von Billie-Jean » 11.04.2008, 10:00
Also: Ich habe eigentich schon vor, alles so zu ende zu bringen, was ich angefangen habe, aber man macht sich eben seine Gedanken und ich brauche immer einen Plan B.
Früher war ich extremst belastbar und wie ich jetzt rumlaufe und ziemlich schnell fertig bin, macht mir doch Angst vor der Zukunft...
Ich war mitten im Staatsexamen und habe daher nichts in die Kasse einbezahlt, da ich ja nichts verdient hab.
Im Moment bestehen meine "Einnahmen" aus Halbwaisenrente und Kindergeld (und meiner Mama ).
Mache mir halt Gedanken, wenn das Studium und Referendariat (was extremst sein soll und kann, es ist nämlich Hauptschullehramt)nicht so hinhaut, wie ich das gerne möchte. Auch wenn diese blöde Taubheit in den Extremitäten bleibt, kann ich es vergessen, denn wie soll ich korrigieren, wenn ich nicht mal 10 Minuten einen Stift halten kann?!
Was habe ich denn überhaupt für Möglichkeiten?
Mein Freund verdient ziemlich gut und kann er da irgendwelche Vorteile etc. geltend machen? Wir wollen in den nächsten ein bis zwei Jahren heiraten.
Ich bin 100% Schwerbehindert (eben diese 5 Jahre und ohne Merkzeichen).
Ach man, ich kenne mich gar nicht in diesem Thema aus und schäm mich eigentlich so, weil ich noch sooo jung bin und schon nicht mehr wirklich imstande "normal" zu sein.
von hmengers » 11.04.2008, 11:54
Ich lasse mich eigentlich nicht so schnell aufregen, aber die Bemerkung mit "normal" geht mir doch an die Nieren.
Ich bin querschnittgelähmt, Rollstuhlfahrer, habe ein Stoma und bin normal! Jammern hilft so wie so nix. Vielleicht wäre informieren besser. Man kann die Studienrichtung wechseln, man kann (z.B. mit Rehasport oder KG) trainieren, dass die Taubheit weg geht oder sich verringert. Man kann, wenn alles nicht klappt mit 100 % GdB eine Grundsicherungsrente bekommen, man kann, man kann...
Aber man darf nicht den Kopf hängen lassen. Sonst ist man deshalb nach einer gewissen Zeit nicht mehr "normal".
Herbert
von Billie-Jean » 11.04.2008, 12:06
Ich bin bestimmt niemand, der jammert und habe mich während des Ganzen nicht unterkriegen lassen. Ich möchte mich informieren und daher hab ich das ja gefragt. War das letzte halbe Jahr noch mit der Chemo beschäftigt und jetzt gehts wieder bergauf.
Mit normal habe ich eigentlich mein Leben davor gemeint. Aber was ist schon normal... ich war schon immer verrückt :feiern:
von Chief » 11.04.2008, 13:18
hmengers hat geschrieben:Ich lasse mich eigentlich nicht so schnell aufregen, aber die Bemerkung mit "normal" geht mir doch an die Nieren.
Ich bin querschnittgelähmt, Rollstuhlfahrer, habe ein Stoma und bin normal! Jammern hilft so wie so nix. Vielleicht wäre informieren besser. Man kann die Studienrichtung wechseln, man kann (z.B. mit Rehasport oder KG) trainieren, dass die Taubheit weg geht oder sich verringert. Man kann, wenn alles nicht klappt mit 100 % GdB eine Grundsicherungsrente bekommen, man kann, man kann...
Aber man darf nicht den Kopf hängen lassen. Sonst ist man deshalb nach einer gewissen Zeit nicht mehr "normal".
Herbert
von Waltraud Mayer » 11.04.2008, 13:38
HAllo Billie -Jean laß Dich nicht unterkriegen, klar das Du Dir Sorgen machst um die Zukunft. Gab es in der Klinik wo Du die Chemo bekommen hast keinen Sozialdienst???Könntest ja auch mal beim VdK nachfragen oder bei der Gemeinde...
es gibt sicher verschiedene Hilfen für Dich.
Ich wünsche Dir allerdings das Du wieder so gesund wirst, das Du Deinen Beruf doch noch ausüben kannst.
LG Waltraud
von Billie-Jean » 11.04.2008, 13:53
Waltraud Mayer hat geschrieben:Gab es in der Klinik wo Du die Chemo bekommen hast keinen Sozialdienst???Könntest ja auch mal beim VdK nachfragen oder bei der Gemeinde...
es gibt sicher verschiedene Hilfen für Dich.
LG Waltraud
von hmengers » 11.04.2008, 15:05
Hallo Billie-Jean
Also, so richtig böse war das auch von mir nicht gemeint, aber wenn jemand so schreibt, dass es "normal" und "behindert" gibt, reagiere ich nun mal allergisch und beide Begriffe waren nun mal nahe beisammen, also sorry.
In allem anderen stimme ich Euch ja auch zu und ich habe ja auch selbst schon einige Anregungen gegeben, denke ich.
Wenn ich mich aufregen wollte, könnte ich das schon wieder. Ein Sozialdienst, der einen Schwerbehindertenausweis "nicht das Gelbe vom Ei" nennt braucht man eigentlich nicht. Aber Sozialarbeiter ist eben auch nur eine Berufsbezeichnung...
Herbert
von Billie-Jean » 11.04.2008, 17:43
Herbert, ich denke mir, dass Du es nicht böse gemeint hast. Ich habe ja nicht gesagt, dass es bei mir "normal" und "behindert" gibt, denn es war so gemeint: 24 Jahre lang habe ich ohne Stoma & Co gelebt - das war für mich normal. Seit einem halben Jahr lebe ich nun mit Stoma - es ist für mich nivht "behindert", sondern einfach anders als vorher...
Ist ziemlich schwer zu erklären, aber ich hoffe, Du verstehst, was ich sagen wollte.
Am Montag habe ich erst mal Ultraschall zur Nachsorge. Mit dem Arzt (wo ich meine letzte Chemo hatte) werde ich dann auch mal bezüglich des Ganzen reden (vor allem wegen der Taubheit).
von mth » 11.04.2008, 19:08
Hallo Billy-Jean, ich lese gerade woher du kommst. Ich habe mal 10 Jahre in Waldkirch gewohnt und letztes Jahr hab ich meinen Urlaub auch da verbracht.
Ich wünsche dir noch alles Gute.
LG Maria
von Monsti » 11.04.2008, 19:22
Hallo Katharina,
natürlich kann ich Dich verstehen. Als ich in Deinem Alter war, steckte ich auch gerade mitten im Lehramtsstudium, hatte eine 80-Stunden-Anstellung an der Uni und war sportlich sehr aktiv (v.a. Karate und Tennis). Hätte mich damals das spätere Problem ereilt, hätte ich sicher auch erst mal längere Zeit gebraucht, um mich neu zu ordnen. Mir reichte damals schon ein allumfassender Bänderriss am rechten Sprunggelenk mit über sechs Wochen Gips (da ich mich geweigert hatte, mich operieren zu lassen). Ich fand die Zeit ätzend, zumal ich auch nach Entfernung des Gipses noch ca. drei Monate brauchte, um wieder halbwegs normal und schmerzarm gehen zu können.
Zum Glück wurde ich erst viel später "behindert". Mit knapp 50 hat man andere Prioritäten und überhaupt schon so einiges hinter sich, so dass man mit gravierenden körperlichen Veränderungen und Einschränkungen sicher ganz anders umgeht als mit Mitte 20.
Andererseits: Immer wieder lerne ich Menschen kennen, die mit 50, 60 oder gar 70 und älter schwerbehindert werden und trotz ihres Alters riesige Probleme mit der neuen Situation haben bzw. sie absolut nicht annehmen. Ein Großteil ist bestimmt auch ganz individuell. Jemand, der vorher grundsätzlich zufrieden war, wird es mit einer Behinderung irgendwann genauso sein. Jemand, der vorher schon psychische Probleme hatte, wird mit dem plötzlich hinzukommenden "Unglück" eher schlecht klar kommen.
Während meiner vielen Spitals- und Klinikaufenthalte hörte ich von Bettnachbarinnen immer wieder die Frage: "Warum denn ausgerechnet ich???" Komisch, diese Frage hatte ich mir noch niemals gestellt, ich schwör's.
Dir steht grundsätzlich ein Schwerbehindertenausweis zu. Ist abzusehen, dass Deine Empfindungsstörungen der Gliedmaßen länger als ein halbes Jahr andauern werden, ist Dir ein GdB von 60-70 sicher.
Zur Lehrertätigkeit mit Schwerbehinderung: Zwei Lehrer an unserem Gymnasium waren schwerbehindert. Der eine (Musik, Geschichte und Französisch) hatte durch eine kriegsbedingte Granatverletzung vollkommen verkrüppelte Hände (Er spielte aber trotzdem Klavier ...). Die andere, ebenfalls Musiklehrerin (+ Geschichte) hatte schwerstens Parkinson, konnte nur noch tief gebeugt gehen und hatte vollkommen kaputte Hüften (das in einem uralten Schulgebäude ohne Fahrstühle). Ihre Korrekturen vollzog sie mit einer altmodischen Schreibmaschine, weil sie wirklich kein einziges Wort von Hand schreiben konnte. Selbst eine Unterschrift kriegte sie nicht hin. Sie war aber eine unserer besten Lehrerinnen, die nur seeehr ungern mit 65 in die Rente ging.
Ich hoffe, mein Geschreibsel hat Dich nicht gelangweilt.
Liebe Grüße
Angie
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