von Hanna70 » 15.02.2012, 14:01
Hallo Teufel,
mich hatte die Diagnose Krebs nicht allzusehr umgehauen. Ich war sicher, ich schaffe das. Und da es mir nur wärend der Strahlentherapie wirklich schlecht ging, wussten auch nur meine Kinder und engsten Freunde davon.
In der Reha brauchte ich auch keine psychologische Betreuung deshalb. Mir taten aber die Gespräche mit anderen Patientinnen gut. Sie waren fast alle viel jünger als ich und so optimistisch und voller Lebensmut - das steckte an und trug.
Probleme bekam ich erst 1 Jahr später nach den Darm-OPs. Da sah man mir an, dass ich sehr krank war. Mitleidige Blicke auf der Straße, verlegenes Grüßen und schnelles Vorbeigehen machten mich fertig. Darum habe ich dann doch psychologische Hilfe gesucht.
Fragen beantworte ich offen, da ich ja nicht sagen kann, ich hätte eine Hungerdiät gemacht. Auf direkte Ablehnung bin ich nie gestoßen. Allerdings hat sich gezeigt, welche Freunde wirkliche Freunde sind. Und das empfinde ich dabei als einen sehr positiven Aspekt.
Noch etwas: Bitte unterscheide zwischen Psychiater und Psychologen. Du brauchst einen Psychologen und keinen Psychiater!
Hab etwas Geduld mit Dir selbst. DIR muss es gut gehen bei dem Umgang mit Deinen Mitmenschen.
Liebe Grüße von
Rosi
von zwerg » 15.02.2012, 14:53
Hallo Teufelchen ich sehe zu Rosi´s Geschichte Parallelen ...
Meine "wirkliche" Krankheit kennen nur meine Familie und ein paar engste Freunde, wo es sich leider nicht vermeiden lies.
Für meine Kindern haben wir beschlossen, es ihnen nicht zu sagen. Sie wissen zwar das ich krank bin, aber eben nicht, wie schwer und was genau. Ich denke, es würde ihnen nur unnötig zu viel Angst machen.
Ansonsten habe ich es keinem weiter gesagt, was auch ganz gut funktioniert hatte, da man mir zur Radiochemo nicht wirklich was angesehen hat.
Nur eben jetzt nach dem Rezidiv und dem langen Krankenhausaufenthalt sieht man das ich was habe. Liegt aber eher an dem extremen Gewichtsverlust.
Ich möchte keine "mitleidigen" Gespräche darüber, wie es mir geht.
Die meisten können sich eh nicht in diese blöde Situation reinversetzen (was ja auch verständlich ist) und mir demzufolge auch nicht helfen.
Und wenn man ehrlich ist, was will man auch jemanden in/zu dieser Situation sagen ... da gibt´s nicht wirklich was.
Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich dann manch einer zurückzieht, oder man selber zu einigen den Kontakt abbricht, weil man in dieser Zeit auch viel mit sich selber beschäftigt ist?!
Ich habe auch bewußt auf Reha/AHB und Psychologen verzichtet, da mir das nicht wirklich was gebracht hätte und ich für mich persönlich nur meine Familie wirklich brauche (Eltern, Schwester, Partner) und sie gottseidank auch habe.
Wie der Rest damit umgeht ist mir eigentlich egal ... ich muß jetzt mein Leben meistern und mache das auch so gut wie es geht!
Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung und da gibt´s eben kein Patentrezept, weil jeder seinen Weg finden muß.
Aber eben den Weg für SICH und nicht für andere!
von francy » 15.02.2012, 15:56
Hallo Teufel, von Anfang an bin ich mit meiner Diagnose Blasenkrebs offen umgegangen. Freilich, zuerst wollte ich nur noch "nicht mehr sein". Ich hätte es keinem verbergen können. Das lange Fernbleiben vom Sport, in der Wandergruppe, Unternehmungen innerhalb und außerhalb der Familie usw. Es gab und gibt keine Personen die vielleicht Abstand genommen hätten. Und ist es nicht so, Krebserkrankung ist ja nun schon bald eine Volkserkrankung.
Zur Reha war ich nicht, ich wollte mich in die Familie wieder so einbringen wie ich es als OMI gewohnt war. Es ist mir gut gelungen und weil das so ist, habe ich vielleicht das Glück noch etwas Zeit zu haben, bevor der dunkle Weg beginnt. LG francy
von PETERSEE » 15.02.2012, 20:12
Hallo Teufel,
wie schon einige der Vor-Schreiber sagten, jeder muß wohl seinen eigenen Weg finden. Ging mir ganz genau so - allerdings eher anders herum. Ich musste lernen, dass nicht Alles so einfach ist wie ich es sehe und dass andere wiederum in ähnlichen Situationen anders reagieren.
Generell kann ich nur sagen, dass für mich der offene Umgang mit meiner Krankheit (ich erzähl es nahezu jedem der fragt) nur positiv war. Ob Kollegen, Kunden oder Bekannte - bei mir weiss es fast jeder und alle fragen immer ob immer noch alles ok sei (bin inzwischen seit Feb.11 tumorfrei (Darmkrebs mit Metastasen in der Leber) ). Allerdings hatte ich mich auch nie zurückgezogen und war schon eine Woche nach Entlassung aus der Klinik nach der ersten OP zum Besuch in der Agentur für die ich arbeite - 4 Wochen nach der OP habe ich auch schon meinen ersten Fotoauftrag wieder gemacht. Somit war ich nie ganz draus - auch nicht während der Chemo oder Bestrahlung.
Aus dem Urostoma mach ich in den Gesprächen auch keinen Hehl, da man bei mir auch immer eine Tasche am Gürtel sieht in dem der Uro-Beutel steckt - ich mag halt keine weiten Hosen, etc.. Mit der Zeit haben sich so die Leute bei mir dran gewöhnt und wir machen ab und zu auch mal Witze darüber - und das ist für mich ein Anzeichen der "Normalität".
Einen Psychotherapeuten habe ich nicht in Anspruch genommen, bin aber in einer offenen "Krebs-Gruppe" - und habe dort gelernt, dass für viele Gesprächstherapien hilfreich sind. Das Gleiche gilt für die Reha.
Aber Alles was ich so schreibe ist kein Patentrezept, aber mir hat es halt so geholfen. Und ich denke auch Du wirst es schaffen.
LG, Peter
von sahnetörtchen » 16.02.2012, 00:42
Hallo teufel,
lass die Leute doch reden, dass machen die aus Angst, Unwissenheit oder weil sie es einfach nicht besser wissen.
Im Grunde sind sie die "armen Säue".
LG
Klaudia
von mucki53 » 16.02.2012, 03:03
Ich bin auch recht offen mit meiner Krankheit umgegangen und habe einige Bekannte und "Freunde" aussortieren müssen. Andererseits habe ich von vielen ganz liebe Unterstützung bekommen, z. B. von meinem Hundeforum. Da kam ein Päckchen mit einem Glücksbärchen ins KH, vorher etliche Schutzengelchen, und die haben auch meinen Mann telef. unterstützt, als ich in der Klinik war. Und einige langjährige Freunde sind auch immer für mich da. Da bin ich doch ein Glückspilz, oder ?
Das wünsche ich Euch auch !
LG mucki
von Lizzy » 16.02.2012, 11:51
Hallo,
ich kann mich Zhita und Co. nur anschließen.
Offensives Vorgehen war für mich das beste.
Auch ich musste mit dem Schock der Diagnose erst umgehen,
dann kann ich es von den anderen auch verlangen.
Klingt hart - ist aber so. Ich war der Patient, die anderen
"nur" Zaungäste.
Negative Reaktionen? Gottseidank keine.
Lizzy
von biggen » 17.02.2012, 00:16
ich bin mit meiner krebsdiagnose und auch mit dem stoma offen umgegangen und habe keine ablehnung erfahren, es wussten nur 2 cousinen und 1 tante nicht, wie sie mit mir umgehen können und haben sich seither nicht mehr gemeldet. komisch eigentlich, weil ehemann und vater (mein onkel) vor einigen jahren an darmkrebs verstorben ist. aber vielleicht ist genau das der grund.
viel schlimmer war es vor 30 jahren, als mein mann durch den motorradunfall die schwere kopfverletzung hatte (koma, 1 jahr und 3 monate krankenhaus und reha, seitdem halbseitenlähmung rechts, ellenbogen- und fingerversteifung links, eben nicht mehr der gleiche wie vorher). außer MEINEN freundinnen haben sich ALLE sogenannten freunde und motorradkumpel sehr schnell vollständig zurückgezogen. also da hatte ich ziemlich mit zu kämpfen...
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