von Anne24 » 11.02.2016, 11:58
Hallo,ihr Lieben,
wurde als Notfall Ende Oktober letzten Jahres während einer Hartmann-Op mit einem endständiges Colostoma versehen.Bei mir War der gesamte Bauchraum vereitelt und ein Eierstöcke musste wegen einer riesigen Zyste entfernt werden.Meine Blutwerte waren bis vor kurzem noch recht schlecht.Mein Hausarzt würde mich am liebsten wieder zur Arbeit schicken,aber wie soll das gehen?Wir haben 2 h Blockunterricht und da wir so wenige Kollegen sind,müssen wir auch in nahezu allen Pausen Aufsicht machen.Ich könnte nicht einfach kurz aus dem Unterricht oder so raus zum Beutelwechseln oder wenn mir nicht gut geht....würde ja auch die Aufsichtspflicht gegenüber den Kleinen verletzen...was ist mit Geräuschen oder auch mal schlechter Luft,die meinem Stoma entweicht...würde zwar offen mit meiner Situation umgehen,doch für die Schüler ist das doch auch sehr unangenehm. Wenn ein Kind umkippen würde...ich darf nicht schwer heben...Bücher,Hefte,die ich dabei haben soll...Gibt es irgendwelche Richtlinien /Gesetze,die was zur Arbeit als Grundschullehrer mit Stoma sagen?Außerdemfühle ich mich abgesehen von den schlechten Bedingungen auch noch gar nicht fit genug,sofort ohne Eingliederung Vollzieht ohne Pausen zu arbeiten.
Danke schonmal für eure Antworten und sorry für den langen Text.
LG von Anne
von Anne24 » 11.02.2016, 11:59
P.S.:Olle Fehlerteufel...XD...Verzeiht bitte!;)
von Witch » 11.02.2016, 14:55
Hallo Anne,
ich kann verstehen, dass Du Dich fragst wie Du den Anforderungen im Beruf gerecht weder kannst.
Wegen Gerüchen brauchst Du eigentlich keine Angst zu haben, da die Beutel mit einem Filter versehen sind. Was die Geräusche betrifft glaube ich, dass Kinder, wenn man ihnen es erklärt, damit ganz normal umgehen werden.
Ich persönlich habe schon von Lehrern gelesen, die mit einem Stoma wieder Unterrichten.
Gibt es für Dich nicht die Möglichkeit mit dem Hamburger Modell in den Beruf wieder einzusteigen? Du würdest z.B die erste Woche mit zwei Stunden täglich beginnen. Die täglichen Stunden werden dann nach und nach gesteigert. Sprich doch mal mit Deinem Arzt darüber.
LG Witch
von saoirse » 11.02.2016, 15:25
Hallo Anne24,
meine erste Frage wäre, ob du einen Schwerbehindertenausweis hast bzw. beantragt hast. Mit der Anerkennung einer Schwerbehinderung stehen dir bestimmte Rechte zu.
Bist du Beamtin oder im Angestelltenverhältnis?
Da ich mich nicht auskenne, hier ein paar ungereimte Gedanken:
- Personalrat
- Schwerbehindertenvertreter
- Gewerkschaften
Eine Wiedereingliederung wird nur von den Krankenkassen befürwortet, wenn du Aussichten hast, wieder ins Berufsleben zurück zu kommen. Sie möchten dich als Beitragszahler nicht verlieren
Falls du aber Beamtin bist?
Es gibt bestimmt jemand hier im Forum, der sich damit auskennt und dir helfen kann.
Ich wünsche dir alles Gute
von Trudi » 11.02.2016, 15:51
Haaaallllo!
Das ist aber ein Riesenmist, der dir da passiert ist!
Das braucht erstmal viiiiieeeel Zeit und keinen Druck, schon gar nicht von außen!
Lass dir Zeit, denn wenn du zu früh anfangst, klappst du bald mit Burnot zusammen! Braucht kein Mensch hnd du schon gar nicht!
Nun zu deinen Fragen:
Ja, man darf und ja, man kann! Aber man braucht Kraft und sollte fit sein!
Ich habe ein Stoma, meinen Freundti!
Und ich bin Mittelschullehrerin! Verbeamtet!
Uuuuund ich arbeite Vollzeit: 27 - 4 (100% Sbb)
Meine Schüler/innen wissen nix davon, und da man weder was sieht, hört oder riecht werde ich mich auch nicht outen!
Freundti meinte neulich, seinen Senf im Unterricht auch mal dazu geben zu müssen und machte laut "Puuuuuuffffffff!"
Die Kinder sofort: "Iiiieeeeeeh Maxi, du Saaaaauuuuu, immer musst du furzen, es stiiiiiiinnnnnkt!"
Man muss wissen, das Maxi einer der Klassenchaoten ist, der auch gerne mal pupst oder rülpst, so dass es mir mitnichten schwer fiel, ihn missbilligend anzugucken!
Der arme Kerl wand sich und beteuerte immer wieder: "Ich wars nicht!" Freundti sang fröhlich weiter: "Puuuuuff-Blubber-Ziiiiiiisch!"
Maxi wand sich noch immer und ich konnte mich doch nicht outen und wusste nicht, wo ich hingrinsen sollte!
Nachdem sich alles und alle, incl. Freundti beruhigt hatten, ging der Unterricht
normal weiter.
Seitdem ist Freundti noch viel braver geworden ich zieh jetzt immer möglichst mehrere Schichten als Schalldämpfer übereinander, so dass es kaum noch hörbar ist, wenn er meint, mitsingen zu müssen!
Mach dir keine Sorgen, wenn du dich fit genug fühlst, mit den "Minimonsters" fertig zu werden, dan schaffst du das auch!
Bei mir im Landkreis sind mehrere "Beutelkollegen".
Zu deinen Rechten:
1. Beantrage SOFORT und auf der Stelle einen Schwerbeschädigtenausweis! Ab 50% musst du KEINE Pausenaufsicht und auch KEINE Vertretungen machen. Du kannst, aber NUR mit deiner ausdrücklichen Einwilligung dürfen sie dich einsetzen!!!! Mit 30% kannst du Gleichstellung beantragen!
2. Versetzungen, Abordnungen und mobile Reserve ist auch nur mit deiner ausdrücklichen Einwilligung möglich!
3. Bei 50% hast du 2 Stunden Ermäßigung
Bei 70% sind es 3 Stunden
Bei 100% sind es 4 Stunden
Vorsicht mit Teilzeit, denn dann gibt es die Ermäßigungen NICHT!!!
4. Mit der SB MÜSSEN sie dir die entsprechenden Pausen zum Beutelwechsel etc. einräumen, dir ein Klassenzimmer in Klonähe einrichten!
Ich hab das so, dass ICH das Klasssnzimmer hab, es mir nach meinem Bedarf eingerichtet, mit allem, was ich für meinen Unterricht brauche, Klo 2 Türen weiter etc. und dir Kinder kommen zu MIR, nicht ich zu ihnen! Im Notfall lasse ich die Tür offen, klopfe ein bestimmtes Signal an die Nachbartür und sause eben ins Klo! Die Nachbarinhort dann mit Rhabarberblätterohren rüber! Funktioniert super!
Die Wiedereingliederung erfolgt i.d.R. mit halber Stundenzahl über den gleichen Zeitraum wie der Ausfall gedauert hat. Das kann bis zu einem Jahr sein!
Mach am Besten einen Plan, so wie DU dir das vorstellst und reiche das bei der entsprechenden Stelle der Bezirksregierungzw. beim Schulamt ein. Die sind meistens dankbar für sowas und genehmigen das.
Viel Freude am Unterricht und alles Gute!
von Pittja » 11.02.2016, 15:56
Hallo Anne, mir ist ungefähr das gleiche wie Dir passiert. Bei einer Gyn Op ist es allerdings zu schweren Kompikationen gekommen. Diese hat man nicht erkannt und das Ergebnis war eine komplette Vereiterung des Bauches und ein geplatzter Darm. Ich musste 7 mal in 3 Wochen auf den OP Tisch mit Kolostomaanlage. Ich will damit sagen, Du bist Ende Oktober so schwer erkrankt, die Zeit ist einfach zu kurz bis jetzt um zu sagen, dein Körper hat sich erholt. Natürlich wirst Du wieder als Lehrerin arbeiten können, aber erst mal musst Du Dich genügend erholen und wieder richtig fit werden. Mein Arzt hat gesagt, mindestens ein Jahr nach so einer schweren Erkrankung braucht der Körper. Ich hatte damals gleich die Schwerbehinderung beantragt und habe 60 % erhalten, natürlich mit Druck. Höre auf Dein Gefühl und lass Dich nicht unter Druck setzen. Dein Körper sagt Dir alleine, wann es wieder geht und vor allem würde ich mich mit dem Arbeitgeber auseinandersetzen und nur das machen was mit dem Darmausgang auch wirklich zu verantworten ist. Viele Grüße von Pittja (Anne)
Alles Gute und gute Besserung.
von doro » 11.02.2016, 16:50
Hallo Anne,
wir Stomaträger haben unser Stoma selten in einer gut geplanten und nett organisierten OP bekommen.Wenn doch kommen nicht selten Komplikationen dazu.
Daher, ich mit Platzbauch, weiss wie lange es dauert bis man annähernd seine alte Form wieder gefunden hat und rate auch nur,nicht drängeln Herr Doktor,alles braucht seine Zeit.Da Du keinen gemütlichen Job im Solobüro hast, braucht es einige Zeit länger und sie solltest Du Dir unbedingt nehmen.
Alles weitere hat Trudi bereits ausgührlich erläutert.
von Trudi » 11.02.2016, 17:24
Oh Oh, das Chemohirn!!!
Da hab ich noch eine deiner Fragen übersehen:
Schwer heben und tragen!
ICH nehme grundsätzlich keine Hefte mehr mit heim! Ich korrigiere in der Schule, arbeite meistens mit losen Blättern, die ich am nàchsten Tag wieder rausgebe und auf der Stelle in die Hefte kleben lasse! Direkte Hefteinträge korrigiere ich nach Unterrichtsschluss in der Schule, sa dass ich nichte mit heim nehme!
Klassenarbeiten mach ich auch nach Unterrichtsschluss in der Schule, denn dann hab ich wirklich Feierabend, alles ist dann erledigt!
Und wenn doch mal was mitmuss, hab ich einen Schulrucksack-Trolley, der im schweren Fall einfach fährt, was mir zu schwer ist!Und mit nem Rucksack hab ich die Hände frei!
Uuuund es gibt immer wieder Kavaliere (Klaasen 5 -10), die mir mein Zeugs gerne und freiwillig rauftragen. Wir haben auch ein paar Rolli- und Rollatorschüler, denen so geholfen wird! Ist bei uns selbstverständlich!
Die Kinder haben mein Drama damals mitgekriegt und wissen von der schweren Bauch-Op, wenn auch nicht vom Stoma oder vom Krebs! Sie helfen gerne!
Ich wünsch dir, dass alles klappt!
Lass dir viiiiiieeeeeel Zeit!
Solltest du zum Amtsarzt müssen, betone nur immer wieder, dass du auf jeeeeeden Fall und uuuuuunbedingt wieder arbeiten willst, dich nur im Moment noch nicht fit genug fühlst!
Dann versuchst du es ein paar Wochen und wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht und du verlängerst noch ein bisschen!
Du hast einen verantwortungsvollen Job, und wenn es nicht geht, dann warte noch, denn weder du noch die Kinder haben was davon, wenn du zu früh anfängst!!!
von Trudi » 11.02.2016, 22:11
Uuuuufffffff!
Nochwas vergessen!
Die Wiedereingliederung beginnt mit halber Stundenzahl, bei Vollzeit meist 12 oder 13. Alle paar Tage, Wochen oder Monate steigt dann die Stundenzahl, je nachdem, wie lange du außer Gefecht warst!
Ich war gut 11 Monate krank, von September bis August. Dann Sommerferien. Im neuen Schuljahr hab ich mit 13 angefangen, November bis Weihnachten 15, Januar bis Zwischenzeugnis 17, bis Ostern 19, bis Schuljahresende dann 21, ein freier Tag inklusive, Mittwochs früher Schluss, weil ich da noch Avastintherapie hatte!
Den Plan hatte ich selber ausgearbeitet, die Dame von der Sozialberatung hatte geholfen und mit unterschrieben und dann hab ich das beim Schulamt vorgelegt.
Ging einwandfrei durch!
Ganz entscheidend ist auch der gute Wille der Schulleitung! Je besser du mit denen kannst, desto besser für dich!
Wenn die aber nicht mitspielen, dann geh zum Personalrat und zum Schwebi- beauftragten in deinem Landkreis! Beide müssen bei fast allen Veränderungen, die Schwebis betreffen, ihren Segen dazu geben! Und i.d.R sind sie auf der Seite der Schwebis!
Viel Erfolg!
von Merlina » 12.02.2016, 01:06
Trudi, Du bist sooooo cool, ich liebe Deine Geschichten!
Und als Lehrerin hätte ich Dich auch gern gehabt!
Merlina
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