von uexlbuexl » 31.03.2009, 17:58
Hallo wie ich hier so nett gelesen habe "Beutelchenträger"
Ich habe folgende(s) Problem(e):
Meinem Vater wurde Anfang des Jahres die komplette Blase wegen eines riesigen Tumors entfernt. Er hat jetzt ein Stoma bekommen. Leider hat er es nicht so besonders mit der Reinlichkeit, ich denke er hat es in den 2 Monaten vielleicht 1 oder 2 mal gewechselt, aber das ist ein anderes Thema.
Hat er durch das Stoma einen Anspruch auf GdB oder auf eine bestimmten Pflegestufe?
Ich wollte für ihn schon online einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen, aber da wird man als erstes danach gefragt, wie hoch der Grad der Behinderung sein soll - aber ich hab ehrlich gesagt keinerlei Ahnung über die Materie, bin da noch komplett neu.
Ein Pflegestufe ist doch da bestimmt auch drin, ich denke wenn er nicht regelmäßig sein Stoma wechselt, kann es doch bestimmt zu einer Infektion kommen, und mit einer Pflegestufe kann man ihm doch jemanden ins Haus schicken, der dafür sorgt, daß er es regelmäßig macht oder am besten es ihm gleich gemacht wird. Ich kann mich leider nicht darum kümmern, da ich selbst berufstätig bin, ich habe seit seiner großen OP sehr viel Urlaub genommen und war teilweise auch krank geschrieben, um mich um Vieles zu kümmern, aber mein Chef hat mich schon "sehr dezent" darauf hingewiesen, daß es so nicht weitergeht... Es wäre also sehr wichtig, daß sich da jemand um ihn kümmert.
Hab ich da eine Chance?
Vielen Dank vorab für Eure Hilfe
LG Alexandra
von Monsti » 31.03.2009, 18:12
Hallo Alexandra,
Herzlich willkommen bei den Kängurus! |
von clape_de » 31.03.2009, 18:17
Hallo Alexandra.
Auch bei mir wurde die Blase komplett entfernt und ich bekam auch ein Urostoma. Dein Vater sollte das Stoma schon öfter pflegen. Bei mir sieht das folgendermaßen aus: da ich ein 2-teiliges System benutze: jeden morgen ein neuer Tagesbeutel, jeden 2-ten Tag eine neue Basisplatte (vor dem aufkleben das Stoma und und die Haut drumherum mit warmen Wasser reinigen),jeden 2-ten Tag einen neuen Nachtbeutel. Ich habe mein Stoma ca. 2 1/2 Jahre und bin bis jetzt noch nicht einmal Wund gewesen.
Zum GdB ist zu sagen das ich 80 % habe.
Ob Dein Vater ein Pflegefall ist mußte Du mit der KK abklären.
Ich denke das Dein Vater mit der das Stoma akzeptiert und es dann auch regelmäßig pflegen wird. Jedenfalls wünsche ich ihm das.
VLG
Claus
von uexlbuexl » 31.03.2009, 18:42
Hallo Ihr 2 superflotten Antworter,
ganz lieb von Euch, daß Ihr mir so schnell und unkompliziert Auskunft gegeben habt.
Also 80 % ist schon schon ganz schön viel, da bin ich überrascht, aber ich werde das gleich so in den Antrag schreiben. Mal sehen, ob wir damit durchkommen.
Mein Vater hat auch so ein zweiteiliges System, also die Basisplatte hat er seit seiner Krankenhausentlassung überhaupt nicht gewechselt, er ist jetzt am Freitag wieder ins Krankenhaus gekommen, weil sein HB-Wert so niedrig ist, daß jetzt gesucht wird, wo er so viel Blut verliert, äußerlich sieht man nix. Das Beutelchen hat er vielleicht 1 x gewechselt.
Als ich ihn am Freitag ins Krankenhaus gebracht habe, wurde dort natürlich sein Urin benötigt, der war in seinem Beutelchen schon gestockt. Dann wollte er, daß ich sein Stoma wechsle (wäre für mich auch kein Problem, aber ich hatte es halt noch nie zuvor gemacht), dann war nach Entfernen der Bodenplatte so brutal viel Pflasterkleber an seinem Bauch, daß ich da auf keinen Fall die neue Platte draufkleben wollte. Ich habe die Schwester gerufen, ob sie was hat, um den Kleber zu entfernen, sie kam dann mit Aceton an, ging auch wunderbar weg alles. Jetzt will er, daß ich ihm Aceton besorge, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß wenn das an die offene Stelle gelangt, daß das so gesund sein soll, und ich denke wenn er das selber macht, läßt sich das nicht vermeiden.
Gott sei Dank habe ich hier im Forum schon von einigen Mittelchen gelesen, die man dafür verwenden kann.
Oh Gott, jetzt habe ich hier mein Herz ausgeschüttet, aber ein bißchen überfordert fühle ich mich schon grad im Moment... Aber was soll mein Vater dazu wohl sagen...
Vielen Dank nochmal für Eure Hilfe
Alexandra
von Biggi0001 » 31.03.2009, 19:17
Für die Stomapflege ist kein Pflegedienst zuständig, das kann und muss der Betreffende selbst machen.
Der Pflegedient kommt nur in Frage, so lang z.b. durch die Auswirkungen von OP's o.ä. oder weitere Einschränkungen die Pflege nicht selbst zuzumuten ist, meist nur wenige Wochen lang, wenn überhaupt. Eine Pflegestufe "nur" wegen Stoma ist i.A. auch nicht gegeben.
Der GdB für ein Stoma beginnt i.A. bei ca. GdB 50. Erhöhung je nach Schwere der Beeinträchtigungen.
Grundsätzlich kann man sagen: wenn er es mit der Reinlichkeit nicht so hat, ist das sein Problem. Für sowas kann die Allgemeinheit nicht zur Kasse gebeten werden, mit Verlaub gesagt.
LG, Biggi
von Monsti » 31.03.2009, 19:20
Hallo Alexandra,
zur Entfernung meiner Basisplatte brauche ich gar nichts. Allerdings trage ich meine Basisplatte durchschnittlich auch nur drei Tage. Da ist sie noch nicht so weit, dass sie sich auflöst. Falls ein Pflasterlöser erforderlich sein sollte, dann soll Dein Vater bitte nicht Aceton verwenden. Es gibt spezielle Pflasterlöser für Stoma-Basisplatten (z.B. "Derma Sol" von Coloplast).
Liebe Grüße
Angie
von uexlbuexl » 31.03.2009, 19:43
Vielen Dank Ihr Lieben,
ich hoffe, daß ich es ihm vermitteln kann, wie wichtig es ist, alles regelmäßig zu wechseln und sauber zu halten.
Liebe Grüße und vielen Dank, morgen fahre ich wieder zu ihm
Alexandra
von Monsti » 31.03.2009, 20:00
Hallo Alexandra,
bei mangelhafter Pflege riskiert Dein Vater nicht nur Hautprobleme, sondern auch Infektionen. Beides ist kein Spaß.
Liebe Grüße
Angie
von Webkänguru » 01.04.2009, 08:36
Hallo Alexandra,
mich würde vor allem interessieren, welches System/Hersteller dein Vater benutzt. In 2 Monaten nur einmal die Platte wechseln, das ist schon eine reife Leistung. Bei den meisten von uns wäre da die Platte schon von selbst vom Bauch gefallen. 7 Tage war die längste Zeit, die ich bisher bei einem Urostoma gesehen habe.
Dein Vater muss auf jeden Fall auf eine regelmäßige Stomapflege achten. Ansonsten riskiert er starke gesundheitliche Probleme. Und welche Alternative hat er denn noch, wenn seine Blase bereits entfernt werden musste?
Der Beutel sollte spätestens jeden zweiten Tag gewechselt werden. Ansonsten sammeln sich Keime im Beutel, die für Harnwegsinfekte sorgen können.
Weiter ist bei einem Urostoma darauf zu achten, dass man genug trinkt und den Beutel mehrmals täglich leert. Am besten Wasser und Tee. Der Beutel darf ruhig 4-5 mal am Tag voll werden. Das vermindert zum einen die Keimbildung, zum anderen vermeidet man das Risiko der Harnkristallbildung. Harnkristalle sind wie kleine Glassplitter, sie können sich rund um das Stoma festsetzen und sorgen für eine ordentlich wunde Haut.
Die Platte selbst sollte, auch wenn sie bombig fest hält, spätstens jeden 5. Tag gewechselt werden. Mit der Zeit nimmt die Platte selbst und die Haut darunter Feuchtigkeit auf. Die Haut quillt auf, wie an den Händen wenn man zu lange in der Badewanne gelegen ist (Waschfrauenhände). Im schlimmsten Fall löst sich dann die Haut ab und es kommt zu offenen Stellen.
Zum Ablösen der Klebereste hilft nach meiner Erfahrung Niltac Spray am besten. Auch Derma Sol von Coloplast ist ganz gut. Aceton ist ein Mittel aus der Steinzeit, da sollte man drauf verzichten.
Das dein Vater sich noch nicht richtig um sein Stoma kümmert, mag daran liegen, das er die neue Situation noch nicht akzeptiert hat. Ich hoffe er versteht, das ihm eine regelmäßige Pflege seine Urostomas weitere Arztbesuche erspart und ihm mehr Lebensqualiät und Unabhängigkeit gibt.
Ich wünsche deinem Vater alles Gute, er steht mit seinem Stoma nicht alleine da. Es gibt noch einige tausend weitere Menschen mit Urostoma alleine in Deutschland. Und dir wünsche ich die nötige Geduld, aber vernachlässige dein eigenes Leben nicht. Wenn er ansonsten fit ist, muss dein Vater lernen selbständig mit seinem Stoma umzugehen.
Viele Grüße,
euer Webkänguru
von Linie 22 » 01.04.2009, 12:42
Hallo uexlbuexl,
wegen mangelnder Stomahygiene bekommt man keine Pflegestufe. An Deiner Stelle würde ich Senior ganz klar auf, wie von vorpostern bereits beschrieben, mgl. Infektionen, Hauterkrankungen etc. hinweisen.
Die häusliche Beratung einer Stomaschwester oder -pfleger wäre in seinem Fall evtl. hilfreich.
Tschüüüss. nichtvergessendwillkommenherzlichst, grüßt Linie 22
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