von Bienchen » 11.08.2015, 12:05
Hallo
jetzt trau ich mich mal, hier eine sehr persönliche Erfahrung zu erzählen, weil ich denke, dass es gerade hier viele Gleich-Betroffene gibt.
Ich war durch meine Crohn-Schübe und durch notwendige OP´s schon sehr stark im Untergewicht, nur noch 47 kilo, dabei bin ich über 1,73 groß.
Nur noch Haut und Knochen, das kennen hier ja einige
Nun mal erholt sich ja, ich konnte dann auch wieder essen, aber die Erinnerung daran ist in mir eingebrannt.
Nun ist es so, dass ich jedes Mal, wenn ich nur durch eine harmlose Magen-Darm Grippe oder einen Fieberinfekt, wie ihn jeder bekommen könnte, die schlimmste Ängste durchstehe, dass ich verhungern könnte.
Ich wiege wieder 59 kilo, kein Problem, vom Verstand her weiß ich das auch, aber kaum kann ich mal 24 Stunden wegen Erbrechen oder so nix essen, falle ich in die schlimmsten Erinnerungen zurück.
Kennt Ihr das auch, und wenn ja, was hilft Euch denn dabei?
Schöne Sommergrüße
Bienchen
von Börgi » 11.08.2015, 12:25
Grüß Dich Bienchen
und ein herzliches Willkommen bei uns!!
Schau nicht zurück sondern nach vorn und immer positiv denken!
Wenn ich so sitze und über das nachdenke, was in den besonders letzten 8 Jahren bei mir gesundheitlich abgelaufen ist, schüttelts mich und ich frag mich wie ich das alles ausgehalten habe!
In der ersten Zeit nach meiner RV hab ich Weinkrämpfe vor Erleichterung und Freude bekommen, nachts bin ich wachgeworden und hab geschaut, ob ich das alles nicht geträumt habe, aber der Beutel war weg.
Ich hab viel mit meinem Mann und meinem Kind geredet und meiner besten Freundin ein Ohr "abgekaut", das tat gut!!
Ich kenne diese enormen Gewichtsverluste bei den Crohn-Schüben auch. Oft war ich so dünn und kraftlos und wollte nur noch schlafen, hab mich dann doch oftmals zur Arbeit geschleppt! Aber sobald die Medi's angeschlagen haben , gings mit dem Gewicht wieder bergauf!!
Wir sind was besonderes und müssen damit leben und das klappt ganz gut! Und wir lassen uns nicht von den "Divas" in unserem Bauch beherrschen und die Lebensfreude verderben, auch wenn es mal schwierig ist!!!
Kopf hoch und laß dich nicht runterziehen von schlechten Erinnerungen, die sind Schnee von gestern. Eine normale "Krankheit" (gibt es die überhaupt ????), wie Erkältung, Magen-Darmgrippe usw. heilt wieder und dann ist alles wieder gut!! Take it easy!!!!
Ein liebes Trostknuddelchen von Börgi!!!
von Witch » 11.08.2015, 16:31
Hallo Bienchen,
jeder geht mit seinen "schlechten" Erinnerungen anders um. Ich persönlich verbuche sie unter Erfahrungen ab und mit der Zeit werden sie durch neue Erinnerungen überlargert.
Wichtig ist nur, nicht sofort wiede Angst zu haben, es könnte ein Rückfall sein. Aber das ist oft leichter gesagt als getan.
LG Witch
von fluse » 11.08.2015, 20:09
Hallo Bienchen, ich kenne diese und andere Ängste sehr gut. Und ich denke, das ist auch ziemlich normal. Viele von uns sind seit jahren bzw. Jahrzehnten krank, zum Teil mit viel Angst und Schrecken. Und man hat immer mit viel Mut und Power versu ht alles zu bewältigen und sich wieder aufzurappeln, es allen zu zeigen, möglichst normal zu leben. Aber ich denke, bei vielen meldet sich dann das Unterbewusstsein, kommen Ängste hoch. Ich hatte eine Zeit da habe ich jede Nacht die schauerlichsten Komplikationen von meinem inzwischen neuen sehr hübschen Stoma geträumt oder ich habe eine Zeitlang immer wieder aus heiterem Himmel weinen müssen und ich werde immer noch leicht unruhig, wenn ich Hunger bekomme und esgibt nichts Essbares in der Nähe. Geholfen haben mir einige Stunden beim Psychologen - ganz undramatisch. Einfach ungefiltert reden und mal ordentlich heulen und vielleicht ein paar neue Denkansätze. Ist ein bischen lang geworden... Liebe Grüsse fluse
von Bienchen » 12.08.2015, 20:26
Vielen Dank für Eure Antworten,
Danke fürs Mut machen!
Es ist ja nicht so, dass ich nicht mein Leben genießen kann. Ich kann schon die ganzen alten Dinge hinter mir lassen.
Vielleicht hätte ich statt Erinnerungen besser Ängste gesagt.
Mein Körper kann, so scheint es, nicht vergessen...
Danke fluse für Deine Offenheit,
Du hast wirklich recht, da gibt es eben noch ein Unterbewusstsein und das hat mal erlebt, dass ich am verhungern war und schlägt nun ziemlich schnell Alarm, obwohl noch lange keine Gefahr droht.
Therapie habe ich tatsächlich auch schon, nur - dann liege ich wieder mit einem Infekt im Bett und falle in Verhungerungsängste...
Gruß Bienchen
von Addie » 13.08.2015, 11:43
Liebes Bienchen
Du bist nicht allein!
Ich kenne dieses Gefühl auch, zwar nicht mit verhungern, aber Gedanken an meine letztjährige OP bringen Ängste. Das Aufwachen auf der ITS steckt mir heute noch in den Knochen . Ich kann manchmal abends nicht einzuschlafen, weil ich Angst habe, morgens nicht mehr aufzuwachen. Auch schwirren mir untertags die wildesten Gedanken durch den Kopf. Ich kann manchmal gar nicht so genau was, aber ich werde dann ziemlich unruhig, kriege nichts auf die Reihe.
Mein Natur-Dok hat mir Neurodoron von Weleda verschrieben, scheint zu wirken. Ob es allerdings einfach der Zucker ist, der mich beruhigt kann ich nicht sagen. Hauptsache es hilft. Seit ein paar Monaten darf ich auch zur Cranio-Sacral Therapie. Das hilft mir ein wenig los zu lassen.
Liebe Grüsse Addie
von Bienchen » 13.08.2015, 13:06
Das tut richtig gut, von Euch zu hören, dass es Euch auch so geht!
(Also, natürlich wünsche ich das niemaden!!)
Man fühlt sich bei den Ärzten immer etwas hilflos, wenn sie sagen, na, sIe sind in Remission, also geht es ihnen gut!
Aber, dass die Vergangenheit ja etwas mit einem gemacht hat, etwas, das nicht mit Apparaten gemessen werden kann, das kommt kaum über den großen Ärzteschreibtisch...
Gruß Bienchen
von Cleopetra » 13.08.2015, 14:11
Hallo Bienchen,
Ja wir sind nicht alleine mit unseren Ängsten.Habe auch wären Chemo und Bestrahlung nix essen können und 15Kilo abgenommen.Als es mir besser ging habe ich geschaufelt was es nur gab.Heute nach 4Jahren bin ich wieder rund.Wenn auch ein bisschen zu viel,na ja was solls.
Gedanken an die schlimme Zeit gibt es immer wieder.
Dann hebe ich mein Gedankliches Stopschild hoch und überlege kurz,will ich jetzt daran denken oder verschiebe ich die Gedanken auf morgen.Und dann endscheide ich.......heulen oder was anderes machen.
Ich schenke dir gerne ein Stopschild wenn es dir gefällt behalte es.
Alles wird gut,immer wieder
Cleopetra
von Börny » 15.08.2015, 03:07
Guten Morgen.....
psychotherapeutische Hilfe wenn schon angeboten wurde....annehmen.Oder mir professionelle Hilfe holen....Ich habe damals erst nach 4 Jahren diesen Schritt wagen können und wollen....Heute würde ich es jederzeit sofort tuen...
Viel Glück...
von Pippa » 22.08.2015, 14:55
Hallo, Bienchen
ja, Ängste kenne ich zur Genüge. Ich hatte während meiner Colitits-Zeiten extrem stark abegenommen - eigentlich sah ich da richtig gut aus
Als ich wieder richtig essen konnte - dank Stoma - hab ich auch ordentlich zugelegt. Ich wollte dann gerne wieder abnehmen und hab gemerkt, dass, wenn mein Gewicht runtergeht, auch Ängste auftauchen, ob ich denn nun wieder krank bin. Das ging lange - aber Therapie und die Zeit hats geheilt.
Ich glaube, wir alle, die wir so schlimme Krankheiten hinter uns haben oder die wir gerade durchmachen, haben auch mit Ängsten zu tun. Mir hilft in solchen Momenten auch, die Dinge zu sehen, die ich tun kann, die mir Spass machen und die mich aufbauen.
Lieben Gruss
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 27 Gäste
Die Inhalte von www.stoma-forum.de sind ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt.
Soweit die Inhalte medizinische Informationen, Hinweise und Empfehlungen enthalten, sind diese zur Unterstützung, aber in keinem Fall als Ersatz für eine persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Pflegekraft (z.B. Stomatherapeutin) oder für eine Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt bestimmt.
Wenn Du uns unterstützen möchtest, freuen wir uns
über eine Spende (deren Höhe in eigenem Ermessen
liegt) zugunsten unseres gemeinnützigen Selbsthilfe-
vereins Stoma-Welt e.V.
Spendenkonto
Empfänger:
Selbsthilfe Stoma-Welt e.V.
IBAN.: DE09 5605 0180 0017 0474 16
BIC: MALADE51KRE
Institut: Sparkasse Rhein-Nahe