von BlackDog » 07.02.2008, 12:28
Hallo,
recht oft liest man ja hier, dass bei der Behandlung Fehler begangen wurden. Mich interessiert - wer von den Betroffenen hat tatsächlich geklagt? Wie seit ihr vorgegangen? Kam es zur außergerichtlichen Einigung? Wie habt ihr einen kompetenten Anwalt gefunden? Usw. usw.?
BlackDog
von Monsti » 07.02.2008, 12:50
Hallo BlackDog,
ich hatte einmal geklagt, nachdem mir nach einer Vollnarkose ein (wurzelbehandelter) Frontzahn zur Gänze abgebrochen war. Schon beim Aufwachen merkte ich, dass mit dem Zahn etwas nicht stimmt. Prompt lag er dann auch im ersten Brei.
Das KH wollte für den Schaden natürlich nicht aufkommen, da der Zahn ja tot gewesen sei. Ich wandte mich an den zuständigen Patientenanwalt, weil im Anästhesie-Aufklärungsbogen lediglich nach lockeren Zähnen, losen Prothesen und Brücken gefragt wird - nicht aber nach wurzelbehandelten und toten, aber festsitzenden Zähnen. Zusätzlich gab es eine Stellungnahme meines Zahnarztes, der bestätigte, dass jener Zahn kurz vorher zwar wurzelbehandelt, aber fest gewesen sei.
Etwa ein Dreivierteljahr später kam es zum Vergleich, so dass vom KH ein Großteil des erforderlichen Stiftzahns bezahlt wurde.
Liebe Grüße
Angie
von Julchen » 07.02.2008, 17:13
Hallo Blackdog,
und ich hatte zu damaliger Zeit keinen Nerv dafür und dachte mir, dass ich beweispflichtig bin und dies sowieso NICHT nachweisen kann ..... also hab ichs gelassen.
LG Julchen
von Mikey » 07.02.2008, 19:54
Hallo BlackDog...mir gehts wie Julchen...bei mir wurde jede Menge sch.... verbockt aber keiner der anderen Ärzte wollte sich klar dazu äußern und da lagen bei mir auch schon so die Nerven blank das ich das Handtuch geschmissen hab...lieben Gruß Ela
von Frank38 » 07.02.2008, 20:06
Huhu,
Ich kenne das von einem Arbeitskollegen, er hat ewig geklagt das hat sich 5 Jahre hingezogen bis er erfolg hatte. Seine Frau ist dabei verstorben, sie sollte Operiert werden und der Anästhesist hat die falsche Narkose gegeben mit einem Stoff auf dem seine Frau erlergisch reagierte folge war dann Atemstillstand. Die Anästhesie wusste aber bescheid das sie denn Stoff nicht vertragen kann, sie wollten es vertuschen.
Standen auch viele Berichte über denn Fall in der Zeitung bei uns. Versuchen sollte man es auch wenn es halt länger dauert finde ich.
Grauss Frank
von BlackDog » 07.02.2008, 20:22
Zur Information. Die Verjährungsfrist beträgt 3 Jahre ab dem Jahr, in dem die Geschichte passiert ist. Sprich ist es 2007 schief gegangen hat man bis Dezember 2010 Zeit juristisch aktiv zu werden.
von Monsti » 07.02.2008, 21:16
Hallo BlackDog,
schon richtig, aber ohne sehr eindeutige Beweislage hat man keine Chance.
Nach meiner ersten OP (subtotale Kolektomie) war es sehr schnell zu einer Peritonitis gekommen, worauf ich fünf Tage nach jener OP erneut operiert wurde und mein Stoma bekam. Ursache war ziemlich sicher ein "iatrogener Gefäßverschluss" (iatrogen = ärztlich verursacht). Auch zwischen dem ersten Eingriff und der Not-OP war es zu etlichen Fehlern gekommen, zumal ich schon am 2. postoperativen Tag deutliche Peritonitis-Anzeichen hatte (crP > 60 mg/dl, erhebliche Leukopenie, Schüttelfrost, hohes Fieber, Teerstühle und akutes Abdomen).
Damals zogen sich die Ärzte auf folgendes zurück:
1. Da ich schon seit 5 Jahren unter Dauercortison stand, war die Gefahr einer Anastomoseninsuffizienz gegeben.
2. Mein Dickdarm war vorher schon stark geschädigt.
3. Nach einer Darm-OP eine postoperative Peritonitis zu bekommen, gehört leider zum allgemeinen OP-Risiko (so steht's ja auch in jedem OP-Aufklärungsbogen).
Bleibt also lediglich das verspätete Handeln, nachdem ich die Peritonitis schon hatte. Da die langfristigen Auswirkungen aber auch bei kurzfristigem Eingreifen nicht anders als jetzt gewesen wären (totale Colektomie und Ileostoma), legte ich den Fall ad acta. Ich bin auch sicher, dass ich vor Gericht keine Chance hätte. Da fülle ich meine Zeit doch lieber mit erfreulicheren und erfolgreichen Dingen.
Die Geschichte mit meinem Zahn war hingegen eindeutig. Offenbar hatte man mir bei der Narkose den Tubus zu brutal reingegeben oder rausgeholt. Ebenso sind Fälle eindeutig, in denen statt des rechten (kranken) Knies das linke (gesunde) operiert wird. Narkosefehler sind meistens ebenso nachweisbar, zumal das Vorgespräch protokolliert wird (Fehlerquelle Nr. 1!!!) und die Narkose selbst auf die Minute genau dokumentiert ist. Nur, was schriftlich hinterlegt und somit nachzuweisen ist, hat vor Gericht Bestand.
Liebe Grüße
Angie
von hope » 07.02.2008, 22:07
Hi Black Dog!
Ich habe eine Anwältin aufgesucht und lasse zur Zeit vom Medizinischen Dienst prüfen, ob Behandlungsfehler vorliegen.
Die Anwältin, die auf Patientenrecht spezialsiert ist, habe ich von meinem Paps, der Anwalt ist, empfohlen bekommen.
Es hat gedauert, bis sie alle Unterlagen zusammen hatte und nun sind diese mit dem entsprechenden Prüfungsaufforderungsschreiben (was ist das für ein Wort?) beim MD. Ich warte also zur Zeit.
Bin echt gespannt, was dabei raus kommt...viel Hoffnung kann man sich hier ja nicht machen, nicht wahr?
Tschüß für heute.
von BlackDog » 07.02.2008, 22:26
Monsti hat geschrieben:1. Da ich schon seit 5 Jahren unter Dauercortison stand, war die Gefahr einer Anastomoseninsuffizienz gegeben.
von Monsti » 07.02.2008, 22:39
Hallo BlackDog,
jaja, mag schon sein. Natürlich wurde vorher über ein besonderes Risiko wegen der Cortison-Therapie gesprochen. Aber dies wurde (vermutlich) nicht explizit protokolliert. Außerdem wusste ich das ja eh selber.
Wie dem auch sei. Ich habe keinerlei Probleme mit irgendwem oder meinem bleibenden Stoma. Ich weiß um die immensen Risiken bei OPs. Fast alles ist ja den OP-Aufklärungsbögen zu entnehmen und wird vor der OP eigenhändig unterschrieben (das schlimmste dort formulierte Risiko also billigend in Kauf nehmend). Dazu gehörte meine Peritonitis auch.
Klagen kann und sollte man bei eindeutigen Fehlern. Diese wird man dann auch eindeutig nachweisen können (linker statt rechter Fuß z.B.). Für so vage Geschichten wie z.B. meinem Fall sollte man sich den Klageweg sparen. Bringt nur Stress für beide Seiten.
Liebe Grüße
Angie
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