von doro » 10.02.2007, 19:16
Ich habe heute einen ablehnenden Bescheid zu einem Antrag auf RF ( befreiung der Rundfunkgebührenpflicht )gesehen, der hat mit Tränen in die Augen getrieben
Diese Begründung mag ich akzeptieren,so soll es auch sein:
Bei der Frage, ob Behinderte auf Ihre Umgebung unzumutbar abstoßend oder erheblich störend wirken, ist der Öffentlichkeit jedoch ein hohes Maß an Belastung durch behindertenbedingte Auffälligkeiten zuzumuten. Das Schwerbehindertengesetz dient nämlich der Eingliederung und nicht der Ausgrenzung Behinderter.
Hier habe musste ich schlucken:
Das Merkzeichen „RF“ steht empfindsamen Behinderten nicht deshalb schon zu, wenn sie die Öffentlichkeit um der anderen Willen meiden.
:shock::shock::shock::shock::shock::shock::shock:
Ist es empfindsam, weil es peinlich ist Kot – kleckernderweise durch Kino/Theater/Konzertsaal durch die Reihe eng an den Zuschauern vorbei etliche Stufen hoch und ab zum Klo marschieren muss.
Bin ich empfindsam, wenn weil mir die Platte schon bei dem Gedanken es könnte wieder passieren, vom Bauch fällt.
Um nicht Mißverstanden zu werden, es geht mir hier nicht um die Ablehnung des Bescheides,es ist die Begründung die ich Menschenverachtend finde.
von Biggi0001 » 10.02.2007, 19:47
Hallo Doro,
da musste ich auch erst mal schlucken .... ich persönlich habe die Regularien in Bezug auf Behinderung auch immer als "integrativ" gesehen, ohne Frage.
Daß aber hier Integration mit der Holzhammer-Methode betrieben werden soll, ist schon fraglich.
Gedankenspiel: Demnächst werden alle Merkzeichen abgeschafft, weil man ja z.B. im Falle einer "ständig notwendigen Begleitung" von den lieben Mitmenschen verlangen kann/soll, im Ernstfall hilfreich zur Seite zu springen. Dieses kann man beliebig auf alles Weitere übertragen.
Doro, du weißt ja, daß ich die meisten Dinge relativ gelassen sehe, bzw. sie zurückführe auf die Basics im Sinne von "die Richtlinien, Gesetze oder Vorschriften sind halt so, basta", aber hier erlaube auch ich mir ein etwas ungutes Gefühl ob dieser Begründung.
Es grüßt herzlich eine nachdenkliche Biggi0001
von Lupus » 10.02.2007, 20:28
Hoi jetzt meldet sich mal wieder Maria,
Liebe Doro, leider ist unsere Gesellschaft so, wie du gelesen hast (dein Zitat). Ich musste schon in jungen Jahren erfahren, was das heisst, mit einer Behinderung zu leben und ich musste Feststellen, alle Gesetzte dienenim Prinzip nur dazu, Menschen, die anders sind, als die Allgemeinheit (siehe auch Werbung) nicht zu helfen, sondern sie zu behindern. Ich habe mir angewöhnt, meine Behinderung so zu kompensieren, dass sie einem Normalo nicht auffällt. Ich selbst finde das nicht unbedingt ok, aber es bleibt uns wohl nicht anderes übrig. Was glaubst du, warum es Kinderheime, Altenheime Behindertenheime, Tierheime, usw. gibt? doch nur, um die Gesellschaft von dem Anblick eines "Nicht Normalen" zu schützen. Bis heute kann ich es nicht verknusen, wenn mir einer sagt, dass ich meine Behinderung gut im Griff habe. Die Abgrenzung eines Menschen ist doch vielmals die, dass es heisst, er würde sich anders benehmen als Tiere und Menschlichkeit auch gegenüber den Menschen zum ausdruck bringen, die eben nicht normal im üblichen Sinn sind, doch was macht unsere Gesellschaft? Behinderte jedweder Art sind Aussenseiter, die das Bild der Gesellschaft schädigen, und das Bild unserer Gesellschaft wird eben mal von "Normalos" gestaltet. Nichtsdestotrotz haben wir "Nichtnormalos" doch den anderen einiges voraus denke ich. Einfühlungsvbermögen, Verständnis, Nachsicht u.v.m
Meine grössten Lehrmeister in Bezug auf Menschlichkeit waren körperlich oder geistig behinderte Menschen und nicht kalt rechnende Normalos, die mit aller Gewalt versuchen anderssein zurechtzubiegen, dass sie passen. Ich bin mit mir als Mensch, so wie ich heute bin zufrieden, das habe ich u. a. auch meiner Behinderung zu verdanken.
Trotzdem löst es nicht das Problem der gesellschaftlichen Akzeptanz. Auch ich rechne momentan damit, wie ich meine Familie finanziell durchbekomme und da wäre mir jeder Penny, den ich weniger ausgeben müsste recht. Leider ist unsere Welt aber so wie sie ist und ich glaube nicht, dass wir da irgendwas daran ändern können, obwohl ich es mein Leben lang versucht habe.
Ich versuche es weiter
In Gedanken drücke ich dich, lass dich nicht unterkriegen
Liebe Grüsse Maria
von doro » 10.02.2007, 20:47
Liebe Maria,
da ich viele Jahre mit blinden und sehbehinderten Menschen gearbeitet habe, sie mit Bus/Bahn auf Reisen und im Umgang des täglichen Lebens begleitet habe, kenne ich das oft ungeschickte Helfen wollen, aber immerhin helfen wollen, mitleidige Blicke und so weiter. Das finde ich sehr menschlich.
Was mich erschreckt ist die Begründung. Wenn ich mir vorstelle, wie so ein Mensch reagiert,wenn ich vor seinem Schreibtisch sitze und lasse mein Beutelchen ab. :D:D
Nein, Du kennst es ja, was uns nicht umbringt macht uns stark und Sesselpuper konnten mich noch NIE verschrecken.
in diesem Sinne liebe Grüße in die Berge.
P.S. Widerspruch ist in Arbeit
von Julchen » 10.02.2007, 21:20
Genau Doro, laß dich nicht unterkriegen .., fertige einen gepfefferten Widerspruch.
Ick drücke dir die Daumen.
LG Julchen
von wolli111 » 10.02.2007, 22:57
rechte Harken, linke Ecke und K:O::ballon::ballon::ballon:
von Axel » 10.02.2007, 23:38
Hallo Doro ... mir treibts die Tränen in die Augen ... vor Wut!
Toi toi toi - Gruß Axel
von Rosinante » 11.02.2007, 01:00
Menschenverachtend fände ich eher die Antwort: Liebe Frau Doro! Es ist wirklich unzumutbar dass sie mit einem Beutel voll Kacke ins Kino oder ins Konzert gehen. Bleiben sie daheim und genießen sie ihre Rundfunk-Geühren-Befreiung.
Nun, ich finde es schon etwas.. hmmm seltsam, dass jedem neuen Stomaträger reflexartig geantwortet wird, dass das Leben mit/trotz Stoma völlig normal ist; das Sozialleben ungehindert weitergeht; Kacke ja völlig normal sei und der Versorgungswechsel beim Partner ja ein ganz selbstverständlicher Liebesbeweis sei... nur Mimosen nicht ins Bad oder die Sauna gehen.... ~u.s.w. nachzulesen in unzähligen Beiträgen ~ und dann soll diese Begründung menschenverachtend sein... Das ist mir wirklich unverständlich.
Sabine
von Rosinante » 11.02.2007, 01:03
Wenn ich mir vorstelle, wie so ein Mensch reagiert,wenn ich vor seinem Schreibtisch sitze und lasse mein Beutelchen ab.
von doro » 11.02.2007, 09:14
Nun, Rosinante ( Sabine) wir sind halt alle aus einem anderen Holz geschnitzt Deshalb haben bei dem Bescheid auch manche andere Empfindungen wie ich
Das ist auch gut so.
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