von Webkänguru » 15.03.2019, 18:05
Seit drei Jahren kämpfen wir gegen Hilfsmittel-Ausschreibungen in der Stomaversorgung. Der lange Atem hat sich gelohnt: gestern hat der Bundestag das Aus der Ausschreibungen beschlossen. Zukünftig darf uns keine Krankenkasse mehr vorschreiben, wer uns versorgt und mit Stoma-Artikeln beliefert. Möglich wurde dies durch das „Terminservice- und Versorgungsgesetz“ (TSVG). Danke an alle, die uns dabei unterstützt haben.
Obwohl mit der im Februar 2017 erreichten Gesetzesvorgabe Ausschreibungen für Stoma-Hilfsmittel durch die Politik untersagt wurden, durfte die DAK-Gesundheit ihre Stoma-Ausschreibung durchführen. Trotz zahlreicher Klagen. Auch 5.435 Unterschriften in unserer Petition brachten die DAK nicht zum einlenken, waren aber ein starkes Statement gegen das Verhalten der Krankenkasse.
Wir befürchteten das schlimmste. Denn bei einer Ausschreibung vergibt eine Krankenkasse die Stoma-Versorgung für alle Versicherten exklusiv an einen einzigen Vertragspartner. Damit wird unser Wahlrecht ausgehebelt und wir können nicht mehr selbst entscheiden, vom welchen Sanitätshaus oder Homecare-Unternehmen wir versorgt werden. Zudem erhält bei einer Ausschreibung derjenige den Zuschlag, der den niedrigsten Preis bietet. Und das geht zu oft zu Lasten der Versorgungs-Qualität.
Die Kritik an der Ausschreibungs-Praxis der Krankenkassen riss nicht ab. Doch zum Jahresende 2018 deutete sich eine Wende an. In einem Änderungsantrag von CDU/CSU und SPD zum TSVG wurde die Hilfsmittelversorgung plötzlich wieder Thema. Der Antrag forderte Hilfsmittel-Ausschreibungen komplett aus dem Gesetz zu streichen.
Und so wurde es gestern im Bundestag beschlossen. Zusätzlich wurde eine Übergangsfrist für alle laufenden Hilfsmittel-Verträge beschlossen, die durch Ausschreibungen zu Stande gekommen sind. Die Übergangsfrist endet am 31. Oktober 2019.
Für Versicherte der DAK-Gesundheit und der KKH bedeutet dies, dass sie nach Ablauf dieser Frist ihren Versorger wieder frei wählen dürfen. Bis dahin müssen beide Krankenkassen neue Verträge abschließen, die jedem Sanitätshaus- und Homecare-Unternehmen die Möglichkeit bieten, Vertragspartner der Kassen zu werden.
Vielen Dank an alle Unterzeichner unserer Petition. Und danke an die Selbsthilfeorganisationen, Verbände und Initiativen, die nicht aufgehört haben sich immer weiter gegen Hilfsmittel-Ausschreibungen einzusetzen. Gemeinsam haben wir dieses großartige Ergebnis erreicht
von Monsti » 15.03.2019, 20:30
Hallo Christian,
zwar war ich in Österreich nicht davon betroffen, doch habe ich die Entwicklung intensiv verfolgt. Ich freue mich sehr für die deutschen Stomaträger.
Liebe Grüße
Angie
von Renni » 16.03.2019, 09:06
Hallo Christian,
vielen Dank für die gute Nachricht. Ich hatte schon befürchtet, dass die Petition nicht ausreicht. Die DAK hat begonnen Briefe an die Mitglieder zu senden.
Kein Stomaträger klebt sich gerne den Beutel auf den Bauch. Für uns bedeutet die Versorgung am sozialen Leben teil nehmen zu können.
Liebe Grüsse Renate
von doro » 16.03.2019, 10:55
Gute Nachricht!
Denkt daran,wer nach dem 01.11.2019 wieder zu seinem alten Versorger zurück möchte,sollte, wenn ein RP fällig wird, dem jetzigen „Neuen“ kein Jahresrezept (Dauerverordnung) geben.
von Banditensocke » 19.03.2019, 14:46
Ach, das ist toll - ich freue mich für alle Betroffenen, dass im Oktober dann Schluss mit diesem Unsinn sein dürfte! Endlich mal eine gute Wendung seitens der politischen Entscheidungsträger - das wurde auch Zeit.
von Carolcolo » 20.03.2019, 02:40
Die Beruhigungspille wurde medienwirksam abgeschossen, toll. Betroffenene freuen sich.
PubliCar hat z. B. die Hautschutzplatten von Forlive aus seltsamen Gründen aus dem Programm genommen. Zu teuer, weil geringe Marge beim Händler.... egal. Ratschlag von der Stomamaus... Versorger oder Produkt wechseln. Versorger wechseln ist ein blöde Idee. Wer weiß, was dort demnächst aus Kostengründen gestrichen wird.
Ne, die Kuh ist noch lang nicht vom Eis
von Melanie38 » 21.03.2019, 11:03
Endlich gibt es keine Ausschreibungen mehr.
Bin wirklich froh darüber, dass die Politik Ausschreibungen verbietet und wir selbst wieder entscheiden dürfen, wer uns versorgen darf. Schließlich geht es ja um uns als Betroffene!
Ich hatte echt große Sorge um meine Versorgung. Leider gilt das bei der DAK erst ab 1. November...
Die DAK will also tatsächlich für die paar Monate noch die Ausschreibung umsetzen und einen Versorgerwechsel vorschreiben...!
Wer mag schon eine neue Stomaschwester kennenlernen, lohnt doch nicht für die paar Monate. So etwas kann ich nicht verstehen.
Meldet euch mal, was meint ihr dazu?
von Webkänguru » 21.03.2019, 13:57
Hallo Carolcolo,
ich gebe dir recht, die stetig sinkenden Erstattungs-Pauschalen bleiben ein Problem. Aber weitere Ausschreibungen hätten diese Entwicklung deutlich beschleunigt, deshalb sind wir froh den Brandbeschleuniger vom Tisch zu haben.
Grüße,
Christian
von doro » 23.03.2019, 18:18
Nach der DAK hat sich auch Publicare, sehr nett, bei mir gemeldet.Ich bekomme alles!? wie gewünscht.
Nachdem ich heute,nach über 10 Jahren das 1.Mal,auch Post von der GHD erhalten habe,
in der man mir schrieb,das die GHD ab 01.11.2019 gern wieder mein Versorger ist,endete dieser Schrieb mit den Worten.....Wir stehen an Ihrer Seite.
Da frage ich mich, wo stand die Gesundheits GmbH Deutschland während der vergangenen Monate?
Aber hier holt mich mein Ironie Kasper wohl gerade wieder ein
Wenn ich zurück gehe,dann nur wegen meiner netten und kompetenzen Stoma Schwester.
Aber schaun mer mal,wie es anläuft.
PS.Da die Reaktion von DAK Versicherten hier im Forum sehr mager ausfiel,kommt mir der Gedanke,ob ich ausser 2-3 die sich geautet haben zur DAK Minderheit gehöre?
von Merlina » 24.03.2019, 19:27
Hallo,
ich habe mit dem GHD sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich vermute, letztlich liegt es an der Fee und ihrer Vermittlung und an uns selbst, ob wir Kontakt haben.
Ich wurde z.B. unaufgefordert zu Vorträgen eingeladen und immer wenn ich etwas außer der Reihe wissen wollte, hat man sich zeitnah darum gekümmert.
Doro, wenn Du so lange beim GHD Kundin bist und Deine Stomafee sich regelmäßig um Dich kümmert, dann hat es ja an nichts gefehlt, oder? Wozu sollten Sie sich dann noch melden, wenn es keinen Anlass gab.
Bei mir hat sich der GHD in Sachen Ausschreibung zweimal gemeldet. Was ich allerdings schade fand war, dass es so kurzfristig vor Ablauf meiner Verordnungsfrist war.
Leider gibt es trotz verlängerter Verordnung nun keine Möglichkeit diese 6 Monate weiter vom GHD versorgt zu werden. Ich muss also eilig zu Publicare wechseln und kann danach wieder zurück gehen. Ich denke, die kalkulieren damit, dass einige aus Bequemlichkeit oder weil sie sich nicht selbst darum kümmern können dann bei Publicare bzw. den anderen Ausschreibungsgewinnern bleiben.
Ich werde in jedem Fall zurück zum GHD gehen, weil ich die Art und Weise der Zwangsmaßnahmen sehr unangenehm finde und das keinesfalls mit tragen werde!
Ich überlege auch, ob ich die KK wechsle, habe aber Bedenken, dass mir dadurch Nachteile entstehen könnten.
Eine chronisch Kranke die nicht auf eine langjährige Beitragszahlung mit wenig Leistungsinanspruchnahme zurückblicken kann, will vermutlich keiner gern haben.
LG, Merlina
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