von ei.er » 16.08.2007, 14:57
Liebe mitbetroffene Stoma-Träger!
Die nun folgende Geschichte stammt nicht aus einem Horror-Roman, sondern ist eine Story unserer Fortgeschrittenen Gesellschaft und den neuen Gesetzen.
Die Daten und Zeiten sind relativ genau und ich mache aus "rechtlichen Gründen" keine Angaben über die Krankenkasse und ihre neuen in Vertrag genommenen Versorgungsunternehmen!
Am 10.06.07 stellte mein Arzt mir mein Rezept mit den üblichen Versorgungsartikeln für meine Uro-Stomaversorgung aus, das Rezept gab ich am 14.06.07 in meiner Apotheke ab.
Am 16.06.07 rief mich meine Apotheke an und erklärte mir, dass ich pro Einzel-Paket eine Zuzahlung von 6-8€ zu leisten hätte. Das wäre in meinem Fall ein Gesamtbetrag von ca. 120€ gewesen. Da ich Frührentner bin und mit dem Geld schon so kaum rundkomme, ist mir dieses nicht möglich. Ich holte die Rezepte ab und übergab nach Rücksprache mit meiner Krankenkasse die Rezepte dort ab. Man versicherte mir, eine Vertragsfirma zu suchen um meine Versorgung sicher zu stellen.
Am 3.08.07 meldete sich ein Herr X, der mit seiner Firma vertragliche Verbindung mit der Krankenkasse hatte und erkundigte sich noch um die Einzelheiten meiner Artikel.
Ich sagte ihm, dass ich nur noch Stomaplatten bis zum 7.08.07 habe, also 4 Tage. Er versicherte mir, dass sei kein Problem, die Versorgungsartikel wären spätestens bis zu diesem Zeitpunkt da.
7.08.07 Ich klebe meine letzte Stomaplatte auf. Aus Hygienischen Gründen und wegen der Hygiene (sprich Entzündung) muss ich mein System ca. 2x am Tag erneuern, da mir sonst eine aufsteigende Nierenentzündung droht (habe sowiso eine chron. Nierenentzündung, die ich aber nach beschribenen Usus in Schach halte).
Ich rufe bei der Krankenkasse an, worauf man mir berichtet, die Firma habe die Versorgung abgelehnt. Man wolle so schnell wie möglich eine andere Firma auftreiben. Ich bat um dringende Eile, da meine Versorgung nicht mehr gewährleistet ist.
Täglich rief ich bei meiner Krankenkasse an und bat weiterhin um Eile. Man sagte mir es würden Kostenvoranschläge gemacht und man könne mir noch nichts genaues sagen.
10.08.07 Die Stomaplatte hat sich gelöst. Ich habe seit einem Tag vermehrt schmerzen am Ausgang. Da ich durch meine Grunderkrankung (Spina bifida occulta) schon so unter starken Schmerzen leide und Morphiumpräperate einnehmen muss, bin ich von meiner Hirnleistung ganz schön beeinträchtigt. Deshalb war ich im Vorfeld auch nicht zu anderen Ideen fähig und habe sowiso schon viel Aufwand mit mir zu betreiben, um mir mein tägliches Leben so einigermassen erträglich zu gestalten.
Ab dem 10.08.07 verschmutzte ich täglich einen Berg von Leibwäsche, einen Berg von Handtüchern(zum Auffangen der ca. 2.5l Urin), Bettwäsche und mein Bett (obwohl Schutzbezug- jedoch kein Gummi- Dekubitusgefahr(Druckgeschwüre einhergehend mit Feuchtigkeit)), Haus und Lederschuhe(weil mir die Brühe bis in die Schuhe lief). Ich kam nicht hinterher mit dem waschen, meine Rücken- und Bauchschmerzen erlebten neue Höhepunkte, ich erhöhte meine Bedarfsmedikation, war nur noch Banane, auch wegen des Schlafmangels.
Täglich rief ich bei meiner Krankenkasse an, die mir nicht adäquat weiterhalfen.
Dieser Zustand dauerte SAGE u SCHREIBE bis zum 15.08.07 an, bis ich dann endlich wieder meine Versorgungsartikel in der Hand hielt bzw. wieder DICHT war, da die Artikel auch noch an einen Nachbarn geliefert wurden(noch 1 Tag Verzögerung).
Fazit nach 5 Tagen ohne Versorgungsartikel:
eine nicht mehr brauchbare Matratze
zum Teil schimmelt jetzt schon meine Wäsche, da ich höchstens 2 Maschienen/Tag waschen konnte u ich keinen Trockner habe
2 paar Schuhe ruiniert
starke Hautmazerationen am Ausgang mit einer wahrscheinlichen aufsteigenden Nierenentzündung
starke Rückenschmerzen durch die ungewöhnlich hohe Belastung
Morphium Nebenwirkungen, die sich auf meinen neurogenen Darm(gelähmt) auswirkten, sprich Verstopfung, Bewusstseinseinschränkung und starke Müdigkeit in den letzten Tagen, durch Schlafmangel
starke Einschränkung meiner sozialen Kontakte: In meiner Wohnung stinkt es wie Sau, wollte niemanden zu Besuch empfangen, niemanden besuchen
kam nicht zu meinem Arzt, noch Apotheker
15.08.07 rief ich meine Krankenkasse an und berichtete über meine Schäden und forderte lediglich mir meine Matratze zu ersetzen. Man fühlte sich keiner Schuld bewusst. Man schob die Schuld auf die Versorgungsfirma, die mir nun einen Schadensersatz gewähren sollte.
16.08.07 Heute rief mich ein Herr dieser Versorgungsfirma an. Er bot mir einen Wahrengutschein in Höhe von 100€ für eine neue Matratze an.
Ich antwortete ihm, er solle sich das Geld in den ARSCH schieben. Das wolle er auch machen.
Da ich mir selbst nicht mehr zu helfen weiss und ich keinen Cent übrig habe zur Neuanschaffung, hoffe ich wenigstens einen Kredit bei meiner Bank zu bekommen.
Mein RAT:
-Behalten Sie sich UNBEDINGT einen Vorrat an Versorgungsartikel für mindestens ein halbes Jahr vor, denn dies istnur der Anfang!!!
-Seien sie darauf gefasst, dass von diesen Institutionen niemand für Sie Verständnis hat!!!
-Wenn sie gerichtlich klagen können, gehen sie bis zum Äussersten!!!
-Halten sie trotz allem die Ohren steif, denn sie leben immer noch!!!
von Webkänguru » 16.08.2007, 17:50
Hallo ei.er,
tut mir leid zu lesen, wie heftig es dich in dieser Situation getroffen hat. Auch wenn dir das jetzt kein Trost ist, aber ich höre zum ersten Mal von so einem extremen Fall.
Die gesetzlichen Zuzahlungen zu unserer Versorgung belaufen sich auf 10 Euro pro Monatsbedarf, also max. 120 Euro im Jahr. Was deine Apotheke zusätzlich von dir verlangt hat, sind so genannte wirtschaftliche Aufschläge. Diese dürfen verlangt werden, wenn sich die von den Krankenkassen für die Produkte gezahlten Festbeträge z.B. für eine kleine Apotheke nicht rechnen.
Du hast dann auch den richtigen Schritt gewählt, nämlich dich an deine Krankenkasse gewendet. Die Krankenkassen sind verpflichtet, dir andere Anbieter in deiner Nähe zu nennen, die keine wirtschaftlichen Aufschläge verlangen.
Dass das ganze dann so lange gedauert hat ... vielleicht war dem Sachbearbeiter der Krankenkasse nicht wirklich bewusst, was es bedeutet, so lange ohne Versorgung zu sein. Oder es lag wirklich an dem letzendlichen Lieferanten, aber dann verstehe ich es noch weniger, warum es so lange gedauert hat. Schließlich war ja bekannt, dass du dringend Versorgungsartikel benötigst.
Zu deinen Ratschlägen:
- ja, man sollte immer einen Vorrat zu Hause haben. Ich empfehle immer einen Vorrat für vier Wochen, dass sollte einen evtl. Verzug bei der Lieferung abfedern,
- das fehlende Verständnis ... ich denke es ist eher sowas wie fehlende Aufklärung und fehlendes nachdenken über die Konsequenzen für den Kunden,
- gerichtlich nach einer solchen Aktion agieren würde ich nur unter Beratung durch einen kompetenten Anwalt und nur, wenn ich im Besitz einer Rechtschutzversicherung bin (ansonsten ruiniert man sich),
- deinem letzten Punkt stimme ich voll zu
Hier noch ein Tipp für alle, die (hoffentlich nicht, aber man kann ja nie wissen) mal in eine ähnliche Situation kommen: meldet euch hier bei uns im Stoma-Forum! Wir können euch Tipps geben, woher ihr auf jeden Fall innerhalb kürzester Zeit eure Versorgungsmateralien beziehen könnt. Ohne zusätzliche Kosten.
Viele Grüße,
euer Webkänguru
von Biggi0001 » 16.08.2007, 19:10
Unterschreibe von x-u beim Webkänguru - ein bissel Kritik kann ich mir aber leider nicht verkneifen ob der oben geschilderten Geschichte....
Zuerst mal, wenn's dir finanziell so schlecht geht, dann wundert es mich, daß du die Größe hast, den Gutschein im Wert von 100 Euro zurückzuweisen, immerhin gibt es Matratzen schon ab ca. 90 Euro.
Weiterhin kommt aus deinem Beitrag nicht ganz klar raus, ob es sich um dich selbst handelt (ich mein, du hast dein Stoma doch net erst seit gestern) oder um jemanden, den du kennst ... aber alleine die "Wartezeit" von Mitte Juni bis Anf. August - sorry, aber wer sich net selbst bewegt ist auch nicht ganz unschuldig.
Ich seh die Verhaltensweise der Apotheke sowie den Ablauf bei der KK ebenso kritisch wie das Webkänguru, bin aber klar der Meinung, daß sich da hätte zwischenzeitlich eine Lösung, ganz einfach durch Informations-Beschaffung, hätte finden lassen.
Ansonsten ist schlimmstenfalls halt eine Fahrt ins nächstgelegene Krankenhaus/Uni-Klinik, die meist immer einen Vorrat haben und den ggf. bei so begründeten Fällen auch abgeben und zwar meist einschließlich guter Ratschläge, angesagt.
Schöne Grüße aus Bonn,
Biggi0001
von Sabine049 » 16.08.2007, 19:25
Hallo Uwe,
hast du denn gar niemanden, der dir in dem Fall unterstützend zur Seite steht
Grundsätzlich sollte man/frau Vorräte bunkern , soweit, dass ein etwaiger Engpass vorübergehend überbrückt werden kann, und niemals mit der Bestellung bis auf den letzten Drücker warten.
Eigentlich sehe ich auch ein Versäumnis deines Docs, der hätte doch prompt reagieren müssen. Du hast doch Telefon!
Ich persönlich hätte bereits bei dem Rückruf der Apotheke Zeter und Mordio geschrien bzw. resolut und bstimmend um eine sofortige Lieferung der benötigten Versorgungsartikel bestanden. Oder denen ad hoc die Kundschaft gekündigt und mich umgehend an einen Lieferanten, der keine wirtschaftlichen Aufschläge verlangt, gewendet; beispielsweise entweder an sogenannte Versandapotheken, die generell aufpreisfrei liefern oder Homecareunternehmen wie Publicare und Consorten .
Bei denen kannst du generell perse online deine Materialien anfordern und bestellen. Die Auslieferung erfolgt i.d.R. postwendend.
Liebe Grüße Sabine
von Sabine049 » 16.08.2007, 19:40
Da unterzeichne ich hundertpro bei Biggi : !
Richtig notfalls wäre ich zur nächstgelegenen Klinik gerollert/getuckert oder hätte mich hinkutschieren lassen .
Aber - kleinlaut zugebend -, Biggi, ich war anfangs nach meiner Cystektomie dermassen schusselig, dass ich zu einer Stippvisite übers WE zu meiner damaligen Freundin nach MS, die zu dem Zeitpunkt im UKM beschäftigt war, meine Kathis schlichtweg daheim vergessen hatte.
Walburga (leitente Physiotherapeutin) setzte ich umgehend mit der Urologie des Hauses in Verbindung. Trotz meiner msislichen Lage trabten wir gemeinsam am späten Abend zur Urologischen Abtlg. rüber; und die diensthabende Sr. händigte mir die von mir benötigten Katheter ein bisschen "zähneknirschernd" aus, obwohl meine Freundin neben mir stand; mh ... ohne ihre Hilfe häts vermutlich Probleme gegeben. Okay war - meine ich - vor etwa 17 Jahren.
Winke und lieben Gruss Sabine
von doro » 16.08.2007, 19:54
:shock::D aha.. hört sich auch besser an als ei.erHallo Uwe,
von daydream » 16.08.2007, 20:11
Hallo ei.er,
tut mir leid von Deinen Problemen zu hören. Ich hatte ein ähnliches Erlebnis vor ein paar Wochen mit meiner Apotheke. Das erste Mal als ich meine Versorgung bestellte, mußte ich nur 10 EUR zahlen. Einige Wochen später als ich bei derselben Apotheke wieder bestellen wollte, hieß es über 90 EUR Zuzahlung! Angeblich nach Rücksprache mit meiner Kasse (AOK) - die dafür nicht aufkommen wollte. Ich ging schnurstracks zu meiner Kasse. Dort sagte man mir, ich soll einfach zu einer anderen Apotheke bzw. Care-Fa. gehen. Ich fragte hier im Forum an, welche Firmen seriös arbeiten und bekam auch einige genannt. Ich rief telefonisch bei einer dieser Firmen an und bekam schon am nächsten Tag meine Lieferung. Das Rezept habe ich dann nachgeschickt. Die waren super freundlich und hilfsbereit als ich sagte, dass ich praktisch keine Platten mehr habe.
Mit besten Grüßen
Flo
von Monsti » 16.08.2007, 21:28
Hallo Uwe,
ja, stets einen Notfallvorrat zu Hause zu haben, ist immens wichtig. Das, was Dir passiert ist, habe ich noch nie erlebt. Maximal musste ich 10 Tage auf meine Versorgung warten, was nicht schlimm war, da ich ausreichend Vorrat hatte. Ich gehe mit dem Rezept vom Doc direkt zu unserem Bandagisten. Diese haben sich inzwischen so gut auf mich eingespielt, dass die Lieferung für die nächsten drei Monate innerhalb von 4-5 Tagen abholbereit ist.
Liebe Grüße aus Tirol
Angie
von onevoice » 21.08.2007, 05:31
Tu das blos nicht, damit machst du nur alles noch schlimmer.
Lieber ei.er,
Bitte sei mir nicht böse .
Das was du beschreibst mache ich seit 2003 mit .Aber Mit einem I_Stoma ohne Versorgung.
Die näheren Umstände sind hier bekannt und werden sich auch in Zukunft nicht ändern.
Aber es geht ja um deine Versorgung und Anspruch auf finanzielle Hilfen.
Die wichtigste Anlaufstelle ist deine Krankenkasse.
Die mußt du auf den Plan rufen.
Die schicken Gutachter raus um sich ein Bild von deiner Lage zu machen.
Renn deiner Kasse die Bude ein "lol" geht auch Telefonisch.
Mein Männe kann das sehr gut.
Und der Tipp mit dem "Krankenhaus" war auch nicht schlecht.Weiß nicht von wem das jetzt noch war????
Meine Versorgungsartikel bekomme ich jetzt regelrecht nachgeschmissen.
Und ich brauche weit mehr als ein paar Beutel am Tag.Ne bei mir sind es ja Kompressen und Vorlagen.
Ich habe auch täglich 2 Maschinen an Wäsche.Oder 3 die auch noch ne vorwäsche brauchen.Waschpulver "Alarm":heul:
Von versauten Teppichen und manchen Möbeln und Klamotten ganz zu schweigen.
Selbst im Schlafzimmer mußte ich PVC verlegen weil der Teppich immer alles ab bekommt.
Und was das schlimmste ist.
Ich habe so viel Müllsäcke am Tag,das wir unsere normale Müllentsorgung nicht nutzen können.
Mein Mann muß alle 2 Wochen unseren eigenen Müll mit Anhänger zur Mülldeponie fahren und wir müßen das selber zahlen
Wir wohnen hier mit 9 Parteien im Haus und der Mülleimer des Hauses ist dazu zu klein,um meine Säcke zu entsorgen.
Ich bräüchte den schon für mich alleine.:mad:
So sieht es aus.
Die einziege kleine Finanzspritze die wir haben ist das ich Pflegestufe 1 habe.
Bekomme ca.200 Euro von der AOK.
Aber die sind natürlich immer wieder weg.
Aber wir boxen uns durch.Was aber auch sehr an den Nerven zehrt.
Irgent was geht immer eure one:troest:
von onevoice » 21.08.2007, 06:36
Was haben wir noch durch unsere Aktionen von der Kasse bekommen.??
Ich bekomme 2mal im Jahr einen neuen Bauchgurt.
Und einen Badewannensitz nennem wir auch unser eigen.
Den hat die Gutachterin der AOK für uns geordert.
Es geht also alles.
Aber ohne Arbeit gibt es keinen Lohn.
Wünsche euch alles Gute
one
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 8 Gäste
Die Inhalte von www.stoma-forum.de sind ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt.
Soweit die Inhalte medizinische Informationen, Hinweise und Empfehlungen enthalten, sind diese zur Unterstützung, aber in keinem Fall als Ersatz für eine persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Pflegekraft (z.B. Stomatherapeutin) oder für eine Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt bestimmt.
Wenn Du uns unterstützen möchtest, freuen wir uns
über eine Spende (deren Höhe in eigenem Ermessen
liegt) zugunsten unseres gemeinnützigen Selbsthilfe-
vereins Stoma-Welt e.V.
Spendenkonto
Empfänger:
Selbsthilfe Stoma-Welt e.V.
IBAN.: DE09 5605 0180 0017 0474 16
BIC: MALADE51KRE
Institut: Sparkasse Rhein-Nahe