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Wie schafft man es, sich mit Stoma zu lieben? – Seite 2

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
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46 Beiträge • Seite 2 von 51, 2, 3, 4, 5

Wie schafft man es, sich mit Stoma zu lieben?

Beitrag von PC Katrin » 21.09.2006, 20:33

monsti, das ist ein supertoller Beitrag, den möchte ich gerne mal weitergeben dürfen... darf ich???
Liebe Grüße
Katrin

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PC Katrin

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Wie schafft man es, sich mit Stoma zu lieben?

Beitrag von Monsti » 21.09.2006, 21:13

Hi Katrin,

echt, findest Du? *rotwerd* Hatte doch nur laut vor mich hingedacht ... klar, wenn es jemandem irgendwie helfen kann, mach was draus. :)

Liebe Grüße von
Angie

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Monsti

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Wie schafft man es, sich mit Stoma zu lieben?

Beitrag von PC Katrin » 21.09.2006, 22:00

danke und jetzt :zzz:
katrin

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PC Katrin

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Wie schafft man es, sich mit Stoma zu lieben?

Beitrag von Sabine049 » 22.09.2006, 09:29

Guten Morgen,

Angie :kiss: für deine Einstellungen bedarf`s sowohl eine Portion Intelekt (Verstand) als auch aus meiner Sicht eine gehörige Portion Selbstbewußtsein u. -gefühl, worüber du ganz bestimmt verfügst ;);).

Viele sind leichter gestrickt, mich inbegriffen, und sind schon einmal unfähig derartige Zusammenhänge zu assozieren/ineinander zu verknüpfen oder zu stecken wie ein Bausteinkasten.

Oftmals egal welche Behinderung oder Sitgma vorliegt, verlagern das gros ihre Schwierigkeiten im Alltag/Umfeld/innerfamiliär und/oder Berufsleben rein allein auf ihre körperliche oder/und (impliziert i.d.R. beides) psychische Unversehrtheit; das STIGMA ist das KORPUS DELECTI - die Wurzel des Übels, dass mich unfähig macht zu agieren, mich ausbremst, mich gesellschaftsunfähig macht, mich isoliert, mich einschüchtert, mich "schrumpfen läßt auf Mäuschengröße" oder schlichtweg in der "OPFER"Rolle schlüpfen läßt (eine Spur von Selbstmitleid) ???, in dem Sinne, wenn ich kein Stoma oder aknefrei wäre, dann lägen mir bei weitem nicht so viele Steine im Weg wie derzeit. Läßt sich ebenfalls beliebig fortführen und ergänzen. Unsere Stigmen werden häufig und gern entweder als Schutzschild oder als - ja - Mittel zum Zweck benützt.

Ich fiel selbst genug oft vergänglich auf dieses Denkmuster herein, welches langsam schleichend einsetzt, manchmal oder oftmals merken wir erst, dass wir uns verrannt haben, wenn die Hürde schon unüberwindbar geworden ist. Konsequenzen: aufkeimende Frustrationen (Emotionen lassen sich nicht pragmatisch steuern und lenken), Suche nach dem "Prellbock", Selbstmitleid, Abwehrhaltung und letztendlich der defensive Rückzug.

Liebe Grüße Sabine

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Sabine049

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Wie schafft man es, sich mit Stoma zu lieben?

Beitrag von Monsti » 22.09.2006, 21:21

Hi Sabbele,

ein vehementes NEIN!!! Selbstwertgefühl bzw. -bewusstsein, sprich: eine gesunde Selbstliebe haben mit dem Intelekt überhaupt nichts zu tun, auch nicht mit irgendwelchen Handicaps und den damit einhergehenden Einschränkungen, die man im Vergleich zu einem kerngesunden Menschen hat.

Und was bitte sind Einschränkungen? Ein guter Bekannter von mir, Ex-Basketball-Bundesligaspieler ist 2,17 m groß und hat Schuhgröße 57. Der Mann ist kerngesund, aber meiner Ansicht nach wesentlich beeinträchtiger als z.B. ich mit meinem Stoma. Er hat kaum Chance zu verreisen (Betten und Luftmatratzen sind selten länger als 2 m), jeder normale Türrahmen ist seiner, auf einem normalen Klo sitzt er wie ein Affe auf dem Schleifstein, Stühle und Tische sind bei ihm maßangefertigt, selbst Badewannen in Sondergröße sind für ihn Sitzbadewannen, oben geschlossene Duschkabinen kann er nur gebeugt benutzen, alle Schuhe, Handschuhe und Kleidung sind sündhaft teure Maßanfertigungen, er kann kein normales Auto fahren, geschweige denn Bahn, Bus oder gar Flugzeug benützen.

Braucht's da wirklich eines besonderen Intelekts, um zu erkennen, dass dieser (kerngesunde) Mensch wesentlich eingeschränkter ist als z.B. ich mit meinem lächerlichen Sackerl am Bauch?

Ich hatte vor allem auf das Eingangsposting von venus geantwortet. Und sie schreibt ja selbst, dass sie rein körperlich kaum eingeschränkt ist. Du bist stärker eingeschränkt, keine Frage. Aber hier geht's ja "nur" um's Stoma (siehe Überschrift).

Liebe Grüße und :kiss: von
Angie

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Monsti

Mitglied

Wie schafft man es, sich mit Stoma zu lieben?

Beitrag von Sabine049 » 23.09.2006, 11:02

Guten Morgen,

ganz schnell vorweg ... korrigieren, boäh, meine gestrigen kognitiven Aussetzer :o:);). Siehste Angie :D:D.

Unversehrtheit
... selbstverständlich stattdessen Versehrtheit

das STIGMA ist das KORPUS DELECTI - die Wurzel des Übels, dass mich unfähig macht zu agieren, mich ausbremst, mich gesellschaftsunfähig macht, mich isoliert, mich einschüchtert, mich "schrumpfen läßt auf Mäuschengröße" oder schlichtweg in der "OPFER"Rolle schlüpfen läßt (eine Spur von Selbstmitleid) ???, in dem Sinne, wenn ich kein Stoma oder aknefrei wäre, dann lägen mir bei weitem nicht so viele Steine im Weg wie derzeit. Läßt sich ebenfalls beliebig fortführen und ergänzen.
(KOLLEKTIVES ICH)

eine gesunde Selbstliebe haben mit dem Intelekt überhaupt nichts zu tun, auch nicht mit irgendwelchen Handicaps und den damit einhergehenden Einschränkungen, die man im Vergleich zu einem kerngesunden Menschen hat.
Zitat Monsti

mh ... ein Nein meinerseits. Gesunde Selbstliebe resultiert m.E. aus Intelekt, einem gesunden Geist, einer gesunden Seele und unweigerlich einem mehr oder minder gesundem Körper.

Ich sinniere laut: woher ein Selbstwertgefühl u. -bewußtsein nehmen, wenn nicht vorhanden; das Stigma/Handicap wird i.d.R. als die Wurzel des Übels gesehen und sich eingehämmert; die wie die Pilze aus dem Boden sprießenden Selbsthilfegruppierunen, zweifelsfrei: dein Bekannter ist im tägl. Leben "gehandicapt", habe sowohl *lange* als auch kleinwüchsige Bekannte; der rational denkende wird sich eher mit dem arrangieren, wie der in der emotionalen Ausnahmesituation Betroffene, der wird die Dinge irrational angehen; der jenige, der mit einer (banalen ??) Appendizitis ("Blinddarmentzündung") auf dem Tisch landet, fühlt sich in dem Moment genauso betroffen wie der jenige, der mit einer Diagnose mit etwaigen tödlichen Ausgang konfrontiert wird; das eigene Leid tritt dann verständlicherweise in den Vordergrund; (wenn es mir persönlich sauschlecht geht, habe ich den ansonstigen Blick über den Tellerrand ratzfatz verworfen); wenn es keinerlei Intelekt bzw. Selbstbewußtsein bedürfte, dann frage ich mich ernsthaft, warum viele an ihrem Handicap, Stigma und sei es nur, die Frau entspricht nicht den Schönheitsidealen, zerbrechen und das STIGMA letzlich verantwortlich halten für ihr mangelndes Selbstbewußtsein- und wertgefühl; ich bin insofern hereingefallen, in dem auch ich bspw. bei den mir mittlerweile völlig verhaßten Rekonstruktionsop.`s eine Portion gesundes Selbstbewußtsein versprach, in dem Sinne: Bin ich erst einmal kontinent = sauber, bin ich sowohl gesellschaftsfähig als auch selbstbewußter. Geisteswissenschaftler oder im karitativen, sozial-medizinischen Bereich Tätige haben schon einen anderen Blickwinkel mit "Weitobjektiv" bzw. Einstellung zu Behinderungen und faßt das eigene Schicksal anders an, als die, die zuvor entweder bis dato in keiner Weise mit Krankheit/Handicaps konfrontiert worden waren, oder von absurden Vorstellungen "geprägt" sind (Vorurteile, verzerrtes Selbst- und Weltbild (zeugt eine derartige Haltung von einem Intelekt, meines Erachtens kopfschüttelnd), der perfektionierte, un;)-versehrte, intelligente Mensch => Gedankenblitz: Genmanipulationen, die ethische Frage nach Lebenswertigkeit + -fähigkeit. Rigorores Selektieren ... in den NL war im vergangenen Jahr bekannt geworden, dass etliche Embryonen mit u.a. einer Spina bifida abgetrieben worden waren ?, abschweifend: sorry ... ich meine schon, dass es einer gehörigen Portion Selbstbewußtsein und einer gesunden verstandesmässig gesteuerten Einstellung bedarf.

Ein Bekannter steckte mir einmal: "Der Krebs ist nicht einmal das Schlimmste, mein Leben vollkommen verändert hat (die Lebensqualität sinken lassen) das blöde Stoma". Es bremst mich völlig aus" - ????? Ich habe es niemals begriffen !?

Für mich persönlich ist das STOMA keinesfalls ein Handicap sondern eine Bereicherung; bei Komplikationsstomata okay...!

Roman wollte ich net verfassen, nun ja eher ein Rapport zusammengewürfelter Gedankenhüpfer; nochmals kurz zu deinem Bekannten. Dieser hat sich abba das Handicap zu Nutzen gemacht und spielte - vermutlich - jahrelang in der Basketball-Bundesliga ;)! Fühlt er sich defizitär?

Ach, mönsch, Angie, über diese Thematik ließe sich vertiefen und stundenlang debattieren/austauschen. Eine harte Nuss, argumentationsmässig bin ich dir einfach net gewachsen :D:D ---- nönöno ... will mich nicht einschleimen!

Du siehst, ich bin der beste Beweis, manchaml schreibe ich konfusen Mist oder genau das krasse Gegenteil von dem, was ich >eigentlich< meinte :angry::angry::zunge:

Viele liebe Grüße Sabbele

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Sabine049

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Wie schafft man es, sich mit Stoma zu lieben?

Beitrag von Monsti » 23.09.2006, 20:36

Hi Sabbele,

ja, über dieses Thema könnte man sicher endlos diskutieren. Vielleicht habe ich mein heutiges Selbstwertgefühl den gut 3 Jahren Psychotherapie zu verdanken ... vielleicht auch dem Alter, in dem man einfach lässiger wird, vielleicht liegt's an beidem, keine Ahnung. :)

Ich kann zum Glück das Gefühl zu mir selbst vom Stoma (oder auch dem Port mit ständig liegender Nadel und damit auffällig fettem Verband) vollständig trennen. Das ist bei mir ganz sicher kein intellektueller Akt, sondern wird vom Gefühl gesteuert. Sicher spielt da auch die vollkommen problemlose Sichtweise meines Gögas eine Rolle. Aber primär ist es die innere Einstellung, mit der man sich der Außenwelt präsentiert. Entsprechend positiv, desinteressiert oder auch negativ ist dann auch das Echo. Meine Erfahrung.

Kurz zum o.g. "Riesen": Er hatte seit seinem 12. Lebensjahr schwer unter seiner Körpergröße gelitten. Schon mit 12 war er 1,98 m groß und überragte selbst die Schüler der übernächsten Klasse. Er hasste es, wenn ihn jemand "Elefantenbaby" nannte. Er hatte das große Glück, nicht nur riesig, sondern auch sehr sportlich zu sein. Ebenfalls hatte er das Glück, innerhalb der Basketballerkreise eine Frau zu finden, die charakter- und größenmäßig zu ihm passt (2,01 m). Wir hatten uns oft unterhalten: Er fühlt sich in der Umwelt, die die Bedürfnisse von 1,60-2,00 m große Menschen berücksichtigt, in der Tat sehr stark gehandicapt. Er war übrigens deshalb fast 4 Jahre lang in psychotherapeutischer Behandlung.

Nicht umsonst hatte ich genau dieses Beispiel gebracht: Im Gegensatz zum Stoma ist Riesenwuchs in unserer Gesellschaft kein echter Makel. Die Einschränkungen im täglichen Leben sind aber ungleich größer als bei unsereins.

Liebe Grüße und :kiss: von
Angie

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Monsti

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Wie schafft man es, sich mit Stoma zu lieben?

Beitrag von Rhianonn » 24.09.2006, 19:13

Servus
ich hab zwar (noch) kein Stoma, aber das ist nur noch ne Frage von ca 4 Wochen *sniff*
Ich hab zur Zeit öfters mal irgendwelche Krisenanfälle von wegen: keiner wird mich mögen, Sex is total out, bin unattraktiv, bla bluff. Ich bin auch nicht in einer festen Beziehung, etc. die mich aufbauen könnte.
Aber ich lebe grad dermaßen in einer Warteschleife, daß ich eigentlich fast froh bin, wenn ich des Ding endlich hab. Dann kann das Leben nämlich weitergehen. Dieses dauernde Pausemachen nach Bestrahlung bzw. im KH liegen und auf bessere Zeiten warten nach Op nervt tierisch.
Klar ist mir mein eigener Hintern lieber als irgendein Loch im Bauch, aber wenn ich dadurch leben kann isses des doch wert?? (und mit 22 hab ich schon noch den Wunsch erweng auf dieser Welt zu verweilen ;)
Man wird sehen, was bei rauskommt, aber ich denk mir: alles ist besser als rumhocken, warten, auf blöde Gedanken kommen und nichts tun.

Vielleicht hilft das irgendwie weiter :ballon:

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Rhianonn

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Wie schafft man es, sich mit Stoma zu lieben?

Beitrag von Monsti » 24.09.2006, 21:32

Servus Rhianonn,

Dein Beitrag hat mir sehr gefallen. :) Hast Recht, ein stinknormaler Popo mit den natürlichen Funktionen ist natürlich wesentlich netter als so ein "Kack-Sackerl" am Bauch. Zum Glück leben wir mittlerweile in einer Zeit, in der die Stomaversorgung (meistens) keine Probleme bereitet und uns in die Lage versetzt, auch weiterhin am öffentlichen Leben teilzunehmen (wenn wir nur wollen).

Gerade gestern habe ich mein Spuckerle komplett neu versorgt. So ganz nackig fand ich's eigentlich arg liab, obwohl es wie immer permanent seinen dünnflüssigen und sehr ätzenden Senf dazugeben musste. :D Da es so munter ist, habe ich's bisher noch nicht geschafft, mich mal so ganz ohne vor den riesigen Spiegel in unserem Schlafzimmer (lächerliche 3 m vom Versorgungsort entfernt!) zu stellen. Ehrlich gesagt finde ich mich auch mit dem Sackerl nicht hässlich. Und wenn ich das passende Outfit (meist Body) trage, finde ich mich durchaus sehr sexy. Findest mein Göga übrigens auch ... ;). Der Rest der Welt kriegt davon eh nix mit.

Liebe Grüße von
Angie

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Monsti

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Wie schafft man es, sich mit Stoma zu lieben?

Beitrag von doro » 24.09.2006, 21:46

Das irrste Kompliment durfte ich heute von meinem GöGa hören, als ich feststellte, dass bei mir der normale biologische Alterungsprozess :D:D so laaangsam einsetzt:

Stimmt nicht, Du wirst immer attraktiver :abgedreht:


LG doro

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