von Hermine » 01.06.2012, 15:27
Liebe Mitstomis!
Wegen meiner EM-Rente hab ich heute ein Schreiben von einer Neurologen/Psychiatrie-Gemeinschaftspraxis bekommen, ich soll mich wegen eines Gutachtens bei Ihnen einfinden. Mein erster Gedanke war, dass es sich dabei um einen Irrtum handeln muss! Ich habe ein Stoma, ich bin doch nicht nervenkrank.
Dabei lag noch ein Fragebogen. Darauf stehen u.a. Fragen, die ich schon tausendmal beantwortet habe für das Arbeitsamt, den Anträgen für die Rente und die Schwerbehinderung. Desweiteren Fragen über meine Schulbildung, beruflichen Werdegang, meine Familie etc. pp.
Ausserdem ist diese Praxis eine dreiviertel Stunde von meinem Wohnort entfernt. Weiter weg haben sie wohl nix gefunden.
Ist das wirklich korrekt, dass sie meine Psyche beurteilen wollen, obwohl es doch um ein Stoma nach Darmkrebs geht? Alles sträubt sich in mir, dass sich irgendjemand gegen meinen Willen herausnimmt, meinen Seelenzustand zu beurteilen. Als wenn es nicht reicht, was man alles für Erniedrigungen durch seinen kranken Darm erleben muss, jetzt masst man sich auch noch an, meinen seelischen Zustand zu sezieren und sich ein Urteil darüber anzumassen. Hab ich jetzt kein Privatleben mehr, weil ich Krebs hatte?
Immer, wenn ich meine, ich darf jetzt daran arbeiten, mich gesund zu fühlen, kommt wieder etwas, dass mich krank macht und was erfordert, dass ich auch so wirke. Wenn ich an das arrogante Pack beim Arbeitsamt denke ("Sehen Sie, jetzt konnten Sie doch so lange sitzen!" und "Das tut nix zur Sache, ob ich weiss, was ein Stoma ist.") Ich bin bald soweit, dass sie sich meine Rente selbst einstecken können. Ich hoffe aber immer noch, dass es sich irgendwie um ein Versehen handelt...
von Skyfire » 01.06.2012, 16:23
Hallo Hermine,
tjo, das ist ne gute Frage ob sie das dürfen. Ehrlich gesagt, ich habe keinen Plan.
Ich könnte mir vorstellen das wenn in deinem Antrag auf EM-Rente Depressionen etc. drinstehen würde, das man das auch kontrollieren will. Also wäre für mich jedenfalls logisch nachvollziehbar.
Was ich nicht nachvollziehen kann, das man 3/4 Stunde anreisen muss (ich habe keine Ahnung ob es einem kranken Menschen zuzumuten ist).
HMenger wird sich dazu ganz bestimmt äußern.
Und glaub mir, ich hab auch mal so gedacht wie du, das man sich die Rente fast am Hut stecken könnte, ich hab fleissig durchgehalten und bin heute Rentnerin (nun gehts um die Rückzahlung der ALG2 Leistungen, die Deutschen kommen einfach nicht richtig in die Pötte und kriegen es nicht geregelt .. is aber nisch mein Problem, sondern soll die sich doch die Köppe in der Agentur einhauen )
Auf alle Fälle wünsche ich Dir, halte durch, im Endeffekt lohnt es sich hartnäckig am Ball zu bleiben
von hmengers » 01.06.2012, 17:55
Hallo Hermine,
es gibt ja die komischsten Gemeinschaftspraxen und manchmal ist ein Neurologe (die einem mit dem Hämmerchen auf die Kniescheibe klopfen, gemeinhin "Dr. Hämmerlein" genannt) auch mal mit einem Psychologen beruflich verbandelt. Da ich ja weder weiß welche Begründung Deinem Rentenatrag zugrunde liegt und auch nicht wie Du zu Deinem Stoma gekommen bist kann ich ja auch nicht sagen ob aus Sicht der DRV der Neurologe der geeignete Gutachter ist.
Der zeitliche Aufwand zur Untersuchung auch bei 3/4 Std. Entfernung kann Dir zugemutet werden. Sooo viele Gutachter hat die DRV auch nicht und Du willst ja was von denen. Auch dass die ganzen Antragsformulare für die Rente noch mal extra ausgefüllt werden auch wenn Du das ganze schon x-mal für andere Behörden wie z.B. Arbeitsamt gemacht hast ist normal. Aber andererseits sei froh dass die nicht alles anderswo abrufen können, weil Du als "gläserner Mensch" vor ihnen stehst...
Herbert
von Häslein » 01.06.2012, 18:00
Hallo Hermine,
es ist überhaupt nicht unüblich, dass bei einem Rentenantrag auf Erwerbsminderungsrente ein psychologisches Gutachten erstellt werden soll.
Eine Krebserkrankung betrifft nicht nur ein Organ, sondern zieht auch die Psyche in Mitleidenschaft. Deshalb wird das auch gesondert bei Antragstellung berücksichtigt.
Grundsätzlich gibt es 2 Dinge zu bedenken: Eine Erwerbsminderungsrente wird nicht primär auf Diagnosen gewährt, sondern aus den daraus resultierenden körperlichen und ggf. auch seelischen Einschränkungen wird beurteilt, ob Du noch erwerbsfähig bist oder nicht.
Es wird geprüft, ob eine regelmäßige Tätigkeit von mehr als 3 h pro Tag auf Dauer für Dich zu bewältigen ist.
Da Du vor 1961 geboren bist, wird die Berufsfähigkeit geprüft, was von einer allgemeinen Erwerbsfähigkeit zu unterscheiden ist.
Ein Stoma an sich ist zunächst kein Berentungsgrund. Es kommt immer auf die Auswirkungen an.
Ich glaube, ein psychlog. Gutachten muss nicht nachteilig sein.
Wenn es Dir gesundheitlich nicht möglich ist, den Weg zum Gutachter zu absolvieren, solle die RV darüber in Kenntnis gesetzt werden.
Eine 45 min Fahrzeit ist nicht ungewöhnlich.
Du erhältst sicher noch weitere Meinungen bzw. fachlichen Rat.
LG, Häslein
Nachtrag: Herberts Beitag erst nach Erstellen dieses Beitrags gelesen
von Mücke » 01.06.2012, 18:02
Hallo Hermine
Ich mußte da auch hin und das schon öfter wegen der Rente.
Habe mich auch jedes mal aufgeregt deswegen.Aber genutzt hat es nichts ich mußte doch hin.
Meine Fahrtzeit betrug ca. 30.Min.
Mein Vater hatte mich damals gefahren da es mir nicht gut ging.
Drücke dir die Daumen dass alles klar geht.
Diese Leute kennen uns nicht und wissen überhaupt nicht wie es uns geht und was wir erlebt haben,trotzdem müssen sie uns beurteilen.
Gerecht ist es nicht aber unser Gesetzt.
Liebe Grüße
Mücke
von Hermine » 01.06.2012, 18:34
Vielen lieben Dank für Eure Antworten! Mittlerweile hab ich mich auch etwas beruhigt. Ich glaube, ich werde am Montag die RV anrufen, und fragen, warum ich diesen Termin bekommen habe. Seltsam ist auch, dass ich vom RV gar keine Info bekommen habe, und statt dessen einen Brief von einer mir unbekannten Praxis.
von Biggi0001 » 01.06.2012, 20:52
Ein Stoma wird eher als psychisches Problem angesehen - nämlich was die Verarbeitung des Ganzen, den Umgang damit etc angeht.
Ein Stoma an sich ist kein Grund, eine EM-Rente zu bekommen ... aber da oft die Psyche streikt ( man geht nicht mehr gerne raus, traut sich nicht mit anderen Leuten drüber zu reden etc. ) kann es durchaus zur Rentenfähigkeit kommen.
Gruß, Biggi
von hmengers » 01.06.2012, 21:35
Hallo Hermine,Ich glaube, ich werde am Montag die RV anrufen, und fragen, warum ich diesen Termin bekommen habe.
von charla » 02.06.2012, 09:14
Hallo, Hermine,
den Termin musst Du natürlich wahrnehmen, wenn es Dir möglich ist.
Schaden würde aber nicht, wenn Du bei der RV nachfragst, ob der Brief von der Praxis mit denen abgesprochen ist.
Denn eigentlich würde es sich gehören, dass die RV Dich anschreibt und Dir mitteilt, dass Du diesen Termin von der Praxis mitgeteilt bekommst.
Das hat etwas mit dem Umgang miteinander zu tun. Dieses Verfahren, was bei Dir jetzt läuft, ist nicht sehr höflich.
Herzliche Grüsse und viel ERfolg!
Charla
von hmengers » 02.06.2012, 10:58
Hallo Charla,Hauptsitz der Deutschen Rentenversicherung Bund ist Berlin. Außenstellen befinden sich in Gera, Stralsund, Brandenburg an der Havel und Würzburg. Insgesamt sind bei der Deutschen Rentenversicherung Bund rund 15.000 Personen beschäftigt. Die Leistungsabteilung genannten Arbeitseinheiten sind tätig für Versicherte und Rentner
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