von thomas1967 » 18.08.2010, 17:52
Hallo!
Ich weiß nicht so Recht, wohin mit dem Thema aber es wird wohl hier am besten aufgehoben sein.
Nach mehr als anderthalb Jahren Krankheit habe ich eine Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell begonnen, was soweit auch ganz gut geklappt hat. Ich wurde wieder dort eingesetzt, wo ich auch vorher tätig war, jedoch mit einem anderen Schwerpunkt, was bedeutet, dass ich wieder komplett bei Null anfange, was mein Wissen angeht.
Die vier Wochen Hamburger Modell (erst vier, dann sechs Stunden) waren auch okay, ich kam so langsam in das Metier rein aber ihr könnt Euch vorstellen, dass man bei einem komplexen Job etwas mehr Zeit braucht, um wirklich selbständig zu arbeiten. Dazu kam, dass an meinem Arbeitsplatz weder ein Telefon, noch ein vernünftiger Monitor vorzufinden war, Cheffe meinte, das könnte man ja alles nach der Wiedereingliederung regeln (es könnte ja quasi noch etwas dazwischenkommen).
Nach vier Wochen war die Wiedereingliederung abgeschlossen, Abschlussgespräch beim Arzt und das Ganze wurde als Erfolg gewertet. Sah ich ja auch so aber wie es dann weiterging bzw. geht, das ist alles andere als toll... .
Nachdem ich in der zweiten Woche wieder voll arbeiten war, fiel ein Kollege aus und einer der mich einarbeitenden Kollegen mußte dort aushelfen. Ich durfte dann mit der verbleibenden Kollegin weitermachen, was natürlich in Streß ausartete (insbesondere für mich), da ich ja noch nicht wirklich in der Materie drin bin. Davon ab wollte man mich schon in Urlaub schicken, um mich dann nach meiner Rückkehr in den Schichtplan zu integrieren (bin zwar im Büro aber es gibt bei uns eine eigene Schichtenregelung).
Ich habe zwar mein Bestes gegeben und es ist auch nichts dramatisch schief gelaufen, nur fühle ich mich alles andere als gut. Der Streß dort ist immens, eben aufgrund der Tatsache, dass ich nun schon als Vollwertiger Mitarbeiter geführt werde, der ich nach Hamburger Modell und mittlerweile drei vollen Arbeitswochen einfach nicht sein kann. Wenn ich dann daran denke, was noch vor mir liegt (die zwei Kollegen, die mich angelernt haben werden dann gemeinsam im Urlaub sein und ich soll das Ganze mit einem Kollegen "schemissen", der auch nicht wirklich fit in der Materie ist), wird mir jetzt schon schlecht.
Ich fühle mich vollkommen überfordert und seitens der Chefs ist da wohl auch keine Milderung zu erwarten. Es gibt ein Team, welches sich mit der Wiedereingliederung befasst aber ob die etwas für mich tun (können)? Einen Termin habe ich mal gemacht aber ich weiß nicht so recht.
Im Hinterkopf spukt jetzt wieder die Berentung denn meine Gesundheit geht mit dieser Art zu arbeiten definitiv den Berg runter, langsam aber sicher.
Verständnis seitens der Chefs kann ich nicht erwarten, die haben andere Probleme. Ich kann ja froh sein, dass ich nach anderthalb Jahren den Platz wieder angeboten bekommen habe.
Ich habe mittlerweile schon fast Angst zur Arbeit zu gehen und davor, meine Gesundheit zu ruinieren. Die Ausfallquote dort ist eh schon recht hoch, also auch bei den gesunden Kollegen.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Nach allem, was ich letztes Jahr so erlebt habe nun diese Schei.. . Bin echt am verzweifeln.
MfG
Thomas
P.S.: Was mir irgendwie fehlt, seitens des Arbeitgebers wäre mal die Nachfrage, wie es einem denn nun so nach einer gewissen Zeit geht. Schließlich gibt es ja extra ein Team (Eingliederungsmanagement - ha ha), das sich um solche Wiedereingliederungen "kümmert". Da kommt aber von keiner Seite etwas. Man soll einfach nur "funktionieren", das ist alles.
von Biggi0001 » 18.08.2010, 23:03
Hallo,
ich kann deinen Frust verstehen, aber:
Vollwertiger Mitarbeiter geführt werde, der ich nach Hamburger Modell und mittlerweile drei vollen Arbeitswochen einfach nicht sein kann
von thomas1967 » 18.08.2010, 23:26
Biggi0001 hat geschrieben:Hallo,
ich kann deinen Frust verstehen, aber:Vollwertiger Mitarbeiter geführt werde, der ich nach Hamburger Modell und mittlerweile drei vollen Arbeitswochen einfach nicht sein kann
Wenn Du der Meinung gewesen wärest, dass es noch nicht 100%ig klappt, hättest du den Mund aufmachen müssen und die Wiedereingliederung verlängern sollen. Wenn die Maßnahme abgeschlossen ist, geht natürlich jeder davon aus, daß du voll arbeitsfähig bist.
Was Deine Überforderung in Bezug auf deine neue Tätigkeit angeht, kann ich dir nur raten, das offene Gespräch zu suchen, ggf. mit Beistand des Betriebsrates oder der SchwbV und auf eine angemessene Einarbeitung (abwesende Kollegen sind das nun mal nicht) und auch den entsprechenden Zeitrahmen zu bestehen, sonst legst du sprichwörtlich den Kopf selbst in die Schlinge.
Was eine mögliche Berentung angeht: Für eine solche muss die Arbeitsunfähigkeit bereits eingetreten sein, auf lange Sicht nicht verbesserbar und schwerwiegend sein.
Nur "die Gefahr, dass Deine Gesundheit den Bach runter geht" reicht da definitiv nicht, sonst wären 95% der Arbeitnehmer in Rente.
Ich denke aber (von dem was ich lese), daß deine Situation nicht aussichtslos ist, sondern dass du dich im Moment eher nicht wirklich angenommen fühlst und (natürlich) auch von der neuen Situation etwas überfordert - aber dieses lässt sich, wie gesagt, vermutlich noch durch offene Gespräche beilegen.
Du musst da jetzt aber handeln, denn von selbst wirds nicht besser.
LG Biggi
von Biggi0001 » 18.08.2010, 23:42
Genau - und auf diese ordentliche Einarbeitung musst du bestehen, ggf. würde ich mich auch an den Integrationsfachdienst wenden, dein Versorgungsamt kann dir da weiterhelfen mit der Adresse, oder such einfach mal im Telefonbuch nach.
Der IFD unterstützt dich als Schwerbehinderten und ist in so fern eine gute Anlaufstelle, weil er nicht zur Firma gehört und erleichtert möglicherweise auch das Gespräch mit dem Chef.
Wie gesagt, mein dringender Rat ist nur, nicht allzu lange damit zu warten, denn wenn du den Laden dann ohne entsprechende Einarbeitung alleine schmeißen sollst, sind Fehler vorprogrammiert, die garantiert nicht zur Verbesserung der Atmosphäre beitragen werden
Die Forderung nach einer entsprechend gründlichen Einarbeitung und dem angemessenen Zeitrahmen ist ja nichts "Ehrenrühriges", sondern ein ganz normaler Anspruch den du hast.
Liebe Grüße von Biggi
von thomas1967 » 18.08.2010, 23:47
Biggi0001 hat geschrieben:Genau - und auf diese ordentliche Einarbeitung musst du bestehen, ggf. würde ich mich auch an den Integrationsfachdienst wenden, dein Versorgungsamt kann dir da weiterhelfen mit der Adresse, oder such einfach mal im Telefonbuch nach.
Der IFD unterstützt dich als Schwerbehinderten und ist in so fern eine gute Anlaufstelle, weil er nicht zur Firma gehört und erleichtert möglicherweise auch das Gespräch mit dem Chef.
Wie gesagt, mein dringender Rat ist nur, nicht allzu lange damit zu warten, denn wenn du den Laden dann ohne entsprechende Einarbeitung alleine schmeißen sollst, sind Fehler vorprogrammiert, die garantiert nicht zur Verbesserung der Atmosphäre beitragen werden
Die Forderung nach einer entsprechend gründlichen Einarbeitung und dem angemessenen Zeitrahmen ist ja nichts "Ehrenrühriges", sondern ein ganz normaler Anspruch den du hast.
Liebe Grüße von Biggi
von thomas1967 » 19.08.2010, 01:11
Noch ein kleiner Nachtrag, falls das untergegangen sein sollte:
Nach wie vor habe ich einen hochfloriden Morbus Crohn, den ich derzeit nur durch die Einnahme von Cortison - mehr oder weniger - im Griff habe. In schöner Regelmässigkeit (alle 10, zuletzt 9 Jahre) hat er dazu geführt, dass ich im Krankenhaus gelandet bin und operiert werden mußte. Deshalb habe ich mir vorgenommen, zu reagieren, BEVOR das wieder in die Hose geht.
MfG
Thomas
von Beutelmaus » 19.08.2010, 05:46
Hallo Thomas,
ähnlich wie Du, hatte ich auch eine Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell. Bei mir war es einfach noch zu früh. Durch den Druck von dem Arbeitgeber, der Krankenkasse und zu wenig Beratung habe ich die falschen Entscheidungen getroffen.
Die Gesundheit ist das Wichtigste und Menschen zu finden, zu denen man Vertrauen haben kann.
Wünsche Dir viel Glück und dass Du die richtigen Entscheidungen für Dich triffst.
Gruß
Monika
von thomas1967 » 03.10.2010, 12:47
Nachdem nun einige Wochen vergangen sind, kann ich mittlerweile wohl sagen, dass ich es geschafft habe, mich durchzubeissen. Die Angst davor, zur Arbeit zu gehen ist weg und ich kann mittlerweile - weitestgehend - selbständig arbeiten. Ein gutes Gefühl.
Somit ist im Moment alles im grünen Bereich. Noch eine Woche arbeiten und dann wird sukzessive mein Resturlaub aus den Jahren 2009 und 2010 abgebaut. Alles eingereicht und genehmigt.
Nochmals Danke an jene, die mir hier eine Antwort gegeben haben.
MfG
Thomas
von MiniBonsai » 03.10.2010, 14:24
Das klingt gut und ich wünsche dir weiterhin gute Erfolge ... an der Arbeit und gesundheitlich!
MiniBonsai
von Webkänguru » 03.10.2010, 16:13
Hallo Thomas,
ich wünsche dir weiterhin alles Gute im Job, dein letzter Beitrag hört sich doch schon richtig gut an
Viele Grüße,
euer Webkänguru
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