von BlackDog » 11.08.2012, 09:13
hmengers hat geschrieben:Hallo Blackdog,
ich bekomme das immer wieder bei Verfahren bei einer Querschnittlähmung mit. Da geht es ja auch um sehr große Summen. Ist Dein Anwalt denn schon mal auf die Idee gekommen, eine Abschlagszahlung und Verzinsung des später endgültigen Betrags zu beantragen?
Das beruhigt erfahrungsgemäß weil dadurch der Verschleppungsgrund für die Gegenseite größtenteils entfällt.
Herbert
von Hanna70 » 11.08.2012, 13:41
Hallo BlackDog,
die Versicherung hat zunächst erst mal scheibchenweise immer wieder neue "Beweise" für die Folgeschäden abgefordert - vom Arbeitsvertrag über den Minijob, über Bestätigungen von Behandlungen, Protokoll der Stomaversorgung, Mitgliedschaft im Sportclub, bis zum MDK-Gutachten wegen der Pflegestufe. Alle 4 bis 6 Wochen fiel ihnen etwas Neues ein, was sie noch bestätigt haben wollten...
Nach nun fast 1 Jahr habe ich kürzlich ein Vergleichsangebot bekommen, was ja zumindest erst einmal ein Schuldeingeständnis bedeutet...
Liebe Grüße
Rosi
von nixi78 » 17.08.2012, 22:04
Auch ich habe vor mich an diese Schlichtungsstelle für Ärztefehler zu wenden.
Bei mir wurde ja durch eine laparoskopischen Zystenentfernung an der Niere der Dickdarm versehentlich mit dem Verödungsdingsbums verletzt und es kam einige Tage später zur Perforation. Ich hoffe, dass ich wenigstens etwas Ausgleich wegen dem Verdienstausfall bekomme. Kann ja nun seit über 2 Monaten nicht arbeiten. Allerdings wurde ich auch über die Risiken einer OP augeklärt, aber halt auch nur allgemein, dass die Organe verletzt werden können und so weiter.
In dem OP Bericht von der Not OP steht wohl auch drin, dass der Dickdarm durch die andere OP verletzt wurde. Also abstreiten bringt nix.
Was meint ihr?? Werde ich da erfolg haben??
von Häslein » 18.08.2012, 04:00
Hallo Pixi,
es ist sehr verständlich, dass Du einen Ausgleich bzw. eine Entschädigung für die Komplikationen der OP und Deines Verdienstausfalles wünschst.
Allerdings ist es m. M. nach höchst unklar, ob Dir das juristisch zusteht.
Mit Deiner schriftlichen Einwilligung hast Du derartige Komplikationen doch billigend in Kauf genommen. ( grundsätzlich ). Ich gehe davon aus, dass die Aufklärung den gesetzlichen Anforderungen entspricht.
Auf das Risiko einer Organverletzung wurdest Du nach Deinen Beschreibungen hingewiesen; der Dickdarm ist ein Organ, welches insbesondere durch seine anatomische Lage bei solchen Eingriffen für derartige Verletzungen in Frage kommt.
Ich glaube jedoch nicht, dass man exakt voraussehen kann, wie über Deinen Antrag entschieden wird. Stelle den Antrag, und warte das Ergebnis ab, wenn Du das Bedürfnis nach Klärung hast.
Vielleicht lagen auch schwierige, nicht vorhersehbare, intraoperative Bedingungen vor, die eine Verletzung des Darmes erklären. Das kann man nur beurteilen, wenn man Kenntnis über die gesamte Dokumentation hat.
Ich glaube, dass jemand nur Geld rausrückt, wenn er es muss. und die Chancen auf finanziellen Ausgleich erachte ich als klein, den Papier- und Nervenverbrauch als unverhältnismäßig hoch.
LG, Häslein
von Hanna70 » 18.08.2012, 15:03
Hallo nixi,
Häslein hat es schon beschrieben - mit den unterschriebenen Einverständniserklärungen gibt man praktisch einen "Freifahrtschein" ab und die Ärzte sind damit in den meisten Fällen abgesichert. Trotzdem entbindet sie das nicht von der allergrößten Sorgfaltspflicht.
An Deiner Stelle würde ich zunächst Akteneinsicht nehmen und mir von allen relevanten Unterlagen Kopien anfertigen lassen, wie OP-Berichte, ITS-Pflegeprotokolle, Untersuchungsergebnisse, Befunde der Pathologie usw.
Ggf. kannst Du die auch erst einmal mit Deinem Hausarzt durchsprechen, wenn Du zu ihm ein gutes Verhältnis hast.
Dann musst Du ein Gedächtnisprotokoll anfertigen - so ausführlich und sachlich wie möglich und dazu Deine Folgeschäden aufführen.
Diese Unterlagen zusammen mit den Kopien schickst Du dann an die zuständige Landesärztekammer Deines Bundeslandes. Hierzu brauchst Du auch keinen Anwalt und die Prüfung ist kostenfrei.
Wenn ich mich richtig entsinne, bist Du bereits rückverlegt worden und Dir geht es wohl hauptsächlich um den Verdienstausfall.
Rechne dabei nicht in Wochen und Monaten, sondern in Jahren.
Es ist wirklich eine Frage des Abwägens, ob sich der Aufwand an Nerven lohnt. Andererseits möchte man auch gern wissen, was passiert ist und das Grübeln darüber kostet auch Nerven.
Wenn Du noch Fragen hast, gern auch per PN.
Liebe Grüße
Rosi
von UweHH » 19.08.2012, 07:49
Meine kleine Geschichte dazu:
Ich habe mir vor ca. 2 Jahren aufgrund eines simplen Armbruchs, der genagelt werden mußte, nach zwei Wochen einen heftigen Wundbrand (ja, den, den es damals in den Weltkriegen gab ...) eingefangen.
Im "Dorfkrankenhaus", wo der Armbruch zuerst behandelt wurde, hat man sich den angeschwollenen und roten Arm nur kurz angeschaut und dann ging es gleich ab ins BG Krankenhaus nach HH-Boberg. Dort wurde dann ein Teil des Oberarmknochens + Gelenkkugel, ein Teil der Schulterpfanne und Sehnen und Muskeln entfernt. Einiges war schon komplett weggefressen. Der Rest stark entzündet und wurde ebenfalls entfernt.
Es war wohlgemerkt KEIN offener Bruch, so dass ich mir die Bakterien nicht irgendwo, sondern ganz konkret während der OP im Krankenhaus eingefangen habe.
Nach etwas über einem Jahr wurde das erste Provisorium aus Knochenzement gegen eine Oberarmprothese ersetzt, die mehr schlecht als gut paßt. Nun habe ich als Linkshänder einen linken Arm, der so gut wie unbrauchbar ist und nicht belastet werden darf.
Als kleines Schmankel kam hinzu, dass ich über die 1 1/2 Jahre Berge von Antibiotika und sehr starken Schmerzmitteln eingeworden habe. Dies führte dann zu Verstopfungen und hat die diverse Fachärzte davon abgehalten mal genauer nach dem Grund für die lang anhaltenden Verstopfungen und Schmerzen im Analbereich zu forschen. Somit wurde der Darmkrebs erst entdeckt, als er schon im Endstadium war ...
Viele Leute haben mir damals geraten wegen ungewöhnlichen Entzündung gegen das Dorfkrankenhaus, bzw. die Ärzte vorzugehen. Ich habe mich jedoch dagegen entschieden und meine gesamte restliche Energie lieber für mich + meine Gesundheit zu nutzen und sie nicht bei Anwälten, Gutachtern und Gerichten zu verbrennen.
Diese Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut, auch wenn es mir sicher irgendwann ein paar Tausender eingebracht hätte.
LG
Uwe
von sunflowers » 19.08.2012, 11:34
Herrjee, das ist ja echt eine gruselige Geschichte, die einem glatt die Sprache verschlägt.
Ich bin im letzten Monat notfallmäßig ins Krankenhaus gekommen und die haben dort fast 2 Tage gebraucht, um einen Darmverschluss zu diagnostizieren. Nach 4 Ärzten und den Diagnosen Gallensteine und Magenschleimhautentzündung kam erst die 5 Ärztin mal auf die Idee, meinen Bauchraum zu röntgen. Danach lag ich schneller auf dem OP-Tisch, als ich gucken konnte. Bei mir ist aber alles gut ausgegangen, bis auf die Stunden überflüssiger und heftiger Schmerzen.
Ich kann dich, Uwe, gut verstehen. Was nützt einem das Geld, wenn man 1. ganz andere Sorgen bzgl. seiner Gesundheit hat und 2. wertvolle Lebenszeit dafür mit Ärgern, Schreiben, Anwalts- und Gerichtsterminen vertut.
Andererseits kommt mir dabei natürlich aber der Gedanke, dass diese Ärzte dann einfach ungebremst so weitermachen können, ohne Konsequenzen für ihre Fehler. Bis es dann den nächsten trifft...
Liebe Grüße
sunflowers
von Biggi0001 » 19.08.2012, 20:14
Man muss bei allem Aerger aber auch im Kopf behalten, dass eine Diagnostik nicht "mal den Patienten angucken und schon weiss ich,was erst hat" ist.
Diagnosen sind in den seltensten Faellen sofort eindeutig und da es unermesslich viele Variationen von Syptomen gibt ( einschl. simulierender oder zu heldenhaften Patienten kann man einfach nicht erwarten, dass das alles und immer "fluppt".
Gruss, Biggi
von Häslein » 19.08.2012, 20:54
Biggi:
Ich will noch anmerken, dass so mancher Arzt und manche Schwester nach über 30 h ohne Schlaf auch nicht mehr so arbeiten kann, wie ein ausgeruhter Mensch in der klimatisierten Verwaltung, der meist ausgeruht ist.
Würdet Ihr in ein Flugzeug steigen, wenn der Pilot schon über 30 h gefolgen ist - am Stück? Nee, ne...
Freizeitausgleich nach 34 h Dienst am Stück? Nee, gibt es nicht. Nächsten Tag musst Du wieder antreten... aber es ist ja nicht so schlimm... im Durchschnitt hat man nur 8 solcher Dienste im Monat... geht ja noch.
Ah, Du willst aber lieber keine solch langen Dienste machen? Kein Problem... Arbeitsamt... da hast Du dann mehr Freizeit.
Wer wundert sich dann, dass nicht alles perfekt läuft?
Ich nicht... und ich darf behaupten, dass derartige Dienste pervers sind, habe genug davon geschrubbt.
Die Arbeitsbedingungen in Kliniken müssen besser werden, und auch die Bezahlung soll angepasst werden. Medizin. Arbeit ist nämlich wertvoll.
Sonst können Fehler nicht reduziert werden.
Häs.
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