Plattenrand beschneiden muss um zum kathederisieren durch den Nabel noch Platz zu haben.
Bei meinen beiden Pannen die ich bisher hatte, lief mir die Suppe fein säuberlich in/über den Nabel und stand auch eine ganze Zeit drin, bis ich das Malheur bemerkte/aufwachte. Aussage meines Uro´s: wenn alles gleich wieder sauber abgespült/gewaschen wird ist die Gefahr einer Infektion extrem gering. Solange der Stuhl nicht direkt in die Harnröhre, bzw. bei mir in die Ableitung, eingebracht (mit dem Katheder eingeführt oder sonst irgendwie hineingedrückt) wird, ist unter Beachtung der üblichen Hygiene die Chance einer Infektion durch Darmbakterien geringfügig größer als ein Lottogewinn.
Je nach Lage des Stomas sollte doch ein Beutel gefunden werden können, der im Sitzen über das "gute Stück" drüberreicht ?!? Bin ja kein Mann, aber könnte man den Schn****l durch Legen auf die eine oder andere Seite etwas aus dem Gefahrenbereich bringen?
Eine Schutzvariante wäre doch evtl. ein Slip mit Eingriff d.h. erst Beutel leeren und dann auspacken zum kathederisieren oder eben umgekehrt? Und wenn Händewaschen ohne großen Aufwand nicht mögl. ist auf Einmalhandschuhe ausweichen.(Bitte nicht übelnehmen, kann die Einschränkung durch QL nicht nur im Bezug auf Beutelleerung nicht so sehr gut einschätzen)
Meinem Nick entsprechend reichen bei mir die "Mini"beutel
von
hmengers
» 16.06.2009, 15:55
Hallo,
vorweg: bei Deinem Urologen möchte ich nicht in Behandlung sein. Der hat ja eine abenteuerliche Vorstellung von Verkeimung und sterilem Selbstkatheteriseren.. Mehr sage ich dazu nicht.
Danke, dass Du mir schon mal deine eigenen Erfahrungen mit dem Stoma neben dem Bauchnabel geschildert hast.
Zu meinem Freund (ist wirklich einer): Das Szenario: Stomabeutel links am Bauch, Durchfall, der Beutel läuft über oder platzt ab. Alles läuft unweigerlich in die Hose, auch auf/über den Schniedel (ist ja kein Schimpfwort). Alles versaut, umziehen, duschen, dann erst steril katheterisieren. Zwischenzeitlich ist die Blase übervoll. :mad: Kommt der Durchfall hinten raus, muss er zwar auch Waschen, Duschen, Umziehen, kann aber VORHER seine Blase steril entleeren (weil die Sütsche ja hinten - in Hose und Sitzkissen - ist). Ob das dann eine Verbesserung ist? (Es gibt ja keine anderen Gründe für ein Stoma). Ich selbst habe das Problem nicht, weil meiner "eingepackt" ist.
herbert
von
Sabine049
» 16.06.2009, 16:03
mit dem einzigen Unterschied, dass ich weibl. Geschlechts bin, lieber Herbert, ist meine Situation insofern vergleichbar, dass ich meine Ersatzblase über die Harnröhre mittels ISK entleere u. das Colostoma zeitversetzt - vor- o. anschliessend - morgens "versorge".
Die Infektionsgefahr ist in dieser Konstellation bei weitem niedriger als umgekehrt, zumal die männliche Harnröhre anatomisch betrachtet wesentlich (etwa dreimal so lang) länger ist als die des weibl. Geschlechts, Fazit: Die Gefahr einer Kontaminierung mit Darmbakterien über das angelegte Colo. ist sehr unwahrscheinlich, unwahrscheinlicher als der über den *Via naturalis*.
LG Sabine
von
mini62
» 16.06.2009, 17:00
Hi Herbert,
diese Situation ist bei deinem Freund aber doch auch eher die Ausnahme, oder? Auf jeden Fall mit Stoma!
Sorry, dass ich jetzt so dumm frage, aber ich hab wirklich keine Ahnung was eine QL, außer dem offensichtlichen, und dem, was ich von Sabine und dir so gelesen habe noch an Begleiterkrankungen mit sich bringt.
Besteht noch eine Darmerkrankung/beeinträchtigung die dauernde Durchfälle auslöst?
M. E. nach wäre die Gefahr einer Infektion bei einer Stomaanlage geringer als ohne.
Und was meinen Uro betrifft, auf den lass ich nix kommen.
Wie gesagt ist die übliche und notwendige Hygiene bei ISK zu beachten und man die Ferkelei gleich entfernt. Zu 100 % steril zu kathederisieren ist absolut unmöglich. Aber man tut natürlich sein allerbestes! In allen KH´s, die ich bisher besuchen musste, wollte man mir einen!!! Katheder für mehrfache Anwendung geben. Seitdem nehme ich meine Einmal-Kath´s selbst mit.
Alle Säuglinge und Kleinkinder die ja oft genug über längere Zeit in ihren vollgekackten Windeln durch die Gegend sausen und krabbeln, müßten dann ja permanent unter Blasen- u/o. Harnwegsinfekten leiden. Des weiteren denke ich an Senioren mit Kontinenzstörungen und entsprechenden Hilfsmitteln, die selbst in den besten Pflegeeinrichtungen nicht immer ad hoc versorgt werden können, insbesondere dann, wenn sie es selbst nicht mehr sofort bemerken.
Ist wirklich nicht böse gemeint Herbert und auch keine Kritik. Ich achte selbst ja auch auf Hygiene und Sterilität was meinen Uro-Pouch betrifft. Aber man sollte sich auch nicht unbedingt alle Horrorszenarien und worst cases ausmalen. Das kann mal passieren, muss aber nicht!!!
Sind wir noch Freunde?
LG Petra
von
hmengers
» 16.06.2009, 17:15
Hallo petra,Zu 100 % steril zu kathederisieren ist absolut unmöglich. Aber man tut natürlich sein allerbestes! In allen KH´s, die ich bisher besuchen musste, wollte man mir einen!!! Katheder für mehrfache Anwendung geben.
Aber die fieseln sich ja auch keinen Katheter in die Blase...Alle Säuglinge und Kleinkinder die ja oft genug über längere Zeit in ihren vollgekackten Windeln durch die Gegend sausen und krabbeln, müßten dann ja permanent unter Blasen- u/o. Harnwegsinfekten leiden. Des weiteren denke ich an Senioren mit Kontinenzstörungen und entsprechenden Hilfsmitteln, die selbst in den besten Pflegeeinrichtungen nicht immer ad hoc versorgt werden können, insbesondere dann, wenn sie es selbst nicht mehr sofort bemerken
von
Sabine049
» 16.06.2009, 17:48
diesmal schlage ich Dich mit Deinen eigenen verbalen Waffen: "NIX VASTEHN", lieber Herbert
.
Ich kann mich Petras Ausführungen ganz und gar anschliessen.
Meine Neoblase mittels Ileumpouch wurde bereits 18 Jahre zuvor (vor der endständigen Colostomie) angelegt. Obgleich der "Anus naturalis" sehr dicht an der Vagina ausgeleitet worden war (coloanale Durchzüge), sprach absolut nix gegen den ISK.
Zuviel Hygiene kann u.U. genau das Gegenteil bewirken!
Anfänglich wurde peinlichst auf *Sterilität* und Hygiene geachtet, inzwischen im 24. Jahr desinfiziere ich weder meine Hände noch streife ich mir Einmalhandschuhe über, gel. - weil kein Waschbecken verfügbar ist - entfällt sogar das Händewaschen ... u. paradoxerweise sind meine HWI rückläufig bzw. meinen letzten behandlungsbedürftigen Infekt hatte ich vor etwa einem dreiviertel Jahr!
Liebe Grüße Sabine
von
hmengers
» 16.06.2009, 18:06
Liebe Sabine,
mal ganz dumm: Bist Du Querschnitt? Ich möchte hier nicht die Veränderungen im gesamten eines querschnittgelähmten Menschen ausführlich diskutieren. Da geht einiges in den vegetativen Bereich (auch wenn ich das jetzt nicht in medizinisch-fachchiniesisch erläutern will) und darum geht es hier auch nicht, sondern um mehr Nachteile oder mehr Vorteile.
Nicht von mir so einfach gesagt, sondern statistisch nachweisbar sind die Unterschiede zwischen peinlich sterilen kathetern und sauberen kathetern bei einer QL. da gibt es erhebliche Unterschiede.
herbert.
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