von Birgit R. » 27.01.2009, 20:04
Hallo Angie,
na ja..... wenn es einen selber betrifft, mag alles einfacher sein.
Mein Vater war und ist alles andere als unkompliziert. Dazu kommt zunehmende Lebensunlust und alles, was mit dem Stoma zu tun hat und nicht hinhaut, lässt ihn verzweifeln.
Er vertraut mir da auch nicht gerade, weil er ja weiß, ich habe keine Erfahrung bzw. auch jetzt noch nicht sooo viel.
Die Probleme mit seinem Stoma begannen ja schon im KH, setzten sich zur Kur fort, gingen hier weiter.
Da lässt er nicht einfach herumprobieren...
Es tritt ja schon so immer wieder ein Problem auf bzw. läuft etwas aus, löst sich.
Wenn ich nicht im Haus wohnen würde, würde er noch mehr Panik haben, als so schon, wenn alles ausläuft. Dann steht er in meiner Wohnung hilflos wie ein Kind und total depressiv.
Er bekommt ja auch die Gespräche mit der Schwester mit und sie probiert einiges etc.
Natürlich vertraut er ihr mehr als mir.
Wenn nämlich dann etwas schief geht, weil ich die Platten von Convatec einfach so probiert habe, dreht er ganz am Rad.
Und da die Platten so oft nicht gehalten haben, vor allem wenn etwas auf das Geschwür geklebt wurde, traue ich mich nicht von allein etwas zu probieren...
VG
Birgit R.
von Monsti » 27.01.2009, 20:17
Hallo Birgit,
keine Sorge, ich verstehe ich sehr gut! Wenn ich mir vorstelle, ich müsste bei meinem ewig klugscheisserischen und eigensinnigen Vater eine Stomaversorgung vornehmen, wird's mir gleich ganz anders. :shock: Ich bewundere Dich um Dein Engagement! Mehr als das Zuschauen bei der Arbeit der Stomatherapeutin, der Sammlung von Erfahrungen bei der eigenen Arbeit und dem Kontakt zu uns kannst Du wirklich nicht tun. Ich finde, Du meisterst die Situation großartig!
Liebe Grüße aus dem schönen Tirol
Angie
von Melli » 27.01.2009, 20:22
Mit Hautschutzring hatte sie auch schon mal probiert. Das hielt nicht. Die Schwester meinte, das wäre nicht günstig, eher bei den konvexen Platten. So habe ich das zumindest verstanden. Außerdem wäre auf den Platten bereits etwas, was heilt.
von Monsti » 27.01.2009, 20:35
Hallo Birgit,
habt Ihr es denn mal versucht, dass zwar Du oder die Stomatherapeutin die Versorgung anbringen, sie aber Dein Vater selbst überall ordentlich andrückt? Ohne festes Andrücken würde bei mir wirklich nix am Bauch halten. Nur eine Idee, wenn sich Dein Vater schon nicht selbst versorgen kann ...
Liebe Grüße
Angie
von Melli » 27.01.2009, 21:32
Mag jetzt etwas umbarmherzig klingen, aber...ist dein Vater aus körperlichen oder psychischen Gründen nicht in der Lage, es mal selber zu probieren? Bei Letzterem sollte man ihn vielleicht mal vorsichtig in den Hintern treten. Er scheint sich ja über Experimente beschweren zu können...dann soll er es selber versuchen (wenn möglich), man selber hat da ein total anderes Feeling, es geht wirklich 100% besser
von Monsti » 27.01.2009, 21:47
man selber hat da ein total anderes Feeling, es geht wirklich 100% besser
von Birgit R. » 28.01.2009, 00:46
Nein, das schafft er nicht.
Zum einen weil er fast 85! ist, zum anderen weil er rechts mit der Hand nicht so gut kann, zum dritten, weil er ds per Spiegel nicht packen würde und so erst recht nicht. Er kann ja nicht mal richtig auf sein Stoma schauen, außer im Spiegel.
Mein Vater hat seit der OP körperlich sehr abgebaut. Er bekommt jetzt Psychopharmaka, weil er an Angst- und Erschöpfung leidet, durch den Krebs, die OP, Bestrahlung, Chemo, ständige KH-Aufenthalte und die Sache mit der Blase noch dazu.
Er könnte ber sich selbst die Platte nie anbringen, das Loch ausschneiden, Beutel anbringen, Pflaster kleben, Paste aufbringen. Und das noch so, dass alles hält.
Wenn die Platte unterwandert war, sich ganz oder teilweise gelöst hat, weiß er gar nicht, was er zuerst machen soll. Er packt es nicht und ich hatte schon gewaltig zu tun, das in den griff zu bekommen, sauber zu bekommen.
Wie soll das ein 85jähriger schaffen, der zudem ziemlich fertig ist und am liebsten sterben möchte, weil er das ganze nicht mehr verkraftet?
Mein Vater war immer sehr fit und hat viel mehr gepackt als mancher 70jährige. Nach der OP ging es bergab. Damit hat er schon allein ein Problem. Er will noch etwas tun, aber er schafft fast nichts mehr.
Dass ein Mensch mit 85 und in so einer Verfassung noch dazu, das nicht kann, das haben die Begutachter der Pflegestufe und die Stomaschwester ohne sie darauf hinzuweisen sofort gesehen.
Außerdem, und das solte man hier nicht vergessen, kommt in dem Alter der Altersstarrsinn dazu.
Und gegen diesen kann man bekanntlich nichts tun.
Es wird ja seit Wochen probiert und probiert. Na klar hat er den Kanal voll, schon weil er fremde HIlfe braucht, mich ständig behelligen muss.
Wenn ich aber jetzt wieder etwas von mir aus probiere, ohne das mit der Schwester abzuklären, wird sie natürlich auch nicht begeistert sein, weil sie ja nun auch bemüht ist, das Problem und Geschwür in den Griff zu bekommen und scheinbar Platten von Convatec nicht da hat.
Ich verstehe nicht, dass jemand mit 85 so beurteilt wird, wo man doch weiß, wie es um die meisten alten Leute bestellt ist, gerade nach einer so schweren OP und dass alte Leute zudem alle schwierig werden...
von doro » 28.01.2009, 09:27
Dieses " schwierig" werden ist die letzte Abwehrmaßnahme des alten Menschen gegen das was ihnen vom Leben aufgebürdet wird ohne dass sie sich dagegen wehren können. Für uns ist das Leben mit Stoma,wenn es keine Komplikationen mit sich bringt ein Klacks,für alte Menschen die ihr Leben gelebt haben, ein Horror.und dass alte Leute zudem alle schwierig werden...
Ich verstehe nicht, dass jemand mit 85 so beurteilt wird, wo man doch weiß, wie es um die meisten alten Leute bestellt ist, gerade nach einer so schweren OP und dass alte Leute zudem alle schwierig werden...
von Monsti » 28.01.2009, 12:28
Hallo Birgit,
es geht doch nicht um "Beurteilung" oder gar "Verurteilung", sondern lediglich um Kleinigkeiten, die Dein Vater vielleicht selbst zur Versorgung beitragen könnte (wie z.B. sowas wie Mitarbeit beim Andrücken der Platte). Wir überlegen doch nur gemeinsam mit Dir, welche Möglichkeiten man noch ausschöpfen könnte, damit das ständige Unterlaufen minimiert wird.
Liebe Grüße
Angie
von Birgit R. » 28.01.2009, 13:19
Hallo,
also dass ein 85jähriger nach einer so schweren OP und allem drum und dran, mein Vater hatte ja eine leichte Bauchfellentzündung nach der OP, so dass noch mal aufgemacht werden musste, seine Versorgung nicht so in den griff bekommt, wie jemand mit 58, das ist, sollte sicher jedem klar sein.
In dem Alter sind die meisten Menschen ohnehin für vieles unzugänglich, borniert. Das Alter halt ...
Dazu kommen die Probleme mit der Blase, die uns auch imemr wieder zum Urologen und in die Notaufnahme treiben.
Dass so ein alter Mensch, der zuvor seinen gesamten Haushalt grundlegend selbst geschmissen hat, dann ganz tief fällt, ist auch logisch.
Die Psyche erledigt dann den rest. Ihm wurde ja bereits zur Kur ein Psychologe angeraten.
Aber das verstehen alte Leute meist nicht. Sie sind ja nicht "blöd", sehen einen Psychologen als Psychiater an.. Und sie meinen, nur ihre Erkranung lässt es sie so schlecht gehen. Das mit der Psyche verstehen viele in dem Alter nicht mehr.
Ich hatte ja vor Jahren einen Lehrgang, in dem u. a. einige psycholgische Aspekte des Alterns abgehandelt wurden.
Und mein Vater ist schon immer schwierig gewesen, sehr starr in seinen Ansichten etc.
Das hat sich natürlich nun alles verschärft.
Mein Vater streicht seinen Beutel selbst aus, Angie!
Das tut er von Anfang an. das klappt auch. Bis auf die danach oft hygienischen Mängel in Bad und WC...
Er sieht eben auch etwas schlecht.
Ok, damit kann ich leben.
Aber eine Platte selbst anbringen .... undenkbar.
Wie gesagt, gerade wenn sich die Platten auch nur ein wenig gelöst hatten, weil sie unterlaufen waren, weiß man ja selber erst mal gar nicht, gerade mitten in der Nacht, wo man anfangen soll.
Wie soll ein panischer 85jähriger das in den Griff bekommen. Damit ist manch jüngerer Mensch dann überfordert.
Und die Platten haben sich ja bisher nicht gerade selten gelöst.
Er kann sein Stoma ja nicht selber richtig sehen, spiegelverkehrt "arbeiten" kann man einem so alten Mann auch schlecht zumuten...
Ich haben mir viele Tipps und HInweise von euch hier entnommen und diese alle der Stomaschwester unterbreitet. Ihr habt mir also schon geholfen bisher.
Ich habe meinem Vater auch gesagt, es geht nicht nur ihm so, bei anderen halten die Platten auch oft nicht.
Das hilft ihm nicht weiter, aber es beruhigt vielelicht ein wenig. Er weiß, dass er nicht allein mit diesem Problem ist.
Das ist sicher nicht unbedeutend. Gerade bei Kindern nicht und alten Menschen nicht. Alte Leute werden ja langsam wieder zu Kindern in manchem Verhalten...
VG
Birgit R.
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