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Gerichtsprozess - Behandlungsfehler - Illeostoma – Seite 1

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7 Beiträge • Seite 1 von 1

Gerichtsprozess - Behandlungsfehler - Illeostoma

Beitrag von Catwomen » 29.08.2015, 22:15

Hallo alle Zusammen,

2013 war mein Jahr was das ganze Thema Stoma anging und heute 2015 möchte ich euch gerne einen Einblick geben, wie es in meiner Geschickte weiterging und vor allem wie es mir Stand heute nach meiner Rückverlegung geht.

Kurz zum Hintergrund: 2013 geplatzer Blinndarm, Bauchfellentzündung, Herzmuskelentzündung und ca. 20 cm Dickdarmentfernung = 1. OP, danach eine Nahtinsuffizienz inkl. Illeostoma = 2. OP und dann die Rückverlegung des Illeostomas = 3. OP!

All das passierte überhaupt, da ich an einem Sommer- Sonntag in eine Notfallpraxis in Stuttgart gegangen bin. Typische Beschwerden: Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen, welche von der Ärtzin ohne Fiebermessen oder Bauchabtasten als klassische Magen-Darm-Beschwerden anhand von der Aussage: " Sie sind schon Nummer 19 mit diesen Beschwerden" diagnostiziert wurden und ich auch nach einer Infusion nicht im Krankenhaus bleiben musste. Als es nicht besser wurde hat auch die in Stuttgart damalig ansässige Hausärztin keine weiteren Untersuchen vorgenommen, sondern mich lediglich unnötig 2 Wochen mit Medikamenten versorgt und immer wieder nichtr ichtig untersucht sowie mit Aussagen wie: "Kann mal länger dauern so ein Virus oder ich vertrage die Medikamente nicht, da diese nicht richtig bei mir anschlagen"...

Naja End vom Lied waren dann die vielen OPs und eine Leidensgeschichte von gut 6 Monaten.

Da alles schon etwas komisch war, habe ich direkt ein ärztliches Gutachten über meine AOK Krankenkasse machen lassen. Lief alles Top! Schnell und vor allem waren die Mitarbeiter der AOK sehr hilfsbreit! Das Gutachten zeigte bis zu 20 Verstöße seitens der Erstbehandlung in der Notfallklinik als auch die anchließende Betreuung der weiteren Ärtzin.

Demnach habe ich mir direkt einen Anwalt genommen und habe alles in die Wege geleitet, um hier die Verantwortlichen wachzurütteln, dass man uns Patienten immer ernst nehmen muss - egal mit was wir zu ihnen kommen! Leider alles privat, da ich keine Rechtschutzversicherung für medizinische Themen habe.

Es hat fast 1,5 Jahre nun gedauert bis das erste außergerichtliche Schreiben an die Beklagten raus ging. Darauf wurde natürlich nicht wirklich reagiert. Mittlerweile liegt dem Landgericht in Stuttgart mein Fall und alle Unterlagen vor. Ich habe nun dieses Jahr im November endlich meinen 1. Gerichtstermin!!! Freue mich total und bin jetzt schon aufgeregt!

Die zuständige Richterin hat aufgrund möglicher Folgeschäden auch das Schmerzensgeld schon um einige Euros erhöht und ich bin gespannt wie das alles weiter gehen wird!

Aber aufrgund eines für mich positiven Gutachtens und der Sachlage gehe ich mit einem guten Gefühl an die ganze Sache. Zudem scheint die Richterin da ja auch schon einen ersten für mich positiven Eindruck gewonnen zu haben. Ich werde euch berichten, wenn hier ein Urlteil gefällt wird oder wie wir uns einigen.

Zum Leben nun nach 2 Jahren Illeostoma - Rückverlagerung kann ich soviel sagen:

Mein Darm ist immer noch nicht wirklich normal. Meine Stuhlgänge sind sehr durchwachsen und ich habe so ziemlich jeden Tag eher flüssigere Stuhlgänge. Vor allem auch viel häufiger als vor dieser ganzen Stomasache. Ich gehe zur Toilette und denke ich bin fertig und kann danach manchmal doch direkt wieder gehen.

Bei Lebensmitteln gibt es immer noch Sachen die ich nicht vertrage: zuviel Rohkost, Säfte, Kohlensäure, Mohnbrötchen usw. .Meine Darmgeräusche sind echt extrem laut. Vor allem wenn man so Abends im bett liegt, dann blubbert und macht und tut es, als ob man eine totale Magen Darm Sache hat - dabei ist aber alles in Ordnung.

Vor 2 Wochen war ich auch das erste mal wegen Bauchverwachsungen in Behandlung, da ich sehr starke Krämpfe im Bauchbereich hatte. beim Ultraschalt kam raus das eine Verwachsung zum Dickdarm hingeht und dort eine Stelle ein wenig einengt und der Stuhlgang probleme hatte durchzurutschen: ABhilfe hatte eine Krampflösende Spritze und ABführmittel gesorgt.

Fazit ist, dass ich manchmal sehr gute Tage habe, aber auch immer wieder damit Probleme habe. Nach 2 Jahren befürchte ich das es irgendwie auch nicht mehr arg viel besser wird....

Und vor allem sollten wir uns auch immer gegen Ärtze wehren und uns nicht alles gefallen sowie mit unserem Körper machen lassen!! :gut: :winke:

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Catwomen

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Gerichtsprozess - Behandlungsfehler - Illeostoma

Beitrag von Hanna70 » 30.08.2015, 18:17

Hallo Catwoman,

ich möchte Dir Deine Zuversicht bezüglich der Regelung der Behandlungsfehler ganz bestimmt nicht nehmen. Aber, dass Du Dich auf die Gerichtsverhandlung freust, finde ich ein ganz klein wenig blauäugig. Entschuldige bitte, aber hast Du eine ungefähre Vorstellung, was da auf Dich zukommen wird?

Selbst wenn die Richterin Dir gewogen sein sollte und Du den Prozess bereits im ersten Anlauf gewinnen solltest, wird die Haftpflichtversicherung des KHes zu 99,9 % Einspruch einlegen. Und dann geht der Kampf erst richtig los - mit Gutachten der Gegenseite und wieder Gegengutachten. Hat Dich Dein Rechtsanwalt auf diese Möglichkeit vorbereitet? Für den Rechtsanwalt rechnet sich natürlich ein Gerichtsprozess besser als ein Vergleich. Aber wenn Du keine Rechtsschutzversicherung hast, können da riesige Kosten auf Dich zukommen. Und vor allem - es wird endlos dauern!

Ich würde den Rechtsanwalt vielmehr bitten, doch auf einen Vergleich hinzuarbeiten. Natürlich wimmelt die Haftpflichtversicherung auch da erst mal ab. Da kommt es auf das Können des Anwaltes an.

Dass Deine KK Dich unterstützt und sehr hilfreich ist, hat einen ganz einfachen wirtschaftlichen Grund. Die Patienten werden praktisch "vorgeschickt", den Prozess zu führen. FALLS dieser Prozess zugunsten des Patienten ausfällt, dann macht sich das auch die KK zunutze. Sie fordert nämlich dann von der Haftpflichtversicherung des KHes alle Folgekosten, die durch den Behandlungsehler entstanden sind bzw. noch entstehen. Und das ist zumeist wesentlich mehr als Du evtl. als Schadensausgleich erhalten wirst. Da das auch die Gerichte wissen, werden Gutachten des MdK oft auch als "Gefälligkeitsgutachten" zugunsten der KK gesehen. Gutachten der Landesärztekammern fallen da meist mehr ins Gewicht, da dort die Unabhängigkeit eher gegeben ist.

Versteh mich bitte nicht falsch, ich wünsche Dir und hoffe mit Dir, dass Du Recht bekommst und auch einen Schadensausgleich bekommst. Ich habe mich ja auch gegen Behandlungsfehler gewehrt und ich finde es gut und richtig, sich zu wehren.

Mich hat nur Deine Freude auf den Prozess irritiert. Verlass Dich bitte nicht zu 100 % auf den Rechtsanwalt sondern informiere Dich auch selbst ausgibig über Verfahrensabläufe und ggf. ähnliche Prozesse. Befasse Dich schon im Vorfeld auch mit dem Gedanken, dass Recht haben nicht auch gleich Recht bekommen bedeutet.

Du musst möglicherweise damit rechnen, dass Du zum Beispiel beweisen musst, dass kein Arzt Deinen Bauch abgetastet hat. :? Hast Du Deine komplette Krankenakte einsehen können?

Ich drück Dir die Daumen!

LG Rosi

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Hanna70

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Gerichtsprozess - Behandlungsfehler - Illeostoma

Beitrag von El Gorde » 02.09.2015, 00:09

Hallo Catwomen,
ich kann Deine -Freude verstehen. Endlich passiert etwas.
Vielleicht genügt der Richterin ja das vorherige Gutachten,
event. aber wird von dem Gericht ein neuer Gutachter
bestellt.
Dies hängt alles vom Gericht ab.
Jedenfalls alles Gute für Dich

El Gorde

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El Gorde

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Gerichtsprozess - Behandlungsfehler - Illeostoma

Beitrag von Catwomen » 13.09.2015, 15:58

Hallo liebe Rosi und El Gorde,

vielen Dank für eure Beiträge :).

Freuen tue ich mich in dem Sinn, dass die Sache nun Stück für Stück voran kommt und sich etwas beginnt zu Rollen. Das dieser Start natürlich auch der Start von einem lange, ewigen und nervenaufreibenden Prozess sein kann ist mir durchaus klar.

Ich habe mich gut mit den Themen beschäftigt und mein Anwalt ist auch sehr offen zu mir. So wie du sagst weiß man eben am Ende nie, was letzten Endes auch entschieden wird. Man kann da als Gewinner herauslaufen oder eben als Verlierer der ggf. doch irgendwie Recht hat.

Grundsätzlich finde ich nur, dass wir uns wehren müssen, wenn uns etwas unrechtes wiederfährt. Meine Krankenakte habe ich nazürlich eingesehen und es ist durchaus auch nachvollziehbar, wo wirklich offensichtlich geschludert wurde. Die Dokumentationen von manchen Ärzten sind auch nur bedingt vorhanden....

Ich wart ab und lass alles auf mich zukommen. Von dem weiteren Verlauf werde ich auch immer wieder mal etwas hier berichten. Medizinisch gesehen ist jeder Fall immer anderst und ein finales Gerichtsurteil anstatt einen Vergleich zu bekommen ist in der Medizin eh immer schwieriger.

Was die Krankenkasse angeht, weiss ich von einem aus meiner Familie der dort in führender Verantwortung arbeitet, dass mein Fall bzgl. der Kosten schon damals bei Ertellung des Gutachtens mit den dahinter stehenden Versicherungen wohl abgerechnet worden ist. Da muss also schon bei den Versicherungen was hintenrum passiert sein, wovon wir Verbraucher nichts mitbekommen. Die sind da sicherlich sehr schnell im Geldeintreiben bei solchen Fällen.

Was war denn bei dir das Thema mit dem Behandlungsfehler Rosi? Wie lief das ganze bei dir in deinem Fall? Würde mich freuen, wenn du einige Worte dazu sagst :)

Schönes Wochenende und alle Gute euch!
Katharina :winke:

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Catwomen

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Gerichtsprozess - Behandlungsfehler - Illeostoma

Beitrag von Hanna70 » 13.09.2015, 18:11

Hallo Katharina,

am 17.06.2011 habe ich im Unterforum "Das ist meine Geschichte" unter dem Titel "Von 100 % Power auf 100 GdB Behinderung in 4 Monaten" meine Geschichte erzählt. Dort kannst Du ja mal nachlesen (ich bekomme einen Link nicht hin ;) ).

Das hatte ich 3 Jahre nach dem Geschehen geschrieben und selbst da noch nicht überblicken können, was noch an Folgeschäden auf mich zukommen würde. Im Gutachten der LÄK wurden zwar mehrere Behandlungsfehler festgestellt, aber bei weitem nicht alle, so z.B. nicht, dass mir ohne erkennbaren Grund und vor allem ohne Information (von Aufklärung ganz zu schweigen) die Scheide zugenäht wurde (Kolpokleisis) und während einer Beatmung 4 Zahnimplantate ausgebrochen wurden. Das waren wohl für die LÄK neben allem anderen zu kleine Fische.

Das wichtigste Thema für die LÄK war, dass mir nicht bereits in der 1. OP ein Stoma gelegt wurde, viel zu lange abgewartet wurde, als das dann gelegte Stoma über 17 Tage nicht gefördert hatte und dass es keinen OP-Bericht über die 2. OP gab.

Letzteres war für mich der Hauptgrund für das Beschwerdeverfahren. Das KH hatte sogar versucht, diese 2. OP ganz zu verschweigen, obwohl es sowohl das Anästhesieprotokoll als auch den Bericht von der ITS und die Pflegeberichte gab. Durch diesen fehlenden Bericht weiß nun niemand, weshalb die OP vorzeitig abgebrochen wurde, wieviel Darm mir bei dieser OP entfernt wurde und weshalb ich seitdem harninkontinent bin.

Das war anfangs der pure Horror, weil jeder Arzt, zu dem ich im Anschluss neu kam, die Hände hob und ich den ganzen Schlamassel immer wieder erklären musste.

Falls Du noch mehr Fragen hast, kannst Du mir auch eine PN schicken.

LG Rosi

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Hanna70

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Gerichtsprozess - Behandlungsfehler - Illeostoma

Beitrag von Tna1993 » 25.05.2016, 13:41

Hallo,

Ich hatte auch mal vor, aufgrund von schweren Behandlungsfehlern vor Gericht zu gehen. Ich komme aus der Nähe von Stuttgart. Ich kann jedem nur vom Robert-Bosch-Krankenhaus abraten. Zumindest was den internistischen Bereich angeht. Ich bin damals mit einem komplett hochgradig entzündeten Dickdarm (colitis ulcerosa) ins Krankenhaus gegangen. Erst einmal bin ich komischerweise im Kreißsaal gelandet. Die freche Assistenzärztin von der internistischen Ebene hingegen hat zu mir eiskalt gesagt, ich wäre nur psychisch krank (Diagnose wurde aber schon vor 4 Jahren gestellt) und würde mir das alles einbilden (ja, genau SO hat sie es gesagt) . Den Ober- und Chefarzt hat das alles auch nicht gejuckt weil ich Kassenpatientin bin (ich wurde tatsächlich vom Chefarzt gefragt ob ich privatversichert bin. Als ich "nein" gesagt hab meinte er, er könne leider nichts für mich tun.) Man wollte mich unbedingt in eine psychatrische Klinik schicken. Das wollte ich aber nicht und wurde aus dem KH rausgeworfen. Im Krankenhaus Bad Cannstatt stellte sich heraus, dass man den Dickdarm niccht mehr retten kann. Durchgehend hochgradig entzündet. Ich kam mit 40 Grad Fieber auf die Intensivstation und war nicht mehr ansprechbar (ich dachte wirklich ich werde sterben). Daraufhin wurde mein Dickdarm komplett entfernt. Die OP sollte in 1-2 Monaten erfolgen, aufgrund meines sich konstant verschlechternden Zustandes erfolgte sie drei Tage später. Heute geht es mir nicht wirklich gut. Auch mit dem Krankenhaus Bad Cannstatt bin ich inzwischen nicht mehr zufrieden. Ich bin ein etwas komplizierterer Patient weshalb die Ärzte schon genervt sind wenn sie meinen Namen hören. Weshalb ich nicht vor Gericht geh? Weil ich einfach weiss, dass EGAL was passiert, die Ärzte sich rausreden können. Die lassen einen nicht umsonst Unterlagen unterschreiben. Ich hoffe für dich, dass du wirklich Erfolg hast. Mir persönlich fehlt einfach die Kraft, da ich immer noch so starke gesundheitliche Probleme habe. Bloß die Finger vom Robert-Bosch-Krankenhaus lassen.

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Tna1993

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Gerichtsprozess - Behandlungsfehler - Illeostoma

Beitrag von 1margot2 » 25.05.2016, 15:43

Sorry, wenn ich schon wieder eine Kommentar einstelle und mit ICH beginne:

Auch bei mir wurde ein Arztfehler festgestellt. In einem hiesigen Krankenhaus
wurde meine Blase entfernt, obwohl dies zu diesem Zeitpunkt nicht notwendig
gewesen wäre.
Aufgrund meiner Krankenakte habe ich dann eine Klage gegen das Klinikum angestrebt
und habe diese nach 4 1/2 Jahren auch gewonnen: Eindeutiger Arztfehler lt. des Gutachters
beim Gerichtstermin.
Es kam eine schöne Summe Schmerzensgeld dabei für mich raus.

Also, es rentiert sich allemal, etwas gegen Ärzte oder Krankenhäuser zu unternehmen, sie
können sich nicht immer fein rausreden.

Margot

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1margot2

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